Beschränktes Wissen ist Wissen das mehr oder weniger beschränkt ist.
Es ist dies also ein Wissen das nur mehr oder weniger zutreffend ist. Im Gegensatz dazu ist absolutes Wissen unbeschränkt gültig und damit für jede Person gültig.
Wissen das auf der Grundlage einer Idee erlangt wird (vgl. mit Kant Zitat 7) und das nicht auf ein Objekt zurückgeführt und auf dieser Grundlage allgemein gültig bestimmt werden kann ist beschränktes Wissen (vgl. mit Kant Zitat 3a).
Solches Wissen ist nämlich von Voraussetzungen abhängig, die im Subjekt gelegen sind. In diesem Sinn ist subjektives Wissen immer beschränktes Wissen, wenn es nicht auf der Ebene der Objekte bzw. auf der Ebene der Fakten allgemein gültig bestimmt und allgemein gültig überprüft werden kann. Im Gegensatz zum subjektiven Wissen ist objektives Wissen kein beschränktes Wissen.
Wissen das aus der Erfahrung abgeleitet worden ist, also empirisches Wissen das nicht auf der Ebene der Objekte überprüft werden kann, ist immer subjektives Wissen und damit beschränktes Wissen.
Es ist also Wissen das auf der Grundlage einer Idee erlangt wird (vgl. mit Kant Zitat 7) und das nicht durch Fakten überprüft werden kann beschränktes Wissen.
In vielen Bereichen oder in Teilbereichen ist in diesem Sinn das Wissen beschränkt:
In der Medizin ist vieles von dem was man weiß beschränktes Wissen. Man weiß einiges, man weiß mehr oder weniger von einer Sache. Man weiß etwas, aber man kann nicht sicher sein, dass es so ist. In einem solchen Fall hat man nur beschränktes Wissen. Manches Wissen ist sehr vage, anderes Wissen ist konkreter, man kann tatsächlich nicht sicher sein, dass es so ist. Zum Beispiel dass die Schmerzen durch diese oder jene Ursache bedingt sind. Man kann zwar eine Ursache angeben, aber man weiß nicht, ob dies die einzige Ursache ist, oder nur ein Faktor unter mehreren Faktoren, der kausal zu dieser Erscheinung geführt hat. Man kann sich der Natur der Dinge nur nähern, erreichen kann man die Idee nicht. (vgl. mit Kant Zitat 2 und vgl. mit Jaspers Zitat)
In der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) kann man auf der Grundlage von psychischen Phänomenen immer nur beschränktes Wissen erlangen, weil die psychiatrischen Ideen aus der Erfahrung abgeleitete Ideen sind, die man nicht auf der Ebene der Objekte überprüfen kann. Es handelt sich dabei nämlich, so wie bei den psychologischen Ideen um bloße Ideen im Sinn von Immanuel Kant (vgl. mit Kant Zitat 4).
Es ist wie Karl Jaspers schreibt: das Ganze als Idee kann man (in der Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie) nicht erreichen, man kann sich dem Ganzen als Idee durch das Schema der Idee nur nähern. (vgl. mit Jaspers Zitat)
Es ist auch wie Immanuel Kant schreibt: man kann der Natur nach allen möglichen Prinzipien der Einheit bis in ihr Innerstes nachgehen – nur soll man niemals die Grenzen überfliegen außerhalb welcher für uns nichts ist als leerer Raum. (vgl. mit Kant Zitat 2)
In diesem Sinn kann man in vielen Erkenntnisbereichen nur beschränktes Wissen erlangen – man hat ein Wissen – aber das Wissen ist beschränkt – man weiß etwas – man weiß einiges, aber man täuscht sich wenn man glaubt, damit alles zu wissen bzw. damit gesichertes Wissen erlangt zu haben. In diesem Sinn täuscht man sich wenn man gewisse Erkenntnisse, die man durch die Wissenschaft hat, überbewertet und als verlässliches Wissen ansieht. Genau genommen weiß man in vielen Fällen – im Sinn von Sokrates – nur: „Ich weiß dass ich nichts weiß„.
Man hat zum konkreten Sachverhalt eine sich eine konkretete Meinung bilden, man kann an etwas glauben, also dazu einen (subjektiv gewissen) Glauben haben, aber es handelt sich dabei nicht um Gewissheit, es handelt sich dabei nicht um allgemein gültiges Wissen.
Mit anderen Worten: in Bezug auf viele Dinge kann man kein objektives Wissen erlangen. Man täuscht sich wenn man glaubt, dass eine Theorie die man auf der Grundlage der Erfahrung formuliert hat, es ermöglicht die Ursache schlechthin zu erkennen und durch Studien den allgemein gültigen Beweis zu liefern falls das Wissen auf nicht überprüfbaren Ideen gewonnen worden ist. Die Theorie liefert eine mögliche Erklärung – neben anderen möglichen Erklärungen. Die Erfahrung mag auf der Grundlage von empirischen Studien bestätigen, dass diese Theorie eine passende Theorie und damit eine mögliche richtige Theorie ist, dass etwa die zu Grunde liegend gedachte Ursache ein relevanter Faktor einer Ursache ist – aber ob es der einzige Faktor ist, also die Ursache schlechthin ist – wer kann dies wissen? – wer kann dies „physisch“ im konkreten Fall beweisen?, wenn es sich bei der Theorie oder bei der Idee um eine aus der Erfahrung abgeleitete Idee handelt?
Man kann der Natur der Dinge in vielen Fällen nur nach allen möglichen Prinzipien der Einheit nachgehen, um den Zweck bestmöglich zu erreichen (vgl. mit Kant Zitat 2a).
Anders betrachtet: man soll alle möglichen Prinzipien der Einheit – alle möglichen Theorien anwenden – man soll die Ideen gegeneinander auf der Ebene der Vorstellungen abwägen, um zu erkennen welche Idee im konkreten Fall die relevanteste ist – die am besten passende ist – und welche anderen Ideen daneben auch noch von einer gewissen Relevanz sind – um so den Zweck – der das Ziel ist – bestmöglich zu erreichen (vgl. mit Kant Zitat 2 ) – aber mehr als das ist nicht möglich – mehr als das kann man nicht wissen (vgl. mit Kant Zitat 3).
Mit nochmals anderen Worten formuliert: Man soll alle Theorien und alle Modelle anwenden – man soll alle nur möglichen Überlegungen anstellen, und sodann auf der Ebene der Vorstellungen subjektiv gültig „prüfen“ welche Idee – welche Theorie – welche Erklärung – auf der Grundlage der persönlichen Erfahrung und auf der Grundlage der Erfahrungen, die man in der Wissenschaft gemacht am relevantesten erscheint – um sodann den bestmöglichen Weg zu finden – sprich den Zweck – und damit das Ziel – bestmöglich zu erreichen. (vgl. mit Kant Zitat 2)
In diesem Sinn kann man in vielen Bereichen nur beschränktes Wissen erlangen, und man kann in einem solchen Fall nur auf der Grundlage von beschränktem Wissen entscheiden und sodann handeln.
So kann man z.B. in der Medizin oft nur beschränktes Wissen erlangen. In der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) kann man praktisch immer nur beschränktes Wissen erlangen – wie dies oben aufgezeigt worden ist. Daher bemüht sich die Wissenschaft seit langem Vergeblich in der Psychiatrie objektives Wissen bzw. unbeschränktes Wissen zu erlangen.
Daher weiß man in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) im konkreten Fall einiges, aber das Wissen ist beschränkt. Man täuscht sich wenn man glaubt tatsächlich zu wissen. Man täuscht sich wenn man eine Erklärung gefunden hat, und damit glaubt objektives Wissen erlangt zu haben. Praktisch immer handelt es sich um subjektives Wissen das man auf der Ebene der Ideen erlangt hat. Daher handelt es sich um relatives Wissen das beschränktes Wissen ist, weil es aus Ideen abgeleitet worden ist. Man kann also auch sagen: es handelt sich in einem solchen Fall um Wissen das aus der Erfahrung abgeleitet worden ist, also um abgeleitetes Wissen.
Man kann man in der Medizin und in der Psychiatrie – in dem man in therapeutischer Hinsicht Dinge anwendet genau genommen im Vorhinein nicht wissen was sie bewirken. Man kann eine Prognose abgeben, aber man hat kein konkretes Wissen. Man hat auf der Grundlage der Erfahrung ein gewisses Wissen – aber wirkliches Wissen – im Sinn der Gewissheit für den konkreten Fall hat man nicht. Man glaubt, dass es im konkreten Fall so kommt, aber, ob es tatsächlich im konkreten Fall so kommt, weiß man nicht. Man kann je nach Sachverhalt ein prognostisches Wissen im Sinn der mathematischen Wahrscheinlichkeit, oder im Sinn der philosophischen Wahrscheinlichkeit im Vorfeld erlangen. (vgl. mit Kant Zitat 9b)
Man kann sagen: diese Vorgehensweise erscheint mir wahrscheinlicher zum Ziel zu führen als jene – und man kann sich so empirisch bildlich gesprochen vorantasten – durch die persönliche Erfahrung und das allgemeine Wissen geleitet – so wie es aus der Wissenschaft bekannt ist, aber verlässliches Wissen hat man in einem solchen Fall nicht.
In diesem Sinne hat man in der Medizin ein Wissen das sich je nach Fall und Sachverhalt verschieden zwischen den Polen von absoluter Gewissheit beim diagnostischen Wissen (Beispiel Knochenbruch) auf der einen Seite, und völliger Ungewissheit bzw. völliger Beschränktheit auf der anderen Seite bewegt. Manches Wissen ist sicher und damit außer Zweifel und damit gewiss – anderes Wissen ist nur mehr oder weniger zutreffend und daher mehr oder weniger wahrscheinlich, entweder im Sinn der mathematischen Wahrscheinlichkeit oder im Sinn der philosophischen Wahrscheinlichkeit. (Weiteres dazu auf Poster 3: PROBABILITY IN MEDICINE AND IN PSYCHIATRY – IN THE LIGHT OF IMMANUEL KANT`S PHILOSOPHY)
Auch in der Psychiatrie gibt es Wissen von verschiedenem Grade. Manches Wissen in der Psychiatrie ist wahrscheinlicher als anderes. Im Gegensatz zur Medizin gibt es jedoch in der Psychiatrie praktisch kein absolutes Wissen, also kein objektives Wissen. Bei der Wahrscheinlichkeit in der Psychiatrie handelt es sich nicht um ein Wissen im Sinn der mathematischen Wahrscheinlichkeit, sondern um ein Wissen im Sinn der philosophischen Wahrscheinlichkeit (vgl. mit Kant Zitat 9b). Daher kann man in der psychiatrischen Wissenschaft nicht Wissen im Sinn der Annäherung zur Gewissheit erlangen, sondern nur Wissen im Sinn einer Scheinbarkeit im Vergleich zu einer anderen Scheinbarkeit (vgl. mit Kant Zitat 9b). Dies kommt daher, weil das psychiatrische Wissen sich auf psychische Erscheinungen (= Phänomene) gründet bzw. von subjektivem Wissen abgeleitet worden ist.
Man kann daher in der Psychiatrie nur Wissen im Sinn der philosophischen Wahrscheinlichkeit erlangen und nicht ein Wissen im Sinn der mathematischen Wahrscheinlichkeit – das eine Annäherung zur Gewissheit darstellt (vgl. mit Kant Zitat 9b). (Weiteres dazu auf Poster 3)
Weil in der Psychiatrie das Wissen sowohl in der Praxis, wie auch in der psychiatrischen Wissenschaft seinen Ausgang von subjektivem Wissen nimmt, gibt es in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) praktisch kein allgemein gültiges Wissen. Dies hat zur Folge, dass das Wissen, das aus subjektivem Wissen abgeleitet wird – wie dies nicht nur in der psychiatrischen Praxis, sondern auch in der psychiatrischen Wissenschaft der Fall ist – einen geringeren Erkenntniswert hat als das Wissen, das in der Medizin von faktischem Wissen bzw. von objektiven Befunden abgeleitet wird. (Weiteres dazu auf Poster 3)
Dieser geringere Erkenntniswert resultiert aus der Tatsache, dass in der Psychiatrie das Wissen auf der Grundlage von bloßen Ideen bzw. auf der Grundlage von Konzepten erlangt wird.
In diesem Sinne ist das Wissen in der Psychiatrie – das generell seinen Ausgang von psychischen Erscheinungen (Phänomenen) nimmt – und nicht von körperlichen Tatsachen, wie dies in der Medizin zum Teil der Fall ist – noch beschränkter als das Wissen in Teilbereichen der Medizin. Deshalb ist in der Psychiatrie die Methodenbewusstheit, ob dieser Beschränktheit und ob der relativen Gültigkeit des Wissens von noch größerer Bedeutung als in der Medizin. In der Medizin kann man im Zweifelsfall oftmals eine Erkenntnis „physisch“ durch Zusatzuntersuchungen bzw. durch Zusatzbefunde allgemein gültig überprüfen – ob es tatsächlich so ist – wie man glaubt dass es sei. In der Psychiatrie hat man keine solche Möglichkeit das Wissen allgemein gültig zu überprüfen. Man kann in der Psychiatrie generell eine psychiatrische Diagnose bzw. eine vermutete Diagnose – die in der Medizin als Verdachtsdiagnose bezeichnet wird – nicht allgemein gültig überprüfen. Man kann in der Psychiatrie eine psychiatrische Verdachtsdiagnose bzw. eine psychiatrische Diagnose nicht objektivieren.
Man hat in der Psychiatrie keine objektiven Kriterien, die eine solche Überprüfung ermöglichen. Man ist in der Psychiatrie – philosophisch gesprochen – mit bloßen Ideen konfrontiert. Man ist in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) generell mit Ideen befasst, die man nicht objektiv gültig überprüfen kann. Man kann nur auf der Ebene der eigenen (subjektiven) Vorstellungen, also auf mentaler Ebene kritisch „prüfen“, ob etwas „so“ ist oder nicht.
Daher ist der kritische Gebrauch der Ideen in der Psychiatrie von so großer Bedeutung.
Gerade die Grundsituation in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie), dass man die Ideen nicht objektiv überprüfen kann verleitet zum unkritischen Gebrauch der Ideen – und verwechselt man dann subjektives Wissen mit objektivem Wissen – beziehungsweise wird subjektives Wissen vielfach autoritär vorgetragen. Es ist die Psychiatrie also besonders gefährdet, dass die Fachleute hier mit grundlosen Anmaßungen bzw. mit nicht gerechtfertigten Ansprüchen auftreten (vgl. mit Kant Zitat 10) – und wie man sich überzeugt ist dies in der psychiatrischen Praxis, im psychiatrischen Gutachterwesen, also bei der Erstattung von psychiatrischen Gutachten und in der psychiatrischen Wissenschaft häufig der Fall.
In einem solchen Fall handelt es sich um Fachleute, die noch nicht im Sinn der Aufklärung aufgeklärt sind und die demgemäß die Grenzen des Wissens nicht beachten.
So wie in der Psychiatrie (Psychologie) und in Teilbereichen der Medizin kann man in vielen anderen Bereichen das Wissen nur auf der Grundlage von aus der Erfahrung abgeleiteten Ideen erlangen und gewinnt man daher in einem solchen Fall nur beschränktes Wissen. Dies trifft etwa auf gewisse Fälle in der Rechtssprechung zu (Indizienprozess), oder es trifft dies auf Erkenntnisse in der Politik, im Bankenwesen, in der Wirtschaft, in den Sozialwissenschaften und in vielen sonstigen Bereichen zu.
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(letzte Änderung 08.06.2017, abgelegt unter beschränktes Wissen, Definition)
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