Es gibt große Unterschiede zwischen dem Wachbewusstsein und dem Traumbewusstsein.
Im Traum sind wir uns der Vorstellungen bewusst, aber wir haben keine Distanz zu den Vorstellungen, wir leben gleichsam unmittelbar in den Vorstellungen.
Im Wachbewusstsein haben wir mehr oder weniger Distanz zu den Vorstellungen. Im Wachbewusstsein können wir uns von den Vorstellungen distanzieren. Im Wachbewusstsein überlegen wir, ob die Vorstellung zutreffend ist, und in welchem Ausmaß sie zutreffend ist. Das heißt man kann sich im Wachbewusstsein kritisch mit den Gedanken bzw. mit den Ideen auseinandersetzen. Im Traum ist dies nicht möglich und nicht der Fall.
Daher kommt es vor, dass man am Morgen früh nach dem Erwachen und Überlegen eine Vorstellung verwirft, die man im Traum bzw. im Halbschlaf noch als absolut „richtig“ angesehen hat.
Im Wachbewusstsein sind wir viel besser in der Lage unsere Einfälle (Vorstellungen) einer Prüfung zu unterziehen. Wir überlegen hin und her, ob die Sache so richtig gesehen wird oder nicht. Derartige Prüfungen führen wir im Traum nicht durch.
Daher sind unsere Traumvorstellungen phantastischer und weiter von der Realität entfernt.
Angemerkt sei an dieser Stelle, dass unsere Vorstellungen und die Prüfung der Vorstellungen von unseren Emotionen abhängt. Dazu finden Sie einiges in diesem Beitrag.
Das Traumbewusstsein unterliegt also praktisch keiner rationalen Kontrolle. Im Taum können wir fliegen, auf der Zeitachse zurück gehen usf. Im Wachbewusstsein können wir dies theoretisch zwar auch, in diesem Fall sind unsere Vorstellungen jedoch von der Begleitvorstellung der Unwirklichkeit oder dem Bewusstsein, dass es sich um eine Phantasievorstellung handelt, begleitet.
Weil wir fähig sind unsere Vorstellungen einer Prüfung zu unterziehen und derartige Prüfungen in der Zeit stattfinden (in dem die Vorstellungen im Laufe der Zeit mit anderen Vorstellungen verglichen werden) – ist es klug wichtige Entscheidungen nicht auf der Stelle, also nicht sofort zu treffen, sondern erst nach einiger Zeit, wenn die Sache ausreichend bedacht worden ist. Insbesondere sollte man zuwarten wenn gewisse Emotionen vorhanden sind und dadurch die Entscheidung unter Umständen gravierend beeinflusst wird. Man soll also in einem solchen Fall zuwarten bevor man sich entscheidet.
Daher der Spruch man soll noch einmal „darüber schlafen“ bevor man sich entscheidet.
In der Yoga bzw. in der Meditationliteratur ist sinngemäß davon die Rede, dass die Wirklichkeit nur erkannt wird, wenn das Denken zum Stillstand kommt.
Im ersten Moment erscheint diese Aussage paradox, tatsächlich hat dies jedoch damit zu tun, dass eine vollkommen unverfälschte Sichtweise nur dann zustande kommt, wenn die Beurteilung der Sache nicht mehr von einzelnen Vorstellungen abhängt, sondern intuitiv im Ganzen erfolgt und dies ist nur möglich wenn das Denken zum Stillstand gekommen ist.
Es gibt also ein Kontinuum welches vom eingeengten Denken des Traumbewusstseins über das tagträumerische Denken zum Wachbewusstsein bis hin zum kritischen Denken, oder besser gesagt zum „Stillstand des Denkens“ im Yoga bzw. in der Meditation sich erstreckt.
So gesehen kann man auch sagen: die Wirklichkeit wird im Traum am wenigsten erkannt und im vollkommen bewussten Zustand (des Nicht-Denkens) am besten.
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(letzte Änderung 17.9.2012, abgelegt unter: Bewusstsein, Denken, Medizin, Psychotherapie, Yoga, Meditation)
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