ätiologische Diagnose

Eine ätiologische Diagnose ist eine Diagnose die auf Grundlage der Ursache der gesundheitlichen Störung somit auf Grundlage der Ätiologie gestellt wird.

Man kann auch sagen: eine ätiologische Diagnose ist eine durch Fakten begründete Diagnose.

Somit beruht eine ätiologische Diagnose auf einer faktischen Einheit.

Es ist eine ätiologische Diagnose also eine Diagnose, die auf Grundlage einer Natureinheit im Sinn einer natürlichen Krankheitseinheit erkannt werden kann.

Daher kann bei einer ätiologischen Diagnose die Kausalität allgemein gültig bestimmt werden.

So ist etwa die medizinische Diagnose Herzinfarkt eine ätiologische Diagnose, weil das klinische Erscheinungsbild wie es bei einem Herzinfarkt auftreten kann auf den infarzierten Herzmuskelbereich zurückgeführt werden kann der diesen Symptomenkomplex verursacht.

In gleicher Weise sind auch die Diagnosen: Oberschenkelhalsfraktur, Leukämie, Anämie, Pneumonie usf. ätiologische Diagnosen bei denen jeweils die gesundheitliche Störung (Krankheit) auf der Grundlage von körperlichen Befunden und zwar auf der Grundlage von objektiven Befunden objektiv gültig und damit allgemein gültig gestellt werden kann.

Im Gegensatz dazu sind die neurologischen DiagnosenMigräne, Spannungskopfschmerz und und viele andere Schmerzsyndrome in der Neurologie und auch die neurologische Diagnose Normaldruckhydrozephalus oder die internistischen Diagnosen: vegetative Dystonie, Fatigue Syndrom und die orthopädischen Diagnosen: Fibromyalgie, Somatoforme Schmerzstörung usf. phänomenologische Diagnosen und somit keine ätiologischen Diagnosen.

In gleicher Weise sind auch alle psychiatrischen Diagnosen phänomenologische Diagnosen, weil diese auf der Grundlage von psychischen Symptomenkomplexen erkannt und diagnostisch bestimmt werden.

Während also eine ätiologische Diagnose auf der Grundlage der objektiv nachweisbaren Ursache im Sinn einer tatsächlichen Ursache allgemein gültig bestimmt werden kann, ist dies bei einer phänomenologischen Diagnose nicht der Fall, weil diese nur auf der Grundlage einer Idee und zwar auf der Grundlage einer bloßen Idee, somit auf der Grundlage eines Konzepts erkannt und daher nur subjektiv gültig bestimmt werden kann.

Während es sich also in der Diagnostik bei einer ätiologischen Diagnose im Hinblick auf das Erkennen der diagnostischen Einheit um faktische Einheiten handelt, die allgemein gültig bestimmt werden können, ist dies bei einer phänomenologischen Diagnose nicht der Fall.

Eine phänomenologische Diagnose kann nur subjektiv gültig bestimmt werden, und es handelt sich daher dabei um beschränktes Wissen was bei einer ätiologischen Diagnose im Hinblick auf das Wissen das die Diagnose sichert nicht der Fall ist.

Deswegen kann eine phänomenologische Diagnose nur auf der Grundlage einer Idee unter der Führung von Ideen erkannt werden – wie dies der Psychiater und Philosoph Karl Jaspers bezüglich der psychischen Erscheinungen in der Psychiatrie in seinem Buch „Allgemeine Psychopathologie“ aufgezeigt hat. (vgl. mit Jaspers Zitat)

Daher schreibt Karl Jaspers, dass man gewisse Diagnosen (in der Medizin) in Bezug auf eine Gattung bestimmen kann – was auf eine ätiologische Diagnose zutreffend ist. Im Gegensatz dazu kann man eine phänomenologische Diagnose nur in Bezug auf einen Typus bzw. nur in Bezug auf ein definiertes Ideal erkennen, und daher nur subjektiv gültig bestimmen.

Man erkennt damit, dass die ätiologischen Diagnosen auf der Ebene der Objekte erkannt werden, wohingegen die phänomenologischen Diagnosen auf der Ebene der Ideen erkannt werden. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Ätiologische Diagnosen in der Wissenschaft

In der Wissenschaft werden auf der Grundlage von ätiologischen Diagnosen Erkenntnisse im Sinn der mathematischen Wahrscheinlichkeit erlangt (vgl. mit Kant Zitat 9b). Im Gegensatz dazu werden auf der Grundlage von phänomenologischen Diagnosen durch statistische Studien nur Erkenntnisse im Sinn einer Scheinbarkeit im Vergleich zu einer anderen Scheinbarkeit erlangt. (vgl. mit Kant Zitat 9b)

Damit wird deutlich, dass ätiologische Diagnosen einen höheren Erkenntniswert haben als phänomenologische Diagnosen, weil die erstgenannten objektiv evident bzw. augenscheinlich evident erkannt werden können, wohingegen die phänomenologischen Diagnosen nur scheinbar evident bzw. nur einleuchtend evident erkannt werden können.

Man erkennt damit, dass der große Unterschied zwischen den Erkenntnisobjekten (vgl. mit Kant Zitat 7)  für die Wissenschaft weitreichende Konsequenzen zur Folge hat. Dies ist unter anderem für die psychiatrische Wissenschaft von Relevanz, und es ist dies auch für einen Teilbereich der medizinischen Wissenschaft von Relevanz, weil es auch in der Medizin in einem Teilbereich gesundheitliche Störungen gibt die nur auf Grundlage von Konzepten bzw. nur auf Grundlage von nicht-objektivierbaren Symptomenkomplexen erkannt werden können. Schließlich gibt es in der Medizin hier etwa in der Histopathologie die histopathologischen Diagnosen bei denen das histopathologische Bild/Schnittbild nur vermittelt durch das diagnostische Schema erkennt werden können, weil diese ebenfalls nur in Bezug auf definierte Typen bestimmbar sind.*

Alle diagnostischen Einheiten die nur durch Ideen bzw. nur durch die Schemata der Ideen bestimmbar sind können nur durch die systematische Einheit der Idee (vgl. mit Kant Zitat 7) erkannt werden.*

.

Weiteres* zu dieser Thematik auf Grundlage der Philosophie von Immanuel Kant in meinem Buch:

Diagnostik, Klassifikation und Systematik in Psychiatrie und Medizin

erschienen im April 2019 im Verlag tredition

.

(letzte Änderung 06.09.2020, abgelegt unter; Definition, Diagnose, Diagnostik, Medizin, Neurologie, Psychiatrie)

………………………….

weiter zum Beitrag: phänomenologische Diagnose

……………………………

weiter zum blog: Diagnose

…………………………….

weiter zur Seite: medizinische Diagnose – psychiatrische Diagnose

……………………………Sorry, this entry is only available in German.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert