Schizophrenie – eine gespaltene Einheit?

Eugen Bleuler hat die Einheit Schizophrenie ursprünglich als „Spaltungsirresein“ bezeichnet (vgl. mit Bleuler Zitat).

Eugen Bleuler hat nämlich bei einer Gruppe seiner Patienten gewisse psychische Symptomenkomplexe beobachtet, die in ihm die Vorstellung erweckt haben, dass es eine psychiatrische Einheit gibt, bei der es zu einer Zersplitterung und Aufspaltung des Denkens, Fühlens und Wollens und des subjektiven Gefühls der Persönlichkeit kommt (vgl. mit Bleuler Zitat).

Phänomenologisch betrachtet ist diese Feststellung je nach dem klinischem Erscheinungsbild mehr oder weniger zutreffend, insofern man bei Patienten mit der psychiatrischen Diagnose Schizophrenie die zuvor genannten psychischen Phänomene in mehr oder weniger starker Ausprägung findet.

Man kennt  die psychischen Phänomene der Halluzinationen, der Ich-Störungen, der Depersonalisation und andere kognitive Störungen, die darauf schließen lassen, dass es bei diesen Patienten neben dem normalen Seelenleben einen abgespaltenen Teil gibt, der eben Eugen Bleuler zu dieser Bezeichnung veranlasst hat.

Neurophysiologisch betrachtet kann man sich vorstellen, dass es auf der Ebene der neuronalen Funktion zur Entstehung einer neuronalen Funktionsstörung in Folge einer unbekannten Ursache gekommen ist, die zur Entstehung von abnormen neuronalen Mustern geführt hat, die in der Krankheitsphase neben den normalen neuronalen Mustern ablaufen, und auf dieser Grundlage verstehbar die genannten krankhaften psychischen Phänomene verursachen. Auf diese Art und Weise kann man diese Form einer psychischen Störung erklären und biologisch verstehen, wohingegen ein psychologisches Verstehen dieser psychischen Störung auf der Grundlage der Normalpsychologie nicht möglich ist.

Daher handelt es sich offensichtlich um eine psychische Störung bei der es zu einer Störung der Persönlichkeit gekommen ist, und können durch den Oberbegriff der Depersonalisation  die vorgenannten Phänomene treffend bezeichnet werden. Tatsächlich berichten die Patienten, dass sie diese Phänomene nicht als zu sich gehörig, sondern als fremd erleben. Es handelt sich dabei also um psychische Phänomene, die nicht nur als Vorstellungen auf der Ebene des Denkens als fremd erlebt werden, sondern treten auch andere als fremd erlebte Phänomene auf, die mit „leibhaftiger Gewissheit“ wahrgenommen werden und gerade deswegen auch sehr belastend und beeinträchtigend sind. Man findet also dass die Bezeichnung „Schizophrenie“ phänomenologisch betrachtet sehr passend ist, wenn gleich man nicht weiß, ob sich bei dieser diagnostischen Einheit um eine abgegrenzte biologische Einheit handelt.

Genau betrachtet erscheint nämlich die phänomenologische Einheit nur auf der Ebene der Vorstellungen als abgegrenzte Einheit und handelt es sich daher um die systematische Einheit einer psychiatrischen Idee. Ob es auch auf der Ebene der physischen Funktion, bzw. auf der Ebene der neuronalen Funktion eine abgegrenzte Einheit gibt, weiß man genau genommen nicht. Man kann daher auch nicht sagen, ob es nur eine oder mehrere Ursachen gibt, die diese Form einer psychischen Störung hervorrufen.

Im Ergebnis kann man somit sagen, dass es bei der Einheit Schizophrenie auf der Ebene der psychischen Phänomene einen verstehbaren Teil des Erlebens gibt, der neben einem anderen Teil des Erlebens besteht, wobei dieser krankhafte Anteil nur physisch bzw. nur körperlich erklärt und nicht ich-synton verstanden werden kann.

(letzte Änderung 21.07.2017, abgelegt unter: psychische Störung, Psychiatrie, Schizophrenie, psychiatrische Wissenschaft)

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