psychiatrische Diagnose

Eine psychiatrische Diagnose ist eine Diagnose die eine krankheitswertige Störung der Psyche erfasst.

Man kann auch sagen, dass eine bestimmte psychiatrische Diagnose eine gewisse psychische Störung gemäß der entsprechenden psychiatrischen Kategorie in der psychiatrischen Diagnostik bestimmt.

Dabei wird die psychiatrische Diagnose von der psychiatrischen Fachperson (Psychiater/Psychiaterin) aufgrund der klinischen Erscheinung durch den psychischen Symptomenkomplex (und durch den Verlauf) erkannt und gemäß der psychiatrischen Klassifikation bestimmt.

Man kann auch sagen, dass die psychiatrische Diagnose durch das klinische Erscheinungsbild der Störung der Psyche, somit psychopathologisch begründet, in der psychiatrischen Diagnostik bestimmt wird.

Auf dieser Grundlage kann eine psychiatrische Fachperson die krankheitswertigen Erscheinungen der Psyche phänomenologisch begründet erkennen, und dadurch die psychiatrische Diagnose subjektiv gültig bestimmen.

Es kann die psychiatrische Fachperson also auf Grundlage ihres psychiatrischen Wissens die einzelnen psychopathologischen Phänomene erkennen und auf dieser Grundlage durch die passende psychiatrische Kategorie (der angewandten psychiatrischen Klassifikation) die zutreffende psychiatrische Diagnose bestimmen.

Demgemäß erkennt ein Psychiater etwa durch die Anwendung der psychiatrischen ICD-10 Klassifikation durch seine denkende Anschauung und unter Führung von Ideen den psychischen Symptomenkomplex und kann dadurch die psychiatrische Diagnose bestimmen (Jaspers Zitat).

Mit anderen Worten: die Fachperson kann auf diesem Weg den passenden Typ erkennen und vermittelt durch das Schema der Idee die psychiatrische Diagnose bestimmen (Jaspers Zitat).

Die psychiatrische Diagnose ist also eine phänomenologische Diagnose die im konkreten Fall von der Fachperson durch die einzelnen charakteristischen psychischen Symptome und durch die krankheitswertigen psychischen Phänomene respektive durch die psychopathologischen Phänomene erkannt und bestimmt wird.

Man erkennt damit, dass eine psychiatrische Diagnose eine diagnostische Einheit ist, die aufgrund der klinischen Erscheinung psychopathologisch begründet in der Diagnostik erkannt und daher nur subjektiv gültig bestimmt werden kann. Demgemäß beruht die Diagnostik der psychischen Störungen – und damit die der psychiatrischen Diagnosen – auf der Phänomenologie bzw. auf der Psychopathologie.

Dabei werden in der Psychiatrie die typischen psychischen Symptome und die typischen krankheitswertigen psychischen Phänomene durch den jeweiligen (definierten) Begriff der psychiatrisch (diagnostischen) Idee erfasst (vgl. mit Kant Zitat 7), wovon nachfolgend noch eingehend die Rede ist.

Die psychische Störung wird in der Psychiatrie also durch das psychopathologische beobachten, durch das psychopathologische fragen, durch das psychopathologische analysieren und somit durch das psychiatrische Denken erkannt, wie dies der damals noch junge Psychiater und spätere Philosoph Karl Jaspers bereits 1913 realisiert und in seiner 1. Auflage der „Allgemeinen Psychopathologie“ geschrieben hat.

Demgemäß erkennt die psychiatrische Fachperson die psychische Störung durch ihr psychiatrisches Denken und sie kann infolge ihrer denkenden Anschauung unter Führung von Ideen  die psychiatrische Diagnose durch den passenden Typus vermittelt durch das Schema der Idee bestimmen (vgl. mit Jaspers Zitat).

Es erkennt die in der Psychiatrie theoretisch und klinisch ausgebildete Fachperson also sowohl die einzelnen psychopathologischen Phänomene, wie auch den ganzen psychischen Symptomenkomplex aufgrund ihres fachlichen Wissens durch ihr psychiatrisches Denken.- man kann auch sagen auf Grundlage ihrer klinischen Erfahrung durch ihr fachliches Beobachten, fachliches Fragen, fachliches Analysieren und somit durch ihr (fachlich) phänomenologisch respektive (fachlich) psychopathologisch begründetes Denken und Überlegen.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet wird die psychiatrische Diagnose also durch den Begriff der psychiatrisch diagnostischen Idee  erkannt, falls die Fachperson die Merkmale dieser Idee durch das Schema der Idee geistig auffasst, und dadurch die systematische Einheit der Idee bestimmt (vgl. mit Kant Zitat 7).

Es wird der psychische Sachverhalt im konkreten Fall von der Fachperson also auf Grundlage ihres theoretischen und praktischen Wissens in Bezug auf die Psyche der betroffenen Person und die psychischen Störungen im Allgemeinen durch die Anwendung der psychiatrischen Klassifikation erkannt. Dabei ist dieser Begriff ein regulativer Begriff im Sinne von Immanuel Kant. Und es ist dieser Begriff eine systematische Einheit (vgl. mit Kant Zitat 7), die durch das Schema der psychiatrisch diagnostischen Idee (vgl. mit Kant Zitat 7) erkannt wird. Man kann auch sagen, dass dieser Begriff eine projektierte Einheit ist. Und schließlich kann man auch sagen, dass dieser Begriff eine nützliche Vernunfteinheit – somit eine zweckmäßige Einheit ist – die durch den hypothetischen Vernunftgebrauch erkannt wird bzw. die im konkreten Fall auf der Grundlage der klinischen Erfahrung und des fachlichen Wissens mit der Hilfe des fachlichen Verstandes und der (reinenVernunft erkannt wird. Dabei gebührt die Bezeichnung Vernunfteinheit der psychiatrischen Diagnose nur falls deren Begriff richtig bzw. angemessen verwendet wird* (Weiteres dazu unter Konsequenzen).

Man erkennt dabei, dass die psychiatrische Kategorie der psychiatrischen Diagnose die Merkmale des Schemas der psychiatrisch diagnostischen Idee aufzeigt bzw. diese Einheit durch diese Merkmale definiert ist (vgl. mit Kant Zitat 7).

In diesem Sinn zeigen die psychiatrischen Kategorien der ICD Klassifikation und die der DSM Klassifikation die Merkmale der Schemata der zugehörigen psychiatrisch diagnostischen Ideen.

Auf Grundlage dieser charakteristischen Merkmale kann man die unterschiedlichen psychischen Störungen gemäß der angewandten psychiatrischen Klassifikation systematisch – also gemäß einem definierten System erfassen.

Der Psychiater und Philosoph Karl Jaspers hat auf Grundlage der Philosophie von Immanuel Kant realisiert, dass psychische Erscheinungen durch die Schemata der Ideen erkannt werden (vgl. mit Jaspers Zitat).

Weil es sich beim Begriff der psychiatrischen Diagnose um eine systematische Einheit (vgl. mit Kant Zitat 7) handelt, müssen die Grenzen dieser diagnostischen Einheit auf der Ebene der Vorstellungen bzw. auf der Ebene der Ideen definiert werden. Man muss also in der Psychiatrie per Konvention auf der Ebene der Vorstellungen die Grenzen dieser diagnostischen Einheiten festlegen und damit definieren.

Das heißt die Grenzen einer psychiatrisch diagnostischen Einheit und somit die Grenzen einer psychiatrischen Kategorie müssen per Konvention (Übereinkunft) auf der Ebene der Vorstellungen, also auf der „Ebene der Ideen“ – somit ideologisch begründet – bzw. philosophisch betrachtet dogmatisch begründet – festgelegt und damit definiert werden.

Dies ist notwendig damit man überhaupt unterschiedliche psychische Erscheinungen bzw. unterschiedliche psychische Phänomene durch solche Schemata geistig auffassen (vgl. mit Kant Zitat 7) und unter den Begriffen dieser Ideen denken und damit intellektuell kommunizieren kann.

Mit anderen Worten: ohne eine solche definierte – auf der Ebene der Ideen – abgegrenzte Einheit, die eine systematische Einheit ist, könnte man einen psychischen Symptomenkomplex gar nicht geistig auffassen – das bedeutet man könnte ihn gar nicht als Vorstellungdenken“ (vgl. mit Kant Zitat 8).

In diesem Sinn bilden die psychiatrischen Kategorien –  z.B. die der Psychiatrischen ICD-10 Klassifikation- systematische „Denkformen“ innerhalb einer psychiatrischen Systematik.

Man erkennt dabei, dass die Struktur der Psychiatrie als empirische Wissenschaft durch diese Denkformen gebildet wird. Und man erkennt damit auch, wie die diagnostischen Einheiten der Psychiatrie phänomenologisch bzw. psychopathologisch begründet infolge der klinischen Erfahrung und vernünftigen Überlegung der mit diesen Störungen befassten Ärzte in der klinischen Psychiatrie entstanden sind und durch diese definiert worden sind.

Es sind diese systematischen Einheiten also die „geistigen Formen„, die es ermöglichen die unterschiedlichen krankheitswertigen psychischen Auffälligkeiten, nämlich die einzelnen psychopathologischen Phänomene und die psychischen Symptomenkomplexe der psychischen Störungen auf Basis der unterschiedlichen klinischen Erscheinungsbilder geistig zu erfassen.

Auf dieser Grundlage kann man in der Psychiatrie also die  unterschiedlichen psychischen Störungen durch die verschiedenen psychischen Symptomenkomplexe – völlig unabhängig von der Ätiologie der einzelnen psychischen Störung – somit völlig unabhängig von der jeweiligen Ursache der einzelnen psychischen Störung – auf Grundlage der angewandten definierten Ideenlehre (die eine fachlich festgelegte Ideologie ist) nach einem System geordnet – somit systematisch – auffassen und in weiterer Folge in der psychiatrischen Wissenschaft systematisch studieren kann.

In gleicher Weise wie die psychiatrischen Kategorien etwa in der Psychiatrischen ICD-10 Klassifikation eine Gruppe von diagnostischen Einheiten bilden, bilden auch die psychiatrischen Kategorien der DSM-V Klassifikation eine Gruppe von leicht varianten und damit anderen diagnostischen Einheiten, durch die die krankheitswertigen psychischen Auffälligkeiten systematisch aufgefasst werden können. (-> Weiteres dazu auf Poster 5: CLASSIFICATION IN PSYCHIATRY – APPROPRIATE USE OF THE DSM-IV AND ICD-10 CATEGORIES – TO AVOID CONFLICTS AND CONTRADICTIONS IN PRACTICE AND SCIENCE – AN INVESTIGATION IN THE LIGHT OF IMMANUEL KANT`S PHILOSOPHY)

Es unterscheidet sich die definierte Ideenlehre der DSM-V Klassifikation in gewisser Hinsicht also von der definierten Ideenlehre der Psychiatrischen ICD-10 Klassifikation.

Man kann durch diese unterschiedlich definierten Systeme die psychischen Störungen unter verschiedenen (diagnostischen) Gesichtspunkten (Karl Jaspers) geistig erfassen und in weiterer Folge in der psychiatrischen Wissenschaft, je auf der Grundlage dieser unterschiedlichen  Eintheilungs-Fachwerke (vgl. mit Kahlbaum Zitat 1) systematisch studieren, wie dies Karl Jaspers auf der Grundlage der Philosophie von Immanuel Kant erkannt hat (vgl. mit Jaspers Zitat 11).

Der Begriff einer psychiatrischen Diagnose ist eine zweckmäßige Einheit im Sinne von Immanuel Kant

Der Begriff einer psychiatrischen Diagnose ist eine zweckmäßige Einheit im Sinne von Immanuel Kant, durch die man krankheitswertigen Erscheinungen der Psyche mithilfe eines definierten Systems diagnostizieren, klassifizieren und infolge in der Wissenschaft systematisch studieren kann.

Während das Schema der einzelnen psychiatrischen Diagnose in Abhängigkeit von den Schemata der benachbarten psychiatrischen Diagnosen in Bezug auf unterschiedliche Typen definiert werden muss, damit man überhaupt die psychische Störung auf dieser Grundlage geistig auffassen kann, ist dies bei einer objektivierbaren medizinischen Einheit und damit bei einer objektiv bestimmbaren medizinische Diagnose – die in Bezug auf eine Gattung bestimmt wird – nicht der Fall.

Eine objektiv bestimmbare medizinische Einheit bzw. eine objektiv bestimmbare medizinische Diagnose ist durch demonstrierbare Merkmale – so wie man diese in der „Natur“ auf der Ebene des Körpers und damit auf der Ebene der Objekte/Fakten gefunden bzw. entdeckt hat – bestimmt, und es ist daher eine solche faktische Einheit einerseits allgemein gültig bestimmbar und andererseits in Bezug auf ihre Grenzen nicht von „benachbarten“ anderen medizinisch diagnostischen Einheiten abhängig. Eine solche diagnostische Einheit ist in der Medizin also nicht durch Ideen begründet und durch benachbarte Ideen bzw. deren Schemata definiert, sondern es ist eine solche Einheit bzw. eine solche  Diagnose durch die „Natur“ bzw. durch die Körperlichkeit bestimmt (vgl. mit Kant Zitat 22).

Eine objektiv bestimmbare somatische/physische Einheit ist also durch die spezifischen körperlichen Zeichen/Merkmale bestimmt und es kann daher eine solche natürliche Krankheitseinheit – wenn man deren Merkmale in einem konkreten Fall vorfindet – auf dieser Grundlage objektiv  gültig und damit allgemein gültig – somit unabhängig von einer Konvention – bestimmt werden, weil die entscheidenden Kriterien im Objekt gelegen sind bzw. das Erkennen dieser Merkmale nicht von Voraussetzungen abhängig  ist, die im Subjekt (vgl. mit Kant Zitat 9 und  Kant Zitat 7) gelegen sind.

Daher kann man in der Medizin einen Teil der gesundheitlichen Störungen oder Krankheiten auf ein Objekt bzw. einen objektiven Befund zurückführen, wohingegen das psychiatrische Wissen immer auf subjektiven Befunden beruht.

Während man also in der Medizin gewisse Verdachtsdiagnosen und somit auch manche Differenzialdiagnosen objektivieren kann, ist dies in der Psychiatrie grundsätzlich nicht möglich, weil hier das Wissen immer auf Ideen beruht, die nicht auf der Ebene der Objekte überprüft werden können. Das Wissen beruht in der Psychiatrie nämlich – so wie in der Psychologie auf bloßen Ideen die nicht am Probierstein der Erfahrung überprüft werden können (vgl. mit Kant Zitat 4 und mit Kant Zitat 10).

Im Gegensatz dazu kann der Medizin manche eine gesundheitliche Störung durch den Nachweis eines objektiven Befundes allgemein gültig überprüft werden (-> Weiteres dazu auf Poster 2: MEDICAL DIAGNOSES AND PSYCHIATRIC DIAGNOSES – THE DIFFERENCE – IN THE LIGHT OF IMMANUEL KANT` S PHILOSOPHY).

Allerdings gibt es auch in der Medizin medizinische Diagnose, die so wie die psychiatrischen Diagnosen nur auf Grundlage der klinischen Erscheinung bestimmt werden können, weswegen eine solche Diagnose nur subjektiv gültig ist. Dies gilt für alle phänomenologischen Diagnosen.

Man kann daher auch sagen: eine nicht objektivierbare medizinische Einheit und auch eine psychiatrische Einheit kann nur auf der Grundlage von subjektiver Evidenz erkennen, wohingegen eine objektivierbare medizinische Einheit auf der Grundlage von objektiver Evidenz erkannt wird.

Es können in der Medizin also gewisse Einheiten nur durch ein Konzept diagnostisch erfasst werden. Und es können ebenso in der Psychiatrie die psychischen Störungen und auch die einzelnen psychopathologischen Phänomene grundsätzlich nur durch psychiatrische Konzepte erkannt und in der Diagnostik bestimmt werden.

Falls im Rahmen der psychiatrischen Untersuchung psychische Auffälligkeiten bemerkt werden, so wird vom Psychiater/Psychiaterin darauf geachtet, ob diese psychischen Auffälligkeiten psychische Merkmale im Sinne von psychopathologischen Phänomenen sind. Solche psychischen Merkmale weisen nämlich auf das Vorhandensein einer psychischen Störung hin. Wenn ein Untersucher auf diesem Weg zur Feststellung eines psychischen Symptomenkomplexes gelangt der insgesamt durch die charakteristischen psychischen Symptome und psychischen Phänomene gebildet wird, wie er in einer Kategorie der psychiatrischen Klassifikation definiert ist, so hat der Untersucher damit die zutreffende psychiatrische Diagnose gefunden.

Da ein psychopathologisches Phänomen in der Form des Begriffs der Idee im Bewusstsein des Untersuchers erscheint (gr. phenomenon – das was erscheint, das Erscheinende) und der Untersucher die Existenz und damit die Evidenz eines solchen Phänomens nicht “physisch” nachweisen und auch nicht physisch „messen“ kann, und ein Arzt somit diese Einheit auch nicht demonstrieren kann – mit anderen Worten, er das Phänomen nicht objektiv gültig durch einen allgemein gültigen Beweis bestimmen kann (vgl. mit Kant Zitat 9) – deswegen kann die psychiatrische Diagnose, die sich auf diese Merkmale gründet nicht allgemein gültig sondern nur subjektiv gültig bestimmt werden.

Eine psychiatrische Diagnose gründet sich also auf psychische Erscheinungen, die als mentale Objekte – bzw. in der Terminologie von Immanuel Kant als “Gegenstände in der Idee” –  im Bewusstsein des Untersuchers oder im Bewusstsein der untersuchten Person als systematische Einheit erscheinen (vgl. mit Kant Zitat 7).

Da es sich bei diesen Vorstellungen um Ideen handelt, die nicht am „Probierstein der Erfahrung“ (vgl. Kant Zitat 10) überprüft werden können, nennt Immanuel Kant solche Ideen treffend “bloße Ideen” (vgl. Kant Zitat 8).

Immanuel Kant hat aufgezeigt, dass psychologische Ideen bloße Ideen sind. (vgl. mit Kant Zitat 4)

Daher sind auch psychiatrische Ideen bloße Ideen, nämlich solche, die sich auf abnorme bzw. krankheitswertige psychische Phänomene und krankheitswertige psychische Symptome beziehen.

Karl Jaspers hat erkannt, dass in der Psychiatrie die Idee der Krankheitseinheit eine Idee im Kantischen Sinne ist (vgl. mit Jaspers Zitat 6).

Man kann also sagen, dass ein Untersucher in der Psychiatrie die charakteristischen Merkmale, die zu einer psychiatrischen Diagnose führen, nicht „physisch“ aufzeigen bzw. nicht „physisch“ nachweisen kann. Man kann die charakteristischen Zeichen der psychischen Störung nicht auf der „physischen“ und damit nicht auf der biologischen Ebene demonstrieren, sondern – man kann die hypothetische Vorstellung, dass es eine solche abgegrenzte diagnostische Einheit gibt – und dass daher diese psychiatrische Diagnose zutreffend ist – nur durch Erklärungen verbal begründen. Es gibt also keinen “physischen” Beweis für das Zutreffen der psychiatrischen Diagnose, sondern es gründet sich die Feststellung der psychiatrischen Diagnose lediglich auf die vom Untersucher subjektiv festgestellten psychischen Erscheinungen, die in seinem Bewusstsein und zum Teil im Bewusstsein des Patienten in der Form der Begriffe der jeweiligen Ideen als systematische Einheiten erscheinen (vgl. mit Kant Zitat 7) und weiters gründet sich die psychiatrische Diagnose auf den Verlauf, wie dies der Psychiater Karl Ludwig Kahlbaum aufgrund der Krankheitsverläufe erkannt hat (vgl. mit Kahlbaum Zitat 1).

Damit wird deutlich, dass der Begriff einer psychiatrischen Diagnose eine systematische Einheit ist. Es ist dies also eine nur problematisch zum Grund gelegte Einheit (vgl. mit Kant Zitat 8), die nützlich ist und die daher einen gewissen Zweck – falls sie richtig bzw. angemessen verwendet wird.* Somit ist der Begriff der psychiatrischen Diagnose ein nützliches Konzept durch das ein charakteristischer psychischer Symptomenkomplex systematisch – also gemäß einem definierten System – geistig aufgefasst werden kann.

Man kann daher auch sagen: der Begriff der psychiatrischen Diagnose ist eine projektierte Einheit (vgl. mit Kant Zitat 5), durch die ein gewisser psychischer Symptomenkomplex geistig aufgefasst wird, der einleuchtend evident erkannt wird, die jedoch nicht auf der Ebene der Objekte überprüft werden kann (Weiteres dazu auf Poster 4: EMPIRICISM IN PSYCHIATRY VERSUS EMPIRICISM IN MEDICINE – IN THE LIGHT OF THE PHILOSOPHIES OF JOHN LOCKE, DAVID HUME AND IMMANUEL KANT).

In der Erkenntnisbasis findet sich also der tiefer liegende Grund warum eine psychiatrische Diagnose nicht objektiviert werden kann. (Weiteres dazu auf Poster 6: Diagnosis in Psychiatry – the Role of Biological Markers – an investigation in the light of Immanuel Kant`s philosophy)

Es gibt also den großen Unterschied zwischen einer psychiatrischen Diagnose und einer objektiv bestimmbaren medizinischen Diagnose.

Bei einer psychiatrischen Diagnose handelt es sich um subjektives Wissen das relatives Wissen ist und das somit auch beschränktes Wissen ist, wohingegen es sich bei einer objektiv bestimmbaren bzw. allgemein gültig bestimmbaren medizinischen Diagnose um objektives Wissen handelt.

Auch in der Psychologie und Psychotherapie sind die Erkenntnisse in gleicher Weise nur subjektiv gültig, weil auch sie auf der Grundlage von mentalen Objekten und nicht auf der Grundlage von physischen Objekten erkannt werden.

Weil psychiatrische Diagnosen nur subjektiv gewiss festgestellt werden können, hat dies  weitreichende Folgen für die psychiatrische Praxis und  psychiatrische Wissenschaft.

In der psychiatrischen Praxis und auch in der psychiatrischen Wissenschaft sollte man beachten, dass die psychiatrisches Wissen nur relativ gültiges Wissen ist.

Es sind dies also Erkenntnisse, die jeweils in Bezug auf eine definierte Idee – somit in Bezug auf einen definierten Typus – erlangt werden und die daher im konkreten Fall je nach dem mit diesem definierten Ideal mehr oder weniger übereinstimmen  und deswegen mehr oder weniger gültig sind – sie also nur relativ gültig sind (vgl. mit Jaspers Zitat).

Deswegen handelt es sich in der Psychiatrie grundsätzlich um beschränktes Wissen das man auf Grundlage von definierten Ideen/Typen erlangt hat (vgl. mit Kant Zitat 3a) und das daher in Praxis/Klinik und Wissenschaft nicht wirklich valide und somit auch nicht wirklich reliabel bestimmbar ist.

Daher sollte man in der Psychiatrie die Konsequenzen beachten, die sich aus der Grundlage des Wissens ergeben (-> Weiteres dazu hier) *.

Die Basis des Wissens hat in der Psychiatrie unter anderem zur Folge, dass die Ergebnisse der statischen Studien der psychiatrischen Wissenschaft einen geringerem Erkenntniswert haben, als die der Medizin wo sich diese auf von objektiven Befunden ihren Ausgang nehmen. Man kann daher auch sagen, dass psychiatrische Leitlinien weniger verbindlich sind als medizinische Leitlinien, wo diese von objektiven Befunden ihren Ausgang nehmen. (Weiteres dazu auf Poster 3: PROBABILITY IN MEDICINE AND IN PSYCHIATRY – IN THE LIGHT OF IMMANUEL KANT`S PHILOSOPHY)*

Während in der Medizin also viele medizinische Diagnosen auf körperliche Fakten zurückgeführt werden können und diese dadurch objektiv gültig bestimmt werden können, ist dies in der Psychiatrie grundsätzlich nicht möglich und kann eine psychische Störung und damit eine psychiatrische Diagnose nur auf der Grundlage der psychischen Erscheinungen durch die Begriffe der Ideen bzw. nur mithilfe der Schemata der Ideen erkannt und bestimmt werden. Man kann also in der Psychiatrie eine psychiatrische Diagnose nur mit der philosophischen Methode der Dialektik auf der Grundlage einer Scheinbarkeit im Vergleich zu einer anderen Scheinbarkeit (vgl. mit Kant Zitat 9b) erkennen. Daher kann in der psychiatrischen Diagnostik etwa bei der Erstattung eines psychiatrischen Gutachtens in der Forensischen Psychiatrie in einem Gerichtsverfahren in einem Grenzfall nur auf der Grundlage einer Scheinbarkeit im Vergleich zu einer anderen Scheinbarkeit der Sachverhalt subjektiv gültig entschieden werden. Oder man kann auch sagen, dass hier die Plausibilität den Sachverhalt entscheidet falls etwa unterschiedliche Diagnosen in Frage kommen.*

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Beispiele für psychiatrische Diagnosen sind:

Depression

ADHS

Schizophrenie

manisch depressive Krankheit (MDK)

Paranoia

Demenz

Persönlichkeitstörung

Organisches Psychosyndrom (OPS)

Psychose

usf.

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Weiteres* über psychiatrische Diagnosen und deren angemessene Verwendung in meinem Buch:

Diagnostik, Klassifikation und Systematik in Psychiatrie und Medizin

veröffentlicht im Verlag tredition, April 2019.

(letzte Änderung 16.01.2022, abgelegt unter: Definition, Diagnose, psychiatrische Diagnose, Diagnostik, Heilkunde, medizinische Diagnose / psychiatrische Diagnose, Medizinische Diagnostik, Psyche, Psychiatrie, Wissenschaft, psychiatrische Wissenschaft)

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A psychiatric diagnosis is the diagnosis of a mental disorder.

psychiatric diagnosis is based on psychopathological symptoms and phenomena and its developement.

A psychiatric diagnosis is a label given for a psycho-pathological condition which is useful for the purpose of representing psychological symptoms and phenomena and other criteria to the mind in a mediate and indirect manner in relation to this concept. (compare to Kant quotation 7)

Or

A psychiatric diagnosis is a label for a psycho-pathological condition to conceive a characteristic psychopathological symptomcomplex or syndrom in relation to the schema of this diagnostic concept.

Pathognomonic psychological symptoms and phenomena are also called psycho-pathological phenomena.

Psychological symptoms and psycho-pathological phenomena appear in a person` s mind therefore they are ideal objects. (compare to Kant quotation 7)

(gr. phenomenon – “that which appears or is seen”).

(medical application of Gk. diagnosis “a discerning, distinguishing”)

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Referring to the philosopher Immanuel Kant psychological symptoms and psycho-phathological phenomena are mere ideas which appear as ideal objects (see Kant quotation 4) in a person`s mind.

Therefore the term of a psycho-pathological phenomenon is “a mere schema, which does not relate directly to an object, …. but which is useful only for the purpose of representing other objects to the mind, in a mediate and indirect manner, by means of their relation to the idea in the intellect.” (compare Kant quotation 7)

Thus psychological ideas are ideas which do not refer directly to an object in an absolute sense and, consequently, we cannot prove them on a physical basis, only carefully weigh them in our mind and ponder the presence of a psychological phenomenon.

Because of this fact, the impossibility to prove them on a physical basis Immanuel Kant calls an idea of this kind a mere idea (see Kant quotation 8).

In psychiatric practice the patient himself arrives at certain phenomena (for example he tells the doctor that he is no more able to concentrate as he was before …. ) and also the professional who does the investigation and examination arrives at certain psychological symptoms or psycho-pathological phenomena.

By this way the doctor who is doing the investigation and examination arriving at certain characteristic (pathognomonic) phenomena will finally arrive at the conclusion that these criteria of suffice the criteria of the diagnosis or they do not.

Because psychological symptoms and psycho-pathological phenomena cannot be proven on a physical basis the psychiatric diagnosis itself cannot be proven on a physical basis and therefore such knowledge is but subjective knowledge. (compare  Kant quotation 9)

In contrast the assumption (hypothesis) of a chest pain beeing caused by a myocardial infarction can be proven on a physical basis. Therefore such a concept  is not a mere idea but an idea which it is possible to prove on a physical basis. Such an idea can be proven by the demonstration of certain physical parameters for example in case of myocardial infarction specific medical signs (specific electrocardiographic findings and specific laboratory findings (elevated enzymes) in a blood sample and others) can be found.

Immanuel Kant makes clear that objective knowledge only can be arrived at when knowledge is based on objects in an absolute sense whereas knowledge based on ideal objects is but subjective knowledge. (compare Kant quotation 9)

This is the major difference between an objective medical diagnosis and a psychiatric diagnosis (diagnosis of a mental disorders) or a symptom-based medical diagnosis which cannot be proven on a physical basis.

Psychiatric and symptom-based medical diagnoses are defined by ideal objects which are mere ideas (–> compare to Kant quotation 8). It is, therefore, necessary to define these categories on an ideal level by an agreement. In other words, a dogmatic definition (from Gk. dogma (gen. dogmatos) “opinion, tenet,” lit.”that which one thinks is true”) is afforded as reflected, for example, in DSM-IV and ICD-10 classification categories. In medicine, a symptom-based diagnosis e.g. fibromyalgia, tension-type headache etc. are defined by agreement. In contrast, an objective medical diagnosis is not defined by agreement but through valid (objective) medical signs which are physical parameters which had been discovered in relation to this disease.

For more details see

Poster 2

MEDICAL DIAGNOSES AND PSYCHIATRIC DIAGNOSES – THE DIFFERENCE AND THE ENSUING CONSEQUENCES – IN THE LIGHT OF IMMANUEL KANT`S PHILOSOPHY

presented at the EPA 2010, 18th European Congress of Psychiatry, Munich, Februray 27 – March 2, Munich, Germany

and

Poster 6

Diagnosis in Psychiatry – the Role of Biological Markers – an investigation in the light of Immanuel Kant`s philosophy

presented at the DGPPN Congress 2010, November 24-27 at the ICC, Neue Kantstr.1, Berlin, Germany

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Examples of psychiatric diagnoses are:

depression

schizophrenia

dementia

borderline personality disorder

anorexia nervosa

(last update 13.12.2010)

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