Phänomenologie

Die Phänomenologie ist die Lehre von den Phänomenen.

Es ist die Phänomenologie also die Lehre von den Erscheinungen.

(griechisch: phenomenon – das was erscheint, das Erscheinende, logos – Lehre)

Dabei muss man unterscheiden ob die Erscheinung sinnlich wahrnehmbar ist und sie sich letztlich auf eine faktische Einheit zurückführen lässt und daher in der Diagnostik etwa in der Heilkunde, hier z. B. in der universitären Medizin im Sinne der Schulmedizin durch ein klinisches Bild  tatsächlich gesehen und eindeutig bestimmt werden kann – etwa das angefärbte Tuberkulose Bakterium im mikroskopischen Bild.

Oder ob es sich um ein Bild handelt das sich zwar als typische Erscheinung präsentiert das letztlich jedoch nur mit der Hilfe eines diagnostischen Schemas erfasst und bestimmt werden kann.

Eine solche klinische Erscheinung kann nur durch die systematische Einheit (der Idee) durch das (diagnostische) Schema der (diagnostischen) Idee erkannt und bestimmt werden (vgl. mit Kant Zitat 7).

Dies trifft etwa auf mikroskopische Bilder in der Histopathologie und Zytopathologie zu.

Und es trifft dies auch auf klinische Erscheinungen zu die durch den typischen Symptomenkomplex der gesundheitlichen Störung erkannt und bestimmt werden – so zum Beispiel auf einen primären Kopfschmerz vom Typ der Migräne.

Es kann hier die Erscheinung also nur durch den Begriff der Idee bzw. nur durch die systematische Einheit der Idee erfasst werden, falls die Fachperson die Merkmale der diagnostischen Idee vorfindet und diese vermittelt durch das diagnostische Schema der Idee auffasst (vgl. mit Kant Zitat 7).

Demgemäß können diese diagnostischen Einheiten – bzw. diese Diagnosen – nur durch die systematische Einheit der jeweiligen Idee erkannt und bestimmt werden.*

Phänomenologie in verschiedenen Bereichen des Wissens:

Eine psychische Erscheinung wird in der Psychologie und Psychiatrie durch den psychischen Befund erfasst.

In der Psychiatrie wird gemäß der Psychopathologie die krankheitswertige Erscheinung der Psyche  damit die psychische Störung durch den psychischen Symptomenkomplex – man kann auch sagen durch den psychopathologischen Befund erfasst.

In geistiger Hinsicht – und somit aus philosophisch-erkenntnistheoretischer Sicht betrachtet – wird eine krankheitswertige Störung der Psyche durch den phänomenologischen Begriff der Idee (vgl. mit Kant Zitat 7 und Kant Zitat 4) erfasst. Dabei ist dieser Begriff der Begriff einer phänomenologischen Einheit.

Man kann auch sagen: in der Diagnostik wird in der Psychiatrie (und Psychologie) ein Befund, der durch die Erscheinungen der Psyche erfasst wird, durch den phänomenologischen Befund erfasst.

Es gibt in den verschiedensten Bereichen Phänomene, die durch phänomenologische Einheiten bzw. durch phänomenologische Begriffe und damit durch phänomenologische Befunde erfasst werden.

In der Philosophie kennt man die Phänomenologie des Geistes bzw. die der Begriffe, die sich auf die Erscheinungen des Geistes beziehen.

In der Heilkunde und hier in der Medizin- hier insbesondere in der Inneren Medizin – kennt man die körperlichen Phänomene (körperlichen Erscheinungen) etwa das Phänomen der allgemeinen Kraftlosigkeit im Sinne einer allgemeinen Schwäche, den verminderten bis fehlenden Appetit, die der normalen Müdigkeit oder die der körperlichen Erschöpfung, das Schwitzen, den Durst, das Hitzegefühl, das Kältegefühl, die Benommenheit bis hin zum Schwindel wie diese etwa im Rahmen einer gesundheitlichen Störung auftreten.

In der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) kennt man das Phänomen des Drehschwindels, weiters den Schwankschwindel oder das Ohrgeräusch das man als Tinnitus bezeichnet usf.

In der Urologie den Harndrang, die Schmerzen im Bereich der Harnblase, die Schmerzen infolge einer Nierenkolik usf.

In der Chirurgie – ebenso wie in anderen Bereichen – den Stuhldrang, das Bauchweh, die Blähungen bei fehlender Peristaltik, die Bauchkrämpfe, die unterschiedlichen Schmerzen.

In der Neurologie kennt man die Kopfschmerzen vom Typ der Migräne, die Spannungskopfschmerzen; all dies sind hier neurologische Phänomene. Weiters die Phänomene der Kraftabschwächung in einzelnen Körperregionen bis hin zur vollständigen Lähmung, das Zittern (Tremor), diverse Missempfindungen und Sensibilitätsstörungen: Taubheitsgefühl, Kribbeln, Brennen, abnormes Kältegefühl usf.

In der Psychologie und in der Psychiatrie kennt man die unterschiedlichen psychischen Phänomene und auch die psychopathologischen Phänomene, wie sie bei den verschiedenen psychischen Störungen vorkommen.

Während man die normalen psychischen Phänomene in der Psychologie durch die Zergliederung der Psyche in die einzelnen Begriffe auf der Grundlage des normalen psychischen Befundes untersucht und studiert, untersucht und studiert man die abnormen bzw. die krankheitswertigen psychischen Phänomene vorwiegend in der Psychiatrie bzw. in der Psychopathologie durch die Zergliederung der charakteristischen psychischen Symptomenkomplexe, wie sie bei den unterschiedlichen psychischen Störungen vorkommen und sich in der Form der unterschiedlichen klinischen Erscheinungsbilder manifestieren und im Rahmen der klinischen Untersuchung durch den Facharzt für Psychiatrie bzw. die Fachärztin für Psychiatrie festgestellt werden.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet erkennt man ein einzelnes Phänomen durch den Begriff der Idee (vgl. mit Kant Zitat 7). Es erscheint dabei der Begriff der Idee als systematische Einheit im Bewusstsein der erkennenden Person, falls diese die charakteristischen Merkmale der Idee durch das Schema der Idee (vgl. mit Kant Zitat 7) geistig aufgefasst.

Man kann auch sagen: man erkennt ein einzelnes Phänomen in dem man die jeweilige Idee auf den Sachverhalt projiziert und falls in der Folge sodann die einzelnen Merkmale des Phänomens infolge der Analyse aufgefunden werden und diese unter dieser systematischen Einheit durch die Synthese geistig erfasst werden können (vgl. mit Kant Zitat 7) dann kann man diese Erscheinung so benennen.

In diesem Fall sagt man, dass das jeweilige Phänomen im konkreten Fall vorhanden ist. Man untersucht also in der Phänomenologie die unterschiedlichen Erscheinungen der Psyche und des Körpers auf der Ebene der Vorstellungen bzw. auf der Ebene der Ideen, einerseits durch die geistige Analyse der Erscheinungen. Andererseits ergibt sich aus der Synthese der einzelnen Erscheinungen der jeweilige Begriff des Phänomens.

Man kann auch sagen, dass das jeweilige Phänomen unter dem Begriff der Idee erfasst wird, falls die aufgefundenen Merkmale diesem Schema (der Idee) hinreichend genügen (vgl. mit Kant Zitat 7).

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Die unterschiedlichen psychischen Störungen werden auf der Grundlage der unterschiedlichen psychischen Symptomenkomplexe erkannt

Wie man sich überzeugt werden in der Psychiatrie die unterschiedlichen psychischen Störungen gemäß den Kriterien einer psychiatrischen Klassifikation im Wesentlichen auf der Grundlage der unterschiedlichen psychischen Symptomenkomplexe und des jeweiligen Verlaufs erkannt und in der psychiatrischen Diagnostik bestimmt.

Dabei zeigen die unterschiedlichen psychiatrischen Kategorien die charakteristischen Merkmale der psychischen Störungen. Man kann auch sagen: die psychiatrischen Kategorien zeigen die Merkmale der psychiatrischen Ideen die durch die Schemata der Ideen definiert sind.*

Auf dieser Grundlage der Phänomenologie wird also die einzelne psychiatrische Diagnose subjektiv gültig von der Fachperson aufgrund der klinischen Erscheinung der psychischen Störung gestellt.

In diesem Sinn ist eine psychiatrische Einheit eine diagnostische Einheit die durch die Anwendung der Methoden der Psychopathologie auf der Grundlage der Phänomenologie erkannt wird.

Und es bildet daher die Phänomenologie in Verbindung mit der Psychopathologie die Grundlage der psychiatrischen Diagnostik.

Es können also in der Psychiatrie die unterschiedlichen psychischen Störungen nur auf Grundlage der psychischen Anomalie erkannt und bestimmt werden, wie dies Wilhelm Griesinger in seinem Lehrbuch bereits ausgeführt hat (vgl. mit Griesinger Zitat).

Man täuscht sich in der Psychiatrie wenn man glaubt, dass man ein psychisches Phänomen und damit eine psychische Störung und in weiterer Folge eine psychiatrische Diagnose „physisch“ begründet in der Diagnostik auf  Grundlage von körperlichen Befunden erkennen und bestimmen kann.

Man kann in der Psychiatrie eine psychische Störung nur psychopathologisch begründet erkennen und bestimmen – wie dies der  Psychiater und Philosoph Karl Jaspers erkannt und in seinem Buch „Allgemeine Psychopathologie“ ab der 4. Auflage unter Verweis auf Philosophie von Immanuel Kant beschrieben hat (vgl. mit Jaspers Zitat).*

Man kann also festhalten, dass man ein psychisches Phänomen grundsätzlich nicht physisch begründet bestimmen kann, weil dieses nur durch den Begriff der Idee und zwar nur durch den Begriff der bloßen Idee erkennbar und bestimmbar ist.

Eine psychiatrische Idee ist nämlich so wie eine psychologische Idee eine bloße Idee im Sinne von Immanuel Kant (vgl. mit Kant Zitat 4).

Daher spielt in der psychiatrischen Diagnostik die Biologie eine untergeordnete Rolle. Durch körperliche bzw. durch biologische Befunde – die Zusatzbefunde zu den psychischen Befunden sind – kann man zwar gewisse psychische Phänomene und somit auch gewisse psychische Störungen besser erklären, aber bestimmen kann man sie auf dieser Grundlage nicht. (->Weiteres dazu auf Poster 6: Diagnosis in Psychiatry – the Role of Biological Markers – an investigation in the light of Immanuel Kant`s philosophy)

Nachfolgend werden einzelne phänomenologische Einheiten bzw. einzelne psychische Phänome aus der Psychologie und Psychiatrie exemplarisch aufgelistet

Angst

Wut

Hass

Trauer

Freude

Lustlosigkeit

Antriebslosigkeit

Konzentrationsstörung

Denkstörung

formale Denkstörung

inhaltliche Denkstörung

kognitive Störung

affektive Störung

Gedächtnis

Gedächtnisstörung

Merkfähigkeitsstörung

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Depression

Manie

Schizophrenie

Schizo-affektive Störung

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung)

OPS (Organisches Psychosyndrom)

Neurose

Psychose

Paranoia

Wahn

Demenz

Alzheimer Demenz

Vaskuläre Demenz

Levy-body Demenz

usf.

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Weiteres* zu diesen Themen in meinem Buch:

Diagnostik, Klassifikation und Systematik in Psychiatrie und Medizin

erschienen im April 2019 im Verlag tredition

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(letzte Änderung 22.08.2020, abgelegt unter: Definition, Forensik, Forensische Psychiatrie, Gesundheit, Heilkunde, Krankheit / gesundheitliche Störung, Medizin, Neurologie, Phänomen, Psyche, Psychiatrie, Psychologie, Psychopathologie)

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