In der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) geschieht es leicht, dass Ideen falsch gebraucht werden wenn man sich nicht des Ursprungs der Ideen bewusst bleibt.
Wenn man in der Psychiatrie sich nicht dessen bewusst ist, dass psychiatrische Erkenntnisse relative Erkenntnisse sind die auf der Grundlage von definierten Ideen gewonnen werden, dann geschieht es leicht, dass man subjektiv davon überzeugt ist, schon alles erkannt zu haben, wenn man einen Sachverhalt nach einer psychiatrischen Diagnose benannt hat.
Eine psychiatrische Diagnose, die mit Hilfe der psychiatrischen Kategorien gewonnen worden ist, verleitet leicht zum Glauben eine allgemeingültige Erkenntnis erlangt zu haben. Man kommt also leicht dahin zu glauben eine Erkenntnis gewonnen zu haben, die wie eine objektive Erkenntnis in der körperlichen Medizin allgemein gültig ist.
Tatsächlich ist die Situation jedoch eine gänzlich andere.
Tatsächlich werden in der Psychiatrie die psychiatrischen Einheiten mit Hilfe der psychiatrischen Kategorien gewonnen auf deren Grundlage man keine allgemein gültigen Erkenntnisse erlangen kann. Mit anderen Worten man kann in der Psychiatrie nicht so wie dies in der Medizin vielfach möglich ist allgemein gültige Erkenntnisse erlangen.
In der Psychiatrie kann man die verschiedenen psychischen Symptomenkomplexe nur auf der Grundlage von definierten Ideen bzw. auf der Grundlage der Schemata dieser Ideen – nämlich auf der Grundlage der psychiatrischen Kategorien die diagnostischen Einheiten erkennen.
Man kann also die psychiatrischen Einheiten unter den verschiedensten Gesichtspunkten systematisch erkennen und systematisch aufgefassen.
Man kann auch sagen, dass unter dem Begriff eines Symptoms oder Phänomens bzw. unter dem Begriff einer psychiatrischen Diagnose ein gewisser Aspekt eines psychischen Sachverhalts aufgefasst wird. Ob diesem psychischen Symptomenkomplex eine bestimmte (physisch definierbare) einheitliche Ursache zugrunde liegt – das weiss man genau genommen nicht – vielmehr denken wir uns den vorgefundenen Symptomenkomplexes als die Folge der zugrunde liegend gedachten Ursache. Es handelt sich also bei einer psychiatrischen Diagnose bzw. auch bei einem psychischen Phänomen um eine systematische Einheit im Sinn von Immanuel Kant. (vgl. mit Kant Zitat 8)
Im Bewusstsein der erkennenden Person erscheint also ein Begriff, der für die Bezeichnung eines psychischen Phänomens bzw. für eine Form einer psychischen Störung steht, dabei handelt es sich jedoch um eine Idee (Vorstellung), die wir im Rahmen der psychiatrischen Diagnostik nicht auf physische Ursachen zurückführen können. Mit anderen Worten wir können die zu Grunde liegend gedachte Ursache nicht „physisch“ als objektiven Befund auf der Ebene der Objekte erkennen und demonstrieren (vgl. Kant Zitat 7).
Weil es sich bei einer solchen Idee um eine bloße Idee handelt, die nicht am Probierstein der Erfahrung geprüft werden kann nennt Immanuel Kant solche Ideen treffend bloße Ideen.
Es handelt sich also bei den psychiatrischen Ideen – so wie bei den psychologischen Ideen generell – um bloße Ideen, die nicht empirisch, „physisch“ auf ihre Richtigkeit geprüft werden können. In der Erkenntnisbasis findet sich also der Grund warum man eine psychiatrische Einheit bzw. eine psychiatrische Idee nicht physisch überprüfen kann.
Man kann eine psychologische Idee oder eine psychiatrische Idee also nicht am Probierstein der Erfahrung prüfen, so wie man viele medizinische Ideen – also viele medizinische Verdachtsdiagnosen überprüfen kann.
In der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) sollte man sich also dessen bewusst sein, dass die Erkenntnisse, insbesondere die diagnostischen Erkenntnisse nur auf Erscheinungen, also auf psychischen Phänomenen und psychischen Symptomen beruhen, die im Bewusstsein erscheinen. (vgl. Kant Zitat 7)
Falls dieses Bewusstsein bezüglich der Erkenntnisbasis nicht vorhanden ist, und die psychiatrischen Erkenntnisse irrtümlich als auf Tatsachen beruhendem Wissen angesehen werden, resultieren aus diesem Missverständnis die verschiedensten falschen Schlussfolgerungen (vgl. mit Kant Zitat 3) und in weiterer Folge verschiedene nachteilige Konsequenzen.
(letztes update 26.2.2012, abgelegt unter Konsequenzen)
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