medizinische und psychologische Kategorien

Medizinische und psychologische Kategorien sind Klassen nach denen medizinische und psychologische Einheiten eingeteilt werden.

Durch diese Kategorien können medizinische und psychologische Sachverhalte unter diesen Begriffen aufgefasst werden.

Dabei sollte jedoch bedacht werden, auf welcher Erkenntnisbasis die  Kategorien stehen, und welche Konsequenzen sich daraus ergeben.

Die somatischen Kategorien, soweit sie objektivierbar sind, sind Schemata, die sich auf reale Gegenstände, auf „Gegenstände schlechthin“ beziehen. Die psychiatrischen Kategorien und die somatischen Kategorien, die nicht objektivierbar sind, sind transzendentale Schemata,  also Schemata die sich auf „Gegenstände in der Idee“ beziehen. Solche Ideen nennt Immanuel Kant „bloße Ideen„, weil sie nicht am Probierstein der Erfahrung überprüft werden können.

Es bestehen also grundsätzliche Unterschiede zwischen den somatisch-medizinischen Einheiten, soweit diese objektivierbar sind, und den anderen medizinisch-diagnostischen Einheiten, die nur auf der Grundlage von Kategorien, die die Schemata von nicht überprüfbaren Ideen sind diagnostisch erfasst werden können.

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Das Zutreffen einer medizinischen Diagnose kann in vielen Fällen objektiv gültig nachgewiesen werden. In einem solchen Fall handelt es sich bei der medizinischen Kategorie um eine Gattung.

In anderen Fällen kann eine medizinische Diagnose nicht allgemein gültig, bzw. nicht objektiv gültig erfasst werden, sondern kann die Diagnose nur gemäß einer medizinischen Kategorie erfasst werden, die in Bezug auf einen Typus definiert ist. In einem solchen Fall kann die Diagnose nur auf der Grundlage von Ideen einer Einheit zugeordnet werden. Das heißt es kann in einem solchen Fall die diagnostischen Einheit nur auf der Ebene der Vorstellungen, bzw. auf der Ebene der Ideen subjektiv gültig bestimmt werden. In einem solchen Fall handelt es sich bei der Einheit um eine systematische Einheit.

In der Psychiatrie können die psychiatrischen Diagnosen in keinem Fall objektiv gültig festgestellt werden, sondern kann das Zutreffen einer psychischen Störung immer nur gemäß der Zuordnung zu einer psychiatrischen Kategorie bzw. gemäß einem Typus erfolgen. Analoges gilt auch für Erkenntnisse in der Psychologie und in der Psychotherapie, insofern hier überhaupt von Kategorien bzw. Diagnosen im engeren Sinn gesprochen wird.

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Beispiel zu medizinischen Kategorien aus dem Bereich der Diagnostik

Erste Gruppe:

Schnittwunde in der Haut

tiefere Schnittwunde mit Verletzung eines Muskels

noch tiefere Schnittverletzung mit Verletzung von Muskeln Sehnen und Knochen

usf.

Diskussion:

Durch die unmittelbare Anschauung können vorkommende Verletzungsfälle unter den vorgenannten medizinischen Kategorien objektiv gültig aufgefasst werden.

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Zweite Gruppe:

gebrochener Finger

Herzinfarkt

Lungeninfarkt

perforiertes Ulcus des Magendarmtraktes

Nierensteinkolik

usf.

Diskussion:

Infolge der „Klinik“, das heißt infolge des „klinischen Bildes„, der primären Vorstellung im Untersucher entsteht in ihm eine Verdachtsdiagnose, die sekundär durch Zusatzuntersuchungen objektiviert werden kann.

Ein gebrochener Finger wird durch die Röngtgenuntersuchung objektiviert.

Ein Herzinfarkt wird durch den Enzymnachweis im Blut objektiviert und kann auch durch andere Befunde objektiviert werden.

Ein Lungeninfarkt wird durch den Röntgenbefund objektiviert.

Das perforierte Ulcus des Magendarmtraktes durch die Abdomenleeraufnahme im Röntgen etc.

Die Uretersteinkolik durch den Nachweis des Steines im Harnleiter durch die Ultraschalluntersuchung etc.

Das Zutreffen all der vorgenannten medizinischen Kategorien  kann sekundär objektiviert werden, oder es kann allgemein gültig nachgewiesen werden, dass die jeweilige Kategorie nicht zutrifft. Dies ist möglich weil die Erkenntnis sich auf „Gegenstände schlechthin“ gründet, die allgemein gültig direkt oder indirekt nachgewiesen werden können.

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Dritte Gruppe:

Spannungskopfschmerz

Fibromyalgie

somatoforme Schmerzstörung

vegetative Dystonie

fatigue Syndrom

usf.

Das Zutreffen der vorgenannten gesundheitlichen Störungen auf die jeweilige Kategorie kann nicht objektiv gültig geprüft werden, weil sich die jeweilige Erkenntnis auf „Gegenstände in der Idee“ gründet. Weil diese gesundheitlichen Störungen auf der Grundlage von Symptomen und nicht objektivierbaren Phänomenen diagnostiziert werden, können die jeweiligen Diagnosen nicht allgemein gültig bestimmt werden. Im Einzelfall kann im Zweifel bei einer solchen Diagnose nicht allgemein gültig entschieden werden welche Kategorie für den kontreten Fall zutrifft.

 

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Beispiele zu psychiatrischen Kategorien

depressive Störung

schizoaffektive Störung

Schizophrenie

wahnhafte Störung

OPS

ADHS

Demenz

Borderlinestörung

Persönlichkeitsstörung

Psychose

Neurose

Das Zutreffen der vorgenannten Kategorien auf den jeweiligen Krankheitszustand kann nicht objektiv gültig geprüft werden, weil sich die jeweilige Erkenntnis auf psychische Symptome und psychische Phänomene gründet, also auf Merkmale die als „Gegenstände in der Idee“ im Bewusstsein erscheinen.

Im Einzelfall kann im Zweifel auch nicht allgemein gültig entschieden werden, welche Kategorie auf einen Fall zutrifft.

In diesen Erkenntnisbereichen kann nur auf der Ebene der Ideen durch die Dialektik erkannt werden welcher Kategorie ein Sachverhalt zugeordnet werden soll.

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Beispiele zu psychologischen, psychotherapeutisch-diagnostischen Kategorien

Neurotisch, komplexhafte Störungen im Sinne von Sigmung Freud

Neurotisch, komplexhafte Störungen im Sinne von Alfred Adler

Neurotisch, komplexhafte Störungen im Sinne von C. G. Jung,

Störungen wie sie in Kategorien der Verhaltenstherapie erfasst werden, oder in Kategorien einer sonstigen psychologischen Schule.

Die Zugehörigkeit zu einer solchen Kategorie kann nicht objektiv nachgewiesen werden, weil die jeweilige Erkenntnis sich auf „Gegenstände in der Idee“ gründet.

Im Einzelfall kann im Zweifel auch nicht entschieden werden, zu welcher Kategorie ein solcher Fall zugeordnet werden kann oder soll bzw. kann oftmals bei Anwendung einer anderen Idee, bei Sichtweise aus einer anderen Schule bzw. Ideologie eine andere Zuteilung erfolgen. In diesen Erkenntnisbereichen hängt das Erkennen also immer von der angewandten Ideologie – von der angewandten Dogmatik ab.

In diesen Erkenntnisbereichen kann nur auf der Ebene der Ideen durch die Dialektik erkannt werden welcher Kategorie ein Sachverhalt zugeordnet werden soll.

 

 (letztes update 4.12.2011)

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