Kausalität in der Medizin

In der Medizin gibt es Erscheinungen, die gesetzmäßig auftreten. Man kann daher bei diesen Phänomenen von gesetzmäßiger Kausalität sprechen. Zum Beispiel, dass die Leberenzyme bei einer Leberentzündung immer erhöht sind usf.

Im Gegensatz dazu kann man bei vielen Phänomenen in der  Medizin, bei denen man den Zusammenhang der Erscheinungen mit gewissen Ursachen bzw. mit gewissen Faktoren beobachtet – nicht genau angeben was die eigentliche Ursache des beobachteten Phänomens ist.

Man kennt also oftmals nicht die Ursache schlechthin, die für das Auftreten der Erscheinung in der Medizin verantwortlich ist, und man kann daher nicht zweifelsfrei die Ursache angeben.

In einem solchen Fall kann man also keinen gesicherten Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung angeben bzw. bestimmen. Mehrere mögliche Ursachen bzw. Zusammenhänge können in derartigen Fällen aufgezeigt werden, ohne dass allgemein gültig entschieden werden kann welche Kausalitätskette die zutreffende ist bzw. was im konkreten Fall kausal ist. In einem solchen Fall handelt es sich in aller Regel um eine komplexe Ursache.

In der Wissenschaft können allerdings unter Umständen statistisch signifikante  Korrelationen aufgezeigt werden. Dabei muss man allerdings beachten auf welcher Erkenntnisbasis dieses Wissen besteht, gründet sich dieses Wissen auf allgemein gültige Fakten, oder gründet es sich auf Ideen bzw. auf nicht-objektivierbare Phänomene?

Nur in dem Fall wenn das Wissen auf der Grundlage von Fakten bzw. auf der Grundlage von objektiven Befunden erlangt worden ist, stellt das wissenschaftlich erlangte Wissen eine Annährung zur Gewissheit dar (vgl. mit Kant Zitat 9b).

Falls dies nicht der Fall ist und das wissenschaftlich erlangte Wissen auf der Grundlage von Ideen erlangt worden ist, dann handelt es sich beim erlangten Wissen um nur scheinbares Wissen, weil dieses nicht auf der Grundlage von objektiver Evidenz, sondern nur auf der Grundlage von subjektiver Evidenz erlangt worden ist (Es erweckt in diesem Fall das erlangte Wissen den Anschein allgemein gültig zu sein).

Es handelt sich dann also um ein Wissen im Vergleich zu anderem Wissen.

Man kann daher sagen, dass es sich in einem derartigen Fall um Wissen das scheinbar gültig ist – auch weil es auf der Grundlage einer definierten Konvention entstanden ist (Beispiel: Wissen das in Bezug auf phänomenologisch diagnostizierte Kopfschmerzen gewonnen worden ist – Migräne, Cepahalea, Bing Horten … – also in Bezug auf symptomatisch diagnostizierte Kopfschmerzen).

Es handelt sich hier um Wissen im Sinne der philosophischen Wahrscheinlichkeit, wohingegen Wissen der zuvor genannten Art Wissen im Sinne der mathematischen Wahrscheinlichkeit ist (vgl. mit Kant Zitat 9b). Wissen das auf der Grundlage der Erscheinungen bzw. auf der Grundlage von Ideen gewonnen wird, hat einen geringeren Erkenntniswert. Weiteres dazu erläutert am Beispiel der Diagnostik in der Psychiatrie auf Poster 3: PROBABILITY IN MEDICINE AND IN PSYCHIATRY – IN THE LIGHT OF IMMANUEL KANT`S PHILOSOPHY).

Es hat also das Wissen, das in der Wissenschaft auf der Grundlage von Ideen erlangt wird, einen gewissen Wert – aber dieser Wert ist höher beschränkt als der Wert des Wissens das auf der Grundlage von objektiven Befunden bzw. auf der Grundlage von objektiver Evidenz erlangt worden ist.

Dies ist für Teilbereiche der Medizin von Relevanz und es ist dieser Sachverhalt insbesondere für die Psychiatrie (Forensische Psychiatrie) und daher auch für die psychiatrische Wissenschaft von Relevanz, weil man hier das Wissen nur auf der Grundlage von psychischen Phänomenen – somit nur auf der Grundlage von nicht-objektivierbaren diagnostischen Einheiten erlangt.

In der Medizin ist dies also für die Teilbereiche in der medizinischen Wissenschaft von Relevanz, wo man – so wie in der Psychiatrie – das Wissen nur auf der Grundlage von Symptomen bzw. auf der Grundlage von nicht-objektivierbaren Phänomenen respektive auf der Grundlage von nicht-objektivierbaren Symptomenkomplexen erlangt.

.

Hinweis:

Weiteres zum Thema Kausalität und Kausalität in der Psychiatrie und Medizin in meinem Buch mit dem Titel: Diagnostik, Klassifikation und Systematik in Psychiatrie und Medizin, erschienen im Verlag tredition, April 2019.

.

(letzte Änderung 05.06.2022, abgelegt unter: Gutachten, Kausalität, Medizin, Rechtsprechung, Wissenschaft)

………………………………..

weiter zum Beitrag: Kausalität

…………………………………

weiter zum blog: Kausalität

…………………………………….

weiter zum Beitrag: Ursache

………………………………………..

weiter zur Seite: Gutachten

………………………………………..

weiter zur Seite: medizinische Diagnose – psychiatrische Diagnose

………………………………………

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert