abgeleitete Idee – Einleitung

Eine abgeleitete Idee ist eine Idee, die aus der Erfahrung abgeleitet worden ist.

Betrachtet man sämtliche Ideen, so findet man Ideen, die allgemein gültig überprüft werden können, und solche, die man auf der Grundlage der Erfahrung auf ihre Richtigkeit nicht allgemein gültig überprüfen kann. Aus der Erfahrung abgeleitete Ideen zählen zu Ideen, die nicht auf der Grundlage der Erfahrung direkt überprüft werden können – also handelt es sich um bloße Ideen. (vgl. mit Kant Zitat 24a)

Die Ideen bwz. die Vorstellungen, die sich auf ein real existentes Erkenntnisobjekt beziehen kann man in der Regel objektiv gültig bestimmen (vgl. mit Kant Zitat 7), im Gegensatz dazu kann man die Ideen (Vorstellungen), die sich nicht direkt auf ein real existentes Objekt – also, die sich nicht direkt auf einen Gegenstand schlechthin beziehen nicht allgemein gültig überprüfen und allgemein gültig bestimmen. Bei einer aus der Erfahrung abgeleiteten Idee ist dies der Fall.

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In der Medizin findet man Ideen, die auf der Grundlage der Erfahrung entstanden sind, und die man auf der Grundlage der Erfahrung allgemein gültig bestimmen, und allgemein gültig prüfen kann, und solche, die ebenfalls auf der Grundlage der Erfahrung entstanden sind, die man im konkreten Fall jedoch nicht allgemein gültig bestimmen und auch nicht allgemein gültig, das heißt nicht objektiv gültig überprüfen kann.

Bei den Ideen der erst genannten Art handelt es also um Ideen, die – wie Immanuel Kant sagt – am Probierstein der Erfahrung geprüft werden können, wohingegen die Ideen der zweitgenannten Art nicht am Probierstein der Erfahrung geprüft werden können (vgl. mit Kant Zitat 10). Daher bezeichnet Immanuel Kant solche Ideen treffend als bloße Ideen.

Zum Beispiel kann die medizinisch-diagnostische Idee „Migräne“, oder die medizinisch-diagnostische Idee „Fibromyalgie“ nicht physisch überprüft werden. Im Gegensatz dazu kann die Idee Verdacht auf „Herzinfarkt“ auf der Grundlage der Erfahrung physisch und damit allgemein gültig überprüft werden, wenn das klinische Bild das zur Verdachtsdiagnose „Herzinfarkt“ geführt hat, durch den Nachweis von pathologischen Enzymwerten allgemein gültig überprüft  werden bzw. wenn allgemein gültig bewiesen werden kann, dass ein Herzinfarkt aufgetreten weil die spezifischen Enzymwerte entsprechend erhöht sind.

Hingegen kann man im Zweifelsfall die medizinische Diagnose „Migräne“ oder die medizinische Diagnose „Fibromyalgie“ nicht „physisch“ allgemein gültig überprüfen, und es können auch sämtliche Diagnosen in der Psychiatrie nicht allgemein gültig „physisch“ überprüft werden. Man kann im Zweifelsfall bei einer solchen Diagnose nicht allgemein gültig bzw. objektiv überprüfen, ob die Diagnose  zutreffend ist. Man kann nur auf der Ebene der Vorstellungen subjektiv gültig entscheiden bzw. durch den Vergleich von  Ideen „prüfen“, ob eine solche Diagnose zu stellen ist oder nicht. Eine „physische“ Überprüfung ist bei einer der vorgenannten Diagnosen nicht möglich, weil solche Diagnosen auf der Grundlage eines Konzepts bzw. – philosophisch gesprochen – auf der Grundlage einer bloße Idee erlangt werden. Daher kann man eine solche Diagnose bzw. eine solche Erkenntnis nicht objektivieren.

Es gibt in der Heilkunde also aus der Erfahrung abgeleitete Ideen, die bloße Ideen sind und andererseits abgeleitete Ideen, die keine bloße Ideen sind.

Die Idee Kausalität ist ebenfalls eine bloße Idee, die aus der Erfahrung abgeleitet worden ist. Die Idee Kausalität, die eine Aussage über die Relation einer Ursache zu ihrer Wirkung macht ist also eine aus der Erfahrung abgeleitete Idee, die gleichzeitig auch eine bloße Idee ist. Die Idee Kausalität an sich kann man daher nicht objektiv bestimmen (vgl. mit Kant Zitat 24a). Hingegen kann man bei gewissen medizinischen Fällen das Zutreffen der vermuteten Ursache und damit die Kausalität objektiv und damit allgemein gültig bestimmen bzw. allgemein anerkannt aufzeigen was im konkreten Fall kausal ist, wie dies am Beispiel der Verdachtsdiagnose „Herzinfarkt“ soeben aufgezeigt worden ist. Im Gegensatz dazu kann man etwa bei der medizinischen Diagnose „Migräne“ nicht objektiv beweisen bzw. allgemein anerkannt aufzeigen ob etwa die Migräne in Folge einer vaskulären Störung aufgetreten ist (vaskuläre Theorie), oder in Folge einer Entzündung aufgetreten ist (Entzündungstheorie), oder in Folge einer funktionellen Störung im Hirnstammbereich (Hirnstammtheorie) aufgetreten ist usf. All diese Theorien erklären mögliche Ursachen für das Auftreten der Migräne, ohne dass man jedoch im konkreten Fall objektiv bzw. allgemein anerkannt aufzeigen kann welche der genannten Ursachen kausal ist. In gleicher Weise kann man auch bei einer psychischen Störung nicht objektiv gültig bzw. allgemein anerkannt überprüfen was die Kausalität einer psychischen Störung ist. Es gibt auch hier die verschiedensten Theorien, etwa biologische Theorien oder psychologische Theorien, die das Auftreten einer psychischen Störung erklären. Man kann im konkreten Fall jedoch nicht auf der Grundlage von objektiven Befunden beweisen welche Theorie für das Auftreten einer psychischen Störung verantwortlich ist bzw. aufzeigen was die tatsächliche Ursache ist. All diese Theorien sind aus der Erfahrung abgeleitete Ideen, die je auf verschiedene Arten und Weisen das Auftreten der jeweiligen gesundheitlichen Störungen in Folge einer Ursache erklären.

(Beitrag in Arbeit, letztes update am 27.8.2011)

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