psychiatrische Diagnostik

Die psychiatrische Diagnostik ist die Diagnostik die die krankheitswertigen Störungen der Psyche in der Psychiatrie nach einem System geordnet erfasst.

Es bestimmt die psychiatrische Diagnostik die psychischen Störungen also systematisch gemäß der psychiatrischen Klassifikation.

Dabei werden die unterschiedlichen Störungen der Psyche in der psychiatrischen Diagnostik aufgrund der unterschiedlichen klinischen Erscheinungsbilder nach einem System geordnet psychopathologisch begründet erkannt und bestimmt.

Beziehungsweise kann man in der Psychiatrie die unterschiedlichen psychischen Störungen auf Basis der psychopathologischen Phänomene mit Hilfe der psychiatrischen Kategorien (der angewandten psychiatrischen Klassifikation) nach einem System geordnet bestimmen.

Daher kann die psychiatrische Fachperson (Psychiater/Psychiaterin) auf Grundlage der vorliegenden psychopathologischen Phänomene den psychischen Symptomenkomplex durch vernünftige Überlegung erkennen, und aufgrund ihres fachlichen Wissens gemäß der angewandten psychiatrischen Klassifikation respektive gemäß der psychiatrischen Diagnostik bestimmen.

Es kann die Fachperson im konkreten Fall also durch rationale Überlegung entscheiden welche psychiatrische Diagnose zutreffend ist.

Die Fachperson kann nämlich die infrage kommenden psychiatrischen Ideen – auf der „Ebene der Ideen“ – miteinander vergleichen (Ponderieren der Ideen) und kann dadurch psychopathologisch begründet entscheiden was zutreffend ist.

Man kann also festhalten: in der psychiatrischen Diagnostik werden die psychischen Störungen – und damit die psychiatrischen Diagnosen – durch das Vergleichen und Gewichten der psychiatrischen Ideen erkannt und bestimmt.

Ebenso kann man sagen, dass in der psychiatrischen Diagnostik der psychische Symptomenkomplex aufgrund der vorliegenden psychopathologischen Phänomene erkannt und bestimmt wird.

Es bestimmt hier also die klinische Erscheinung und deren Verlauf die psychiatrische Diagnose (vgl. mit Kahlbaum Zitat 1). 

Dabei hat der Nervenarzt Wilhelm Griesinger erkannt, dass die krankheitswertigen Störungen der Psyche auf Basis der psychischen Anomalie nach einem System geordnet in der Diagnostik bestimmt werden (vgl. mit Griesinger Zitat).

Auf dieser Basis kann man in der Psychiatrie nämlich die unterschiedlichen psychischen Symptomenkomplexe – unter Beachtung des Verlaufs – durch die philosophische Methode der Dialektik – somit auf Grundlage der (reinen) Vernunft (vgl. mit Kant Zitat 10) bzw. auf Grundlage der psychopathologischen Phänomene systematisch erkennen und in der psychiatrischen Diagnostik bestimmen – und diese sodann in der psychiatrischen Wissenschaft systematisch studieren.

Damit wird deutlich, dass die Diagnostik, die Klassifikation und die Systematik – in der Psychiatrie – sich auf psychopathologische Phänomene gründet, und diese durch das Vergleichen und Gewichten von Vorstellungen bzw. durch das Vergleichen und Gewichten der Ideen vermittelt durch die Schemata der Ideen – auf der „Ebene der Ideen“ – also dialektisch angenähert in Bezug auf (definierte) Typen (Karl Jaspers) erkannt und bestimmt (vgl. mit Jaspers Zitat und Kant Zitat 7).*

Daher kann man sagen,  dass die psychiatrische Diagnostik und die psychiatrische Klassifikation das Zentrum der psychiatrischen Systematik bilden.*

Und ferner kann man sagen, dass in der Psychiatrie die Diagnostik der krankheitswertigen Erscheinungen der Psyche auf der Phänomenologie bzw. auf der Psychopathologie beruhen.

Diesen Sachverhalt hat Karl Jaspers im Prinzip schon als junger Psychiater im Jahr 1913 realisiert, wenn er sein Buch „Allgemeine Psychopathologie“ in der 1. Auflage geschrieben hat, dass man (in der Psychiatrie) psychopathologisch beobachten, psychopathologisch fragen, psychopathologisch analysieren, psychopathologisch denken lernen muss (vgl. mit Jaspers Zitat 11).

Und zu einem späteren Zeitpunkt hat Jaspers durch die Vertiefung seines eigenen Grundwissens  durch das (neuerliche) Studium der Philosophie von Immanuel Kant, insbesondere durch dessen Ideenlehre in der Kritik der reinen Vernunft und in der Kritik der Urteilskraft (vgl. mit Jaspers Zitat 14a), ab der 4. Auflage seiner „Allgemeinen Psychopathologie“ aufgezeigt, dass ich die einzelne psychische Erscheinung durch die denkende Anschauung unter Führung von Ideen durch das Schema der Idee in Bezug auf den (definierten) Typ erkenne und bestimme (vgl. mit Jaspers Zitat).*

Auf diese Art und Weise kann in der Psychiatrie auch heute – die mit der psychischen Störung befasste psychiatrische Fachperson (Psychiater/Psychiaterin) – sowohl die normalen psychischen Phänomene wie auch die psychopathologischen Phänomene und auch den psychischen Symptomenkomplex der psychischen Störung durch ihr psychiatrisches Denken psychopathologisch – und daher rational begründet – erkennen und in der psychiatrischen Diagnostik bestimmen.

Mit anderen Worten: es kann hier die Fachperson durch das Vergleichen und Gewichten ihrer fachlichen Ideen respektive durch das Ponderieren der Ideen (Immanuel Kant) – auf Grundlage ihrer klinischen Erfahrung und vernünftigen Überlegung – dialektisch erkennen und bestimmen, was zutreffend ist.

Den psychischen Sachverhalt kann ich als fachlich ausgebildetes Subjekt also mit der philosophischen Methode der Dialektik – und daher nur subjektiv gültig – erkennen und bestimmen (vgl. mit Kant Zitat 7), weil ich das Ganze als Idee nicht geradezu erkennen kann, sondern ich mich dem Ganzen (als Idee) durch das Schema (der Idee) nur nähern kann (vgl. mit Jaspers Zitat).*

So kann ein Psychiater etwa auf Grundlage der  psychiatrischen ICD-10 Klassifikation (oder auf Grundlage der DSM-V Klassifikation) durch die Anwendung der psychiatrisch-diagnostischen Ideen das klinische Erscheinungsbild (der psychischen Störung) durch das Schema der Idee erkennen (vgl. mit Kant Zitat 7 und mit Jaspers Zitat) und dadurch die psychiatrische Diagnose – auf Grundlage der angewandten Ideenlehre – die hier durch die angewandte psychiatrische Klassifikation repräsentiert wird – systematisch erkennen und rational begründet bestimmen. 

(Anmerkung: Karl Ludwig Kahlbaum spricht daher von einem Eintheilungs-Fachwerk (vgl. mit Kahlbaum Zitat 1)).*

Oder man kann auch sagen, dass der befasste Psychiater durch die Kenntnis der psychiatrischen Ideen und durch die Anwendung der psychiatrischen Kategorien durch das Ponderieren der Ideen (Immanuel Kant) die einzelnen psychopathologischen Phänomene und den psychischen Symptomenkomplex der psychischen Störung subjektiv gültig erkennen und dadurch die psychiatrische Diagnose subjektiv gültig systematisch bestimmen kann.

Die psychiatrische Fachperson (Psychiater/Psychiaterin) erkennt die unterschiedlichen krankheitswertigen Erscheinungen der Psyche also durch die Anwendung der (diagnostischen) Ideen, die sie auf die psychischen Auffälligkeiten angewendet bzw. projiziert – was nachfolgend auf Grundlage der „Allgemeinen Psychopathologie“ von Karl Jaspers und auf Basis der Philosophie von Immanuel Kant noch weiter im Detail aufgezeigt und diskutiert wird.

Somit kann man schon an dieser Stelle festhalten, dass die psychiatrische Diagnostik wie auch die psychiatrische Klassifikation auf der psychiatrischen Systematik beruhen, durch die die unterschiedlichen psychischen Störungen in der psychiatrischen Praxis systematisch erfasst und sodann in der psychiatrischen Wissenschaft systematisch studiert werden können.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet kann man sagen: dass die psychiatrische Diagnostik das Verfahren ist durch das ein Psychiater die krankheitswertigen Erscheinungen der Psyche durch die passende Idee auf der „Ebene der Ideen“ nach einem System geordnet erkennt, weil er als Fachperson den psychischen Sachverhalt durch das (definierte) Schema der (diagnostischen) Idee erkennt – in dem er auf der Ebene seiner Vorstellungen – die unterschiedlichen (diagnostischen) Ideen miteinander vergleicht und dadurch den passenden Typ erkennt und subjektiv gültig bestimmt (vgl. mit Jaspers Zitat). Der befasste Psychiater kann also auf der „Ebene der Ideen“ – den psychischen Sachverhalt durch den passenden Begriff (der psychiatrisch-diagnostischen Idee) erkennen und dadurch die psychiatrische Diagnose bestimmen. Es erkennt hier die Fachperson also durch das Ponderieren der Ideen (Immanuel Kant) die systematische Einheit der Idee bzw. bestimmt sie dadurch den passenden Begriff (der Idee) der als Gegenstand in der Idee in ihrem Bewusstsein erscheint (vgl. mit Kant Zitat 7). Man kann auch sagen, dass die befasste Fachperson die zutreffende Idee mithilfe der philosophischen Methode der Dialektik durch das Ponderieren der Ideen (Immanuel Kant) erkennt und dadurch die psychische Störung bzw. die psychiatrische Diagnose subjektiv gültig bestimmt.

Oder anders formuliert kann man sagen: die psychiatrische Diagnostik ist das Verfahren durch das ein Psychiater infolge seiner denkenden Anschauung und unter Führung von Ideen den passenden Typ durch das Schema der  Idee (vgl. mit Jaspers Zitat) (auf Grundlage der Systematik) erkennt und dadurch die psychiatrische Diagnose (systematisch) bestimmt. Ebenso kann man unter Anwendung der Sichtweise von Karl Jaspers sagen: ein Psychiater erkennt in der Psychiatrie die psychische Störung (nach einem System geordnet) durch das (diagnostische) Schema der Idee , wobei hier die Idee eine Idee im Kantischen Sinne ist (vgl. Jaspers Zitat 6), (weil sie auf einer systematischen Einheit) beruht.*

Dabei meint Jaspers mit einer Idee im Kantischen Sinne eine Idee, die man nicht physisch (biologisch) bestimmen kann. Es ist diese kantische Idee also eine bloße Idee, weil eine psychiatrische Idee – so wie eine psychologische Idee eine Idee ist, die nicht physisch bzw. die nicht biologisch – also nicht durch biologische Befunde bestimmt und überprüft werden kann (vgl. mit Kant Zitat 4). Man kann auch sagen: es ist dies eine Idee für die es keinen Probierstein der Erfahrung gibt (vgl. mit Kant Zitat 10), weil sie sich auf ein transzendentes Erkenntnisobjekt bezieht bzw. ist diese Idee eine transzendentale Idee (vgl. mit Kant Zitat 8a).

Daher kann ich (als Fachperson) das Ganze als Idee nicht geradezu erkennen, sondern ich kann mich diesem Ganzen als Idee durch das Schema der Idee nur nähern (Karl Jaspers – vgl. mit Jaspers Zitat).

Demgemäß werden in der psychiatrischen Diagnostik die unterschiedlichen psychischen Störungen durch psychopathologische Phänomene auf Grundlage der psychiatrischen Kategorien (der angewandten psychiatrischen Klassifikation) erkannt und bestimmt.

Die psychiatrische Diagnostik beruht also auf den klinischen Erscheinungen bzw. den unterschiedlichen klinischen Erscheinungsbildern (der psychischen Störungen), die gemäß der psychiatrischen Klassifikation – oder man kann auch sagen: gemäß der psychiatrischen Systematik nach einem System geordnet – somit systematisch – auf Grundlage der Phänomenologie bzw. auf Grundlage der Psychopathologie in der psychiatrischen Diagnostik bestimmt werden.

Dabei sind derzeit bezüglich der Klassifikation der psychischen Störungen in der psychiatrischen Praxis und in der psychiatrischen Wissenschaft die psychiatrische ICD-10 Klassifikation und die DSM-5 Klassifikation in Verwendung.

Die psychiatrische Diagnostik leistet im Verbund mit der angewandten psychiatrischen Klassifikation also das Erkennen und damit das Diagnostizieren der krankheitswertigen psychischen Erscheinungen (vgl. mit Kahlbaum Zitat 2) gemäß einer vereinbarten Konvention.

Es werden somit in der Psychiatrie die psychischen Störungen aufgrund der psychopathologischen Phänomene, nämlich durch die charakteristischen psychischen Symptome und durch die krankheitswertigen psychischen Phänomene durch den Bezug auf (definierte) Typen (Karl Jaspers) durch die Schemata der Ideen (vgl. mit Jaspers Zitat) erkannt.

Daher wird die psychische Störung psychopathologisch begründet durch den psychischen Befund – der ein subjektiver Befund ist – von der Fachperson in der psychiatrischen Diagnostik erfasst, wohingegen in der Medizin ein Arzt eine allgemein gültig bestimmbare gesundheitliche Störung/Krankheit des Körpers durch den objektiven Befund bzw. durch den physischen Befund erfasst und dadurch die entsprechende medizinische Diagnose in der medizinischen Diagnostik bestimmt.

Wegen der anderen Grundlage des Wissens kann man in der psychiatrischen Diagnostik durch physische Befunde etwa durch biologische Befunde, oder durch biochemische Befunde oder durch bildgebende Befunde, wie man sie etwa mit der Methode der Computertomographie (CCT) oder durch die Magnetresonanztomographie (MRT), oder durch die Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT), oder in der Genetik im Hinblick auf eine psychische Störung erhebt, eine Störung der Psyche unter Umständen durch eine biologische Ursache erklären und ihr Auftreten dadurch biologisch begründet verstehen, aber diagnostisch bestimmen kann man sie dadurch nicht, weil es einen großen Unterschied macht ob etwas meiner Vernunft, als ein Gegenstand schlechthin, oder nur als ein Gegenstand in der Idee gegeben wird (Immanuel Kant – vgl. mit Kant Zitat 7) bzw. weil es den großen Unterschied zwischen einer faktischen Einheit und einer systematische Einheit gibt (Weiteres dazu in diesem Beitrag und auf Poster 6: Diagnosis in Psychiatry – the Role of Biological Markers – an investigation in the light of Immanuel Kant`s philosophy; sowie in meinem Buch*).

Man kann also zu Recht sagen: der Psychiater und Philosoph Karl Jaspers hat auf Basis der Philosophie von Immanuel Kant die Grundlage der psychiatrischen Diagnostik erkannt (vgl. mit Jaspers Zitat 14) wenn er in seinem Buch „Allgemeine Psychopathologie“ (ab der 4. Auflage) sinngemäß schreibt, dass psychische Erscheinungen unter Führung von Ideen durch die denkende Anschauung durch die Schemata der Ideen in Bezug auf (definierte) Typen (- somit auf der „Ebene der Ideen“ -) erkannt werden, wohingegen in der Medizin viele gesundheitliche Störungen (Krankheiten) in Bezug auf Gattungen (- auf der „Ebene der Objekte“ bzw. auf der Ebene des Körpers) durch Fakten begründet erkannt und daher allgemein gültig bestimmt werden können (vgl. mit Jaspers Zitat).

Es werden die unterschiedlichen psychischen Erscheinungen und damit auch die psychischen Störungen bzw. die psychiatrischen Diagnosen – grundsätzlich auf der „Ebene der Ideen“ – auf Basis von definierten psychiatrischen Ideen durch die Gegensätze der Ideen (vgl. Jaspers Zitat 7b und mit Jaspers Zitat 9) mit der philosophischen Methode der Dialektik durch die Zugehörigkeit zu verschiedenen (definierten) Typen erkannt (vgl. mit Jasper Zitat).

Damit führt die philosophische Methode der Dialektik zum Erkennen der psychiatrischen Kategorie bzw. kann dadurch die psychischen Störung subjektiv gültig bestimmt werden.

Und es können in der psychiatrischen Wissenschaft auf dieser Grundlage die unterschiedlichen psychischen Störungen rational begründet – auf Basis dieses Systems – somit systematisch studiert werden, ohne dass die Ursache der jeweiligen psychischen Störung bekannt ist/oder bekannt sein muss!*

Weil die psychischen Erscheinungen nur auf der „Ebene der Ideen“ – man kann auch sagen: nur auf der Ebene der Vorstellungen – in Bezug auf definierte Typen somit nur in Bezug auf definierte Ideale erkennbar und diagnostisch bestimmbar sind, kann man in der Psychiatrie  das jeweilige Wissen nur subjektiv gültig erlangen (Anmerkung: dies gilt auch für die Psychologie und Psychotherapie); wohingegen man in einem Teilbereich der universitären Medizin objektiv gültige Erkenntnisse und damit allgemein gültige Erkenntnisse (auf der Ebene des Körpers) erlangt.

Es können daher in der Psychiatrie (Psychologie und Psychiatrie) die Erkenntnisse und damit auch die psychiatrischen Diagnosen nur einleuchtend evident erkannt werden, wohingegen in der Medizin in einem Teilbereich die medizinischen Diagnosen augenscheinlich evident erkannt werden. Demgemäß wird das fachliche Wissen in der psychiatrischen Diagnostik auf Grundlage von subjektiver Evidenz erlangt, wohingegen in der Medizin in einem Teilbereich das fachliche Wissen auf Grundlage von objektiver Evidenz erlangt wird.

Daher kann man in der psychiatrischen Praxis und auch in der psychiatrischen Wissenschaft auf Basis von definierten psychiatrischen Ideen – die, so wie die psychologischen Ideenbloße Ideen im Sinne von Immanuel Kant sind (vgl. mit Kant Zitat 4) nur beschränktes Wissen erlangen (vgl. mit Kant Zitat 3a) (Anmerkung: was sich auf die Aussagekraft der psychiatrischen Leitlinien auswirkt und entsprechend beachtet und berücksichtigt werden sollte)*.

Aus demselben Grund, nämlich der Gegebenheit, dass die psychischen Störungen und damit die psychiatrischen Diagnosen auf Grundlage der unterschiedlichen psychischen Erscheinungen/klinischen Erscheinungsbilder erkannt werden, resultiert auch die Konsequenz, dass psychiatrisches Wissen Wissen im Sinn einer Scheinbarkeit im Vergleich zu einer anderen Scheinbarkeit ist (vgl. mit Kant Zitat 9b). Daher sind in der Psychiatrie keine Wahrscheinlichkeitsaussagen im Sinn der (mathematischen) Wahrscheinlichkeit vom Grad der Annäherung zur Gewissheit möglich, und kann hier nur eine Aussage im Sinn der philosophischen Wahrscheinlichkeit gemacht werden (vgl. mit Kant Zitat 9b).*

Es ist in der Psychiatrie daher nicht möglich durch physische Befunde (biologische Befunde) – etwa durch solche, wie sie in der Bildgebung durch bildgebende Befunde z. B. mit der Methode der Funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) gewonnen werden, oder wie sie durch biologische Befunde der Biochemie, oder der Molekularbiologie oder der Genetik – erlangt werden die Validität oder die Reliabilität der gestellten psychiatrischen Diagnose zu erhöhen.

Mit anderen Worten: es kann eine psychiatrische Diagnose durch physische Befunde nicht valide und nicht reliabel gestellt werden, sondern es können durch derartige Befunde gewisse psychische Störungen biologisch begründet erklärt und biologisch begründet verstanden werden, aber  validieren und reliabel bestimmen kann man sie damit nicht.

Eben, weil die psychiatrische Diagnostik, die psychiatrische Klassifikation und damit die psychiatrische Systematik sich auf Ideen und zwar auf bloße Ideen im Sinne von Immanuel Kant gründen.

.

Weiteres* zur psychiatrischen Diagnostik erläutert und diskutiert auf Basis der Philosophie von Immanuel Kant und der „Allgemeinen Psychopathologie“ von Karl Jaspers in meinem Buch:

Diagnostik, Klassifikation und Systematik in Psychiatrie und Medizin

siehe dort insbesondere Kapitel 5:

5 Diagnostik in der Psychiatrie

5.1 Einleitung zur Diagnostik in der Psychiatrie

5.2 In der Psychiatrie beruht die Diagnostik auf psychischen Merkmalen (psychischen Phänomen)

5.2.1 Philippe Pinel hat im Prinzip die phänomenologische Grundlage des psychiatrischen Wissens erkannt

5.2.2 Karl Ludwig Kahlbaum hat die klinische Methode der Krankheitsbilder und die Berücksichtigung des Verlaufs in die psychiatrische Diagnostik eingeführt

5.2.3 Wilhelm Griesinger und Emil Kraepelin glaubten, dass gewisse psychische Krankheiten körperlich begründet diagnostizierbar sind

5.2.3.1 Wilhelm Griesinger war sich dessen bewusst, dass derzeit die psychischen Krankheiten auf Basis der psychischen Anomalie erkannt werden

5.2.4 Karl Jaspers erkannte auf Basis der Philosophie von Immanuel Kant die Grundlage des Wissens in der Psychiatrie

5.2.4.1 In der Psychiatrie gründet sich die Diagnostik der psychischen Störungen auf unterschiedlich definierte Typen

5.2.4.2 Die psychischen Symptomenkomplexe werden mit der philosophischen Methode der Dialektik erkannt

5.2.4.3 Die psychiatrischen Ideen sind aus der klinischen Erfahrung abgeleitete Ideen

5.2.4.4 Die psychischen Phänomene werden auf der Ebene der Ideen in Bezug auf definierte Typen erkannt (Karl Jaspers)

5.2.5 Eine psychiatrische Idee ist – so wie eine psychologische Idee – eine bloße Idee im Sinne von Immanuel Kant

5.2.6 Karl Jaspers fand durch die Philosophie von Immanuel Kant den tiefer liegenden Grund des Wissens in Bezug auf die Psyche

5.2.7 Eine psychische Störung wird durch eine phänomenologische Diagnose erkannt

5.2.8 Eine phänomenologische Diagnose wird in der Psychiatrie durch den Begriff der bloßen Idee erkannt

5.2.9 Eine kantsche Idee bei Karl Jaspers ist ein bloße Idee bei Immanuel Kant

5.3 Die psychiatrischen Ideen sind von Ärzten weiterentwickelt worden

5.3.1 Eine psychiatrische Idee wird durch die geistige Analyse und Synthese erkannt

5.3.2 Gewisse psychische Störungen können durch körperliche Befunde erklärt, dadurch jedoch nicht in der Diagnostik bestimmt werden

5.3.3 Durch physische Befunde können Validität und Reliabilität einer psychiatrischen Diagnose nicht erhöht werden

5.3.4 In der Psychiatrie ist eine Natureinheit eine nur problematisch zum Grund gelegte Einheit

5.3.5 In der Psychiatrie ist der Begriff der Natureinheit ein regulatives Prinzip im Sinne von Immanuel Kant

5.3.6 Die psychische Störung wird durch die Idee in Bezug auf den definierten Typus durch das Schema der Idee erkannt

5.3.7 Im diagnostischen Grenzfall entscheidet in der Psychiatrie die Plausibilität

5.4 Die psychiatrische Kategorie der psychiatrischen Diagnose wird dialektisch erkannt

usf.

.

(letzte Änderung 05.01.2023, abgelegt unter: Definition, Diagnostik, Klassifikation, Psyche, Psychiatrie, Psychopathologie, Systematik, Wissenschaft, psychiatrische Wissenschaft)

.

…………………………………..

weiter zum Beitrag: Biologische Psychiatrie

………………………………….

weiter zum Beitrag:

Ist die Psychiatrie eine medizinische oder eine philosophische Disziplin?

………………………………….

weiter zum Beitrag: psychiatrische Systematik

…………………………………..

weiter zum Beitrag: psychiatrische Nosologie

……………………………………

weiter zum Beitrag: Beginn der systematischen Diagnostik in der Psychiatrie

…………………………………….

weiter zum Beitrag: Schichtenlehre (Schichtenregel) nach Karl Jaspers

………………………………………

weiter zum Beitrag: Probleme der psychiatrischen Diagnostik

………………………………………

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert