Sucht

Sucht ist ein psychisches Phänomen das infolge einer Suchtentwicklung entsteht.

Mit dem Phänomen Sucht meint man das krankhafte „Suchen“ bzw. das krankheitswertige innere Verlangen einen bestimmten Erlebniszustand zu erreichen.

Es geht hier um den Zustand der Psyche – um die künstliche Steigerung der Befindlichkeit.

Diese Steigerung der Befindlichkeit kann durch eine zugeführte Substanz erreicht werden oder durch ein Tun (Spielsucht, Spielautomat, Spiel um Geld, Pokern, Roulette) das durch den Willen nicht mehr gesteuert werden kann.

Demgemäß unterscheidet man Substanz gebundene Süchte von Nicht Substanz gebundenen Süchten.

 

Sucht – künstliches Streben nach Wohlbefinden:

Man kann sagen, dass die süchtige Person bestrebt ist durch ihr Suchtverhalten vom Zustand des unangenehmen Befinden in den Zustand des angenehmen Befinden bzw. ins Wohlbefinden zu gelangen.

Von Sucht im engeren Sinn spricht man falls der Kontrollverlust eingetreten ist.

In diesem Fall kann die betroffene Person ihr Verhalten nicht mehr kontrollieren und die Störung der Gesundheit das Ausmaß einer Krankheit erlangt.

Bei der Sucht handelt es sich primär also um eine Störung auf der Ebene des Erlebens die zum Suchtverhalten geführt hat.

Man kann daher sagen, dass es sich dabei um ein krankheitswertiges Phänomen der Psyche handelt.

Sekundär kommt es infolge des Suchtverhaltens bei diversen Süchten zur Schädigungen des Körpers. In jedem Fall aber zur Transformation der neuronalen Funktion die die Veränderung in Richtung Abstinenz mühsam macht.

Das Streben nach Veränderung der Befindlichkeit kann also, je nach Suchtmittel bzw. Droge schnell das Ausmaß einer ausgeprägten psychischen Störung erlangen.

Dabei gibt es neben der substanzgebundenen Süchten auch die nichtsubstanzgebundenen Süchte.

Man kann also festhalten, dass die süchtige bzw. die von der Substanz abhängige Person ihr Suchtverhalten gegen ihre bessere Einsicht fortsetzt, eben weil sie es nicht mehr kontrollieren kann.

Man unterscheidet Substanzgebundene Abhängigkeit von nicht-Substanzgebundener Abhängigkeit.

Zum Beispiel sind das süchtige Verlangen und Konsumieren von Alkohol oder Drogen im engeren Sinn (Heroin, Kokain, Cannabis usf.) Substanzgebundene Süchte. Ebenso das süchtige Rauchen von nicotinhaltigen Substanzen.

Eine nicht-Substanzgebundene Sucht ist beispielsweise die Spielsucht ebenso die Internetsucht (Internetabhängigkeit).

Es ist eine Sucht also ein Erleben und Verhalten das dadurch gekennzeichnet, dass ein massives Verlangen entweder in Bezug auf eine Substanz besteht, oder dass ein massives Verlangen, abhängig von einem gewissen Verhalten auftritt, das das Ausmaß einer Sucht erlangt hat und die betroffene Person mit diesem Erleben und Verhalten nicht mehr klar kommt und ihr ein Verhalten in Bezug auf den Umgang mit dem Mittel oder dem Verhalten auftritt das sie nicht mehr kontrollieren kann und kommt es daher zum Kontrollverlust. Der Kontrollverlust ist als das Kriterium dafür dass Störung das Ausmaß einer Sucht erlangt hat, wohingegen eine psychische Regung, die nicht zum Kontrollverlust führt noch nicht als Sucht bezeichnet werden kann.

Es gibt hier allerdings einen fließenden Übergang vom noch normalen psychischen Phänomen zum psychopathologischen Phänomen und damit zum krankheitswertigen psychischen Phänomen der Sucht.

Wenn also dieses „Suchen“ – als Merkmal der Psyche – ein krankheitswertiges Ausmaß erlangt hat dann wird das psychische Phänomen zum psychopathologischen Phänomen und es wird der Begriff Sucht verwendet.

Man kann daher in diesem Fall auch sagen: eine Sucht ist eine Form einer psychischen Störung, die zu einer Abhängigkeit geführt hat.

Die Sucht ist ist dadurch charakterisiert, dass sie zur Abhängigkeit entweder von der Substanz oder vom Verhalten geführt hat.

Bei einer Sucht „versucht“ die betroffene Person mit der Hilfe des Suchtmittels oder durch eine bestimmte Aktivität ein inneres Verlangen (einen inneren Mangel) zu stillen bzw. zu befriedigen.

Oder es wird die geistige Ablenkung von einem bestehenden Problemen gesucht um damit die geistige Zerstreuung zu erreichen. Oder es wird sonst ein angenehmes Gefühl angestrebt das derzeit nicht vorhanden ist. Etwa das Unvermögen sich anderweitig entspannen können ist der Anlass zum Konsum der psychotropen Substanz. Oder es ist die kurzzeitige Leistungssteigerung die durch den Konsum der Substanz erreicht wird. Immer handelt es sich um ein psycho-manipulatives Verhalten das mehr oder weniger bewusst unternommen wird.

Häufig wird durch eine süchtig machende Substanz primär die Angst (oder sonst ein unangenehmes Gefühl ) reduziert und es führt dann der biologische Vorgang im Körper dazu, dass eine gewisse Menge der psychotropen Substanz nicht mehr ausreicht um die Angst oder das sonst unangenehme Gefühle bzw. unangenehme Zustände der Befindlichkeit erfolgreich in eigener Regie zu „behandeln“. Damit kommt es zur Dosissteigerung und somit zur Suchtentwicklung.

Weil zum Beispiel Heroin die Gestimmtheit und damit die Befindlichkeit fürs erste massiv positiv verändert und andererseits dann durch den Abbau der Substanz im Körper wiederum relativ schnell ein Stimmungsabfall eintritt, entsteht sehr schnell das Verlangen sich diese Substanz wiederum zuzuführen um in die bessere Gestimmtheit zu gelangen.

Es macht also die süchtige Person die Erfahrung, dass die Ausübung der Sucht nur kurzzeitig sich auf die Psyche positiv auswirkt und dass alsbald das Suchtverlangen im gleichem, oder sogar noch in größerem Umfang in Erscheinung tritt.

Zu den verschiedenen Süchten:

Man kennt die Alkoholsucht (Alkoholabhängigkeit, den Alkoholismus -> Wiki Beitrag), die Sucht zu Rauchen (Nikotinabhängigkeit -> Wiki Beitrag), die Sucht nach gewissen Beruhigungs- und Schmerzmitteln. Und schließlich die verschiedenen Süchte bezüglich der verschiedenen Drogen (Drogensucht -> Wiki Beitrag) im engeren Sinn. Bei den nichtsubstanzgebundenen Süchten kennt man etwa die Spielsucht, die Internetsucht, die Eifersucht und andere Süchte, bei denen die abhängige Person nicht davon ablassen kann in dieser Hinsicht aktiv zu werden.

Ein wesentlicher Faktor der Sucht ist in vielen Fällen ein Mangel an  Selbstwertgefühl und damit einhergehend ein geringes Selbstbewusstsein.  Grundsätzlich kann man sagen, dass das Phänomen der Sucht die Folge des Zusammenwirkens von vielen Faktoren ist, und man kann daher berechtigt sagen, dass die Sucht in einem konkreten Fall durch das Zusammenwirken von vielen Faktoren entstanden ist und somit die Folge einer komplexen Ursache ist.

Durch das Ausüben der Sucht kann die betroffene Person den angestrebten Effekt nur für eine sehr beschränkte Zeit erreichen. Naturgemäß gelingt dies nur kurzzeitig, weil im Fall der Substanzgebundenen Sucht die Substanz im Organismus alsbald abgebaut wird und sodann die Ernüchterung eintritt, und auch im Fall einer nicht substanzgebundenen Sucht führt die Ausübung der Sucht nicht nachhaltig zur Befriedigung.

Biologisch und psychologisch betrachtet kann man sagen, dass die Entstehung der Sucht zur Ausbildung von ausgeprägten neuronalen Mustern führt, die in Sequenz ablaufen, ohne dass die betroffene Person bei der voll entwickelten Sucht noch die Freiheit hat zu wählen und etwa auf den Konsum des Suchtmittels oder die Ausübung der nicht substanzgebundenen Sucht zu verzichten. Und es macht die betroffene Person dabei die Erfahrung, dass sie alsbald durch den Willen also durch intendierte Vorstellungen diese Praxis nicht mehr ausreichend kontrollieren kann, wodurch dann eben der Kontrollverlust erklärt werden kann. In diesem Sinn kann man die Vorgänge bei der Sucht auch biologisch begründet erklären und das damit auftretende Verhalten sinnvoll psychologisch verstehen.

Psychologisch betrachtet kann man in Bezug auf das zuletzt Gesagte auch feststellen, dass die Suchtentwicklung zu einer unvorteilhaften Konditionierung führt, die eben das verstärkte Verlangen nach dem Suchtmittel bei einer substanzgebundenen Sucht bzw. nach dem suchtartigen Verhalten bei einer nicht substanzbebundenen Sucht mit sich bringt. Es kommt hierbei also zu einer bevorzugten Assoziation von Inhalten die die Psyche dominieren.

Damit wird deutlich, dass im Rahmen der  Therapie nachfolgend an die körperliche Entwöhnung bei einer substanzgebundenen Sucht eine Dekonditionierung angestrebt wird, die im günstigen Fall zur anhaltenden Abstinenz führt und dass infolge der anhaltenden Abstinenz im Laufe der Zeit ein Lernen bzw. ein Umlernen eintritt auf andere Art mit dem Leben fertig zu werden – klar zu kommen und das biologisch betrachtet zum „Verblassen“ der neuronalen Muster führt bzw. zu Erlernen von neuen neuronalen Mustern führt (Coping). Man kann leicht einsehen, dass der neuerliche Konsum des Suchtmittels sehr schnell zur Reaktivierung der vormals konditionieren Muster führt. Man spricht dann in einem solchen Fall von einem Rückfall in das Suchtverhalten.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet wird das Phänomen der Sucht durch den Begriff der Idee erkannt, der im Bewusstsein der erkennenden Person als systematische Einheit (der Idee) erscheint, wenn diese Person die Merkmale der Sucht unter diesem Begriff geistig auffasst (vgl. mit Kant Zitat 7).

In der Psychiatrie sind die Süchte und die damit verbundenen Suchtkrankheiten eine häufig zu beobachtende Form einer psychischen Störung und es sind demgemäß im Hinblick auf die Behandlung der verschiedenen Süchte verschiedene psychiatrische Fachkliniken entstanden bzw. geschaffen worden (zur Alkoholentwöhnung, zur Entwöhnung von Tranquilizern und anderen abhängig machenden Substanzen, die in Übermassen längere Zeit eingenommen worden sind). Ebenso sind Fachkliniken für den körperlichen Entzug und die Entwöhnung von anderen Suchtmitteln aus der Praxis heraus entwickelt worden, weil die Gegebenheiten der Sucht von unterschiedlichem Charakter sind.

Es sind bezüglich der verschiedenen Süchte auch verschiedene psychiatrische Diagnosen beschrieben und in der psychiatrischen Klassifikation definiert worden. (Weiteres dazu in diesem Wiki Beitrag in dem die suchtspezifischen Diagnosen aufgelistet sind). Neben der Psychiatrie, PsychologiePsychotherapie und Psychosomatik ist auch die Medizin in vielerlei Hinsicht mit der Sucht und den Folgen der Sucht befasst, weil bekanntlich viele Süchte zu gesundheitlichen Störungen, gesundheitlichen Schäden und letztlich zu körperlichen Krankheiten führen. So kann etwa eine Leberschädigung in der Form einer Hepatitis, Fettleber, Leberzirrhose, oder eine Pankreatitis als Folge der Alkoholsucht bzw. des Alkoholismus auftreten. Oder es können durch das massive Rauchen Gefäßschäden (Arteriosklerose, koronare Herzkrankheit usf.) als Folge der Nikotinsucht auftreten. Auch die Esssucht führt bekanntlich zu medizinischen Folgen der verschiedenen Art (Adipositas, Diabetes mellitus, Arteriosklerose, Hypertonie usf.).

Zuletzt seien an dieser Stelle noch andere gesundheitliche Störungen (Krankheiten) genannt, die Kriterien einer Sucht aufweisen: die Magersucht (Anorexie) und die Ess-Brech-Sucht  (Bulimie).

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(letzte Änderung 07.02.2024, Definition, Psychiatrie, Psyche, Psychologie, psychische Störung)

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