Klassifikation

Eine Klassifikation ist eine Einteilung von Erkenntnisobjekten gemäß ihren Merkmalen in unterschiedliche Klassen.

Sie teilt also die unterschiedlichen Erkenntnisobjekte in verschiedene Kategorien gemäß diesen Merkmalen ein.

Deswegen werden in einer Kategorie die Erkenntnisobjekte mit gleichen Merkmalen erfasst – und es bilden diese die gleichartigen Einheiten die nach diesem System geordnet sind.

Man kann auch sagen, dass die einzelne Klassifikation ein Ordnungs-System ist, das gleiche/gleichartige Einheiten, durch die entsprechenden Kategorien systematisch einteilt/unterteilt bzw. diese dadurch systematisch klassifiziert.

(Beispiel: die Schüler einer Schule werden, im Normalfall in Alters-Klassen, durch die Klassifikation gemäß den unterschiedlichen Alters-Stufen/Kategorien (systematisch) eingeteilt.)

Durch die Klassifikation können die verschieden Entitäten also gemäß diesem System, nach einer gewissen gegliederten Ordnung systematisch klassifiziert werden.

Ebenso kann man sagen, dass eine Klassifikation eine gegliederte Ordnung ist, die gleichartige Erkenntnisobjekte in den entsprechenden Klassen/Kategorien systematisch erfasst oder systematisch klassifiziert.

In der Diagnostik werden z. B. die Einheiten der Klassifikation durch die passenden Kategorien systematisch erfasst, und man kann in der Wissenschaft diese diagnostischen Einheiten aufgrund dieser systematisch gegliederten Ordnung – somit auf Basis dieses Systems – systematisch studieren.

Damit wird deutlich, dass diese Klassifikation gemäß einer Systematik aufgebaut ist.

Oder man kann auch sagen: daher wird deutlich, dass eine Klassifikation eine gegliederte Ordnung ist, die auf einem System beruht.

Dabei muss man unterscheiden, ob in der Klassifikation  faktische Einheiten oder systematische Einheiten nach einem System geordnet erfasst und dadurch klassifiziert  (vgl. mit Kant Zitat 7).

Je nach dem sind nämlich die Erkenntnisobjekte der erkennenden Person entweder als Gegenstand schlechthin oder nur als Gegenstand in der Idee gegeben (vgl. mit Kant Zitat 7).

Dabei beruht die Klassifikation auf der Diagnostik und der Systematik.

Es bewirkt die Klassifikation also die Zuordnung der gleichartigen Einheiten zu den entsprechenden Kategorien.

Man kann auch sagen, dass die Klassifikation die Einteilung der verschiedenen Einheiten gemäß einer gewissen Ordnung ist.

Es ist eine Klassifikation also die Einteilung von Dingen oder Begriffen nach einem geordneten System.

Eine Klassifikation gliedert demgemäß einen den Stoff oder die Materie nach einer gewissen Systematik.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet ist eine Klassifikation eine Ordnung von gleichartigen Erkenntnisobjekten in Kategorien, die nach einem System aufgebaut ist.

Je nach dem um was für Erkenntnisobjekte es sich handelt, erfasst die Klassifikation demonstrierbare Erkenntnisobjekte (= Objekte), die durch Fakten bestimmt sind – also faktische Einheiten, oder sie erfasst Erkenntnisobjekte, die uns nur als die Begriffe der Ideen gegeben sind (vgl. mit Kant Zitat 7). In einem solchen Fall werden durch die Klassifikation unterschiedliche  systematische Einheiten erfasst (vgl. mit Kant Zitat 7).

Es sind uns die Erkenntnisobjekte also entweder als Einheiten auf der „Ebene der Objekte“ als demonstierbare Gegenstände (Objekte / Fakten) gegeben, womit uns diese als Gegenstand schlechthin gegeben sind, oder es sind uns diese Erkenntnisobjekte nur als Einheiten auf der „Ebene der Ideen“ somit nur als Vorstellungen bzw. als die Begriffe der Ideen, somit nur als Gegenstand in der Idee gegeben (vgl. mit Kant Zitat 7). Eine solche Einheit ist die systematische Einheit der Idee, die ich durch das Schema der Idee erkenne (vgl. mit Kant Zitat 7).

Demgemäß werden in der jeweiligen Klassifikation die gleichartigen Einheiten entweder innerhalb einer Gattung systematisch erfasst. Oder es werden in einer Klassifikation die einzelnen gleichartigen Einheiten, die systematische Einheiten sind, nach verschiedenen Typen systematisch erfasst.

Demgemäß gibt es Klassifikationen, bei denen die einzelnen Einheiten objektiv gültig in Bezug auf die Zugehörigkeit zu einer Gattung bestimmt werden können, weil diese auf der Ebene der Objekte allgemein gültig bestimmt werden können, und gibt es andererseits Klassifikationen, bei denen die einzelnen systematischen Einheiten nur in Bezug auf definierte Ideen bestimmt werden können. Diese Einheiten können nur subjektiv gültig erkannt und nur subjektiv gültig bestimmt werden, weil diese nur auf der Ebene der Vorstellungen bestimmbar sind. (vgl. mit Kant Zitat 7)

In den Worten von Immanuel Kant formuliert gründet sich eine Klassifikation somit entweder auf Erkenntnisgegenstände, die uns als Gegenstände schlechthin gegeben sind, oder auf Erkenntnisgegenstände, die uns nur als Gegenstände in der Idee gegeben sind. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Oder man kann auch sagen: Eine Klassifikation gründet sich auf demonstrierbare Objekte, also auf Erkenntnisobjekte, die direkt oder indirekt in der Anschauung demonstriert und augenscheinliche evident werden können, oder auf Erkenntnisobjekte, die nur auf der Ebene der Ideen, also nur auf der mentalen Ebene somit nur scheinbar evident bzw. nur mehr oder weniger einleuchtend evident als der Begriff einer Idee im Bewusstsein der erkennenden Person erscheinen. (vgl. mit Kant Zitat 7). (griechisch: phenomenon – das was erscheint, das Erscheinende)

Dies gilt für alle Klassifikationen.

In den Naturwissenschaften (Physik, Chemie, Biochemie, Medizin und in anderen Bereichen) findet man vorallem Klassifikationen die „physische“ Objekte erfassen.

In den Geisteswissenschaften findet man vor allem Klassifikationen, die mentale Erkenntnisobjekte, also Ideen systematisch erfassen und gliedern. Dies trifft für die Psychologie, und in Bezug auf die Diagnostik auch für die Psychiatrie zu, und trifft dies in Teilbereichen auch auf die medizinische Diagnostik zu. Ebenso trifft dies auch auf alle sonstigen Wissenschaften zu, deren Bereiche nach verschiedenen idellen Einheiten gegliedert sind, z.B. trifft dies auf die Rechtsprechung, die Ökonomie, die Soziologie usf. zu.

Dabei sind in der jeweiligen Wissenschaft die einzelnen Klassifikationen entwickelt worden.

Wir können gewisse Erkenntnisobjekte also entweder auf der Ebene der vorzeigbaren Objekte klassifizieren, oder auf der Ebene der Vorstellungen bzw. auf der Ebene der Ideen.

Daher gründet sich eine jede Systematik entweder auf Gegenstände schlechthin oder auf Gegenstände in der Idee. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Entstehung einer Klassifikation

Eine Klassifikation entsteht durch die Abstraktion. Eine Person erkennt bei den einzelnen Einheiten die spezifischen oder charakteristischen Merkmale, durch die eine solche Einheit bestimmt ist, oder durch die eine solche Einheit definiert werden kann. Sodann kann auf der Grundlage dieser Merkmale entweder eine Gattung beschrieben und spezifiziert werden, oder es kann auf der Grundlage dieser Merkmale ein Typus also ein, auf der Ebene der Ideen vorgestelltes Ideal definiert werden. In der jeweiligen Klassifikation werden sodann die verschiedenen Einheiten gemäß den einzelnen Gattungen, (also z.B. alle Hunde, alle Katzen usf.)  oder gemäß den einzelnen Typen die verschiedenen Einheiten erfasst (z.B. alle depressiven Störungen, alle psychotischen Störungen usf.) .

Man erkennt damit, dass eine Klassifikation entweder real existente Objekte bzw. demonstrierbare Objekte erfasst, oder es erfasst eine Klassifikation gewisse Einheiten, die nur auf der Grundlage von Ideen erfasst und klassifiziert werden können.

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In der Medizin kennt man verschiedene Klassifikationen. Es gibt die Klassifikation, die die Krankheiten nach Entzündungen der verschiedenen Organen und Organsystemen einteilt, oder die Klassifikation die die Krankheiten nach den verschiedenen Tumoren einteilt, oder die Klassifikation die sonstige Einheiten nach einem System gliedert.

Es gibt also eine Klassifikation der medizinischen Diagnosen, oder eine Klassifikation der pathologischen Zustände der Gewebe, der Entzündungen, der Tumore, der degenerativen Veränderungen, eine Klassifikation der pathologischen Zellen in den verschiedenen Geweben, eine Klassifikation der verschiedenen Organerkrankungen usf.

In der Diagnostik in der Medizin gibt es also eine Klassifikationen für die verschiedenen Einheiten bzw. für die verschiedenen medizinischen Diagnosen, die auf der Einteilung gemäß einer Gattung beruhen, und andererseits Klassifikationen für die verschiedenen Einheiten, die gemäß der Einteilung nach Typen erfolgen. Zum Beispiel werden Diagnosen für die funktionellen Kopfschmerzformen in der Neurologie nach verschiedenen Typen klassifiziert (z.B. Migräne, Spannungskopfschmerz, Cluster-Kopfschmerz u.a.) und andererseits werden die verschiedenen Bluterkrankungen in der Inneren Medizin nach unterschiedlichen Gattungen (z.B. Gerinnungsstörungen, Leuämien, Anämien usf.) klassifiziert.

In der Psychiatrie können die Einheiten von verschiedenen psychischen Störungen nur gemäß verschiedenen Typen klassifiziert werden – wie dies Karl Jaspers erkannt hat (vgl. mit Jaspers Zitat)

Es können nämlich die verschiedenen psychiatrischen Diagnosen nur auf der Grundlage der verschiedenen psychischen Symptomenkomplexe, also auf der Grundlage der charakteristischen psychischen Symptome und charakteristischen psychischen Phänomene, die insgesamt einen typischen Symptomenkomplex bilden, klassifiziert werden.

Philosophisch betrachtet bzw. erkenntnistheoretisch betrachtet erkennt man, dass uns die Merkmale entweder als wirklich existente Gegenstände, bzw. als die Zeichen von solchen Gegenständen geben sind, oder es handelt sich um Erkenntnisobjekte, die uns nur auf der Ebene der Vorstellungen als mentaler „Gegenstand“ gegeben sind. Demgemäß unterscheidet Immanuel Kant einen Gegenstand schlechthin von einem Gegenstand in der Idee. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Man findet, dass eine jede Klassifikation entweder auf Gegenständen schlechthin bzw. den zugehörigen Zeichen beruht, oder auf Gegenständen in der Idee. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Wendet man dies auf die Merkmale in der Heilkunde an, so findet man dass dies auch für die Medizin, die Psychiatrie, die Alternativmedizin oder eine einzelne Disziplin der Heilkunde gilt. Tatsächlich sind alle Merkmale, die wir unterscheiden von diesen beiden Arten und beruhen daher die Unterschiede in den Klassifikationen in den grundsätzlichen Unterschieden in den Erkenntnisobjekten bzw. in den grundsätzlichen Unterschieden in den Merkmalen. Man kann daher sagen: die Erkenntnisbasis bestimmt auf welcher Grundlage eine Klassifikation möglich ist.

Ein Teil der medizinischen Klassifikation gründet sich demgemäß auf Merkmale, die uns als Gegenstände schlechthin bzw. als die Zeichen von solchen Gegenständen gegeben sind, und ein anderer Teil der medizinischen Klassifikation gründet sich auf Merkmale, die uns nur als  Gegenstände in der Idee gegeben sind. Dies ist an Hand von Beispielen bereits oben stehend aufgezeigt worden.

Im Gegensatz dazu gründet sich eine psychiatrische Klassifikation immer auf Gegenstände in der Idee, da die Merkmale der psychischen Störungen nur auf der Grundlage von Ideen klassifiziert werden können. (vgl. mit Jaspers Zitat)

Analoges wie für die Heilkunde gilt auch auf die anderen Wissensbereiche. Etwa für die Biologie, die Ökonomie, die Technik, die Justiz, das Bankenwesen, die Geschichte usf. Man kann etweder einen Sachverhalt auf der Grundlage von unterschiedlichen Ideen klassifizieren, oder auf der Grundlage von unterschiedlichen Objekten.

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Weiteres zur Klassifikation in der Heilkunde – untersucht und diskutiert auf Grundlage der Philosophie von Immanuel Kant – in meinem Buch:

Diagnostik, Klassifikation und Systematik in Psychiatrie und Medizin

erschienen im April 2019 im Verlag tredition

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(letzte Änderung 25.01.2024, abgelegt unter: Begriff, Biologie, Definition, Diagnostik, Heilkunde, Klassifikation, Medizin, Philosophie, Psychiatrie, Wissenschaft)

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