Karl Jaspers schreibt in seiner “Allgemeinen Psychopathologie” wie folgt:
“Wenn ich das Ganze als Idee auch nicht geradezu erkennen kann, so nähere ich mich ihm – mit Kants Worten – durch das “Schema” der Idee. Schemata sind entworfene Typen, falsch, wenn ich sie als Realitäten behandele oder als Theorien von einem Zugrundeliegenden, wahr als methodisches Hilfsmittel, das grenzenlos korrigierbar und verwandelbar ist.“
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aus:
Karl Jaspers: “Allgemeine Psychopathologie”, 9. unveränderte Auflage, Springer-Verlag Berlin-Heidelberg-New York 1973, Seite 468 – 469, ISBN 3-540-03340-8, ISBN 0-387-03340-8
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Anmerkung zum Zitat:
Karl Jaspers zeigt damit in seinem Buch: „Allgemeine Psychopathologie“ (ab der 4. Auflage) auf, dass ich (als Psychiater) das Ganze als Idee nicht geradezu erkennen kann, sondern dass ich mich diesem Ganzen (als Idee) durch Schema der Idee nur nähern kann. Und es weist Jaspers infolge darauf hin, dass Schemata entworfene Typen sind.
Ich kann als Arzt/Psychiater auch sagen: in der Psychiatrie kann ich die diagnostische Einheit nur auf der „Ebene der Ideen“ erkennen und daher nur in Bezug auf den definierten Typus bestimmen – wobei dies ein methodisches Hilfsmittel ist, das grenzenlos korrigierbar und verwandelbar ist (vgl. auch mit Jaspers Zitat).
Wie man sich als Psychiater überzeugt, sind in diesem Sinn die psychiatrischen Kategorien (etwa die der psychiatrischen ICD-10 Klassifikation) ebenfalls methodische Hilfsmittel die grenzenlos korrigierbar und verwandelbar sind – insofern sie – so wie es den Fachleuten im Rahmen der Revision der Klassifikation passend erscheint, modifiziert werden können. Dies ist möglich, weil diese Einheiten keine faktischen Einheiten, sondern die systematischen Einheiten der (diagnostischen) Ideen sind (vgl. mit Kant Zitat 7).
Es wird damit deutlich, dass die diagnostischen Einheiten in der Psychiatrie systematische Einheiten im Sinne von Immanuel Kant sind (vgl. mit Kant Zitat 7).
Und man kann daher auch sagen, dass psychiatrische Ideen – so wie psychologische Ideen bloße Ideen sind (vgl. mit Kant Zitat 4).
Man kann auch sagen: es sind dies projektierte Einheiten um dadurch die psychischen Störungen durch diese systematischen Einheiten – die insgesamt das Ganze der Klassifikation/der Diagnostik/der Systematik bilden – gemäß dieser gegliederten Ordnung bzw. gemäß diesem (diagnostischen) System (bestehend aus aufeinander abgestimmten systematischen Einheiten) – bestmöglich zu bestimmen.
Ebenso kann man sagen, dass diese diagnostischen Einheiten zweckmäßige Einheiten sind falls sie angemessen verwendet werden.*
Abschließend kann man festhalten, dass sowohl die psychiatrische Diagnostik wie auch die psychiatrische Klassifikation und die psychiatrische Systematik auf denselben systematischen Einheiten beruhen.*
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Weiteres* dazu in meinem Buch:
Diagnostik, Klassifikation und Systematik in Psychiatrie und Medizin
erschienen im April 2019 im Verlag tredition
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