Heilkunde

Die Heilkunde ist das Wissen über das Heil-werden, falls eine Krankheit oder eine krankheitswertige Störung des Körpers und/oder der Psyche aufgetreten ist.

Im weiteren Sinne ist die Heilkunde mit dem gesund-bleiben – also mit der Gesundheit und daher mit der Verhinderung (Prävention) von Krankheit oder gesundheitlicher Störung befasst.

Man kann auch sagen: Die Heilkunde ist mit dem Wissen im Sinne der Ganzheitsmedizin – also im Sinn des Ganz-Seins und somit des Heil-Seins befasst.

Der Begriff Heilkunde gliedert sich nämlich in das Wort: Heil und in das Wort Kunde (vom Heil-Sein).

Demgemäß kann man auch sagen: die Heilkunde umfasst das Wissen in Bezug auf die Gesundheit und die Verhinderung (Prävention) von Krankheit und gesundheitlicher Störung bzw. das Wissen bezüglich der Linderung von Beschwerden und Leiden.

Und es zählen demgemäß die Medizin (im Sinne der Schulmedizin, also die universitäre Medizin) und ebenso die  Psychiatrie und auch die Methoden der Alternativmedizin / Komplementärmedizin und selbstverständlich auch die Psychosomatik zur Heilkunde.

Unter dem Begriff der Heilkunde versteht man also die Kunde vom heil-sein im Sinne des Ganz-Seins, also die Feststellung des: gesund / krank-seins (Diagnostik), das gesund werden durch die Genesung mit oder ohne Therapie und das gesund bleiben (Vorsorge / Prävention /Prophylaxe).

Es geht in der Heilkunde also um das Wissen in Bezug auf die Gesundheit und um die Vermeidung von Krankheit bzw. die Vermeidung einer gesundheitlichen Störung.

Demgemäß ist die Heilkunde also mit dem Wissen bzw. der Kenntnis über das Heil-Sein bzw. über das Ganz-Sein befasst.

Somit kann man auch sagen, dass die Heilkunde  das Wissen über die Diagnostik, die Therapie und die Prävention (Vorbeugung) der gesundheitlichen Störungen (Krankheiten) umfasst.

Oder man kann auch sagen: die Heilkunde ist wörtlich die Kunde (= Kenntnis), die zur Heilung von gesundheitlichen Störungen verhilft bzw. im weiteren Sinn auch die Kunde in Bezug auf die Vorbeugung von gesundheitlichen Störungen.

Es gliedert sich die Heilkunde dabei primär in die Medizin, die mit der Diagnostik, der Therapie und der Prävention der gesundheitlichen Störungen (Krankheiten) des Körpers in der medizinischen Wissenschaft befasst ist; und in die Psychiatrie, die mit der Diagnostik, der Therapie und der Prävention von gesundheitlichen Störungen der Psyche, den sogenannten psychischen Störungen in der psychiatrischen Wissenschaft befasst ist.

Schließlich umfasst die Heilkunde in unserem Kulturkreis auch den Bereich der Alternativmedizin (und Komplementärmedizin) und die Psychosomatik.

Weil die Psychiatrie erst vor ca. 200 Jahren aus der vormaligen Medizin hervorgegangen ist, wird sie zum Teil noch heute als Zweig der Medizin angesehen und angesprochen.

Wie man sich jedoch überzeugt befasst sich die Medizin im Sinn der Schulmedizin seit der Begründung der Psychiatrie nicht mehr mit den gesundheitlichen Störungen der Psyche als Wissenschaft und es erlangt die Medizin als medizinische Wissenschaft ihr Wissen in der Diagnostik allein aus körperlichen Befunden.

Daher ist die medizinische Wissenschaft eine andere Wissenschaft als die psychiatrische Wissenschaft, weil diese ihr Wissen auf der Grundlage der psychischen Erscheinungen nämlich auf Basis der krankheitswertigen psychischen Phänomene, die als psychopathologische Phänomene bezeichnet werden, erlangt.

Es werden in der Psychiatrie also die unterschiedlichen psychischen Störungen und damit die psychiatrischen Diagnosen durch den psychischen Befund bzw. durch den psychopathologischen Befund erfasst.

Dabei erkennt die Fachperson die krankheitswertige und damit die auffällige klinische Erscheinung unter Führung von Ideen (vgl. mit Jaspers Zitat) durch das Schema der Idee (vgl. mit Jaspers Zitat), wie dies der Philosoph und Psychiater Karl Jaspers auf Basis der Philosophie von Immanuel Kant erkannt hat.

In diesem Sinn werden in der Psychiatrie die unterschiedlichen psychischen Störungen auf Basis der auffälligen psychischen Phänomene und psychischen Symptome durch den psychischen Symptomenkomplex erkannt.

Es wird hier nämlich das klinische Bild (klinische Erscheinungsbild) durch den Begriff der Idee als systematische Einheit (vgl.mit Kant Zitat 7) erkannt.

Dabei haben im Laufe der Zeit die in der Psychiatrie tätigen Ärzte diese psychiatrischen Ideen infolge ihrer klinischen Erfahrung und vernünftigen Überlegung erkannt.

Es sind auf diesem Weg also nützliche psychiatrische Konzepte und damit diagnostische Einheiten in der Psychiatrie auf Basis der Psychopathologie bzw. auf Basis der Phänomenologie entstanden und in der psychiatrischen Klinik definiert worden.

Es haben in der Psychiatrie also diese klinisch tätigen Ärzte auf Basis der Psychopathologie diese diagnostischen Einheiten in Bezug auf ihre Definitionen erkannt und diese damit festgelegt bzw. definiert.

Weil man also in der Medizin in vielen Fällen das fachliche Wissen und damit das Wissen um die gesundheitlichen Störungen des Körpers und damit das Wissen um die medizinischen Diagnosen auf der Grundlage von körperlichen Fakten gewinnt (vgl. mit Kant Zitat 7) und man andererseits in der Psychiatrie das Wissen um die psychischen Störungen und damit das Wissen um die psychiatrischen Diagnosen auf der Grundlage von psychischen Erscheinungen gewinnt, die man ihrerseits nur auf der Grundlage von Ideen in der Forschung unter Führung von Ideen durch die denkende Anschauung (vgl. mit Jaspers Zitat) erkennen kann bzw. die man nur auf der Grundlage von psychiatrischen Konzepten erkennen kann (vgl. mit Kant Zitat 7), handelt es sich bei der Psychiatrie und bei der psychiatrischen Wissenschaft um eine ganz andere Disziplin der Heilkunde als bei der Medizin, wo diese ihre Krankheitseinheiten auf der Grundlage von Fakten erkennt und diese in der medizinischen Wissenschaft auf der Grundlage von biologischen Befunden allgemein gültig reproduzieren, diagnostizieren und sodann systematisch studieren kann.

Dabei sei an dieser Stelle angemerkt, dass die Psychiatrie jedoch in sonstiger Hinsicht, also abgesehen von der Diagnostik der psychischen Störungen sich nur in gewisser Hinsicht und somit nur in Teilaspekten von der Medizin unterscheidet und kann man daher umgangssprachlich von der Psychiatrie als einem Teil der Medizin sprechen, obwohl sie sich in der Diagnostik grundlegend von der Medizin unterscheidet, wobei hier der objektiv bestimmbare Bereich der Medizin gemeint ist.

Daher kann man seit der Ausgliederung der Psychiatrie aus der Medizin als eigenständige Wissenschaft nicht mehr sagen, dass die Psychiatrie ein Fach oder ein Zweig der Medizin bzw. eine „medizinische Fachdisziplin“ ist, eben, weil sie sich in diagnostischer Hinsicht grundsätzlich von der Medizin – eben vom objektivierbaren physisch diagnostizierbaren Teil der Medizin – unterscheidet.

Es ist also so, dass im herkömmlichen Sinn, der Medicus somit der Arzt zwar seit jeher für das Wohl und damit das Wohlbefinden im Hinblick auf die gesundheitlichen Störungen und damit für das Heil des Körpers wie auch das Heil der Psyche zuständig ist-  und sollte dies grundsätzlich auch heute noch gelten – wenn gleich seit der Entstehung der Psychiatrie als eigenständige Disziplin der Heilkunde sich die medizinische Forschung und damit auch die ärztliche Ausbildung überwiegend um das körperliche Wohl kümmert und die psychische Befindlichkeit hier nur noch am Rande in der Medizin Gegenstand der Forschung und der Wissenschaft ist.

Es hat die Aufspaltung der Heilkunde in die Medizin und in die Psychiatrie also zu einer anderen Betonung der Gesichtspunkte geführt und es spiegelt sich dies etwa in der fachärztlichen Praxis und somit im fachärztlichen Denken und hier insbesondere in der Klinik, also im Spitalsbetrieb der verschiedenen somatischen Abteilungen was wiederum sehr prägend für die Lehre und die Ausbildung der jungen Ärzte ist.

Nur der Allgemeinmediziner (Arzt für Allgemeinmedizin) hat hier grundsätzlich noch die Stellung in der die Psyche neben dem Körper gleichauf betrachtet wird, wenngleich natürlich auch dieser Arzt in Folge seiner medizinischen Ausbildung und damit in Folge der medizinischen Bildung und somit in seinem ärztlichen Denken– heutzutage wie gesagt stärker körperlich orientiert und somit stärker somatisch orientiert ist.

An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass es neben der Heilkunde in Bezug auf die Menschen auch die Tierheilkunde (Veterinärmedizin) und die Pflanzenheilkunde gibt.

Weil also in Folge der Aufspaltung der vormaligen Medizin, im Bestreben den Menschen sowohl im Hinblick auf die Gesundheit wie auch im Hinblick auf die Krankheit systematisch in der Wissenschaft studieren zu können das Ganze des Menschen in die Teile des Körpers und in die Psyche aufgespalten worden ist, kam es zu dieser Entwicklung der getrennten Betrachtung.

Wie man leicht einsehen kann, war diese Aufspaltung der vormaligen Medizin in die heutige Medizin im Sinn der Schulmedizin und in die Psychiatrie auch der Grund warum die Alternativmedizin bzw. die Komplementärmedizin und zuletzt auch die Psychosomatik als eigene Disziplinen der Heilkunde entstanden sind, die ihrerseits wieder nach der Ganzheit streben und von sich daher als Ganzheitsmedizin sprechen.

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Weiteres zum Thema Heilkunde insbesondere im Hinblick auf die Diagnostik in den unterschiedlichen Bereichen in meinem Buch:

Diagnostik, Klassifikation und Systematik in Psychiatrie und Medizin

erschienen im April 2019 im Verlag tredition

In diesem Buch wird mit Hilfe der Philosophie von Immanuel Kant dargestellt auf welcher Basis das Wissen in den unterschiedlichen Bereichen der Heilkunde (Medizin im Sinne der universitären Medizin, Psychiatrie, Psychosomatik und Alternativmedizin / Komplementärmedizin) besteht und es werden die daraus resultierenden Konsequenzen für die Praxis und Wissenschaft aufgezeigt und diskutiert.

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(letzte Änderung 10.02.2022, abgelegt unter: Definition, Medizin, Alternativmedizin, Psychiatrie, Psychosomatik, Psychotherapie, Diagnostik)

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