mündig

Mündig ist wer selbst entscheidet und selbst für sich spricht (vgl. mit Kant Zitat 11).

Wer mündig ist bedenkt die Dinge und Sachverhalte selbst und er entscheidet, spricht und handelt, wo möglich in eigener Verantwortung.

Wer hingegen unmündig ist lässt andere für sich denken, entscheiden, sprechen und handeln.

Er denkt nicht selbst, sondern lässt andere für sich denken, entscheiden, sprechen und handeln, obwohl er dies selbst könnte.

Wer nicht selbst sich ein Urteil bildet und andere für sich sprechen lässt, obwohl er für sich selbst sprechen könnte, wer also andere für sich denken lässt, obwohl er über den notwendigen Verstand und die Vernunft verfügt, den kann man nicht als mündig bezeichnen. Oftmals fehlt es dabei nicht am Erkennen, sondern an der Entschließung bzw. dem notwendigen Selbstbewusstsein zum Entschluss – man kann daher auch sagen: es fehlt am nötigen Mut  (vgl. mit Kant Zitat 11) zum Entschluss.

Auf jeden Fall lässt eine solche Person – auch wenn sie keinen offiziellen Vormund hat – der in Österreich als Sachwalter bezeichnet wird – sich de facto bevormunden bzw. ist sie de facto bevormundet (vgl. mit Kant Zitat 11).

Man sollte also, wenn man im Leben eine gewisse Reife erlangt hat, selbst denken, selbst urteilen und selbst entscheiden das heißt man sollte selbst sprechen und handeln – wo dies möglich ist.

Man sollte sich sein eigenes geistiges Bild über den Sachverhalt machen. Man sollte sich also die Mühe machen und durch vernünftige Überlegung nach der besten Lösung suchen.

Man sollte durch reifliche Überlegung also durch den Vergleich der Ideen (Vorstellungen) zur besten Lösung gelangen.

Man sollte im Hinblick auf die Praxis also den eignen Hausverstand (und Sachverstand) einsetzen. Mit anderen Worten: man sollte den eigenen Verstand und die eigene Vernunft als mündige Person einsetzen und bestmöglich nützen.

Mit nochmals anderen Worten: man sollte im Sinn der Aufklärung aufgeklärt sein. In diesem Sinn ist ein mündiger Bürger ein „Selbstdenker“, „Selbstentscheider“ und wo möglich „Selbsthandler“.

Er hört  sich die Argumente der anderen – am Stammtisch, in der Schule, in der Fachhochschule, an der Universität, in den Medien an – aber letztlich denkt und handelt er selbst.

Daher wird eine im Sinn der Aufklärung aufgeklärte Person mit Selbstbewusstsein ihre eigene Meinung vertreten.

Sie wird sich dessen bewusst sein, was sie weiß und was sie nicht weiß und von welchem Grad ihr Wissens ist.

Und sie wird sodann mit der angemessenen Bestimmtheit und andererseits mit der angemessen Bescheidenheit ihre Sichtweise vertreten.

Das bedeutet man sollte den Mut zur eigenen Sichtweise und zur eigenen Entscheidung haben und nicht fortwährend sich umsehen welcher Sichtweise man sich anschließen soll.

Weitere Gedanken zur Mündigkeit:

Tatsächlich kann man in vielen Belangen nur selbst herausfinden, was am besten ist und was insbesondere für das eigene Wohl am besten ist. Man kann sich beraten lassen und sich erkundigen, aber entscheiden sollte man letztlich selbst. Das heißt man kann durchaus Meinungen von anderen Personen anhören, letztlich sollte man sich jedoch ein eigenes geistiges Bild machen und dann selbst entscheiden. Das bedeutet man sollte für sich die Verantwortung übernehmen und sich seine eigenen Vorstellungen bzw. Ideen bilden – und dann entscheiden was am besten zu tun ist. (vgl. mit Kant Zitat 2)

Dies gilt für alle Bereiche des Wissens.

Man erkennt damit, dass dann niemand anderer die Verantwortung für die Entscheidung tragen kann – und tatsächlich auch niemand die Verantwortung trägt. Also soll man die Freiheit nützen und soll man sich seine eigene Meinung bilden und danach trachten selbst die bestmögliche Entscheidung zu treffen.

Die Wissenschaft – oder besser gesagt eine Person, die im Namen der Wissenschaft auftritt – sei es in der Medizin, in der Psychiatrie oder in sonst einem Bereich des Wissens – bietet sich vielleicht für den besten Rat an und wird einem dieses oder jenes gemäß der wissenschaftlichen Leitlinien und Richtlinien empfehlen. Tatsächlich kann die Wissenschaft jedoch nur zu allgemeinen Erkenntnissen die beste Aussage finden. Die Wissenschaft kann jedoch nicht die individuelle Situation der betroffenen Person kennen und berücksichtigen. Mit anderen Worten: die Wissenschaft kann nicht die Situation einer ganz bestimmten Person kennen. Die Wissenschaft kennt also nicht die Situation eines ganz bestimmten Individuums.

Und es kann die Wissenschaft auch nicht die individuellen Bedürfnisse und Neigungen der Person kennen und berücksichtigen. Ja nicht einmal eine nahe stehende Person, die einem gut kennt, weder der Lebenspartner, noch der Hausarzt und auch sonst kein Arzt kann diese Dinge wirklich bis ins Detail kennen und ermessen – und es kann daher keine Person letztendlich für eine andere Person entscheiden was am besten zu deren Wohl ist (ausgenommen Eltern für ihre unmündigen Kinder), weil all dies, all diese Faktoren auf der Ebene der Vorstellungen berücksichtigt werden müssen damit die bestmögliche Entscheidung gefunden werden kann.

Ein kritischer somit ein im Sinn der Aufklärung aufgeklärter Arzt klärt demgemäß die betroffene Person auf und überlässt ihr letztendlich aber bewusst die Entscheidung, weil er nicht die Verantwortung für die möglichen Risiken und Konsequenzen tragen kann. Nur ein im Sinn der Aufklärung nicht aufgeklärter Arzt bzw. ein unkritischer Arzt maßt sich an für eine andere Person, also für den Patienten zu entscheiden, obwohl er letztlich die Risiken und die Konsequenzen, die der Patient zu tragen hat selbst nicht tragen wird und auch gar nicht tragen kann.

Ein mündiger Patient wird also nicht so naiv sein und glauben, dass der Arzt für ihn entscheiden kann was zu seinem Wohl am besten ist. So denkt nur ein unmündiger Patient. Natürlich wird auch der mündige Patient dem ärztlichen Rat folgen, wenn er dessen Sichtweise in jeder Hinsicht geprüft hat und diese als die bestmögliche Entscheidung erkannt hat, ansonsten wird er dieser Ansicht jedoch nicht folgen.

Wenn mündiger ein Patient die Indikation des Arztes in jeder Hinsicht kritisch hinterfrägt und in Bezug auf seine persönliche Situation bedacht hat, dann wird er unter Umständen sich dem ärztlichen Rat anschließen. Ein kritischer Patient wird dies jedoch nicht vorschnell tun – und er wird unter Umständen eine zweite Meinung (second opinion), oder mehrere weitere Meinungen einholen. Jedenfalls wird er sich auch seine eigenen Gedanken machen und den guten Hausverstand zum Einsatz bringen bevor er sich entscheidet. Man soll also die eigene Lebenserfahrung und das sogenannte Bauchgefühl nicht gering schätzen. Damit man sich im Nachhinein nicht den Vorwurf machen muss die beste Entscheidung verpasst zu haben, weil man sich hat bevormunden lassen und in dieser Hinsicht de facto unmündig war.  (vgl. mit Kant Zitat 11)

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(letzte Änderung 10.07.2019, abgelegt unter: philosophische Begriffe, Definition, Philosophie, Medizin, Psychiatrie, denken, Urteil, Wissenschaft)

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