Erklären

Das Erklären ist das Aufzeigen des Zusammenhangs der einen gewissen Sinn macht.

Deswegen kann man den Zusammenhang dem Sinn nach durch die Erklärung verstehen.

Demgemäß liefert das Erklären eine sinnvolle Aussage, die den Zusammenhang im gegebenen Sachverhalt aufzeigt.

So kann die Erklärung etwa eine Aussage über den Zusammenhang der Ursache und der Wirkung erklären, und damit den Begriff der Kausalität (vgl. mit Kant Zitat 24a) begründen.

Das Erklären zeigt zum Beispiel den Sinn des Sachverhalts auf bzw. ist dies damit eine brauchbare Theorie durch die man den Zusammenhang

der geistigen Ordnung nach verstehen kann.

Oder in einem anderen Fall erläutert die Erklärung eine Funktion und ihre Wirkung.

Falls ein Zusammenhang Sinn macht, dann kann man ihn auf diese Art und Weise verstehen und sinnvoll erklären.

So hängen das Verständnis und die zugehörige Erklärung zusammen.

Dabei liefert das Erklären die Begründung und so zum Beispiel die Erläuterung des Begriffs der Kausalität.

Was man gemäß einer Vorstellung erklären kann, das kann man durch diese Idee bzw. durch diese Vorstellung verstehen.

Bevor man einen Zusammenhang erklären kann, hat man ihn durch die Analyse und durch die Synthese erkannt und damit verstanden.

Dabei kann sich die Erklärung auf einen Sachverhalt beziehen, den man allgemein gültig beweisen kann, oder es bezieht sich die Erklärung auf einen Sachverhalt den man nicht allgemein gültig beweisen kann, weil er nicht objektiv gültig, sondern nur subjektiv gültig ist.

Während das Erklären eine expressive Fähigkeit ist, handelt es sich beim Verstehen um eine rezeptive Fähigkeit.

Eine Erklärung macht also eine Aussage über einen gewissen Zusammenhang. Dadurch kann man diesen gemäß diesem Sinn bzw. gemäß diesem Inhalt verstehen.

Man erklärt, was man verstehen kann, oder man erklärt, was man verstanden hat.

Und man kann daher auch sagen: man erklärt was der eigene Verstand erkannt hat.

Oder man erklärt, was auf der Grundlage der Erfahrung Sinn macht oder was man auf der Grundlage des eigenen Verstandes und der Vernunft somit durch die  vernünftige Überlegung als richtig erkannt hat.

In diesem Sinn kann man auch sagen, dass man erklären kann was der gute alte Hausverstand als richtig erkannt hat.

Als Folge der Erklärung können wir also den Zusammenhang verstehen.

Wenn wir etwas verstanden haben, dann ist keine weitere Erklärung mehr nötig.

Durch die Erklärung wurde entweder einleuchtende Evidenz und damit subjektive Evidenz erlangt, oder in dem Fall, in dem der Sachverhalt augenscheinlich evident – und damit für Jedermann bzw. jede Frau evident ist, objektive Evidenz.

Man kann den Zusammenhang oftmals auf verschiedene Arten und Weisen erklären. Die Erklärung hängt also in vielen Fällen von der persönlichen Sichtweise ab.

Man kann daher den Zusammenhang der Dinge und der Erscheinungen unter Umständen durch verschiedene Theorien und daher oftmals verschieden erklären.

Je nach dem man einen Sachverhalt betrachtet, kann man ihn unter den verschiedenen Sichtweisen bzw. unter verschiedenen Gesichtspunkten auffassen, verstehen und erklären.

Der Verstand liefert also die Erklärung für das was wir verstehen können.

Man kann die Zusammenhänge oftmals verschieden verstehen und erklären. Man kann z.B. gewisse psychische Störungen durch biologische Ursachen bedingt erklären, oder das Auftreten der psychischen Störung psychologisch bedingt erklären, oder durch andere Ursachen bedingt erklären. In diesem Sinn kann man die Psyche in der Psychologie und auch die psychischen Störungen in der Psychiatrie verschieden erklären.

Man erkennt an diesem Beispiel, dass eine Erklärung den Sinn und damit die Theorie dieses Zusammenhangs liefert.

Eine Erklärung kann sich auf körperliche Dinge bzw. auf demonstrierbare Objekte beziehen, oder sie kann sich auf Vorstellungen somit auf Ideen beziehen.

Wenn die Erklärung sich auf körperliche bzw. demonstrierbare Dinge bezieht – etwa auf Zahlen in der Mathematik – dann ist die abgegebene Erklärung objektiv richtig wenn sie zutreffend ist, weil jede Person, die die Sache richtig erkennt zur selben Erklärung gelangt. In derartigen Dingen die im Äußeren demonstrierbar sind gibt es also nur einzige und damit nur eine richtige Erklärung für die man einen Beweis liefern kann. Aus der Erfahrung ergibt  sich in einem solchen Fall was die richtige Erklärung ist, und kann man daher, etwa durch ein Experiment den Beweis liefern, dass ein gewisser Vorgang immer wieder auf die selbe Art und Weise, also gesetzmäßig so abläuft.

Wenn es sich um eine Erklärung handelt, die sich auf Ideen gründet, dann ist die Erklärung primär nur für das erkennende Subjekt richtig. Das heißt in diesem Fall ist die Erklärung subjektiv richtig.

Eine Erklärung kann also entweder subjektiv richtig sein, oder sie kann subjektiv und objektiv richtig sein. (vgl. mit Kant Zitat 9)

Eine Erklärung liefert somit primär subjektives Wissen und in gewissen Fällen erkennt man dass es sich dabei auch um objektives Wissen handelt.

Man kann auch sagen die Erklärung kann der Grad des Wissens einer Meinung haben, oder sie kann auf Wissen vom Grad eines Glauben beruhen oder es ist die Erklärung ein Wissen vom Grad der Gewissheit, wenn der Zusammenhang der durch die Erklärung entweder durch eine Theorie oder durch ein Experiment oder eine Demonstration aufgezeigt wird allgemein gültig beweisbar ist.

Primär wissen wir oftmals nicht, ob die Erklärung nur subjektiv richtig ist, oder ob sie auch objektiv richtig ist. Das heißt primär wissen wir nicht, ob die Erklärung von jeder Person als richtig bzw. als objektiv evident angesehen und erkannt wird oder nicht. (vgl. mit Kant Zitat 9)

Wenn eine Erklärung in Bezug auf einen Sachverhalt nur subjektiv richtig ist, dann gelangen verschiedene Personen in Bezug auf die Beurteilung dieses Sachverhalts oftmals zu verschiedenen Erklärungen bzw. zu verschiedenen Sichtweisen – und damit zu verschiedenen Formen des Verstehens.

Erklären in der Heilkunde insbesondere in der Medizin im Sinne der universitären Medizin (Schulmedizin) und Psychiatrie:

In der Medizin gibt es verschiedene Arten von medizinischen Erklärungen.

Nur falls eine einzige medizinische Erklärung richtig ist, dann steckt eine Gesetzmäßigkeit im Sinn eines Naturgesetzes hinter dieser Erklärung (Ein Beispiel: die Tatsache, dass ein Herzinfarkt immer (naturgesetzmäßig) mit der Erhöhung von gewissen spezifischen Enzymen im Blut einhergeht – hat zur Folge dass der Nachweis dieser Enzyme ab einem bestimmten Wert beweisend für den eingetretenen Herzinfarkt ist. Es handelt sich hierbei also um einen objektiv gültigen Beweis.)

Falls verschiedene Erklärungen möglich sind, dann steckt keine Gesetzmäßigkeit dahinter.

In der Psychiatrie findet man oftmals einen Sachverhalt der auf verschiedene bzw. unterschiedliche Arten und Weisen erklärt werden kann.

Man kann in der Medizin und auch in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) oftmals verschiedene/unterschiedliche Zusammenhänge erkennen und diese daher unterschiedlich erklären.

In der Neurologie kann man z.B. Kopfschmerzen, die man als „Migräne“ bezeichnet werden auf verschiedene Arten erklären. Man kann solche primäre Kopfschmerzen als Folge von verschiedenen Ursachen erklären. Man kann sie als Folge einer gestörten lokalen Durchblutung erklären (vaskuläre Theorie), oder als Folge einer aseptischen Entzündung (neurogene Entzündungstheorie), oder als Folge der Aktivierung von schmerzmodulierenden Hirnstammkernen (Hirnstammtheorie), oder in Folge der Aktivierung von meningealen Schmerzfasern (Aura- Spreading-Depression-Theorie). All diese Theorien erklären auf unterschiedliche Arten und Weisen das Auftreten des typischen Symptomenkomplexes den man als Migräne bezeichnet – ohne dass man bisher eine dieser Theorien am konkreten Fall beweisen konnte.

Bis zum heutigen Tag ist nicht erwiesen, welche dieser Erklärungen / bzw. Ursachen (bzw. welche dieser Theorien) die richtige ist. Man kann in diesem Fall die einzelnen Erklärungen nicht „physisch“ überprüfen, weil die Diagnose Migräne auf einem Konzept beruht.

Auch in der Psychiatrie kann man den Zusammenhang von psychischen Erscheinungen verschieden erklären. Auch in diesem Erkenntnisbereich kann man die jeweilige Erklärung (Theorie) nicht am Probierstein der Erfahrung prüfen (vgl. mit Kant Zitat 10) weil auch die psychiatrischen Ideen auf Konzepten beruhen.

Man kann in der Psychiatrie nicht physisch beweisen, bzw. und auch nicht demonstrieren, welche  Erklärung in einem konkreten Fall die richtige ist, man kann keine objektiven Befunde erheben. Man kann keinen objektiven Beweis vorführen, ob etwa diese oder jene Theorie oder diese oder jene  psychiatrische Diagnose zutreffend ist (vgl. mit Kant Zitat 9). Man kann daher in der Psychiatrie im „hier und jetzt“ eine psychiatrische Theorie nicht allgemein gültig überprüfen. Man nicht allgemein gültig prüfen, ob eine psychologische Theorie oder eine biologische Theorie oder sonst eine Theorie zutreffend ist. Allerdings kann auf der Grundlage der Erfahrung im Nachhinein aus dem Verlauf die Bestätigung finden, ob die vermutete Theorie bzw. die daraus abgeleitete Behandlungsmethode zutreffend war oder nicht.

Wenn in der Psychiatrie ein Patient kein typisches klinisches Zustandsbild zeigt, und verschiedene Ärzte zu verschiedenen psychiatrischen Diagnosen gelangen, dann kann nicht auf der Grundlage von objektiven Kriterien allgemein gültig entschieden werden, welcher der Ärzte die richtige Diagnose gestellt hat.

Nur Erkenntnisse, die sich auf  real existente Gegenstände, auf  „Gegenstände schlechthin“ gründen, können objektiv bestimmt werden, da nur in Bezug auf ein solches Erkenntnisobjekt alle Urteile untereinander übereinstimmen. (vgl. mit Kant Zitat 9).

Erkenntnisse, die sich auf  mentale Erkenntnisobjekte, auf „Gegenstände in der Idee“ gründen, können grundsätzlich auf verschiedene Arten erklärt werden, ohne dass objektiv gültig entschieden werden kann, welche Erklärung die richtige ist.

Daher sind in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) nur relative und keine absoluten Erkenntnisse möglich. (vgl. mit dem Jaspers Zitat)

Man kann in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) nur relatives Wissen erlangen.

Missversteht man eine psychiatrische Idee so gerät man umgehend in Widersprüche (Antinomien) – wie dies bereits Karl Jaspers erkannt hat. (vgl. mit dem Jaspers Zitat)

Analoges gilt auch für andere nicht objektiv überprüfbare Ideen in der Heilkunde, also sowohl für nicht 0bjektiv überprüfbare Ideen in der Medizin wie auch für nicht objektiv überprüfbare Ideen in der Alternativmedizin und natürlich auch für andere Erkenntnisbereiche.

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Hinweis:

Weiteres zum Erklären in Psychiatrie und Medizin auf Grundlage der Philosophie von Immanuel Kant untersucht

in meinem Buch:

Diagnostik, Klassifikation und Systematik in Psychiatrie und Medizin

erschienen im Verlag tredition, April 2019.

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(letzte Änderung 11.09.2024, abgelegt unter: Definition, Begriff, Erklären, Medizin, Zusammenhang, Psychiatrie, Psychologie, Psyche, Philosophie, Verstehen)

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