Disziplin

Eine Disziplin ist eine besondere Form der Praxis.

Dabei kann dies eine von außen geleitete Praxis sein, oder es ist dies eine von innen geleitete Praxis.

Im hier verwendeten Sinn von: disciple – englisch – der Lernende, der Schüler, der selbst überlegt und dann handelt, ist dies vorwiegend eine von innen geleitete Praxis.

Die andere Bedeutung für Disziplin ist: disciplina im Sinn von: ‚Lehre‘, ‚Zucht‘, ‚Schule‘.

Man muss also eine fremdbestimmte Disziplin von selbstbestimmter Disziplin unterscheiden.

Zur selbst geleiteten bzw. selbstbestimmten Disziplin:

Die selbstbestimmte Disziplin kann spontan und kreativ gemäß dem eigenen Wesen praktiziert und entwickelt werden (vgl. mit Osho Zitat 17d1).

Im Gegensatz dazu ist die  fremdbestimmte Disziplin von außen her vorgegeben und damit von außen bestimmt und diese wird nach einer gewissen Ordnung geregelt.

Dies ist die Disziplin die vorgibt das zu tun ist, was getan werden soll/muss, also die : disciplina im Sinn der „Zucht“ und Ordnung. Es bedeutet hier die „Schule“, dass sich der Schüler an das hält was ihm vom Lehrer angesagt und erwartet wird. Oder was im Militär der Soldat gemäß dem Befehl zu tun hat, oder was im Amt der Beamte zu tun hat, oder in der Partei das Parteimitglied gemäß der Parteidisziplin zu tun hat, etwa bei einer Abstimmung bzw. Wahl usf.

Im Gegensatz dazu ist die selbstbestimmte Disziplin so geartet, dass sie der jeweiligen Situation und den Gegebenheiten entsprechend angepasst zu leisten ist, und demgemäß geschieht hier das Tun, so wie es gerade passend ist, oder vom Subjekt aus passend erscheint. Dies ist die Disziplin im Sinn des Yoga wie sie Osho (vgl. mit Osho Zitat 17d1) gemäß den Sutren von Patanjali (vgl. mit Patanjali Zitat 1) versteht.

Gemäß Osho entsteht die Disziplin also aus dem eigenen Inneren geleitet und es bedeutet dies diszipliniertes Tun, Handeln und  Lernen gemäß eigener Erfahrung.

Und es ist ein solche eigene bzw. selbstbestimmte Disziplin die wahre Disziplin mit der Bereitschaft wirklich zu lernen.

Man kennt in diesem Sinn das Ziel der Achtsamkeit oder das Ziel der Selbstbeherrschung im Sinn der wahren Selbstdisziplin. Und man  kennt im Gegensatz dazu die Disziplin bei der man angehalten ist etwas zu tun, weil es so getan werden muss.

Es gibt also die Disziplin aus freiem Entschluss im Gegensatz zur auferlegten Disziplin die von außen gefordert wird.

Man erkennt damit den Unterschied von der wahren Disziplin einerseits, zur Disziplinierung von außen andererseits – bis hin zur Bestrafung und Züchtigung.

Der Begriff der Disziplin wird also in unterschiedlicher Verwendung gebraucht, und man kennt daher den Begriff der Disziplin so wie er etwa bei der Arbeit, im Beruf, in der Schule, zu Hause vom Ehepartner gefordert oder von den Eltern gefordert wird, dieses oder jenes zu beachten und einzuhalten oder ob man dies durch eigene Einsicht als richtig erkennt und daher tut.

In der Politik kennt man im zuvor genannten Sinn den Begriff der Parteidisziplin. In ähnlichem Sinn gibt es die Disziplin beim Militär, bei der Feuerwehr, beim Roten Kreuz usf.

Disziplin im Sport:

Im Sport kennt man die verschiedenen Sportdisziplinen, die Leichtathletik, das Geräteturnen usf.wo es in jeder Disziplin um eine gewisse Art der sportlichen Aktivität und um gewisse Ziele geht. Hier hat der Begriff Disziplin eine nochmals andere Bedeutung nämlich im Sinn einer je eigenen Kategorie.

Disziplin in der Medizin:

In der Medizin kennt man den Begriff der Disziplin in der Hinsicht, dass ein Patient sich an die Empfehlungen etwa in Bezug auf die Ernährung hält und dies gemäß der eigenen Disziplin umsetzt. Analoges kann man in Bezug auf die empfohlene Übung bzw. Bewegung sagen, oder in Bezug auf die Einnahme von gewissen Medikamenten usw.

Disziplin in Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie:

In Psychiatrie kennt man die Disziplin in psychisch- geistiger Hinsicht, etwa keinen Alkohol zu trinken weil es sonst zum Rückfall in die Sucht kommt.

Es geht hier also so, wie in der Psychologie und in der Psychotherapie darum, gewisse Ziele zu erreichen, weil nur durch die (selbst auferlegte) Disziplin dieses Ziel erreicht wird. Es geht hier also um die nützliche Disziplin um etwas zu erreichen.

Es ist dies die Disziplin die die Psyche und im weiteren Sinn das Erleben und das eigene Verhalten betreffen, wenn man sich an gewisse letztlich selbst-gewählte Vorsätze hält und nicht leichtsinnig davon abrückt, nur weil im Moment eine Versuchung auftritt.

Disziplin im Yoga und Meditation:

Im Yoga und in der Meditation kennt man den Begriff der Disziplin in der Hinsicht, dass die regelmäßige Praxis gemäß dem Vorsatz durchgeführt wird, und nicht der „Schlendrian“ die Oberhand gewinnt. Man vermeidet hier Dank der Disziplin die Ausrede die praktischen Übungen heute nicht zu machen, falls kein triftiger Grund dafür vorliegt.

Dabei soll die Asana mit Leichtigkeit praktiziert werden (vgl. mit Osho Zitat 17a) bzw. soll das eigene Vermögen und die eigene Beweglichkeit der Übung entsprechen – und soll man Gewalt gegen sich selbst unterlassen.

Disziplin befördert die Konzentration:

Die Disziplin jeder Praxis, falls sie angemessen gemacht wird befördert die Konzentration und damit das Vermögen die Praxis mit größerer Fertigkeit und mit größerer Leichtigkeit durchzuführen.

Die Disziplin ist also generell für das Lernen und damit für die eigene Entwicklung förderlich.

Man kann auch sagen, dass die Disziplin für die Ausbildung und für den Erwerb eines Könnens bzw. für den Erwerb einer Fähigkeit von großer Bedeutung ist, weil dadurch das Lernen und letztlich das Können befördert werden.

Daher ist die Einhaltung der Disziplin eine entscheidende Hilfe um das Ziel zu erreichen.

Beziehungsweise kann man dieses Ziel ohne Disziplin nicht erreichen, weil nur so die Fertigkeiten erreicht werden um diese Vollkommenheit zu erlangen.

Man denke dabei an die Disziplin, die ein Musiker etwa ein Konzertpianist aufbringen muss, damit er beim Konzert die Leistungen von diesem Grad an Vollkommenheit vollbringen kann.

Andererseits sollte es auch die Freiheit – im anderen Sinn Osho Zitat 17d1 im Tun und Handeln geben, damit die Interpretation vollkommen gemäß der Spontaneität gelingt.

Neurophysiologisch betrachtet führt die Disziplin zu Entwicklung und Stabilisierung von gewissen neuronalen Mustern. Es wird dadurch die neuronale Funktion und in weiterer Folge die Funktionalität des ganzen Organismus in gewissen Hinsicht gefördert und entwickelt. Es kommt durch die Disziplin zur positiven Entwicklung der Funktion im Nervensystem und im Organismus im Ganzen.

Und in diesem Sinn wirkt sich die Einhaltung der Disziplin letztlich positiv auf das Befinden, auf das und damit auf das Wohlbefinden der Person aus, falls die gewählte Praxis der eigenen Natur entspricht und gemäß dieser durchgeführt wird.

Umgekehrt kann die übertriebene Disziplin etwa eine selbst-verachtende Selbstkasteiung schädlich sein.

Wenn die Disziplin also so geartet ist, dass sie der Natur bzw. dem Naturell des Individuums entspricht, dann ist sie förderlich, im anderen Fall wenn sie nicht der eigenen Natur entspricht, dann ist sie nicht förderlich, sonder hinderlich und unter Umständen sogar schädlich.

Dies muss von der Person beachtet werden, die die Disziplin ausübt und auch vom Lehrer der den „Schüler“ zur angemessenen Disziplin anleitet.

Man erkennt damit den Unterschied der Disziplin zur Disziplinierung, die sich in dieser Hinsicht negativ auswirkt. (vgl. mit Osho Zitat 17d1)

Es geht also um die angemessene Disziplin, die anzustreben ist, und um die Vermeidung von Extremen, die dem entgegen stehen.

Disziplin aus Sicht der Heilkunde:

Aus Sicht der Heilkunde ist die Disziplin eine Praxis die zur positiven Entwicklung von Körper, Psyche und Geist führt, falls die Praxis angemessen ist. Es geht also um die angemessene Förderung durch irgend eine Praxis, die im vorgenannten Sinn für die Entwicklung des Individuums förderlich und daher positiv ist.

Es soll und wird dadurch also das Selbstwertgefühl, das Selbstbewusstsein und die Fähigkeit in verschiedenster Hinsicht gefördert und entwickelt werden.

Man erkennt damit, die positive Wirkung der Disziplin im Gegensatz zur Disziplinierung die nicht förderlich ist. (vgl. mit Osho Zitat 17d1)

Demgemäß soll jede Praxis und damit jede Disziplin mit vernünftiger Überlegung, somit durch die Vernunft geleitet, ausgeführt werden und soll der Schüler vom Lehrer unter Berücksichtigung der individuellen Gegebenheiten angeleitet werden – nur dann kann man von einer vorteilhafter bzw. nützlicher Disziplin sprechen.

Mangel an Disziplin:

Der Mangel an Disziplin ist insofern nachteilig, weil es damit nicht zur positiven sondern zur negativen Entwicklung kommt. Man denke nur an das Verhalten, wie es beispielsweise durch die Verwahrlosung entsteht, die als Folge des gänzlichen Mangels an Disziplin und positiver Förderung eintritt. Oder man denke an die gestörte Persönlichkeitsentwicklung wie sie ihm Rahmen einer Sucht eintritt, bei der es der Person nicht gelingt eine Disziplin einzuhalten bzw. sie davon gänzlich abkommt.

Man kennt in diesem Zusammenhang den Übergang von der Ordnung zur Unordnung, eben bis hin zur Disziplinlosigkeit und zur Verwahrlosung.

Und man erkennt damit in welcher Hinsicht eine psychische Störung oder die geistige Behinderung es verunmöglichen die Disziplin einzuhalten bzw. wie es durch besondere Fürsorge und Unternehmungen es gelingen kann diesen Mangel wieder auszugleichen womit  z. B. die Sonderpädagogik, die Psychiatrie und zum Teil auch die Psychologie mit ihren besonderen Formen von Therapie unter anderem befasst sind.

Man erkennt damit wie wichtig die angemessene Disziplin für die positive Entwicklung des Kindes und des Erwachsenen in jeglicher Hinsicht sind.

Dies gilt für die Pädagogik ganz allgemein, für das Lernen in der Schule und für die weitergehende Ausbildung im Beruf oder im Studium. Überhaupt ist für das geordnete Zusammenleben in einer Gesellschaft in vielerlei Hinsicht Disziplin und Selbstdisziplin gefordert damit nicht alles in Unordnung und Verwahrlosung gerät.

Demgemäß wird die Disziplin vom guten Hausverstand angeleitet, damit das individuelle Wohlergehen und auch das der Gesellschaft dadurch befördert wird.

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(letzte Änderung 21.02.2023, abgelegt unter: Medizin-Psychotherapie-Yoga-Meditation, philosophischer Begriff, psychologischer Begriff)

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