Eine Wertvorstellung ist eine Vorstellung die einer Sache einen Wert beimisst.
Dabei kann sich die Wertvorstellung auf ein Lebewesen/eine Person oder sonst ein Erkenntnisobjekt beziehen.
Es ist die Wertvorstellung grundsätzlich also eine Idee.
Demgemäß ist die Wertvorstellung eine Idee bzw. eine Vorstellung die auf einem Wahrnehmungsurteil beruht.
Man kann auch sagen, dass die Wertvorstellung auf Vorstellungen bzw. auf Gedanken beruht die man bereits im Vorfeld im Hinterkopf bzw. im Gedächtnis hatte. Es hat hier also das Denken der Person möglicherweise in Verbindung mit gewissen persönlichen Erfahrungen den Wert und somit die Wertvorstellung im Vorfeld geprägt.
Wenn man sich überlegt wie ein Mensch zu einer Wertvorstellung gelangt, so erkennt man, dass diese primär von den Vorbildern also von den Eltern, von der Familie, der Gesellschaft, somit von der Gemeinschaft übernommen wird, in die dieser Mensch geboren worden ist und sich als Person entwickelt hat.
Allein aus diesem Umstand wird klar, dass hier eine elementare Prägung durch die Wertvorstellung stattgefunden hat.
Es kommt durch die Wertvorstellung also gleichsam zur Konditionierung und es wird daher dieses Individuum in der Regel reflexartig diesen Wert beimessen.
Aufgrund dieses Sachverhalt wird klar, dass eine Änderung der Wertvorstellung im späteren Leben in der Regel nur die Ausnahme sein wird – eben, weil von der eigenen Gesellschaft schon ein Wert festgelegt und damit definiert worden ist. Die Geschichte der Menschheit liefert unzählige Beispiele dafür – und zeigt unter anderem auf wie mühsam und mit Menschenopfern verbunden der Weg bis zur Aufklärung und auch weiterhin im Abendland war.
Warum sollte infolge der Ansage einer fremden Person, insbesondere wenn diese aus einer fremden Kultur stammt die eigene bestehende Wertvorstellung aufgegeben oder geändert werden?
Warum sollte also ein gewisser Wert der schon als richtig und passend in der eigenen Gesellschaft als Selbstverständlichkeit angesehen wird, dieser nun als falsch und nicht mehr passend angesehen werden, wo er doch in der eigenen Kultur schon seit unzählbar vielen Generationen – von den eigenen Vorfahren als zutreffend festgelegt worden ist?
Zu glauben dass eine elementare Wertvorstellung im Leben eines Menschen nach der Veränderung des Wohnortes aufgegeben wird, nur weil etwas anderes ansagt wird ist also naiv um nicht zu sagen dumm.
Es handelt sich also um blanke Dummheit wenn man glaubt, dass etwa durch einen einige Wochen dauernden Werte-Kurs eine Person die in einem anderen Kulturkreis aufgewachsen ist, jetzt also Folge dieser Ansage einer Person aus dem neuen fremden Kulturkreis sie ihre bisherigen eigenen Wertvorstellungen aufgeben wird und sie den neuen angesagten Wert – der eigentlich in ihren Augen ein Unwert ist – ersetzen wird.
Man kann also sagen, dass es träumerisch ist, zu glauben und zu erwarten dass diese Person die bisher mit ihren Wertvorstellungen im Einklang war dieselben wegen dieser Ansage aufgeben wird – wer von uns würde dies tun, wenn an einem anderen Ort der Welt dies von uns erwartet würde?
Soziologisch und psychologisch betrachtet erkennt man dass eine Wertvorstellung eine sehr elementare Vorstellung ist. Die in der eigenen Gesellschaft gängige Wertvorstellung stellt also die Norm dar und definiert somit die Normalität. Hingegen ist das Neue das Angesagte abnorm bzw. abnormal. Demgemäß sieht man an fast allen Ländern der Welt, dass Menschen einer Kultur nach Möglichkeit so bald als möglich einen eigenen Kulturkreis, eine eigene Gesellschaft (Community) bilden. Es bildet die Gemeinschaft also auf dieser Grundlage in der fremden Gesellschaft eine eigene mehr oder weniger abgeschlossene Gruppierung in der sie ihre eigenen Wertvorstellungen pflegen kann die ein wesentliches Element dieser Gemeinschaft sind und die den Fortbestand dieser Gesellschaft ermöglichen. Daher auch strenge Strafen falls ein Mitglied der Gesellschaft dagegen verstößt, abtrünnig wird und etwa eine andere Wertvorstellung als richtig befindet.
Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet kann man sagen, dass eine Wertvorstellung auf einem Werturteil beruht. Es ist eine Wertvorstellung also eine Idee, die davon ausgeht, dass eine andere Person, Sache oder ein Lebewesen einen gewissen Wert hat, den man bereits zuvor erkannt oder festgelegt hat. Man hat also diesen Wert bereits zuvor in Folge einer bestimmten Sichtweise erkannt weil von der Gemeinschaft unreflektiert übernommen (was die Regel sein wird) oder von einer aufgeklärten Person wird die Wertvorstellung selbst definiert weil sie nach kritischer bzw. vernünftiger Überlegung als richtig erkannt wird – was allerdings nur selten der Fall sein wird – und oftmals nur unter Lebensgefahr möglich war. Man kann auch sagen: man hat zuvor auf der Ebene der Ideen festgelegt was einen gewissen Wert hat, was etwa normal ist, was gesund ist, was krank ist. Was höherwertig ist, was einen geringeren Wert hat, was einen höheren Wert hat, was wertvoll ist, was wenig wert ist, was keinen Wert hat usf. Aus der Wertvorstellung kann sich eine Pflicht ergeben und es ergibt sich damit auch die Verantwortung.
Betrachtet man die Entwicklung der Wertvorstellungen in einer bestimmten Gesellschaft im Laufe der Zeit, also im Laufe der Geschichte, so erkennt man, dass erst in der Zeit der Aufklärung in Europa die Wertvorstellung aufgekommen ist, dass grundsätzlich alle Personen denselben Wert haben und es wird daher erst seit dieser Zeit allen Personen – in einer im Sinn der Aufklärung aufgeklärten Gesellschaft – derselbe Wert zuerkannt und dies in den Grundrechten zugebilligt. Daher ist auch erst seit der Aufklärung die größtmögliche Toleranz in den verschiedenen Gesellschaften in dem Maß entstanden, wie dies in den verschiedenen Staaten in der Praxis erkennbar ist und von Land zu Land verschieden, je nach den Wertvorstellungen in der Gesellschaft und der Funktion und Korrektheit des Rechtswesens umgesetzt wird.
Man erkennt damit wie die Korrektheit, die Sachlichkeit, die Religion, die Parteilichkeit, die Unbefangenheit, die „Freundelwirtschaft“, die Korruption, das Lobbying und andere Gegebenheiten die Wertvorstellungen und deren praktische Umsetzung und damit den Entwicklungsstand und die Entwicklung der Gesellschaft beeinflussen und bestimmen.
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(letzte Änderung 10.11.2022, abgelegt unter: normal, Normalität, philosophische Begriffe, Rechtsprechung, Urteil)
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