Patanjali Zitat 2 : Sutra 3 + 4

Nachfolgend das 3. und 4. Sutra von Patanjali

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3. Sutra

tada drastuh svarupe vasthanam.

Dann ruht der Sehende in seiner Wesensidentität.

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4. Sutra

vrtti-sarupyam itaratra.

Alle anderen inneren Zustände sind bestimmt durch die Identifizierung mit den seelisch-geistigen Vorgängen.

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aus:

Patanjali: Die Wurzeln des Yoga, Die Yoga-Sutren des Patanjali mit einem Kommentar von P. Y. Deshpande, mit einer neuen Übertragung der Sutren aus dem Sanskrit, herausgegeben von Bettina Bäumer, Otto Wilhelm Barth, Verlag, Siebte Auflage 1993, Seite 21, ISBN 3-502-61495-4

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Anmerkung zum 3. Sutra:

Aus neuro-physiologischer Sicht und neuro-psychologischer Sicht seien dazu ein paar Anmerkungen erlaubt:

Wenn die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe gekommen sind, dann tauchen offensichtlich auf dem “inneren Bildschirm”, im Bewusstsein keine Bewusstseinsinhalte mehr auf – obwohl das Bewusstsein in voller Klarheit und Helle vorhanden ist. Das heißt, es tauchen in diesem Zustand der Psyche tauchen keine Gedanken, keine Bilder, keine Gefühlsregungen etc. im Seelenleben auf.

Damit ist der Zustand der Wesensidentität bzw. die Identität des Wesens der Person erreicht.

Man kann auch sagen, dass dieser Zustand der Psyche und damit auch des Geistes einerseits inhaltsleer ist – andererseits kann man auch sagen, dass dieser Zustand obwohl er “leer” bezeichnet wird gleichzeitig die größtmögliche “Fülle”  beinhaltet, in dem Sinne, dass die “Fülle” durch die hellst mögliche Bewusstheit erfüllt ist.

Neuropsychologisch betrachtet kommen also in diesem Zustand keine konkreten Vorstellungen, keine Bilder, keine Wünsche etc. vor.

Neurophysiologisch betrachtet gibt es in diesem Zustand zwar eine gewisse neuronale Aktivität – man kann hier von einer neuronalen Basisaktivität sprechen (die Atmung geht auf ganz natürliche Art weiter, ein gewisser sensibler Input ist vorhanden – und auch ein motorischer output – wegen der Körperhaltung und den sonstigen Organfunktionen) – diese minimale neuronale Aktivität zeichnet sich jedoch durch eine Art Gleichgewicht aus – und sie bewirkt die beschriebene Ruheaktivität die die Atmung, die vegetative Funktion etc. bewirkt.

Verstehbar herrscht in einem solchen Zustand Seelenfrieden, da keinerlei Konflikte, keine innere Spannung mehr vorhanden ist. Man kann sagen, dass das Nervensystem in diesem Funktionszustand entspannt funktioniert. Es ist dadurch also der Zustand der bestmöglichen Entspannung erreicht.

Hingegen ist sonst immer eine gewisse Spannung vorhanden – sowohl im Nervensystem – wie auch sonst was sich durch die Spannung im Körper, in der Psyche und im Geist manifestiert. Beziehungsweise was sich in der körperlichen Funktion, in der psychischen Funktion und in der geistigen Funktion manifestiert.

In diesem Sinn kann man festhalten, dass wir in jedem anderen Zustand uns in einem mehr oder weniger angespannten Zustand befinden.

Was man teils deutlich und teils weniger deutlich im Wachbewusstsein bei sich selbst bemerkt und was man in gleicher Weise auch im Schlaf, im Halbschlaf, in Trance und in anderen Zuständen des Bewusstseins bemerkt.

Es ist also verständlich, dass in diesem Zustand vollkommene Ausgeglichenheit bzw. eine nicht zu übertreffende Seelenruhe bzw. die sprichwörtliche Glückseeligkeit vorherrschend ist.

 

Anmerkung zum 4. Sutra:

Im 4. Sutra wird ausgesagt, dass unser Bewusstsein in keinem anderen Zustand “leer” ist, sondern, dass alle anderen inneren Bewusstseinszustände mit Bewusstseinsinhalten einhergehen.

Insofern kann man tatsächlich sagen, dass wir unseren ursprünglichen Bewusstseinszustand – denjenigen in dem wir nicht durch andere Inhalte erfüllt sind – eigentlich gar nicht kennen, solange wir noch nicht diesen inneren Zustand der “Leere” erfahren und kennengelernt haben. Allein das ungeborene Kind hat in der Zeit bevor Bewusstseinsinhalte sich zu akkumulieren beginnen eine Erfahrung dieser “Leere”.

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(letzte Änderung 22.05.2023, abgelegt unter:  Diverses, Medizin-Psychotherapie-Yoga-Meditation)

zuvor letzte Änderung am 01.08.2022

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