Suchtentwicklung

Die Suchtentwicklung bezeichnet die Entwicklung einer Sucht.

Wir Menschen haben Bedürfnisse und suchen diese Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn die Befriedigung eines Bedürfnisses sich “suchtartig” entwickelt, dann entgleitet uns die Fähigkeit zur Steuerung.

Die regelmäßige Einnahme von gewissen, die Psyche (das Erleben) beeinflussenden Mitteln, kann also zu einer Art Konditionierung und damit zur Suchtentwicklung führen. Dies gilt für eine substanzgebundene Sucht.

Bei der Einnahme oder Zuführung von gewissen Mitteln macht man die Erfahrung, dass diese eine angenehme Wirkung auf das Erleben haben. Es liegt auf der Hand, dass solche Mittel dazu verleiten, dass man sich das Mittel wieder besorgt und zuführt um diesen Effekt wieder zu erleben. Der wiederholte Konsum von solchen Mitteln kann also leicht zur Gewohnheit und alsbald zu einem sich wiederholenden Verhalten führen. Nachdem das Mittel eingenommen worden ist, verursacht es seine Wirkung und wird aber alsbald im Körper wieder abgebaut und damit inaktiviert und letztlich ausgeschieden. Das heißt die angenehme Wirkung lässt nach, man “sucht” nach dem Mittel und führt sich dieses wieder zu. Es liegt also auf der Hand, dass alsbald eine ausgeprägte ”Suche” und damit die “Sucht” bezüglich dieses Mittels entsteht – vor allem je stärker die erwünschte Wirkung ist. Auf diese Art und Weise kommt es zur Suchtentwicklung. Schließlich kann sich dieser Erlebnis-, Verhaltens- und Handlungsablauf bis zu einem imperativen Zwang steigern – und es gelingt der Person nicht mehr diese Abfolge willentlich zu steuern. Ab diesem Moment kann man von einer ausgeprägten Sucht mit Kontrollverlust sprechen. In dem Fall – wenn die Person von der Dynamik dieses Geschehens so beherrscht wird – dass sie nicht mehr frei entscheiden kann, ob sie sich das Mittel besorgt und zuführt oder dies durch den freien Willen gesteuert erfolgreich unterlässt, kann man von einer manifesten oder ausgeprägten Sucht bzw. Abhängigkeit sprechen.

Wahrscheinlich führt der wiederholte Konsum des süchtig machenden Mittels dazu, dass im Gehirn infolge der Neuroplastizität eine gewisse Bahnung und infolge davon gewisse neuronale Muster entstehen.

Diese sind infolge der Suchtentwicklung – nämlich infolge der Konditionierung und dem damit verbundenen nachteiligen Lernen schließlich stärker als die gesunden psychischen Kräfte zur Abstinenz. Durch diese Theorie kann man verstehen und auch erklären warum die betroffene Person in diesem Stadium der Sucht nicht mehr nachhaltig sich vom Suchtmittelkonsum distanzieren kann bzw. sie dann nicht mehr in der Lage ist erfolgreich ihr Konsumverhalten zu steuern.

Unterschiedliche Arten von Süchten:

Unter den verschiedenen Süchten gibt es die: substanzgebundenen Süchte in Bezug auf unterschiedliche Mittel z.B. auf: Heroin, Kokain, Cannabis, …..Alkohol, Nicotin u.a. und es gibt auch nichtsubstanzgebundene Süchte wie die Spielsucht u.a. Bei den nicht-Substanz gebundenen Süchten haben sich offensichtlich ähnliche Muster auf der Verhaltensebene – und dem entsprechend wahrscheinlich auch ähnliche neuronale Muster auf der Ebene des Nervensystems entwickelt, die auf der Ebene des Erlebens, Verhaltens und damit des Reagierens zu ähnlichen Reaktionsweisen geführt haben, wie bei den Substanz-gebundenen Süchten – jedoch ohne dass hierbei von außen ein Mittel zugeführt wird.

In diesem Fall bewirken also gewisse Reize, dass die Person immer wieder gewisse Handlungen unternimmt. Man kann sich vorstellen, dass bei einer nicht-Substanz gebundenen Sucht in Folge dieser Reize und Handlungsabläufe im Gehirn ähnliche Vorgänge auf neuronaler Ebene in Gang kommen, wie bei einer Substanz-gebundenen Sucht.

Weil die Person bei  bei ausgeprägter Suchtdynamik das Suchtverhalten nicht mehr kontrollieren kann, muss sie sich also in eine Situation begeben die zur Abstinenz führt bzw. in eine adäquate Behandlung begeben. Je nach Sachverhalt ist unter Umständen eine ambulante Behandlung möglich, oder es muss eine stationäre Behandlung durchgeführt werden.

Bei sehr starker Sucht ist in der Regel eine stationäre Behandlung notwendig um die Distanz vom Suchtmittel bzw. die Abstinenz zu schaffen. Sinnigerweise erfordert eine sehr starke Sucht eine entsprechend umfangreiche und langzeitmäßige Behandlung.

Während der Zeit der Abstinenz (der Zeit des nicht mehr ausgeübten Konsums bzw. Suchtverhaltens) werden wahrscheinlich im Gehirn die neuronalen Muster, welche sich zuvor im Rahmen der Suchtdynamik entwickelt haben wieder schwächer – man kann sagen sie “verblassen” zum Teil – und die Person erlangt wieder den “Punkt”, wo sie ihr Verhalten willentlich erfolgreich steuern kann und nicht bei erster Gelegenheit zum Suchtmittel greift und das Suchtverhalten wieder ausübt. Hier ist also eine gewisse Dekonditionierung zuerst in stark beschränktem Umfang und nach langer erfolgreicher Abstinenz in größerem Umfang in Gang gekommen.

Es leuchtet ein, dass die Gefahr nach erfolgter Entwöhnung groß ist, wieder in das Suchtverhalten hineinzugeraten. Daher ist es wichtig, dass Personen die vorerst den Entzug geschafft haben, die Sucht anregende und aktivierende “Faktoren” und auch die verleitenden Umstände vermeiden. Daher ist nach erfolgreicher Entwöhnung die aktive Abstinenzpflege wichtig (zum Beispiel kann der Besuch der Gruppe der anonymen Alkoholiker hilfreich sein etc., bzw. sollen Orte und Gelegenheiten, wo man zum Suchtmittelkonsum angesprochen und angeregt wird, vermieden werden).

Da der neuerliche Konsum (bzw. das neuerliche Spielen etwa bei der Spielsucht) die alte Dynamik sehr schnell wieder aktiviert und in Gang setzt, kann bereits eine sehr kleine Menge des Suchtmittels zu einem Rückfall führen. Es kann also allein das Essen einer Mon-Cherie Likör-Praline die “alten Geister” wecken bzw. die neuronalen Muster wieder aktivieren. Daher ist die vollkommene Abstinenz so wichtig, wenn jemand bereits ein Suchtproblem in Bezug auf eine Substanz gehabt hat. Analoges gilt natürlich auch für die Spielsucht.

Es ist also nicht die toxische Wirkung der kleinen Menge Alkohol das Problem, sondern das Reaktivieren der alten Muster. Daher kommt die Suchtdynamik bei einem “Rückfall” sehr schnell wieder in Gang. Oftmals ist auch ein “schwacher Moment” das Problem, ein Moment in dem ein Wurstigkeitsgefühl vorherrscht und die guten Vorsätze “pausieren” und die Person der Versuchung erliegt etwas zu konsumieren im Glauben “einmal ist kein mal”.

Der sogenannte kontrollorierte Suchtmittelkonsum ist also von einer Person, die in der Vorzeit ein Suchtproblem hatte vorhersehbar nicht ohne Problematik möglich bzw. wird dies alsbald wieder zum Rückfall in das alte Suchtverhalten führen.

Dem entgegen können andere Personen, welche mit der Substanz – z.B. mit Alkohol – kein Problem hatten ein Leben lang kontrolliert damit umgehen und täglich ihr Gläschen Wein oder ihre Flasche Bier trinken ohne in dem Sinn süchtig zu sein. Je stärker allerdings die psychotrope – die Psyche anregende – Wirkung ist, um so weniger ist ein kontrollierter Umgang mit dem Suchtmittel möglich. Das heißt niemand wird längerfristig zum Beispiel kontrolliert Heroin oder Morphium konsumieren können, ohne in eine Sucht zu geraten, was bei Alkohol, einem verhältnismäßig weniger stark süchtig machenden Mittel möglich ist. Es kommt also nicht allein auf das Mittel an, sondern auch auf die persönlichen Eigenheiten der Person, ihre Vorgeschichte und die Umstände. Es spielt eine Rolle welche neuronalen Muster man im Laufe des Lebens erworben bzw. gelernt hat. (Weiteres dazu in diesem Beitrag)

Der Kontrollverlust bzw. das Unvermögen phasenweise oder dauernd kontrolliert das Mittel zu konsumieren, ist also ein Kardinalsymptom der Sucht.

Im Rahmen der Therapie ist bei den Substanz-gebundenen Süchten oftmals vorerst eine körperliche Entwöhnung erforderlich. In dieser Phase wird durch den nicht mehr praktizierten Suchtmittelkonsum der Körper daran gewöhnt ohne diese Substanz zu sein – das heißt er wird entwöhnt – das Verlangen lässt im Laufe der Zeit teilweise nach und es kann dann nach erfolgreichem Entzug die eigentliche Entwöhnungsbehandlung – das „leben lernen ohne Suchtmittel“– beginnen. Dabei ist das sich-selbst-verstehen und sich selbst besser spüren lernen von großer Bedeutung und es kommen demgemäß dabei verschiedene Therapien und Methoden zum Einsatz.

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(letzte Änderung 02.07.2021, abgelegt unter: Sucht, Definition, Psychiatrie, Psychologie)

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