Verstehen und Vorurteil

Unser Verstehen erfolgt auf der Grundlage unserer Erfahrung.  Unser Verstehen entwickelt sich also auf der Grundlage von Wissen das wir füher erlangt haben. Das heißt wir haben bereits früher Urteile gebildet und dienen uns diese als Grundlage für die aktuelle Beurteilung eines Sachverhalts. Daher wird das frühere Urteil als „Vorurteil“ bezeichnet.

Dabei ist es so, dass wir nur einen Teil unserer „Vorurteile“ selbst durch Überlegung gebildet haben. Viele Leute sind sogar geneigt überhaupt sich zuerst umzusehen, was die gängige Meinung ist, bevor sie sich einen eigenen Meinung bilden. Das heißt es wird vielfach eine Urteil in Bezug auf etwas übernommen, ohne dass man sich die Mühe macht ein eigenen Urteil sich zu einer Sache zu bilden.

Bekanntlich versucht die Werbung uns permanent anzusagen was das „Beste“, das „Günstigste“, das „Billigste“ ist. Auch in der Medizin und in der Psychiatrie sollte man sich die Mühe machen sich eine eigene Meinung zu bilden und nicht generell die angesagte  Meinung als die tatsächlich zutreffende Sichtweise bzw. Meinung zu akzeptieren.

Unsere geistige Auffassung steht also einerseits ständig unter dem Einfluß unserer früheren Erfahrungen und Meinungen und wirken sich diese permanent bewusst und unbewusst dahingehend aus, wie wir die Dinge (geistig) sehen, „verstehen“ bzw. geistig auffassen. Und wird andererseits unsere Sichtweise auch durch andere von extern kommende Sichtweisen beeinflusst.

Wenn jemand sagen würde, dass er ohne Vorurteile ist, so sagt er damit lediglich, dass er sich seiner eigenen Vorurteile nicht bewusst ist. Praktisch ständig verstehen wir die Dinge auf der Grundlage unseres früheren Wissens, egal ob dieses Wissen dan Grad der Gewissheit hat, den Grad eines Glaubens, oder den Grad einer Meinung.

Unterscheiden tun sich die Leute lediglich darin, ob sich ihrer eigenen Vorurteile bewusst sind oder nicht. Mit anderen Worten: die Leute unterscheiden sich darin, ob sie gewohnt sind die eigenen „Vorurteile“ zu reflektieren, oder ob sie sich diese Mühe „erspraren“, und die Antworten von Anderen übernehmen, und diese „vorgefertigten“ Anworten sodann vertreten.

Weil Sachverhalte sich nie ident wiederholen, sollte man sich die Mühe machen, den aktuellen Sachverhalt  „neu“ zu bedenken, um so das adäquate Verständnis bzw. das adäquate Urteil zu erlangen.

Auch in der Psychotherapie ist es so, dass die jeweilige „Meinung“ bzw. „Sichtweise“ wesentlich durch die Vorbildung bestimmt ist. Die (geistige) „Schule“ die der Psychotherapeut durchlaufen hat, bzw. der er eventuell weiter angehört – bestimmt wesentlich wie der aktuelle Sachverhalt von ihm „geistig gesehen“ wird – und was von ihm nicht gesehen wird.

Unsere Auffassungsweise – unser Verständnis ist also nicht „neutral“ und „unabhängig“, sondern mehr oder weniger „gefärbt“ und von den angewandten Ideen abhängig. Daher kann man natürlich Sachverhalte immer auch anders sehen als man sie gerade gegenwärtig sieht. Es handelt sich also bei psychotherapeutischen (psychologischen, psychiatrischen) Erkenntnissen immer um relatives Wissen das gleichzeitig auch subjektives Wissen ist und auch beschränktes Wissen ist.

Daher gibt es im Bereich der psychotherapeutischen Praxis relativ große Unterschiede, nicht nur in Bezug auf die Psychotherapeuten als Personen, sondern auch in Bezug auf  die psychotherapeutischen Methoden und gibt es natürlich auch große Unterschiede wie und auf welche Art und Weise die Methoden angewandt werden.

(letztes update 28.11.2011)

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