Trieb

Der Trieb ist die Kraft die das Lebewesen zu gewissen Aktivitäten antreibt.

Somit kann man sagen, dass der Trieb ein natürliches Phänomen ist, das bei höher entwickelten Tieren und beim Menschen verschiedene Aktionen in Bewegung setzt.

Ebenso kann man sagen, dass der Trieb eine innere Kraft ist, die durch gewisse Reize oder durch eine sonstige Ursache ausgelöst in der jeweiligen Situation entsteht und die ein inneres „Getriebensein“ bewirkt.

Neurobiologisch betrachtet kann man sagen, dass gewisse Reize den Trieb bewirken. Man kann auch sagen, dass diverse Faktoren den Antrieb bewirken bzw. auf diese Art der Triebe ensteht.

Der letztlich von außen sich durch die Triebhandlung manifestiert bzw. in dieser Form als Handlung in Erscheinung tritt.

Dabei können bei der Entstehung des Triebes körperliche Faktoren und/oder psychische Faktoren – in manchen Fällen beim Menschen auch geistige Fakoren – der Grund der Ursache der Triebhandlung sein.

Man denke an gewisse Gerüche die einen sexuellen Reiz beim Lebewesen des anderen Geschlechts auslösen. Oder man denke an optische Reize etwa die Erscheinung die das Balzverhalten bewirkt.

In diesem Fall kann man beim Menschen von einem psychischen Phänomen sprechen der den Sexualtrieb entfacht.

Es handelt sich dabei also um ein Phänomen das seine Ursache sowohl im Körper wie auch in der Psyche oder in beiden Bereichen haben kann.

Weil die Ursache des Triebs oftmals durch diverse Faktoren entsteht bzw. provoziert und verstärkt werden kann handelt es sich hierbei um eine komplexe Ursache.

In diesem Sinn ist der Trieb en Phänomen das vom Individuum pathisch erlebt wird.

Der Trieb entsteht primär also durch innere Gegebenheiten und kann durch weitere Faktoren verstärkt werden, so etwa durch den Anblick, Gerüche oder sonstige Sinneseindrücke bzw. kann er auch durch frühere Erfahrungen verstärkt werden.

Man weiß, dass etwa bei der Sexualität eine längere Zeit der unterbliebenen Triebefriedigung als innerer Faktor wirkt, oder dass der Anblick,  oder der Geruch, die Berührung, oder allein eine bestimmte Vorstellung den Trieb auslösen und verstärken kann.

All dies veranlasst das Individuum zur Triebreaktion bzw. zur Triebhandlung.

Man kennt den Überlebenstrieb, den Sexualtrieb, Arterhaltungstrieb, den Pflegetrieb, den Trieb sich und andere zu befriedigen, zu verteidigen und sonstige Triebe, die in der Natur bei bestimmten Lebewesen entstanden sind.

Ein Trieb führt in der Regel zu einer bestimmten Handlung, die die Triebbefriedigung als Ziel zur Folge hat.

Auf diesem Weg schließt sich der Kreis – man kann auch sagen, der Prozess der durch das Wirken der einzelnen Kräfte in Gang gesetzt und schließlich durchlaufen wird – um zum natürlichen Ziel der Triebbefriedigung zu gelangen.

Im Wort Trieb steckt der Begriff antreiben, „angetrieben“ sein, durch etwas „getrieben“ sein.

Es ist dies also ein Erlebnis das dem Lebewesen pathisch zuteil wird, und nicht ein Erlebnis das primär gewollt bzw. primär dem Willen entspringt. Mit anderen Worten, kann man sagen, dass man sich den Trieb nicht aussuchen und wählen kann.

Vielmehr ist der Trieb durch die Natur bedingt.

Die Neigung zur Triebhandlung ist also in der Anlage gegeben und damit vorgegeben.

Dabei liegt es in der Natur der Sache begründet, dass die Anlage zum Trieb bei verschiedenen Individuen einer Spezies verschieden stark angelegt sind. Es wird also innerhalb einer gewissen Population Individuen mit stärkerer Triebanlage und solche mit schwächerer Triebanlage geben.

Weil der Trieb pathisch erlebt wird,  er also gleichsam „erlitten“ wird, unterscheidet er sich grundsätzlich von der primär willentlich intendierten Handlung und er ist daher mit der Leidenschaft verwandt, insofern das Getriebensein erlitten wird.

Es ist auch so, dass manche Triebe naturgemäß im Laufe des Lebens den Höhepunkt erlangen und davor und danach nicht mehr in diesem Ausmaß vorhanden sind.

Biologisch bzw. neurobiologisch betrachtet ist der Trieb bzw. die Triebreaktion ein physiologisches Geschehen das in einem Organismus in Erscheinung tritt. Das Ziel der Triebreaktion ist eine gewisse Reaktion. Diese manifestiert sich sowohl auf körperlicher Ebene wie auch auf psychischer Ebene. Der Abschluss der Triebreaktion führt schließlich zum Nachlassen einer gewissen inneren Spannung, die zuvor vom Individuum erlebt wird. Diese Spannungsreduktion tritt ein, wenn der Prozess im ganzen Organismus durchlaufen ist. Damit kommt es zur Triebbefriedigung. Durch die Triebreaktion kommt es zu einem biologischen Geschehen, welches im Normalfall für das Individuum und auch für die Art und damit auch für die Arterhaltung zweckmäßig ist.

Es liegt in der Natur der Sache begründet, dass unter Umständen die Triebbefriedung, oder schon die angestrebte Triebbefriedigung zu Konflikten mit anderen Individuen führt, weil diese sich in einer anderen Situation befinden und daher oftmals andere Interessen haben bzw. andere Interessen verfolgen. Nur in dem Fall, wenn zwei Individuen aufeinander treffen, deren Interessen sich entsprechen, ist zu erwarten, dass die Triebbefriedigung für beide Individuen konfliktfrei verläuft und damit die Ausübung des Triebes bzw. das Zulassen der triebbefriedigenden Handlung für beide Teile erfreulich, entspannend und wohltuend verläuft.

Den Trieb hat man auf der Grundlage der Beobachtung, somit empirisch auf der Grundlage der Erfahrung als natürliche Anlage erkannt, die sowohl bei den Tieren wie auch bei den Menschen beobachtet werden kann. Vom Trieb unterscheidet man den Instinkt.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet ist der Trieb der Begriff einer Idee, der aus der Erfahrung abgeleitet worden ist. Man denkt sich also, dass es eine innere „Quelle“ gibt, die man als Trieb bezeichnet, die das typische Erleben des Triebes bzw. das Erleben der Triebreaktion sowohl in psychischer wie auch in körperlicher Hinsicht zur Folge hat. Diese innere „Quelle“ ist eine „biologische Einheit“ und es kann durch den Begriff der Idee diese Einheit erkannt werden, wenn man die charakteristischen  Erscheinungen auf der Ebene der Vorstellungen unter dieser systematischen Einheit auffassen kann. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Neurophysiologisch betrachtet entspricht der Trieb bzw. das Triebgeschehen auf der Ebene der neuronalen Funktion einem neuronalen Muster das mit einer gewissen neuronalen Aktivität im Nervensystems prozesshaft einhergeht und eine gewisse Wirkung zur Folge hat. Es kommt dabei unter anderem zu hormonellen Reaktionen, die ihrerseits wiederum die neuronalen und die anderen biologischen Funktionen des Organismus beeinflussen und verstärken.

Psychologisch betrachtet wird  der Trieb als psychisches Phänomen erlebt. Es kommt dabei zu gewissen EmpfindungenGefühlen und Gedanken wie sie für den speziellen Trieb typisch sind. Es wird somit durch den Trieb bzw. durch das Trieberleben das Fühlen und Denken beeinflusst. Schließlich kommt es in Folge der Erlebnisse, wie sie durch den Trieb eingetreten sind auch zur Einspeicherung von Gedächtnisinhalten, somit zu neuen Inhalten im Gedächtnis. Es kommt damit also zu einem Lernen und in gewisser Hinsicht auch zu einer Prägung, somit zu einer gewissen Konditionierung.

In der Psychologie spielen die Triebe sowohl beim normalen wie auch beim abnormalen Erleben eine Rolle. Und es spielen die Triebe auch in der Medizin und in der Psychiatrie bei den krankhaften Zuständen bzw. bei den krankheitswertigen Störungen eine mehr oder weniger große Rolle. Naturgemäß sind die Triebe auch in der Psychotherapie und auch im Gutachterwesen, insbesondere in der psychiatrischen Forensik, von Bedeutung. Es sind also bei der Erstattung von psychiatrischen Gutachten die Auswirkungen der Triebe oftmals von Relevanz.

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(letzte Änderung 27.11.2023, abgelegt unter: Biologie, Definition, biologischer Begriff, Erleben, Psyche)

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