Die Methodenbewusstheit ist die Bewusstheit, die beachtet was eine Methode zu leisten vermag und was sie nicht zu leisten vermag.
Es ist die Methodenbewusstheit also die Bewusstheit, die den Unterschied einer Methode im Vergleich zu einer anderen Methoden beachtet und auch die Konsequenzen beachtet, die sich aus diesem Unterschied ergeben.
Man sollte also die Möglichkeiten und die Grenzen einer Methode kennen und Konsequenzen beachten, die daraus resultieren.
Man sollte sich dessen bewusst sein was eine Methode leisten kann und was sie nicht leisten kann. Man spricht daher auch vom Methodenbewusstsein.
Beim Erkennen sollte man vorallem beachten um was für eine Erkenntnisbasis es sich handelt, ob es sich um physische Objekte oder um Ideen handelt. (vgl. mit Kant Zitat 7)
Es macht nämlich einen großen Unterschied, ob man mit Erkenntnisobjekten befasst ist, die uns tatsächlich als Gegenstand schlechthin gegeben sind, oder ob es sich um Erkenntnisobjekte handelt, die uns nur als Gegenstand in der Idee, nämlich nur als der Begriff der Idee gegeben sind (vgl. mit Kant Zitat 7).
Beim Diagnostizieren in der Medizin und in der Psychiatrie ist es wichtig zu unterscheiden, ob man körperliche Objekte bzw. die Zeichen von körperlichen Objekten erfasst, oder ob man Einheiten erfasst, die nur auf der Grundlage einer Idee erkannt werden können, etwa Symptome und nicht-objektivierbare Phänomene. In diesem Fall ist eine solche Einheit eine systematische Einheit. (vgl. mit Kant Zitat 7)
Diese Unterscheidung ist essenziell, weil es sich dabei um grundsätzlich unterschiedliche Erkenntisobjekte handelt (vgl. mit Kant Zitat 7).
Beim Diagnostizieren ist also die Methodenbewusstheit gegeben, wenn die Person, die eine Methode anwendet beachtet auf welcher Grundlage ihr Wissen entsteht.
Beim Diagnostizieren untersucht man entweder den Zusammenhang von Erkenntnisobjekten, die uns als Gegenstand schlechthin gegeben sind, oder man untersucht dabei den Zusammenhang von Erkenntnisobjekten, die uns nur als Gegenstand in der Idee gegeben sind. (vgl. mit Kant Zitat 7)
Demgemäß ergeben sich weitereichende Konsequenzen aus dem Unterschied in der Erkenntnisbasis.
Diesen Unterschied in der Erkenntnisbasis sollte man in allen Bereichen des Wissens beachten. Man sollte diesen Unterschied, und die daraus resultierenden Konsequenzen insbesondere in der Medizin und in der Psychiatrie, aber auch in der Psychologie, Psychotherapie und auch in allen anderen Bereichen beachten.
Methodenbewusstheit in der Psychiatrie
Rückblick in die Geschichte der Psychiatrie
Wirft man einen Blick zurück in die Geschichte der Psychiatrie so findet man, dass Wilhelm Griesinger (1817- 1886) sich der Tatsache bewusst geworden ist, dass die psychischen Krankheiten dzt. nur auf der Grundlage der psychischen Anomalie diagnostisch erfasst werden können (vgl. mit Griesinger Zitat). Andererseits hat Wilhelm Griesinger geglaubt, dass man die psychischen Krankheiten in Zukunft nach den ihnen zu Grunde liegenden anatomischen Veränderungen des Gehirns diagnostizieren kann (vgl. mit Griesinger Zitat).
Emil Kraepelin (1856 – 1926) der eine Generation später gewirkt hat, war ebenso zuversichtlich, dass in Zukunft gewisse psychische Krankheiten physisch und damit biologisch diagnostiziert werden können, insofern er geglaubt hat, dass man schon bald bei gewissen psychischen Krankheiten gesetzmäßigen Beziehungen zwischen den körperlichen Vorgängen und den psychischen Erscheinungsformen finden wird und man auf dieser Grundlage diese psychischen Krankheiten wird allgemein gültig bestimmen können (vgl. mit Kraepelin Zitat 8). Emil Kraepelin hat also geglaubt, dass man zu einer Physiologie der Seele zu gelangen wird (vgl. mit Kraepelin Zitat 5).
Diese Sichtweise erlangte in der Psychiatrie weite Verbreitung und man findet diese Grundgedanken auch in der psychiatrischen Wissenschaft der Gegenwart, wenn z.B. in der Funktionellen Bildgebung die körperlichen Korrelate bzw. die körperlichen Abbilder von gewissen psychischen Störungen gesucht werden und man nach Kriterien forscht, um auf der Grundlage von solchen Merkmalen (Kriterien) psychische Störungen, etwa die diagnostische Einheit Schizophrenie, oder andere psychische Störungen zu objektivieren. Wie aufgezeigt werden kann ist es allerdings nicht möglich solche gesetzmäßige Beziehungen zwischen den körperlichen Vorgängen und den psychischen Erscheinungsformen zu finden. (Weiteres dazu auf Poster 6: Diagnosis in Psychiatry – the Role of Biological Markers – an investigation in the light of Immanuel Kant`s philosophy)
Diesen Sachverhalt hat Karl Jaspers auf der Grundlage der Philosophie von Immanuel Kant erkannt.
Karl Jaspers hat erkannt, dass die psychischen Erscheinungen und damit die psychischen Störungen und somit die psychiatrischen Diagnosen unter der Führung von Ideen durch das Schema der Idee erkannt werden (vgl. mit Jaspers Zitat) und es hat Karl Jaspers wiederholt auf die Methodenbewusstheit hingewiesen, weil psychische Erscheinungen und damit psychiatrische Einheiten nur in Bezug auf (definierte) Typen erkennbar sind, wohingegen in der Medizin viele diagnostische Einheiten und damit viele medizinische Diagnosen in Bezug auf Gattungen allgemein gültig bestimmbar sind.
Wie man sich überzeugt können in der Psychiatrie die diagnostischen Einheiten, also sowohl die einzelnen psychopathologischen Phänomene und auch die psychiatrischen Diagnosen nur auf der Ebene der Ideen und daher nur subjektiv gültig erkannt und in der psychiatrischen Diagnostik bestimmt werden. Im Gegensatz dazu können in der Medizin viele Befunde und dadurch viele medizinische Diagnosen auf der Ebene der Objekte bzw. auf der Ebene des Körpers objektiv gültig und damit allgemein gültig bestimmt werden.
Dies bedeutet dass in der Psychiatrie auf der Grundlage der Psychopathologie und der Phänomenologie nur subjektives Wissen erlangt werden kann, wohingegen in der Medizin in vielen Bereichen in der Diagnostik objektives Wissen erlangt werden kann.
Man kann daher die Merkmale der psychischen Störungen nur subjektiv evident erkennen, wohingegen die objektiv bestimmbaren körperlichen Störungen (Krankheiten) objektiv evident erkannt und in der Diagnostik bestimmt werden können. Es gibt also den großen Unterschied zwischen der Psychiatrie und der Medizin, wobei hier der Teil der Medizin gemeint ist in dem objektives Wissen möglich ist. In der psychiatrischen Diagnostik gibt es also nur subjektive Evidenz, wohingegen in der Medizin in vielen Bereichen objektive Evidenz gegeben ist.
Man sollte also in der Psychiatrie den großen Unterschied der Erkenntnisobjekte beachten (vgl. mit Kant Zitat 7) und die daraus resultierenden Konsequenzen berücksichtigen, weil sonst dieser Indifferentismus zu Anitnomien (vgl. mit Jaspers Zitat) bzw. zu ewigen Widersprüchen und Streitigkeiten führt (vgl. mit Kant Zitat 2a)
Während also Karl Jaspers sich des großen Unterschieds zwischen der Psychiatrie und der Medizin bewusst war kann man dies von Emil Kraeplin nicht sagen, nachdem Emil Kraepelin geglaubt hat, dass die Psychiatrie auf der Grundlage des naturwissenschaftlichen Verständnisses sich zu einem kräftigen Zweig der medicinischen Wissenschaft fortentwickelt. (vgl. mit Kraepelin Zitat 2)
Dieses Missverstehen der psychiatrischen Ideen bzw. dieses nicht richtige Erkennen des Unterschieds in der Erkenntnisbasis bzw. der Indifferentismus zwischen der Medizin und der Psychiatrie von Emil Kraepelin hat für die Psychiatrie weitreichende Konsequenzen mit sich gebracht, zumal Emil Kraepelin als Folge dieses Missverstehens geglaubt hat, dass in der Psychiatrie bei gewissen psychischen Krankheiten gesetzmäßige Beziehungen zwischen den körperlichen Vorgängen und den psychischen Erscheinungen gefunden werden können (vgl. mit Kraepelin Zitat 8) und er daher geglaubt hat, dass auf dieser Grundlage gewisse psychische Krankheiten in Zukunft allgemein gültig bestimmbar sein werden (vgl. mit Kraepelin Zitat 1). Bekanntlich wurde diese Sichtweise von Emil Kraepelin zur führenden Sichtweise in der Psychiatrie und in der psychiatrischen Wissenschaft bis in die Gegenwart und es erwuchs daraus die Biologische Psychiatrie.
Gerade diesen Unterschied in den Erkenntnisobjekte und die daraus resultierenden Konsequenz hat hingegen Karl Jaspers richtig erkannt. (vgl. mit Jaspers Zitat und siehe auch die anderen Jaspers Zitate) (Weiteres dazu in den Beiträgen: Konsequenzen)
Tatsächlich können die psychischen Störungen nur auf der Ebene der Ideen erkannt werden und kann man psychische Erscheinungen und damit psychische Störungen nicht durch körperliche Befunde objektiv gültig überprüfen und damit allgemein gültig bestimmen (-> Weiteres dazu auf Poster 6).
Mit anderen Worten: man kann psychische Störungen nicht auf der Grundlage von körperlichen Befunden erkennen und allgemein gültig bestimmen. Es gibt also keine Möglichkeit ein psychisches Phänomen zu objektivieren. In dieser Hinsicht hat sich Emil Kraepelin getäuscht. (vgl. mit Kant Zitat 7 und Kant Zitat 4)
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(letzte Änderung 8.5.2014, abgelegt unter Methode, Definition)
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