phänomenologische Einheit

Eine phänomenologische Einheit ist eine Einheit die ein Phänomen erfasst.

In der Diagnostik wird das Phänomen daher durch die entsprechende phänomenologische Einheit erkannt bzw. kann man die phänomenologische Diagnose durch diese diagnostische Einheit erkennen und durch den entsprechenden phänomenologischen Begriff  benennen.

Es ist eine phänomenologische Einheit also eine Einheit durch die man die Erscheinung in der Diagnostik erkennen und bestimmen kann.

(griechisch: phenomenon – das was erscheint, das Erscheinende)

Demgemäß wird etwa die klinische Erscheinung in der Diagnostik in der Medizin durch das entsprechende klinische Erscheinungsbild erkannt und in der Diagnostik bestimmt.

Betrachtet man sämtliche phänomenologische Einheiten, die es gibt, dann findet man phänomenologische Einheiten, die durch physische Phänomene bedingt sind bzw. durch solche Phänomene zustande kommen, etwa eine Sonnenfinsternis, oder die Eisbildung bei Temperaturen um oder unter Null Grad Celsius. Und andererseits findet man phänomenologische Einheiten, die nicht durch physische Befunde bestimmt sind, sondern, die durch Befunde bestimmt sind, die nur jenseits der physis – also nur jenseits der „Natur“ – erfasst werden können. Es sind dies also meta-physische Befunde, die diese Einheiten bestimmen. Eine solche Einheit kann nur auf der Ebene der Ideen auf der Grundlage einer Idee durch  den Begriff der Idee geistig erfasst und bestimmt werden.

Es gibt also phänomenologische Einheiten, die im Rahmen der weiteren Abklärung auf ein physisches Erkenntnisobjekt zurückgeführt und auf dieser Grundlage allgemein gültig bestimmt werden können, und andererseits phänomenologische Einheiten, die nicht in diesem Sinn auf ein Faktum zurückgeführt und auf dieser Grundlage allgemein gültig bestimmt werden können.

Die zuerst genannten phänomenologischen Einheiten können also letztlich durch eine faktische Einheit ersetzt bzw. abgelöst werden (z.B. wird beim Verdacht auf einen Herzinfarkt kann die phänomenologische Diagnose, die durch den Symptomenkomplex erkannt worden ist, durch die faktische Diagnose Herzinfarkt ersetzt, wenn die entsprechenden physischen Befunde (spezifische Enzymbefunde, EKG Zeichen usf.) im Rahmen der Abklärung gefunden worden sind).

Während also gewisse phänomenologische Einheiten und damit gewisse phänomenologische Diagnosen auf einen objektiven Befund zurückgeführt werden können, ist dies bei anderen phänomenologischen Diagnosen und damit bei anderen phänomenologischen Einheiten nicht möglich und können diese nur durch ein Konzept angenähert erkannt werden.

Eine solche phänomenologische Einheit ist eine ideologische Einheit, die durch eine systematische Einheit erkannt wird.

Eine solche phänomenologische Einheit kann ich nur in Bezug auf einen (definierten) Typus bestimmen.

Demgemäß wird eine nicht-objektivierbare phänomenologische Einheit durch einen phänomenologischen Begriff erfasst bzw. erkannt.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet ist eine phänomenologische Einheit eine durch Begriffe abgegrenzte systematischen Einheit. Es kann also diese nicht-objektivierbare funktionelle Einheit nur durch den Begriff der Idee erkannt werden kann (vgl. mit Kant Zitat 7). Dabei ist der Begriff der Idee durch die Merkmale des Schemas der Idee definiert sind (vgl. mit Kant Zitat 7), wie diese sich in den Kriterien der entsprechenden Kategorie – etwa in der psychiatrischen Kategorie der psychiatrischen Klassifikation – zeigen. Es erscheint also diese systematischen Einheiten im Bewusstsein der erkennenden Person in der Form des Begriffs der Idee, wenn diese den Sachverhalt unter diesem Schema geistig auffasst (vgl. mit Kant Zitat 7).

Dabei können im Rahmen der Abklärung in der medizinischen Diagnostik gewisse phänomenologische Einheiten unter Umständen auf eine faktische Einheit zurückgeführt werden, etwa bei einem Herzinfarkt bei dem der Brustschmerz, das Schwächegefühl und auch die Atemnot auf einen objektiven Befund (den Myokardinfakt) zurückgeführt werden können. In anderen Fällen ist dies nicht möglich, etwa bei der neurologischen Diagnose Migräne oder bei einem Spannungskopfschmerz, die nur durch eine phänomenologische Einheit und daher nur durch den subjektiven Befund erkannt und bestimmt werden können.

Eben so kann z.B. auch die medizinische Diagnose: Fibromyalgie vom Arzt nur subjektiv gültig erkannt werden.

Es können also gewisse phänomenologische Einheiten auf eine faktische Einheit zurückgeführt und auf dieser Grundlage allgemein gültig bestimmt werden, was bei anderen phänomenologischen Einheiten nicht möglich ist, weil es sich dabei um nur funktionell abgegrenzte Einheiten handelt.

Es wird also eine nicht-objektivierbare phänomenologische Einheit durch Befunde erkannt, die nur subjektiv gültig erkannt werden können. Und es wird daher eine solche phänomenologische Einheit auf der Grundlage von subjektiver Evidenz erkannt; hingegen eine faktische Einheit auf der Grundlage von objektiver Evidenz.

Phänomenologische Einheiten in verschiedenen Bereichen

In der Psychologie und Psychiatrie ist eine phänomenologische Einheit eine Einheit die durch psychische Phänomene  bzw. psychopathologische Phänomene erkannt und bestimmt wird.

In der Medizin gibt es phänomenologische Einheiten, die allgemein gültig bestimmbar sind, etwa Herzrhythmusstörungen die durch die Herzstromkurve aufgezeichnet werden können und die damit allgemein gültig bestimmt werden können. Andererseits gibt es in der Medizin auch viele phänomenologische Einheiten und Befunde, die sich zwar auf den Körper beziehen, die jedoch nicht durch physische Befunde erfasst und gemessen werden können. Dazu zählen etwa Schmerzen, ein Schwächegefühl, das Gefühl der Kraftlosigkeit, ein Völlegefühl usf.  So ist etwa auch die Einheit Migräne, oder die Einheit Spannungskopfschmerz in der Neurologie eine phänomenologische Einheit, die nicht objektiv gültig, sondern nur subjektiv gültig erkannt und diagnostisch bestimmt werden kann. Die Einheit Schmerz ist also eine phänomenologische Einheit, die durch das Symptom “Schmerz” erfasst wird und die auf dieser Grundlage als diagnostische Einheit erkannt und bestimmt werden kann. Z.B. die Einheit Trigeminus Neuralgie. Auch die Einheit Parkinsonsyndrom ist eine phänomenologische Einheit. Und auch die Einheit Vegetative Dystonie ist eine phänomenologische Einheit. Es gibt also in der Medizin viele Einheiten, die man nur auf der Grundlage eines Symptomenkomplexes erkennen und diagnostisch bestimmen kann. Durch objektive körperliche Befunde, etwa durch bildgebende Befunde kann man eine solche Einheit unter Umständen (allgemein anerkannt) erklären, aber im Zweifelsfall kann diagnostisch nicht reliabel bestimmt werden, ob es sich um eine solche diagnostische Einheit handelt.

In der Psychiatrie sind alle diagnostischen Einheiten nicht-objektivierbare phänomenologische Einheiten, weil diese durch psychische Phänomene erkannt und diagnostisch bestimmt werden. So kann etwa eine psychischen Störung

vom Typ einer Schizophrenie, eine Depression, ein ADHS, ein Organisches Psychosyndrom (OPS), ein Autismus oder sonst eine diagnostische Einheit in der Psychiatrie nur durch eine phänomenologische Einheit und nicht durch eine faktische Einheit erkannt und in der Psychiatrischen Diagnostik bestimmt werden.

Es sind somit auch alle psychopathologischen Phänomene nicht-objektivierbare phenomenologische Einheiten und es sind daher auch die abgegrenzten und gemäß einer psychiatrischen Klassifikation definierten psychischen Störungen nicht-objektivierbare phänomenologische Einheiten, die durch die verschiedenen psychiatrischen Diagnosen auf der Grundlage der unterschiedlichen psychischen Symptomenkomplexe durch die verschiedenen psychiatrischen Kategorien erkannt und subjektiv gültig bestimmt werden.

Man erkennt damit, dass eine nicht-objektivierbare phänomenologische Einheit eine ganz andere Einheit ist als eine ätiologische Einheit bzw. als eine faktische Einheit. Oder man kann auch sagen: man erkennt damit, dass eine nicht-objektivierbare phänomenologische Einheit eine Einheit ist, die auf der Grundlage einer definierten ideologischen Einheit auf der Ebene der Ideen erkannt wird. Im Gegensatz dazu wird eine objektiv bestimmbare Einheit in der Medizin – also eine faktische Einheit – auf der Ebene des Körpers und damit auf der Ebene der Objekte bzw. auf der Ebene der Fakten objektiv gültig erkannt und damit allgemein gültig bestimmt.

Wie aufgezeigt worden ist, handelt sich bei einer nicht-objektivierbaen phänomenologischen Einheit um eine systematische Einheit.  Es ist eine solche systematische Einheit eine zweckmäßige Einheit im Sinn von Immanuel Kant., die auf der Grundlage der klinischen Erfahrung und durch vernünftige Überlegung, somit auf der Grundlage des Verstandes und der Vernunft als definierte abgegrenzte Einheit erkannt worden ist.

Man erkennt damit, dass eine nicht-objektivierbare phänomenologische Einheit eine ganz andere Einheit ist als eine faktische Einheit, die man auf der Ebene des Körpers bzw. auf der Ebene der physis (= „Natur“) als abgegrenzte Einheit entdeckt hat und die man physisch und damit physiologisch diagnostisch bzw. biologisch diagnostisch objektiv gültig bestimmen kann.

Eine nicht-objektivierbare phänomenologische Einheit hat man zwar ebenfalls auf der Grundlage der Erfahrung – also empirisch – erkannt und es hat sich unter Umständen eine solche Einheit hinreichend bewährt (vgl. mit Kant Zitat 10). Es ist dies jedoch eine projektierte Einheit, die auf der Ebene der Ideen durch gewisse Merkmale definiert worden ist. Daher kann man eine solche systematische Einheit, die die Einheit einer Idee ist, nur auf der Ebene der Ideen erkennen und auch nur auf dieser Ebene subjektiv gültig diagnostisch bestimmen, wohingegen man eine faktische Einheit auf der Ebene der Fakten bzw. der Objekte objektiv gültig bestimmen kann. Es handelt sich bei einer nicht-objektivierbaren phänomenologischen Einheit daher um eine Einheit, die auf der Grundlage eines Konzepts erkannt und diagnostisch bestimmt wird.

Somit erkennt man, dass es sich in der Psychiatrie um nur problematisch zum Grund gelegte Einheiten handelt (vgl. mit Kant Zitat 8), die jeweils auf der Grundlage einer bloßen Idee erkannt werden, wie dies Immanuel Kant bei den psychologischen Einheiten bzw. bei den psychologischen Ideen aufgezeigt hat (vgl. mit Kant Zitat 4).

Eine solche Einheit kann man daher nicht auf der Ebene der Objekte bzw. nicht auf der Ebene der Fakten als abgegrenzte Einheit erkennen und diagnostisch bestimmen. Es handelt sich somit um eine nicht-objektivierbare funktionelle Einheit. In der Medizin kann man allerdings in gewissen Fällen, etwa beim Parkinsonsyndrom und auch bei anderen neurologischen Störungen körperliche Befunde finden, durch die man diese – an sich nicht objektiv bestimmbaren diagnostischen Einheiten – mehr oder weniger verlässlich bestimmen kann. Zum Beispiel beim Parkinsonsyndrom kann man die klinische Trias: Tremor, Rigor, Akinese in vielen Fällen etwa durch bildgebende Befunde näher bestimmen und damit in gewisser Hinsicht validieren.

Man täuscht sich jedoch wenn man glaubt, dass man eine solche phänomenologische Einheit auf ein Faktum zurückführen und auf dieser Grundlage „physisch“ diagnostisch im Zweifelsfall allgemein gültig bestimmen kann. Es gibt zwar die Relation zwischen der neuronalen Funktion, somit zwischen der körperlichen Funktion und den klinischen Erscheinungen. Diese Relation kann man jedoch nicht verlässlich also nicht wirklich reliabel durch physische Befunde bestimmen, wenn das klinische Erscheinungsbild unklar bzw. nicht typisch ist. Insbesondere kann man die Relation zwischen den psychischen Erscheinungen in der Psychiatrie und der jeweiligen neuronalen Funktion nicht verlässlich bestimmen. (Weiteres dazu auf Poster 6: Diagnosis in Psychiatry – the Role of Biological Markers – an investigation in the light of Immanuel Kant`s philosophy)

Dies bedeutet eine phänomenologische Einheit in der Psychiatrie kann nicht auf der Grundlage von körperlichen bzw. physischen Parametern bestimmt oder diagnostisch im Sinn der integrativen Diagnostik der Biologischen Psychiatrie mitbestimmt werden oder näher bestimmt werden, wie manche Forscher in der psychiatrischen Wissenschaft der Gegenwart (im Jahr 2013) denken, dass dies möglich ist.

In dieser Hinsicht täuschen sich diese Fachleute in der Biologischen Psychiatrie. Sie täuschen sich, weil sie so denken wie Emil Kraepelin gedacht hat, der geglaubt hat, dass man gewisse psychische Krankheiten auf der Grundlage des naturwissenschaftlichen Verständnisses (vgl. mit Kraepelin Zitat 2), somit auf der Grundlage einer Physiologie der Seele allgemein gültig bestimmen kann (vgl. mit Kraepelin Zitat 8). Emil Kraepelin hat sich getäuscht als er geglaubt hat, dass es bei gewissen psychischen Krankheiten (psychischen Störungen) gesetzmäßige Beziehungen zwischen den körperlichen Vorgängen und den psychischen Erscheinungsformen gibt – die man bestimmen kann  – und auf deren Grundlage man diese psychischen Krankheiten, etwa die Einheit Dementia praecox (vgl. mit Kraepelin Zitat 1) allgemein gültig diagnostisch bestimmen kann. Wegen des großen Unterschieds zwischen den Erkenntnisobjekten (vgl. mit Kant Zitat 7) kann man das Eine nicht durch das Andere bestimmen; und man kann das Eine auch nicht durch das Andere im Sinn der integrativen Diagnostik validieren und verifizieren.  Es kann also in der psychiatrischen Diagnostik die Reliabilität durch durch biologische Zusatzbefunde – etwa durch solche der Funktionellen Bildgebung (fMRT), der Genetik, der Biochemie usf. – nicht wirklich erhöht werden. (Weiteres dazu auf Poster 6: Diagnosis in Psychiatry – the Role of Biological Markers – an investigation in the light of Immanuel Kant`s philosophy und auf Poster 3: PROBABILITY IN MEDICINE AND IN PSYCHIATRY – IN THE LIGHT OF IMMANUEL KANT`S PHILOSOPHY; vergleiche auch mit Kant Zitat 22)

Eine nicht-objektivierbare phänomenologische Einheit gibt es nur auf der Ebene der Ideen als (ideologisch) „abgegrenzte“ Einheit. Nur auf der Ebene der Ideen erscheint eine solche Einheit durch den Begriff der Idee als abgegrenzte Einheit im Bewusstsein der erkennenden Person, wenn diese den charakteristischen Symptomenkomplex unter dem Begriff dieser Idee geistig auffasst (vgl. mit Kant Zitat 7). Auf der Ebene der Objekte bzw. auf der Ebene der Fakten, somit auf der Ebene des Körpers, gibt es keine abgegrenzte Einheit, die mit dieser mental definierten Einheit korreliert und die man „physisch“ finden und „physisch“ allgemein gültig bestimmen kann, oder die man physisch verifizieren und physisch durch Zusatzbefunde validieren kann.

Man kann daher auch sagen: es gibt auf der Ebene der Körpers keine abgegrenzte Einheit, die mit dieser ideologisch definierten Einheit korreliert. Daher handelt es sich bei diesen phänomenologischen Einheiten um fruchtbarste Orientierungspunkte (auf der Ebene der Ideen) – wie dies Karl Jaspers auf der Grundlage der Philosophie von Immanuel Kant für die psychiatrischen und psychologischen Einheiten aufgezeigt hat. (vgl. mit Jaspers Zitat 6)

Daher bemüht sich die psychiatrische Wissenschaft seit langem vergeblich biologische Marker zu finden um gewisse phänomenologische Einheiten, etwa die Einheit Schizophrenie, die Einheit ADHS, die Einheit Demenz und hier insbesondere die Einheit Alzheimer Demenz, oder eine Depression oder sonst eine phänomenologische Einheit allgemein gültig diagnostisch zu bestimmen oder durch biologische Befunde zu validieren. Daher kann die Genetik, die Biochemie, die Funktionelle Bildgebung, etwa mit der Methode der Funktionellen Magnetresonanztomograhie keine Befunde liefern, die dienlich sind um eine psychiatrische Diagnose oder sonst eine psychiatrische phänomenologische Einheit verlässlich zu bestimmen bzw. zu validieren.

Es ist wie dies Karl Jaspers erkannt hat, dass man in der Psychiatrie (Psychologie) die Einheiten durch das Schema der Idee nur angenähert erkennen und bestimmen kann (vgl. mit Jaspers Zitat). Das Ganze als Idee kann ich nicht geradezu erkennen, sondern ich kann mich ihm durch das Schema der Idee – also durch den Begriff der Idee – nur nähern (vgl. mit Jaspers Zitat). Und es handelt sich daher bei diesen Einheiten um methodische Hilfsmittel –  eben um Konzepte – mit deren Hilfe man sich dem Ganzen als Idee nur nähern kann, das Ganze der diagnostischen Einheit kann aber niemals wirklich bestimmt werden. (vgl. mit Jaspers Zitat 6)

Und es sind daher – wie gesagt – diese Schemata fruchtbarste Orientierungspunkte (vgl. mit Jaspers Zitat 6), die man durch die verschiedenen Gesichtspunkte gewinnt (vgl. mit Jaspers Zitat 11).

Wie man sich überzeugt kann man in diesem Sinn in der Psychiatrie die psychischen Störungen bzw. deren Einheiten, die sämtliche phänomenologische Einheiten sind, und die daher sämtliche systematische Einheiten im Sinn von Immanuel Kant sind, nur auf der Ebene der Ideen unter der Anwendung der verschiedenen Gesichtspunkte erkennen und auf dieser Ebene subjektiv gültig angenähert bestimmen. Man kann diese Einheiten also nur in Bezug auf definierte Typen erkennen und diagnostisch bestimmen (vgl. mit Jaspers Zitat). Und man erkennnt damit auch, dass man je nach den verschiedenen Gesichtspunkten bzw. je nach den verschiedenen Sichtweisen zu unterschiedlichen Definitionen dieser Einheiten gelangt (Vergleiche zum Beispiel die DSM-V Klassifikation mit der psychiatrischen ICD-10 Klassifikation).

Daher gelangt man in der psychiatrischen Diagnostik und in der psychiatrischen Wissenschaft je nach der unterschiedlichen Betrachtungsweise zu unterschiedlichen psychiatrischen Diagnosen. Und schließlich erkennt man damit auch, dass dies der Grund ist warum es in der Psychiatrie verschiedene psychiatrische Klassifikationen nebeneinander gibt und warum es in der psychiatrischen Wissenschaft in der Diagnostik grundsätzliche Probleme gibt, wie es sie in der Medizin nicht- bzw. nur in einem Teilbereich vorkommen.

Es wird damit deutlich, dass es sich bei einer psychiatrischen Diagnose um eine ganz andere Diagnose handelt als bei einer objektiv bestimmbaren medizinischen Diagnose.

Bekanntlich kann man in der Medizin viele gesundheitliche Störungen und damit viele medizinischen Diagnosen auf der Grundlage von objektiven Befunden allgemein gültig und damit objektiv gültig bestimmen. Gerade das ist jedoch in der Psychiatrie grundsätzlich bei den psychiatrischen Diagnosen nicht möglich. Es ist dies allerdings auch in der Medizin bei gewissen gesundheitlichen Störungen nicht möglich die medizinische Diagnose objektiv gültig zu bestimmen, nämlich bei denjenigen gesundheitlichen Störungen, die auf der Grundlage eines nicht-objektivierbaren Symptomenkomplexes erkannt und diagnostisch bestimmt werden. Es sind dies die syndromalen Diagnosen im engeren Sinn. Daher kann man etwa auch eine Migräne oder einen Spannungskopfschmerz nicht wirklich verlässlich und damit nicht reliabel bzw. valide diagnostizieren und unterscheiden wenn das klinische Erscheinungsbild nicht typisch ist. Man kann also bei einer solchen phänomenologischen Diagnose grundsätzlich im Zweifelsfall nicht verlässlich entscheiden, ob die Diagnose zutreffend ist, oder ob sie nicht zutreffend ist. Dies hat Auswirkungen für die Wissenschaft und es sollte dies in der Wissenschaft berücksichtigt werden (Weitere Information dazu auf Poster 3: PROBABILITY IN MEDICINE AND IN PSYCHIATRY – IN THE LIGHT OF IMMANUEL KANT`S PHILOSOPHY)

Durch biologische bzw. durch physische Zusatzbefunde kann man eine solche phänomenologische Einheit unter Umständen allgemein anerkannt erklären, aber diagnostisch allgemein gültig bestimmen kann man sie dadurch nicht. (Weiteres dazu bezüglich der psychischen Störungen auf Poster 6: Diagnosis in Psychiatry – the Role of Biological Markers – an investigation in the light of Immanuel Kant`s philosophy)

Und es ist evident, dass die Grundlagen der Erkenntnis nicht nur in der Wissenschaft sondern auch in der Praxis beachtet und berücksichtigt werden sollten. (Weiteres dazu in den Beiträgen Konsequenzen)

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Nachfolgend werden einige phänomenologische Einheiten aufgelistet:

Phänomenologische Einheiten in der Medizin

Schmerz

Migräne

Spannungskopfschmerz

Somatoforme Schmerzstörung

Cephalea

Fatigue Syndrom

Fibromyalgie

Vegetative Dystonie

usf.

Wie man sich überzeugt sind viele weitere funktionelle Diagnosen und auch sämtliche syndromale Diagnosen phänomenologische Diagnosen bzw. phänomenologische Einheiten.

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Phänomenologische Einheiten in der Psychiatrie

psychopathologisches Phänomen

psychisches Symptom

formale Denkstörung

inhaltliche Denkstörung

Angst

Sucht

Neurose

Psychose

Depression

Schizophrenie

Schizoaffektive Störung

Organisches Psychosyndrom (OPS)

Demenz

usf.

Wie man sich überzeugt sind alle psychiatrischen Diagnosen phänomenologische Einheiten. Bezüglich der Evidenz in der Diagnostik gibt es jedoch Unterschiede. (Weiteres dazu im Beitrag: Schichtenregel von Karl Jaspers)

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Phänomenologische Einheiten die durch faktische Einheiten ersetzt worden sind

Die Einheit Phthisis (früher in Verwendung befindliche phänomenologische Einheit, die häufig bei Tuberkulose als klinisches Erscheinungsbild im fortgeschrittenen Stadium auftrat) ist durch die Diagnose Tuberkulose ersetzt worden, nach dem man den Tuberkelbazillus entdeckt hat und in weiterer Folge diese gesundheitliche Störung ätiologisch begründet objektiv gültig feststellen konnte.

Auch die Einheit progressive Paralyse war eine phänomenologische Einheit, die häufig bei Lues (= Syphilis) bzw. bei luetischer Encephalitis im fortgeschrittenen Stadium als klinisches Erscheinungsbild zu beobachten war und es ist auch diese phänomenologische Einheit durch die ätiologische Einheit luetische Encephalitis ersetzt worden, nach dem man die Ursache dieses Symptomenkomplexes organisch bestimmen konnte.

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weitere phänomenologische Einheiten bzw. Begriffe aus der Psychologie und Psychotherapie die sich auf phänomenologische Einheiten beziehen

psychisches Phänomen

Intelligenz

Vigilanz

Bewusstheit

Bewusstsein

Psyche

Verdrängung

Gedächtnis

geistige Flexibilität

geistige Umstellungsfähigkeit

Konzentrationsvermögen

Ablenkbarkeit

Reaktionsfähigkeit

Reaktionsgeschwindigkeit

usf.

Phänomenologische Einheiten im der Gutachterwesen und in der Rechsprechung

Einheiten bzw. Begriffe aus der Forensik

Dispositionsfähigkeit

Diskretionsfähigkeit

Geschäftsfähigkeit

Schuldfähigkeit

usf.

phänomenologische Einheiten bzw. Begriffe aus dem Arbeits- und Sozialrecht

Minderung der Erwerbsfähigkeit

Testierfähigkeit

phänomenologische Einheiten bzw. „gemischte“ Begriffe im Arbeits- und Sozialrecht

Arbeitsfähigkeit

Invalidität

phänomenologische Einheiten bzw. „gemischte“ Begriffe aus dem Pflegschaftsrecht

mündig

unmündig

usf.

(letzte Änderung 22.10.2021, abgelegt unter: Diagnostik, Definition, Einheit, Medizin, Psychiatrie, Psychologie, Wissenschaft)

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