ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung)

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung) ist eine psychische Störung die durch eine Störung der Aufmerksamkeit, der Impulsivität und durch Hyperaktivität charakterisiert ist.

Ursprünglich wurde diese psychiatrische Einheit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie beschrieben.

Derartige psychische Auffälligkeit wurden in der Struwwelpeter bzw. in der Zappel-Philipp Geschichte beschrieben. (-> WikiBeitrag)

In der jüngeren Vergangenheit hat man nun auch in der Erwachsenenpsychiatrie eine derartige psychische Störung beschrieben, da gewisse Symptome in unterschiedlicher Ausprägung über das Jugendalter hinaus bis ins Erwachsenenalter beobachtet wurden.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet handelt es sich bei der psychiatrischen Einheit ADHS um ein psychiatrisches Konzept das sich auf eine psychiatrische Idee gründet. Es werden nämlich die charakteristischen psychischen Symptome und psychischen Phänomene dieser Einheit durch das Schema der Idee aufgefasst (vgl. mit Kant Zitat 7). Es handelt sich dabei also um eine systematische Einheit bzw. um den Begriff der Idee (vgl. mit Kant Zitat 7) und nicht um eine Einheit, die man auf der Ebene der Objekte „physisch“ bestimmen kann.

Man täuscht sich, wenn man glaubt, dass es sich bei der Einheit ADHS um eine gesundheitliche Störung handelt, die man zukünftig auf biologischer bzw. auf „physischer“ Basis wird objektiv gültig bestimmen können.

Dies ist aus einem prinzipiellen Grund nicht möglich.

Dies ist nicht möglich, weil ein psychiatrisches Konzept sich auf eine bloße Idee im Sinne von Immanuel Kant gründet. Eine solche Idee kann man nicht auf der Ebene der Objekte überprüfen. Das bedeutet man kann eine solche Idee nicht objektivieren.

Karl Jaspers hat erkannt, dass es sich bei den psychiatrischen Ideen um (bloße) Ideen im Sinne von Immanuel Kant handelt (vgl. mit Jaspers Zitat). Jaspers verwendet in seinem Buch: „Allgemeine Psychopathologie“ zwar nicht den Begriff bloße Idee aber er spricht von: Idee im Kantischen Sinne (vgl. mit Jaspers Zitat 6).

Die diagnostische Einheit ADHS bzw. der Begriff der psychiatrischen Diagnose ADHS ist also eine systematische Einheit durch die man die charakteristischen  psychischen Symptome und psychischen Phänomene, die insgesamt einen charakteristischen psychischen Symptomenkomplex bilden, unter dieser Idee bzw. unter dem Begriff dieser Idee, der eine systematischen Einheit ist, aufzufassen kann. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Oder man kann auch sagen: wir fassen einen charakteristischen psychischen Symptomenkomplex unter dem Schema dieser Idee auf das eine systematische Einheit ist. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Oder man kann auch sagen: wir fassen einen charakteristischen psychischen Symptomenkomplex durch die entsprechende psychiatrische Kategorie auf, die das Schema dieser Idee ist.  (vgl. mit Kant Zitat 7)

Weil es sich beim Begriff dieser Idee um den Begriff einer bloßen Idee handelt, ist dieser Begriff ein regulativer Begriff  im Sinn von Immanuel Kant. (vgl. mit Kant Zitat 4)

Beim Begriff ADHS handelt es sich also um einen regulativen Begriff im Sinn von Immanuel Kant, unter dem man gewisse psychische Symptome und psychische Phänomene durch den Bezug auf diese systematische Einheit auffassen kann. (vgl. mit Kant Zitat 8 und mit Kant Zitat 7)

Wenn man diese psychiatrische Einheit bzw. diese psychiatrische Idee missversteht – und glaubt sie „physisch“ beschreiben und zukünftig „physisch“ bestimmen zu können, so verkennt man die Sache (vgl. mit Kant Zitat 8 letzte 2 Zeilen) – in diesem Fall gebraucht man die Idee irrtümlicherweise konstitutiv. (vgl. mit Kant Zitat 3a).

Tatsächlich sollte man das Konzept ADHS – so, wie alle anderen psychiatrischen und psychologischen Ideen bzw. Konzepte – lediglich relativistisch bzw. regulativ gebrauchen. (vgl. mit Kant Zitat 4)

Verwendet man das Konzept ADHS irrtümlich konstitutiv und nicht regulativ, bzw. nicht relativistisch so gerät man in Widersprüche und es tauchen dann Fragen auf wie folgt:

Hat der Patient ein ADHS oder hat er kein ADHS?

Wie kann man entscheiden, ob ein Patient, der ein ADHS hatte, nun nach dem sich sein Zustand gebessert hat immer noch ein ADHS hat oder geheilt ist?

Hat die Therapie bewirkt, dass der Patient nun kein ADHS mehr hat und als geheilt angesehen werden kann?

Ist der Patient nun, nach dem sich die Symptome teilweise zurückgebildet haben von ADHS geheilt, oder ist er nicht geheilt?

Ist ADHS überhaupt heilbar oder unheilbar – wenn man diese Krankheit einmal bekommen hat und sie von einem Facharzt einer Fachärzten diagnostisch festgestellt worden ist?

Muss der Patient sein ganzes Leben lang mit dieser psychischen Störung, bzw. mit dieser psychiatrischen Diagnose leben – und unter dieser Diagnose – oder dieser Krankheit leiden – die durch diese Diagnose bezeichnet wird – nur weil irgendwann eine Fachperson den Eindruck hatte: es handelt sich in diesem Fall um ein ADHS?

Man erkennt somit, dass der konstitutive Gebrauch des psychiatrischen Konzepts ADHS, bzw. der psychiatrischen Diagnose ADHS in hohem Masse problematisch ist und unter Umständen auch stigmatisierend und behindernd ist, wenn die Idee falsch verwendet wird.(vgl. mit Kant Zitat 3a)

Dies gilt im Übrigen auch für alle anderen psychiatrischen Ideen somit für alle alle anderen psychiatrischen Konzepte, etwa auch die Konzepte Schizophrenie, Persönlichkeitsstörung usf.

Und selbstverständlich gilt dies nicht nur für die psychiatrischen Ideen, sondern auch für die psychologischen Ideen bzw. für die psychologischen Konzepte, etwa das Konzept Intelligenz und es gilt dies daher auch für das Konzept Demenz.

Daher sagt Karl Jaspers treffend, dass man eine solche Erkenntnis in der Schwebe halten soll. (vgl. mit Jaspers Zitat 2)

Der konstitutive Gebrauch einer Idee ist also falsch und wird zu einem Problem. Mit anderen Worten die falsche Verwendung der psychiatrischen Ideen führt zu Widersprüchen, die man nicht auflösen kann. (vgl. mit Kant Zitat 3)

Man gerät damit also in Antinomien (Widersprüche) wie dies Karl Jaspers erkannt hat. (vgl. mit Jaspers Zitat)

Psychiatrische Diagnosen sind nur dann von Vorteil und nützlich, wenn sie richtig, nämlich regulativ bzw. relativistisch verwendet werden. (vgl. mit Kant Zitat 4)

Heute würde man sagen: man soll eine solche Idee nur relativ gebrauchen – dann wird eine solche psychologische bzw. psychiatrische Idee nur von Nutzen sein. (vgl. mit Kant Zitat 4)

Die Diagnose ADHS kann nur relativ in Bezug auf eine Referenzidee – also in Bezug auf eine per Konvention definierte Idee, nämlich in Bezug auf das psychiatrische Konzept ADHS festgestellt werden. Daher kann diese Diagnose auch nur relativ gültig sein.

Eine psychiatrische Diagnose hat keine absolute Gültigkeit, wie beispielsweise eine objektiv festgestellte körperliche Diagnose in der Medizin (z.B. die Diagnose: „Unterarmbruch“, oder die Diagnose „Leberentzündung“). Nur eine Diagnose die auf der Grundlage von objektiven Befunden, also auf der Grundlage eines real existenten Objekts erkannt wird, kann man allgemein gültig bzw. objektiv gültig bestimmen.

Eine psychiatrische Diagnose erscheint lediglich im Bewusstsein einer Person als Einheit, als Gegenstand in der Idee, der mehr oder weniger zutreffend ist (vgl. mit Kant Zitat 4). Daher ist die Bezeichnung: „bloße Idee für eine solche, nicht objektivierbare Idee (bzw. Diagnose) sehr treffend.

Wenn man glaubt, durch eine solche Diagnose eine absolute Erkenntnis gewonnen zu haben, dann hat man sich getäuscht – dann ist die Gefahr gross, dass der Schaden durch die Verwendung dieses Begriffs für die Person grösser sein wird als der damit verbundene Nutzen (vgl. mit Kant Zitat 2,  Kant Zitat 3 und Kant Zitat 3a).

Weil eine psychiatrische Erkenntnis (Diagnose) nur auf der Ebene der Ideen bestimmt werden kann, handelt es sich dabei um eine beschränkte Erkenntnis (vgl. mit Kant Zitat 3a) und hat diese Erkenntnis nur relative Gültigkeit. Man kann auch sagen, weil eine solche Diagnose nur auf der Ebene der Ideen festgestellt werden kann, ist es nur möglich sie auf der Grundlage eines Typus zu bestimmen, und nicht auf der Grundlage einer Gattung. (vgl. mit Jaspers Zitat)

Weiteres zu dieser Thematik auf dem Poster:

Die Anwendung der “Kritik der reinen Vernunft” von Immanuel Kant auf das psychiatrische Diagnostizieren Auswirkungen auf die psychiatrische Praxis und Wissenschaft

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(letzte Änderung 24.04.2020, abgelegt unter: ADHS, Psychiatrie, psychische Störung, psychiatrische Diagnose, psychiatrischer Begriff)

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