“ Ein Ganzes kann theoretisch überhaupt nur aufgefasst werden mit Hilfe von Systematik. Jedes Einzelne gewinnt seine Bestimmtheit und Deutlichkeit dadurch, daß es verglichen und in Beziehung gesetzt wird. Behandelt man ein Einzelnes aus einem Ganzen, so schweben unausgesprochen eine oder mehrere Vorstellungen dieses Ganzen im Hintergrunde, oder die Behandlung bleibt verworren, widerspruchsvoll, undeutlich. Psychologie vor allem ist nur als Ganzes möglich, oder sie löst sich in ein endloses Chaos aphoristischer Reflexionen auf. So besteht die Aufgabe, immerfort systematisch zu sein und doch zu versuchen, kein System zur Herrschaft kommen zu lassen, damit möglichst viele, möglichst alle systematischen Gedanken wirksam werden. So bleibt sowohl die Unendlichkeit der Sache als Idee, als auch die Ordnung im Gedanken; es besteht aber nicht die Gefahr, daß das System als Schema an Stelle der Sache tritt.“
Aus:
Karl Jaspers: Psychologie der Weltanschauungen, 6. Auflage, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York, 1971, Seite 18-19
Vergleiche mit Kant Zitat 2 bezüglich der Anwendung aller möglichen Prinzipien Einheit, um der Natur bis in ihr Innerstes nach zugehen, worunter das der Zwecke, das vornehmste ist.
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Hinweis:
Weiteres zu dieser Thematik in meinem Buch:
Diagnostik, Klassifikation und Systematik in Psychiatrie und Medizin
erschienen im Verlag tredition, April 2019.
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(letzte Änderung 15.06.2020, abgelegt unter: Diagnostik, Medizinische Diagnostik, Philosophie, Psyche, Psychiatrie, psychische Störung, Psychopathologie, Verstehen, Zitate)
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