„hat“

Man sagt: man „hat“ ein körperliches Objekt, zum Beispiel eine Münze, oder sonst ein demonstrierbares Objekt.

Wenn man hingegen sagt: man „hat“ ein Gefühl, dann kann man nicht sagen, dass man mit derselben Gewissheit ein Gefühl „hat“, wie man ein körperliches Objekt „hat“, weil ein Gefühl als Gegenstand in der Idee im Bewusstsein erscheint.

Es handelt sich dabei also um eine Idee, um ein mentales Objekt und nicht um ein körperliches Erkenntnisobjekt. Ein solches Erkenntnisobjekt erscheint als Begriff einer Idee im Bewusstsein einer Person. Von einem solchen Erkenntnisobjekt kann man jedoch nicht mit derselben Gewissheit sagen, dass man es „hat“ oder nicht „hat“, wie bei einem körperlichen Objekt.

Es handelt sich also um eine psychologische Idee. Eine  Idee sollte man grundsätzlich nur relativistisch verwenden (vgl. mit Kant Zitat 4). Eine Idee sollte man nur kritisch verwenden. Wenn man eine psychologische Idee oder eine psychiatrische Idee bzw. den Begriff von einer solchen Idee unkritisch und damit konstitutiv verwendet, so, als ob es sich dabei um ein real existentes Objekt handelt, dann verwendet man die Idee falsch (vgl. mit Kant Zitat 3a). Dann verwendet man die Idee nicht aufgeklärt. Dann hat man nicht wirklich verstanden welchen Erkenntniswert eine psychologische Idee, oder eine psychiatrische Idee hat.

Wenn man in der psychiatrischen Wissenschaft psychische Phänomene zählt, so wie man körperliche Fakten in der Medizin zählt, und sodann glaubt in gleicher Weise zuverlässige wissenschaftliche Daten damit gewonnen zu haben – dann hat man sich grundlegend getäuscht, dann hat man die psychiatrischen Ideen falsch verstanden – dann missversteht man die Sache grundlegend falsch.

Betrachtet man die Vorgehensweise in der psychiatrischen Wissenschaft der Gegenwart in welcher Form dort Daten auf der Grundlage von psychischen Phänomenen erhoben werden, und vorallem wie diese sodann in weiterer Folge dem Fachpublikum präsentiert werden, dann muss man kritisch betrachtet sagen, dass die Psychiatrie der Gegenwart noch nicht im Sinn der Aufklärung aufgeklärt ist.

Es wird nämlich in der psychiatrischen Wissenschaft im Rahmen der Präsentation der Ergebnisse der wissenschaftlichen Studien in der Regel nicht kritisch reflektiert und beachtet um was für Daten es sich handelt. Es werden in der Regel die Daten nicht relativistisch vorgetragen und relativistisch interpretiert. Vielmehr werden die Daten dem Fachpublikum so vorgestellt, wie wenn es sich um unzweifelhaft anzuerkennende wissenschaftliche Daten handelt. In der Psychiatrie Gegenwart vielfach auf sogenannte Kontrollstudien und Metananlysen verwiesen durch die die Ergebnisse „kontrolliert“, „validiert“ und „geprüft“ worden sind. Kurz gesagt es wird in der psychiatrischen Wissenschaft der Gegenwart in der Regel nicht berücksichtigt, dass  Ideen gezählt worden sind und keine Fakten. Sondern es wird vielmehr der Anschein erweckt, dass es sich dabei um verlässliche Daten handelt aus denen berechtigt Leitlinien abgeleitet werden, die allgemein anzuerkennen sind.

Tatsächlich kann man in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) jedoch nichts allgemein gültig feststellen. Man kann psychiatrische Daten und psychologische Daten nicht objektiv gewiss diagnostisch erfassen. Man kann solche Daten immer nur subjektiv gewiss erfassen. Es handelt sich dabei um Ideen, die im Bewusstsein einer Person erscheinen, wie dies bereits Karl Jaspers erkannt hat. (vgl. mit Jaspers Zitat)

Man täuscht sich also grundlegend wenn man diese Erkenntnisobjekte so ansieht wie körperliche Objekte (vgl. mit Kant Zitat 7). Man täuscht sich grundlegend wenn man die Ergebnisse von wissenschaftlichen Studien in der Psychiatrie so präsentiert, wie die Ergebnisse von statistischen Studien aus der Medizin, oder Biologie präsentiert werden können, wo ausgehend von objektiven Befunden wissenschaftliche Daten erhoben sind. Man gelangt in der Wissenschaft in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) durch solche Studien nicht zur Annäherung zur Gewissheit, sondern nur zu einer Scheinbarkeit im Vergleich zu einer anderen Scheinbarkeit. (vgl. mit Kant Zitat 9b, weiteres dazu auf Poster 3: PROBABILITY IN MEDICINE AND IN PSYCHIATRY – IN THE LIGHT OF IMMANUEL KANT`S PHILOSOPHY)

In dieser Hinsicht muss sich die Psychiatrie der Gegenwart – und hier insbesondere die Biologische Psychiatrie den Vorwurf gefallen lassen noch nicht im Sinn der Aufklärungaufgeklärt idz, weil sie die Grundlagen ihrer Erkenntnis nicht beachtet, weil sie nicht unterscheidet, dass es einen großen Unterschied zwischen einer Idee und einem real existenten Objekt gibt (vgl. mit Kant Zitat 7) – weil sie nicht unterscheidet, dass es einen grundlegenden Unterschied in der Erkenntnisbasis gibt.

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(letztes update 3.12.2011, abgelegt unter philosophische Begriffe)

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