mechanistisches Denken

Das mechanistische Denken ist das Denken, wie es sich aus der Mechanik ergibt.

Es ist das mechanistische Denken also ein Denken, wie es sich aus dem technischen Zusammenhang von körperlichen Fakten ergibt.

Man kann daher auch sagen: das mechanistische Denken ist das Denken, wie es sich aus dem Zusammenhang der Objekte ergibt.

Dem mechanistischen Denken liegen nämlich die Gesetze der Mechanik zu Grunde, gemäß denen man die Sachverhalte und deren Zusammenhänge durch die Gesetzmäßigkeiten der Mechanik und damit durch die Physik verstehen und erklären kann.

Es ist das mechanistische Denken also ein technokratisches Denken dem die Gesetze der Physik, wie sie für die Technik gültig sind, zu Grunde liegen.

Dabei kann man gewisse Sachverhalte, wie sie in der Natur in Erscheinung treten und daher z. B. auch in der Anatomie und somit auch in Teilbereichen der Medizin, etwa in der Orthopädie, in der Chirurgie und hier besonders in der Unfallchirurgie, oder in anderen Fachbereichen der Medizin (Neurochirurgie, Urologie, Augenheilkunde – was die Optik betrifft, oder die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde was die Akustik betrifft) zum Teil auf dieser physischen Grundlage verstehen und die Zusammenhänge dadurch sinnvoll erklären.

Andererseits ist es jedoch nicht zutreffend diese mechanische bzw. diese mechanistische Sicht in jeglicher Hinsicht auf Sachverhalte in der Heilkunde zu übertragen.

Einen Sachverhalt und damit einen Zusammenhang der durch systematische Einheiten bestimmt ist, kann man nicht sinnvoll bzw. nicht sinnhaft durch  faktische Einheiten und damit durch ein mechanistisches oder technokratisches Denken erklären. Einen derartigen Zusammenhang muss man seinem Wesen nach verstehen und man kann ihn nur dadurch angemessen erklären.

Dies trifft etwa auf die Biologie und daher auf weite Bereiche der Medizin zu, und es trifft dies auch auf die Psyche des Menschen und daher auf die Psychologie und Psychiatrie zu.

So ist es etwa falsch die Veränderungen, wie sie bei der Arthrose eines Gelenks zu beobachten sind allein durch den mechanischen Verschleiß zu erklären.

Ebenso ist es falsch wenn etwa in der Psychologie oder in der Psychotherapie oder in der Psychiatrie ein Zusammenhang nur nach dem Sinn einer Theorie erklärt wird, obwohl man diesen Zusammenhang im konkreten Fall geistig auch anders sehen und daher auch durch eine andere Sichtweise erklären kann.

Es trifft im zuvor genannten Beispiel des Gelenks die mechanistische Theorie in Bezug auf das dünner werden des Gelenksknorpels nicht zutreffend bzw.  nur mangelhaft zu, und man kann daher die Entstehung der pathologischen Veränderungen, wie sie etwa bei der Arthrose in Erscheinung treten durch diese eine Theorie, die sich auf den mechanischen Abrieb gründet, nicht angemessen erklären und etwa nicht zutreffend sagen, dass die in der Bildgebung in der bildgebenden Einheit (im Röntgenbild oder im MRT-Bild) sichtbare Verdünnung der Knorpel-Schicht durch den (mechanischen) Verschleiß entstanden ist (vielmehr sollte man hier berücksichtigen dass der Knorpel eine lebende Struktur bzw. ein lebendes Gewebe ist dessen Festigkeit etwa von der lokalen biologischen/biochemischen Situation und daher im weiteren Sinn etwa von der Ernährung der Person, einer allenfalls von einer vorhandenen Entzündung usf., letztlich also von einer komplexen Ursache abhängig ist).

Genauso ist es falsch etwa bei einer psychischen Störung diese etwa  nur einen Konflikt zu erklären falls andere relevante Faktoren im konkreten Fall erkennbar sind – eben weil es sich auch hier in aller Regel um eine komplexe Ursache – oder man kann auch sagen – um eine multifaktorielle Ursache handelt.

Andererseits ist es richtig, wenn etwa in Bezug auf ein künstliches Hüftgelenk der dortige mechanische Verschleiß mechanisch interpretiert und auf technischer Grundlage bzw. auf mechanischer Grundlage verstanden und erklärt wird.

Aber eben, weil es zwischen einem künstlichen Gelenk und einem natürlichen Gelenk ein riesengroßer Unterschied gibt, sollte die mechanistische Sichtweise  nicht auf die Biologie des Gelenks übertragen werden, sondern sollte der Sachverhalt hier durch eine biologische Theorie erklärt werden.

Oder es sollte in Bezug auf die Psyche der Sachverhalt unter Umständen durch eine andere Theorie oder durch ein Bündel von Faktoren oder durch mehrere Theorien erklärt werden und man kann hier etwa durch das vertiefte Verständnis des Zusammenhangs auch andere Gründe/Ursachen/Kausalitäten erkennen und den Sachverhalt damit flexibel etwa durch ein ganzheitliches Denken – das auch die Biologie berücksichtigt – somit unter Berücksichtigung eines biologisches Denken erklären.

Mit anderen Worten die medizinische Diagnose respektive der medizinische Befund oder besser gesagt der bildgebende Befund : „Abnützung des Gelenks“ / „Gelenksabnützung“ / „Gelenkverschleiß“ treffen den Sachverhalt nicht wirklich, weil diese Vorstellungen zu mechanistisch sind und zu falschen Schlussfolgerungen verleiten.

Es besteht nämlich ein großer Unterschied zwischen einer gelenk-artigen Verbindung zwischen zwei technischen Teilen und einem knöchernen Gelenk, bestehend aus: lebendem Knochen / Knorpel / Gelenkskapsel / Sehnen und Bändern. Daher ist der Vergleich falsch, wenn hier die dünne bzw. im Vergleich zur Norm verdünnte Knorpelschicht durch den mechanischen Abrieb erklärt wird, wo doch der Knorpel eine lebendige, organische Struktur ist, die in einem gewissen Umfang zum Wachstum fähig ist und diese somit den Gesetzen der Biologie im Zustand der Gesundheit und der Krankheit bzw. der gesundheitlichen Störung unterliegt, wobei die Ernährung, die Beanspruchung, das Training, die Belastung in jeglicher Hinsicht – und beim kranken Gelenk bzw. im Fall der krankheitswertigen Störung der Gesundheit und der organischen Struktur die Entzündung und andere Faktoren wesentliche Faktoren dieser komplexen Ursache, etwa im Hinblick auf die Verdünnung der Knorpelschicht, sind.

Beim bildgebend sichtbaren Schwund des Knorpels spielen also viele Faktoren (teils mechanische, wesentlich aber auch andere Faktoren, etwa in Hinblick auf die Konsistenz und Belastbarkeit / Druckfestigkeit des Knorpels) eine große Rolle und es ist daher hier ein ganzheitliches Denken, ein systemisches Denken vorwiegend im genannten Beispiel ein organisches Denken bzw. ein biologisches Denken erfordert, um der Ursache der Verdünnung des Knorpels gerecht zu werden. Oder es ist im anderen Fall ein angemessenes psychologisches Denken erfordert.

Man muss hier also die Physiologie bzw. die Pathophysiologie und auch anderes mehr zur Anwendung bringen, und auch bedenken, dass der schlecht ernährte Knorpel, oder der in einem entzündlich veränderten Gelenk befindliche Knorpel, wesentlich weniger mechanisch belastbar ist, und man kann daher den Sachverhalt nur unter Berücksichtigung dieser Gegebenheiten – somit nur biologisch respektive nur pathophysiologisch betrachtet, unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren, angemessen verstehen und durch eine biologische Theorie erklären.

Mechanistisches Denken in der Medizin:

Weil Technik heutzutage all gegenwärtig ist, angefangen von den technischen Geräten, genannt sei als Beispiel das Auto, die Autowerkstätte, wo Teile beim Service oder im Fall der anstehenden Reparatur ausgewechselt werden, ist es nahe liegend dass diese Sichtweise auch leicht auf den menschlichen Organismus übertragen wird.

Wie vorab am Beispiel des Gelenkknorpels im Fall der Arthrose erläutert wird diese technische / technokratische / mechanische / mechanistische Sicht der Realität dem menschlichen Organismus jedoch nicht gerecht – und wird man daher leicht durch diesen Vergleich zu einer falschen (reduzierten bzw. zu primitiven) Handlung verleitet.

Es geschieht dann leicht, wenn derartige nicht passende mechanistische Vorstellungen auf die Heilkunde übertragen werden, dass die Erwartungen erfüllt werden, weil die vorgestellte Sichtweise (Theorie) bzw. das angewandte Konzept der Wirklichkeit nicht hinreichend entspricht.

Man gelangt durch unkritische Überlegungen bzw. durch das fehlende kritische Denken und bestärkt durch den Wissenschaftsglauben leicht zu fragwürdigen Entscheidungen, etwa im Hinblick auf eine nur fraglich gegebene Indikation für eine Operation.

Daher kann in einem solchen Fall die Einholung einer zweiten fachlichen Meinung (second opinion) oder auch einer dritten Meinung empfohlen werden.

Vom mechanistischen Denken muss man das nicht-objekt gebundene Denken unterscheiden, wie es sich aus dem Zusammenhang der Ideen ergibt. Es ist dies ein ganz anderes Denken, weil hier ganz andere Denkgesetze gelten. So ist etwa das psychiatrische Denken oder das psychologische Denken und auch das richtige medizinische Denken, überhaupt das angemessene oder man kann auch sagen das vernünftige medizinische Denken, wie es durch vernünftige Überlegung respektive durch vernünftiges Denken entsteht ein ganz anderes Denken als das mechanistische Denken bzw. kann das mechanistische Denken je nach Sachverhalt und Situation verschieden, nur sehr beschränkt, etwa auf die zuvor genannten Bereiche betreffend das Leben und Lebendige angewandt werden.

Mit dem mechanistischen Denken ist das technokratische Denken und zum Teil auch das naturwissenschaftliche Denken verwandt.

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(letzte Änderung 16.11.2018, abgelegt unter: Definition, denken, Medizin, Psychologie, Psychiatrie, Theorie, Wissen, Wissenschaft)

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