Schein

Der Schein ist die Vorstellung die im Bewusstsein der Person erscheint.

Dabei kann die Vorstellung als der Begriff der Idee respektive als die systematische Einheit der Idee im Bewusstsein der Person erscheinen, falls diese die Merkmale der Idee durch das Schema der Idee geistig auffasst (vgl. mit Kant Zitat 7).

Beim Schein kann es sich also um einen begrifflich benennbaren Sachverhalt handeln der infolge des menschlichen Denkens im Bewusstsein der Person entsteht.

Man kann in diesem Fall auch sagen, dass hier die systematische Einheit als begriffliche Einheit entsteht.

Unter einem anderen Blickwinkel betrachtet kann man auch sagen, dass hier der Schein als Folge der Urteile im Bewusstsein der Person als begriffliche Einheit entsteht.

In anderen Fällen entsteht der Schein infolge der sinnlichen Wahrnehmung (vgl. mit Kant Zitat 9a).

Demgemäß kann der Schein sich entweder auf das Denken bzw. auf die Gedanken beziehen, die im Bewusstsein der erkennenden Person als die Begriffe der Ideen erscheinen.

Oder es bezieht sich der Schein auf die Wahrnehmung – im Sinne der Perception durch die einzelnen Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Geschmack, Tastsinn.

In einem derartigen Fall handelt es sich beim Schein also um eine einzelne oder gesamthafte Perception respektive eine Sinneswahrnehmung (optischer Eindruck, Bild, Erscheinung, Geräusch, Laut, Melodie, Geruch, Geschmack, körperliche Empfindung, Gefühl, innere Wahrnehmung – die mehr oder weniger klar / dumpf ist usw.).

Von der erlangten Vorstellung kann die Person als Folge des Scheins subjektiv mehr oder weniger überzeugt sein, und man kann dann unter Umständen auch sagen, dass für die Person durch das erlangte Wissen der Anschein entstanden ist, dass diese ihre Erkenntnis bzw. diese ihre Sichtweise mehr oder weniger zutreffend ist bzw. für sie als Subjekt zutreffend erscheint.

Der Schein ist also mit der Scheinbarkeit verwandt, und es kann der Schein den Anschein erwecken, dass etwas – mehr oder weniger – zutreffend erkannt worden ist.

In der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) beruht das Wissen auf Grundlage einer Scheinbarkeit im Vergleich zu einer anderen Scheinbarkeit wenn verschiedene Ideen auf der Grundlage ihres Unterschieds, somit nach der Methode der Dialektik verglichen werden. Man kann nämlich das Wissen das man auf der Grundlage von psychischen Phänomenen bzw. auf der Grundlage von psychopathologischen Phänomenen in Bezug auf psychische Störungen erlangt nicht physisch und damit nicht auf der Ebene der Objekte überprüfen.

Im Gegensatz zur Psychiatrie ist dies in der Medizin bei gewissen gesundheitlichen Störungen (Krankheiten) des Körpers möglich und kann hier in vielen Fällen eine Vorstellung also eine Verdachtsdiagnose auf der Ebene der Objekte allgemein gültig überprüft und damit der Sachverhalt objektiviert werden.

Während also das Wissen in der psychiatrischen Diagnostik mit der philosophischen Methode der Dialektik gewonnen wird und dieses Wissen auf einer Logik des Scheins (vgl. mit Kant Zitat 9a) beruht handelt es sich in der Medizin, in dem Bereich in dem das Wissen auf der Ebene des Körpers überprüft werden kann, um faktisches Wissen und nicht um Wissen das auf der Grundlage von nicht überprüfbaren Erscheinungen beruht.

Es gibt allerdings auch in der Medizin in gewissen Bereichen Wissen das nur auf der Grundlage von körperlichen Phänomenen, somit auf der Grundlage von körperlichen Erscheinungen erkannt wird, die ihrerseits nicht physisch überprüft werden können. Dies ist bei den phänomenologischen Diagnosen – so etwa bei den nicht objektivierbaren Schmerz-Syndromen der Fall, die nicht auf der Ebene des Körpers in Bezug auf ihr Zutreffen überprüft werden können.

In diesem Sinn beruht in verschiedenen Bereichen – und nicht nur in der Psychiatrie (und in der Psychologie) und in einem Teilbereich in der Medizin – das Wissen auf physisch nicht überprüfbaren Erscheinungen und damit auf physisch nicht überprüfbaren Vorstellungen bzw. Ideen.

Validität und Reliabilität in der Psychiatrie und Psychologie

Bekanntlich wird in der Psychiatrie und auch in der Psychologie das Wissen auf der Grundlage von psychischen Erscheinungen nämlich auf der Grundlage von psychischen Phänomenen bzw. psychopathologischen Phänomenen erlangt. Daher kann in der Psychiatrie das Wissen nicht wirklich valide und somit auch nicht wirklich reliabel festgestellt werden. Man täuscht sich in der psychiatrischen Wissenschaft und hier insbesondere in der Biologischen Psychiatrie wenn man glaubt etwa auf der Grundlage der DSM-Klassifikation oder der psychiatrischen ICD Klassifikation valides und damit reliables Wissen in Bezug auf die psychiatrischen Diagnosen erlangen zu können, weil durch die Operationalisierung diese diagnostischen Einheiten bestmöglich aufeinander abgestimmt worden sind. Ein im Sinn der Aufklärung aufgeklärter Psychiater erkennt, dass es sich hier um Validität bzw. Reliabilität handelt, die sich nur auf den Schein bzw. den Anschein gründet.

Es sind zwar die psychiatrischen Diagnosen in Bezug auf ihre Grenzen auf der Grundlage der klinischen Erfahrung und somit empirisch erkannt worden und es haben sich diese diagnostischen Einheiten in der psychiatrischen Praxis und in der psychiatrischen Wissenschaft hinreichend bewährt (vgl. mit Kant Zitat 10). In der psychiatrischen Diagnostik kann man jedoch keine einzige psychiatrische Einheit valide und damit reliabel bestimmen, eben, weil diese Einheiten nur problematisch zum Grund gelegte Einheiten (vgl. mit Kant Zitat 8) sind und nur auf der Grundlage von psychischen Erscheinungen erkannt werden können.

Wie man sich überzeugt handelt es sich bei den psychiatrischen Einheiten um die systematischen Einheiten von bloßen Ideen, die im Bewusstsein der erkennenden Person in der Form der Begriffe dieser Ideen erscheinen wenn diese Person den Sachverhalt jeweils durch das Schema der Idee geistig auffasst (vgl. mit Kant Zitat 7).

Es ist eine solche Einheit also eine projektierte Einheit, die eine nützliche und damit eine zweckmäßige Einheit im Sinn von Immanuel Kant ist.

Zweifelsohne entstehen die psychischen Erscheinungen und damit auch die psychischen Störungen durch die neuronale Funktion aber die Diagnostik der psychiatrischen Diagnosen gründet sich nach wie vor auf psychische Phänomene also auf etwas das im Bewusstsein einer Person als der Begriff der Idee als systematische Einheit erscheint und nicht auf biologische Befunde.

Das bedeutet man kann gewisse psychische Störungen zwar biologisch erklären und durch biologische Befunde besser verstehen aber diagnostisch bestimmen kann man sie auf dieser Grundlage nicht. Es handelt sich also bei der vermeintlichen Validität in der Psychiatrie um eine Validität, die auf einem Schein beruht und es kann daher eine psychiatrische Diagnose nach wie vor nur im Sinn einer Scheinbarkeit im Vergleich zu einer anderen Scheinbarkeit erkannt (vgl. mit Kant Zitat 9b) und diagnostisch auf der Grundlage einer psychiatrischen Klassifikation subjektiv gültig bestimmt werden. Dies bedeutet auch, dass es sich in der Psychiatrie bei der Wahrscheinlichkeit um philosophische Wahrscheinlichkeit handelt und nicht um mathematische Wahrscheinlichkeit, die eine Annäherung zur Gewissheit ist. (vgl mit Kant Zitat 9b)

In diesem Sinn hat man sich also in der psychiatrischen Wissenschaft getäuscht als man geglaubt hat, dass Emil Kraepelin recht hat, der seinerseits geglaubt hat, dass die Psychiatrie als Wissenschaft sich zu einem kräftigen Zweig der medicinischen Wissenschaft fortentwickelt (vgl. mit Kraepelin Zitat 2) und dass man daher gewisse psychische Krankheiten (vgl. mit Kraepelin Zitat 1) in Zukunft allgemein gültig bestimmen kann.

Hingegen hat Karl Jaspers recht gehabt als dieser in seinem Buch „Allgemeine Psychopathologie“ geschrieben hat, dass (in der Psychiatrie) die Idee der Krankheitseinheit in irgendeinem einzelnen Fall sich niemals verwirklichen läßt (vgl. mit Jaspers Zitat 6) und dass es sich daher bei diesen Schemata um fruchtbarste Orientierungspunkte handelt (vgl. mit Jaspers Zitat 6). Und schließlich hat Karl Jaspers auch recht wenn er an anderer Stelle schreibt, dass diese Schemata methodische Hilfsmittel sind die grenzenlos korriegierbar und verwandelbar sind. (vgl. mit Jaspers Zitat)

Wie man sich überzeugt sind in diesem Sinn die psychiatrischen Kategorien einer psychiatrischen Klassifikation grenzenlos korrigierbare und vewandelbare Schemata, nämlich die Schemata der psychiatrisch-diagnostischen Ideen.

Weil man also in der Psychiatrie die psychiatrischen Diagnosen auf der Grundlage von definierten psychiatrischen Konzepten erkennt muss sich in der psychiatrischen Diagnostik damit abfinden, dass die psychiatrischen Diagnosen, so etwa die Diagnosen: Schizophrenie, Demenz, Depression, ADHS, OPS usf. auf der Grundlage von psychischen Erscheinungen und somit auf der Grundlage des Scheins nur in Bezug auf (definierte) Typen erkennbar sind, wohingegen in der Medizin viele medizinische Diagnosen in Bezug auf die Zugehörigkeit zu Gattungen allgemein gültig bestimmt werden können.

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(letzte Änderung am 01.05.2024, abgelegt unter Bewusstsein, Erkennen, Wissen, Diagnostik, Definition, Wahrscheinlichkeit)

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