zu den psychiatrischen Kategorien

Psychiatrische Kategorien (wie sie z.B. in der ICD Klassifikation vorkommen) sind nach Kant`scher Terminologie regulative Begriffe.

Die Bezeichnung regulativ ist insofern treffend weil sich solche Begriffe gegenseitig „regeln“.

Der Internist, Nervenarzt und spätere Klinikleiter Wilhelm Griesinger war sich der Beschränktheit der Erkenntnisse bewusst die mit Hilfe von solchen Begriffen bzw. mit sochen Einheiten gewonnen werden können wenn er in seinem Lehrbuch “Die Pathologie und Therapie der psychischen Krankheiten für Ärzte und Studierende“  folgendes schreibt:

” Eine Eintheilung der psychischen Krankheiten nach ihrem Wesen, d.h. nach den ihnen zu Grunde liegenden anantomischen Veränderungen des Gehirns ist derzeit nicht möglich (§6); sondern, wie die ganze Classe der Geisteskrankheiten nur eine symptomatologisch gebildete ist, so lassen sich als ihre verschiedenen Arten zunächst nur verschiedene Symptomencomplexe, verschiedene Formen des Irreseins angeben. Statt des anatomischen Einteilungsprinzips müssen wir das funktionelle, physiologische festhalten, und dieses wird hier, da die Störungen des Vorstellens und Strebens die hauptsächlichsten und auffallendsten sind, zum psychologischen. Nach der Art und Weise der psychischen Anomalie ist also das Irresein einzutheilen; während es nun aber die Aufgabe des clinischen Unterrichts ist, die Mannigfaltigkeit der psychischen Störungen in den concreten Erkrankungsfällen hervozuheben und zu analysieren, muss sich die Nosologie mit der Aufstellung weniger Hauptgruppen psychischer Störungen, weniger psychisch-anomaler Grundzustände begnügen, die sich aus der Übereinstimmung sehr vieler Fälle in gewissen charakteristischen Merkmalen ergeben und auf die sich daher alle Mannigfaltigkeit des einzelnen Erkrankens zurückführen lässt. Diese Grundzustände und ihre äussere Erscheinung haben wir hauptsächlich hier zu schildern, und wenn dabei die Varietäten und Übergänge der einzelnen Formen in einander freilich wohl beachtet werden müssen, so kann dies doch niemals in erschöpfendem Detail geschehen.” (Ende des Zitats)

Zitat aus: Wilhelm Griesinger (*1817-1868) “Pathologie und Therapie der Psychischen Krankheiten”, Seite 211: ( 2. Aufl., Berlin 1867, aus dem Nachdruck des Verlages E. J. Bonset, Amsterdam 1967)

 

(letztes update 17.6.2011)

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