(aus der Einführung der 1. Ausgabe der „Allgemeinen Psychopathologie“ von Karl Jaspers)
„§ 3. Grundbegriffe und Methoden
Wir haben gelernt, daß es für die Psychologie und Psychopathologie keine systematische Grundlage gibt, wie es für die Chemie die Atomtheorie mit den darin zusammenhängenden Gesetzen ist. Die Atomtheorie ist eine begründete Theorie. Legen wir aber der psychopathologischen Untersuchung die Auffassung von einer bestimmten Anzahl von „Elementen“ (etwa Empfindungen und Gefühlen) und ihrer Verbindungsweisen zu „komplexen“ psychischen Gebilden zugrunde, so haben wir keine Theorie, sondern eine Konstruktion zugrunde gelegt, die uns von der lebendigen vorurteilslosen Erfahrung ab in einen engen, ärmlichen Bereich erstarrter psychologischer Begriffe führt. Während uns eine sachliche Theorie fehlt, besitzen wir jedoch eine Reihe von Grundbegriffen, in denen wir immer wieder denken müssen. …..“
Zitat aus:
Allgemeine Psychopathologie, Ein Leitfaden für Studierende, Ärzte und Psychologen , Seite 12,
Von Dr. Karl Jaspers, Wiss. Assist. an der psychiatrischen Klinik in Heidelberg, Berlin, Verlag von Julius Springer, 1913 (= 1. Ausgabe der „Allgemeinen Psychopathologie“).
Anmerkung zum Zitat:
Damit war Karl Jaspers bereits in der 1. Auflage der Allgemeinen Psychopathologie der grundsätzliche Unterschied zwischen dem Wissen in der Psychiatrie (Psychologie) und dem in der Naturwissenschaft und somit auch in Teilbereichen Medizin bewusst. Später hat Jaspers nach dem gründlichen Studium der Philosophie von Immanuel Kant, insbesondere nach dem Studium der Kritik der reinen Vernunft und der Kritik der Urteilskraft (vgl. mit Jaspers Zitat 14) realisiert, dass man unterscheiden muss ob sich das Wissen auf Gattungen oder Typen gründet (vgl. mit Jaspers Zitat).
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(letzte Änderung 29.06.2018, abgelegt unter: Diagnostik, Psyche, Psychiatrie, Psychologie, Zitate)
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