Ein “Gegenstand schlechthin“ – im Sinne von Immanuel Kant – ist eine Einheit, die mir tatsächlich als Gegenstand gegeben ist.
Es handelt sich dabei also um ein Erkenntnisobjekt das objektiv gültig bestimmt bzw. objektiv gültig erkannt werden kann. Ein solches Erkenntnisobjekt ist dem Untersucher also als Objekt/als Faktum/als Tatsache gegeben (vgl. Kant Zitat 7).
Man kann auch sagen: ein solches Erkenntnisobjekt ist dem Untersucher tatsächlich gegeben.
Demgemäß unterscheidet Immanuel Kant ob meiner Vernunft etwas als ein Gegenstand schlechthin oder nur als Gegenstand in der Idee gegeben ist. (vgl. Kant Zitat 7)
Beispiele für uns tatsächlich gegebene ”Gegenstände schlechthin“ sind ein wirklicher physischer Gegenstand z.B:
ein Stück Metall
ein Stuhl
ein Tisch
ein Knochensplitter
eine Blutgefäßverengung (sofern sie zur Anschauung direkt oder indirekt etwa in der Bildgebung durch den bildgebenden Befund dargestellt werden kann)
erhöhte Leberenzymwerte
ein Tumor
ein vergrößerter Lymphknoten
usf.
Auch eine Zahl oder ein Symbol das jede Person in der Anschauung gleich erkennen kann, ist uns als Gegenstand schlechthin gegeben. (vgl. Kant Zitat 7)
Zum Beispiel die Zahl 4, ein Laborwert, ein gewisses Bild, ein digitaler Zustand: Null oder Eins usf.
In der Medizin können daher manche Befunde, da sie uns als “Gegenstände schlechthin” gegeben sind objektiv bestimmt werden.
Solche Erkenntnisgegenstände können wir – da sie real existieren und uns zur Anschauung direkt oder indirekt gegeben sind, näher untersuchen und in der Regel objektiv bestimmen.
Wir können in der Medizin also oftmals, auch wenn der Sachverhalt primär noch unklar ist durch die weitere Abklärung den Sachverhalt „klären“ und damit das Erkenntnisobjekt bestimmen, sprich objektivieren. Wir können also wegen des real existenten Objekts (vgl. mit Kant Zitat 9) den Sachverhalt objektivieren.
Zum Beispiel kann ein Lymphknoten, wenn er entnommen worden ist, histologisch untersucht und seine histologische „Beschaffenheit“, sein Inhalt histologisch und zytologisch bestimmt werden. Es kann zum Beispiel untersucht werden was für Zellen sich im Lymphknoten befinden, und es kann damit festgestellt werden, ob es sich um eine “gutartige” oder “bösartige” Lymphknotenschwellung handelt, also von welcher Art bzw. Beschaffenheit die Lymphknotenschwellung ist.
Wenn bei einem Krankheitszustand derartige objektive Befunde festgestellt werden können, dann kann die Krankheit (gesundheitliche Störung) dadurch diagnostisch objektiv bestimmt werden.
Philosophisch gesprochen wird ein Gegenstand schlechthin durch ein analytisches Urteil bestimmt. Im Gegensatz dazu wird ein Gegenstand in der Idee, der uns nur als mentales Objekt zur Erkenntnis gegeben ist durch ein synthetisches Urteil bestimmt.
Man kann auch sagen: ein Gegenstand schlechthin wird durch die Analyse bestimmt, wohingegen ein Gegenstand in der Idee durch die Synthese bestimmt wird.
Nachfolgend noch ein paar Beispiele für medizinischen Diagnosen, die auf der Grundlage von “Gegenständen schlechthin” objektiv gültig bestimmt werden können:
Oberschenkelhalsbruch
Herzinfarkt
Lungenembolie
Leberzirrhose
Magengeschwür
Lymphom
usf.
Im Gegensatz zu einem Gegenstand schlechthin kann man einen Gegenstand, der uns nur als Gegenstand in der Idee gegeben ist nicht (objektiv) sondern nur subjektiv gültig bestimmen. (vgl. Kant Zitat 7)
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(letzte Änderung 30.10.2020, abgelegt unter: Definition, Diagnose, medical diagnostics/psychiatric diagnostics, Objekt, Philosophie, philosophische Begriffe, Definition)
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In German, Immanuel Kant called an object in an absolute sense (a real physical object) „Gegenstand schlechthin„; it is an object that really exists (see Kant quotation 7).
The following terms represent such real objects:
a piece of metal
a chair
a table
a word written in letters
a combination of numbers
…. etc.
a piece of bone
the narrowing of a blood vessel that can be seen indirectly on an X-ray picture.
a tumor
an abnormal high laboratory value of an enzyme in the blood
an enlarged lymph node
Certain signs of medical deseases are given us as real objects for visual perception, directly or indirectly.
Such an object can be determined, in general, if it is not clear at the first sight what it is. A lymph node can be disected and a histological examination can be done.
So in general „real objects“ in medicine can be determined objectively.
Diagnoses that can be determined on the basis of such „real objects“ are the following:
myocardial infarction
pneumonia
cirrhosis of liver
peptic ulcer
melanoma
hodgkin`s lymphoma
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In contrast:
An ideal object is a mere idea which is but a systematic unit to conceive other objects in relation to this idea …. (compare to Kant quotation 7):
The following terms represent such systematic units:
tension headache
migraine
fibromyalgia
somatoform-disorder
depression
delusion
schizophrenia
…… these „ideal objects“ which correspond to certain health disturbances can not be proven on a „physical“ basis – such diagnoses can be evaluated just by „pondering“ in mind (one idea against an other) if a diagnosis applies or not.
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(letzte Änderung 29.09.2019, abgelegt unter: Diagnose, medical diagnostics / psychiatric diagnostics, Objekt, philosophische Begriffe)
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