Die psychiatrische Wissenschaft kann kein objektives Wissen hervorbringen

Die psychiatrische Wissenschaft kann kein objektives Wissen hervorbringen. Man täuscht sich wenn man glaubt, dass die psychiatrische Wissenschaft objektives Wissen hervorbringen kann.

Die psychiatrische Wissenschaft nimmt von Erscheinungen, nämlich von psychischen Erscheinungen, also von psychischen Phänomenen ihren Ausgang. Daher kann sie kein objektives Wissen erlangen. Etwas was auf psychischen Erscheinungen aufgebaut ist kann nicht objektiv gewusst werden – solches Wissen kann nicht objektiviert werden (vgl. mit Kant Zitat 22).

Man kann in der psychiatrischen Wissenschaft beliebig viele empirische Studien machen und diese durch Metaanalysen auswerten – daraus kann jedoch in der Psychiatrie kein objektives Wissen abgeleitet werden. Es kann in der Psychiatrie keine Annäherung zur Gewissheit erlangt werden (vgl. mit Kant Zitat 9b). Sondern es kann in der Psychiatrie nur Wissen im Sinn einer Scheinbarkeit im Vergleich zu einer anderen Scheinbarkeit erlangt werden, weil es in der Psychiatrie keinen allgemein gültigen Maßstab gibt. (vgl.mit Kant Zitat 9b)

Weiteres dazu auf Poster 3: PROBABILITY IN MEDICINE AND IN PSYCHIATRY – IN THE LIGHT OF IMMANUEL KANT`S PHILOSOPHY)

In der Psychiatrie muss man sich damit begnügen, dass die psychiatrische Wissenschaft nur Wissen im Sinn einer Scheinbarkeit im Vergleich zu einer anderen Scheinbarkeit hervorbringen kann.

Man kann nämlich in der Psychiatrie z.B. Wissen innerhalb der DSM-V Klassifikation erlangen, oder Wissen innerhalb der psychiatrischen ICD-10 Klassifikation erlangen.

Jedes Wissen dieser Art ist ein Wissen innerhalb einer Dogmatik (vgl. mit Kant Zitat 10) also Wissen innerhalb einer Ideenlehre. Im Prinzip kann man in der Psychiatrie innerhalb beliebig vieler „Ideenlehren“ Wissen erlangen. In keinem Fall ist dies jedoch ein Wissen das eine Annäherung zur Gewissheit darstellt, wie dies beispielsweise in der Medizin dort erlangt werden kann, wo das Wissen in wissenschaftlichen Studien von objektiven Befunden ausgeht und daher Wissen im Sinn der Annäherung zur Gewissheit also Wissen im Sinn der wirklich fundierten (mathematischen) Wahrscheinlichkeit erlangt werden kann (vgl.mit Kant Zitat 9b) und nicht nur Wissen im Sinn einer scheinbar fundierten „Wahrscheinlichkeit“ das Wissen im Sinn der philosophischen Wahrscheinlichkeit ist. Dies wird in der psychiatrischen Praxis und hier insbesondere in der psychiatrischen Forensik bei der Erstellung eines psychiatrischen Gutachtens deutlich wenn es sich in der Diagnostik um einen Grenzfall handelt.

Man kann in der Psychiatrie nur relatives Wissen erlangen, das mit der Hilfe von psychiatrischen Konzepten erlangt wird. Man kann auch sagen: man kann in der Psychiatrie nur Wissen mit der Hilfe von projektierten Einheiten erlangen, die auf den psychischen Sachverhalt projiziert werden. Oder man kann auch sagen: man kann in der Psychiatrie nur Wissen erlangen, das mit der Hilfe von systematischen Einheiten erlangt wird, die ihrerseits die Begriffe von Ideen und zwar die Begriffe von bloßen Ideen sind. Wenn man solche systematische Einheiten wie real existente Einheiten ansieht, dann  hat man sich getäuscht, dann hat man eine psychiatrische Idee missverstanden. (vgl. mit Kant Zitat 4)

Es trifft in der Psychiatrie also zu was Karl Jaspers geschrieben hat: dass ich das Ganze als Idee nicht geradezu erkennen kann. (vgl. mit Jaspers Zitat)

Man kann sich dem Ganzen als Idee durch das Schema der Idee nur nähern. (vgl. mit Jaspers Zitat)

Nach dem eine psychiatrische Kategorie das Schema der psychiatrisch- diagnostischen Idee ist – kann man sich in der Psychiatrie dem „Ganzen“ der diagnostischen Idee durch die psychiatrische Kategorie nur nähern – aber erreichen kann man das Ganze als Idee nicht. Man kann im Prinzip durch die verschiedensten Konventionen – das heißt durch die  verschiedensten psychiatrischen Klassifikationen – sich dem Ganzen der Ideen nur nähern – aber erreichen kann man diese „Ganzheiten“ nicht. Die Idee bleibt eine Idee im Sinn von Immanuel Kant – wie dies Karl Jaspers erkannt hat. (vgl. mit Jaspers Zitat)

Karl Jaspers schreibt daher zu recht: „Die Idee der Krankheitseinheit ist keine erreichbare Aufgabe, aber der fruchtbarste Orientierungspunkt.” (vgl. mit Jaspers Zitat 6)

Man kann also ein Erkenntnisobjekt das uns nur als Idee bzw. nur als der Begriff der Idee gegeben ist der als systematische Einheit im Bewusstsein der erkennenden Person als fruchtbarster Orientierungspunkt erscheint nicht objektiv gültig, sondern nur subjektiv gültig bestimmen. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Man täuscht sich also wenn man in der psychiatrischen Wissenschaft glaubt durch Metaanalysen ein an Gewissheit angenähertes Wissen erlangen zu können. Man täuscht sich in der Psychiatrie auch wenn man glaubt damit valides Wissen bzw. reliables Wissen zu erlangen.

Man kann beliebig viele empirische Studien machen und versuchen das gemeinsame Extrakt aus diesen Studien zu verwerten – es wird daraus kein objektives Wissen, und es wird daraus auch kein Wissen das eine Annäherung zur Gewissheit und damit eine Annäherung zur objektiven Gewissheit darstellt.

Man kann in Psychiatrie die Subjektivität nicht überwinden. (vgl. mit Kant Zitat 10)

In dieser Hinsicht hat der Psychiater Emil Kraepelin sich getäuscht als er geglaubt hat, dass man in der Psychiatrie alsbald psychische Krankheiten (psychische Störungen) wird objektiv gültig bestimmen können, wie dies in der Medizin bei vielen Krankheiten schon zu seiner Zeit möglich war. (vgl. mit Kraepelin Zitat 1 und den anderen Kraepelin Zitaten)

Vielmehr handelt es sich in der Psychiatrie um Wissen von der Art eines nützlichen Glaubens der sich auf zweckmäßige Einheiten gründet. Dies ist so, weil Wissen das von einer Konvention abhängig ist – prinzipiell Wissen von der Art eines Glaubens ist.

Es ist wie der Psychiater und Philosoph Karl Jaspers geschrieben hat:  „Die Idee derKrankheitseinheit ist keine erreichbare Aufgabe, aber der fruchtbarste Orientierungspunkt.” (vgl. mit Jaspers Zitat 6)

Solches Wissen stellt also einen fruchtbaren Orientierungspunkt dar bzw. bildet die Gesamtheit der psychiatrischen Kategorien innerhalb einer psychiatrischen Klassifikation , die sämtliche systematischen Einheiten sind, ein wertvolles, nützliches Raster dar um damit die Vielfalt der psychischen Erscheinungen gemäß diesen projektierten Einheiten zu gliedern, damit sodann auf der Grundlage dieser Klassifikation dieser systematischen Einheiten die verschiedenen psychischen Störungen gemäß den verschiedenen Typen (vgl. mit Jaspers Zitat) systematisch studiert werden können.

Es sind also diese zweckmäßigen Einheiten im Sinn von Immanuel Kant sehr nützliche Einheiten durch die man die Vielfalt der krankheitswertigen psychischen Störungen systematisch erfassen und in weiterer Folge in der psychiatrische Wissenschaft systematisch studieren kann.

Man kann Wissen, das auf der Grundlage von Konzepten bzw. auf der Grundlage von bloßen Ideen (vgl. mit Kant Zitat 4) gewonnen worden ist grundsätzlich nicht objektivieren. Man kann solches Wissen auch nicht  mit Wissen das man mit einer anderen Konvention gewonnen hat vergleichen. Es steht solches Wissen neben dem anderen Wissen das man auf der Grundlage einer anderen Konvention gewonnen hat. Mit anderen Worten: eine Scheinbarkeit besteht neben einer anderen Scheinbarkeit.- dies sollte man in der Psychiatrie und in der psychiatrischen Wissenschaft beachten und berücksichtigen. (vgl. mit Kant Zitat 9b, Weiteres dazu auf Poster 3: PROBABILITY IN MEDICINE AND IN PSYCHIATRY – IN THE LIGHT OF IMMANUEL KANT`S PHILOSOPHY)

Wenn man von einer anderen Konvention ausgeht – also von einer anderen Dogmatik ausgeht – dann kommt etwas anderes heraus. Man kann also die Subjektivität in der Psychiatrie nicht überwinden.

Es gilt was Immanuel Kant in der Einleitung zur „Kritik der reinen Vernunft“ geschrieben hat. Alles fällt wieder in den „veralteten wurmstichigen Dogmatism“ zurück den man versucht hat zu überwinden. (vgl. mit Kant Zitat 10 drittletzter Absatz)

Vielmehr als von den Zahlen der wissenschaftlichen Studien in der Psychiatrie übermäßig fasziniert zu sein, sollte man sich dessen bewusst sein auf welcher Grundlage das Wissen und diese Zahlen entstanden sind. Das heißt man sollte sich dessen bewusst sein, dass die Zahlen für sich gesehen zwar exakt sind – jedoch diese in der Psychiatrie gezählte Erscheinungen repräsentieren und keine biologischen Fakten.

Man sollte sich grundsätzlich dessen bewusst sein auf welcher Erkenntnisbasis das Wissen steht und entstanden ist, man sollte sich dessen bewusst sein, was man gewiss wissen kann, und was man nicht gewiss wissen kann. Man sollte sich der Beschränktheit des  jeweiligen Wissens bewusst sein und nicht nach objektivem Wissen streben, wo kein objektives Wissen erlangt werden kann. Das heißt man sollte im Sinn der Aufklärung aufgeklärt sein.

Damit will nicht gesagt sein, dass das Wissen das die psychiatrische Wissenschaft hervorbringt ohne Wert ist. Solches Wissen hat einen Wert – aber eben einen beschränkten Wert. Solches Wissen liefert gewisse Eckdaten für praktische Entscheidungen – aber man sollte sich der Herkunft dieses abgeleiteten Wissens bewusst sein. Solches Wissen ist auf der Grundlage von sujektiver Evidenz innerhalb einer Konvention erlangt worden, und nicht auf der Grundlage von objektiver Evidenz – also nicht auf allgemein gültiger Grundlage. Daher ist solches Wissen beschränkt. Man sollte solches Wissen nicht überbewerten. Man sollte solches Wissen kritisch verwenden.

Nur dann, wenn man solches Wissen kritisch verwendet und die psychiatrischen Ideen kritisch nämlich relativistisch verwendet (vgl. mit Kant Zitat 4) und das eigene Wissen das auf der Grundlage von solchem Wissen entstanden ist in der Schwebe hält – wie dies Karl Jaspers formuliert hat (vgl. mit Jaspers Zitat 2) – dann kann man sagen, dass man das Wissen kritisch und angemessen verwendet.

Man sollte sich also in der Psychiatrie noch mehr der Relativität des Wissens bewusst sein – als in der Medizin – weil man in der Psychiatrie keine Möglichkeit hat das Wissen auf der Grundlage von Fakten zu überprüfen – was in der Medizin in vielen Fällen möglich ist. In der Psychiatrie kann man das Wissen nur auf der Ebene der Ideen subjekiv gültig „überprüfen“ – gerade deswegen sollte man dieses Wissen kritisch ansehen und nicht überschätzen.

Nur wenn man sich also der Beschränktheit des Wissens in der Psychiatrie bewusst ist – nur dann wird man die bestmögliche Erkenntnis zum Wohl der Patienten und zum eigenen Wohl erlangen und daraus im konkreten Fall die bestmögliche Handlung ableiten. (vgl. mit Kant Zitat 2 und Kant Zitat 3)

Wenn man hingegen die psychiatrischen Ideen missversteht und sie ansieht wie faktisches Wissen, dann gerät man umgehend in Widersprüche (Antinomien) – und zwar in der psychiatrischen Praxis, wie auch in der psychiatrischen Wissenschaft. (vgl. mit Jaspers Zitat, Kant Zitat 3a und Kant Zitat 22)

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(Beitrag in Arbeit, letzte Änderung 20.3.2014, abgelegt unter Psychiatrie, psychiatrische Wissenschaft, Aug. 2011)

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