Indifferenz

Die Indifferenz ist das „weder noch“.

In Bezug auf die Psyche ist die Indifferenz die ultimative Aufgabe der Haltung.

In Bezug auf den Geist der Person ist die Indifferenz die Aufgabe der Sichtweisen, die genau zwischen den Gegensätzen gelegen ist (vgl. mit Jaspers Zitat 9).

Es ist dies also der psychische/geistige „Punkt“ – oder man kann auch sagen – der geistige „Ort“ der genau „dazwischen“ gelegen ist, falls der Sachverhalt mit der philosophischen Methode der Dialektik untersucht wird.

Unter einem anderen Blickwinkel betrachtet kann man sagen, dass dies die „eigene Mitte“ ist, oder das „Auge des Zyklon„.

In diesem Sinn ist dieser geistige Punkt der virtuelle Ort – der genau in der Mitte zwischen den geistigen/psychischen Extremen – gelegen ist und der sich daher weder mit dem Einen noch mit dem Anderen identifiziert.

Man kann daher sagen, dass dies der neutrale Punkt ist.

Daher sagten die Inder im antiken Indien die Yoga und Meditation praktizierten: neti neti.

Und daher kann man die Indifferenz auch als die mittlere – die ausgeglichene – die neutrale Position bzw. Haltung bezeichnen, weil an diesem Ort – im Lauf der Zeit – sich die psychisch-geistige Ruhe einstellt.

Dies zeigt sich z. B. durch die neutrale Haltung bei einem Konflikt zwischen zwei Personen/zwei Parteien/zwei Staaten/zwei Blöcken usf.

Und dies manifestiert sich auch bei Lebewesen – insbesondere bei Tieren – die sich in der Natur auf natürliche Art und Weise entwickelt haben durch ihre natürliche Haltung – die man auch als Grazie bezeichnet.

Neuro-biologisch betrachtet ist die Indifferenz in Bezug auf die Funktion des Nervensystems die virtuelle Grenze zwischen den gegensätzlichen neuronalen Mustern. Es ist dies also der Funktionszustand an dem weder die eine neuronale Funktion noch die andere in Gang kommt. Daher ist dies der virtuelle Zustand in dem die Spannung verschwindet und es zur maximalen Entspannung kommt. Daher ist von diesem „Punkt“ alles möglich – in jede Richtung/ in jede Form von Aktivität / sei dies im Nervensystem / im Organismus / im Körper. Daher ist dies die ultimative Mitte der Funktion/des Zustandes / der Aktion.

In Bezug auf die Transzendenz ist dies die vollkommene Hingabe, die zur Vereinigung mit dem Göttlichen führt, wie dies in allen Religionen der Welt erfahren wurde bzw. wie dies in der Mystik beim einzelnen Individuum geschieht.

Man kann daher auch sagen, dass die Indifferenz zum vollkommenen Ausgleich der Kräfte / des Geschehens führt bzw. ist dies der „Punkt“ an dem die Harmonie vollkommen ist – sei dies in der Musik / in sonst einer Darbietung / in der Kunst / in der Natur / in der natürlichen Erscheinung usf.

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Indifferenz im Yoga und in der Meditation:

Im Yoga und in der Meditation entspricht die Indifferenz dem was durch die Aussage in Sanskrit: neti neti („not this, not that“) gemeint ist.

Dabei entsteht die Indifferenz durch die mittlere Haltung – sowohl im Hinblick auf den Körper wie auch im Hinblick auf die Psyche.

Im Hinblick auf den Körper entspricht dies etwa der Mittelstellung oder beim Embryo die Embryonalhaltung, weil dabei die gegenseitige muskuläre- bzw. die gegenseitige körperliche Spannung gleich ist sodass dadurch dies Haltung der Indifferenz entsteht.

Daher ist dies im Normalfall die natürliche Haltung bei Lebewesen.

Indifferenz bei psychischer Spannung und/oder bei körperlicher Spannung:

Das Beibehalten der indifferenten Haltung bewirkt im Hinblick auf die Psyche – früher oder später – das Nachlassen der psychischen Spannung, falls eine solche vorhanden ist.

Oder es bewirkt das Beibehalten der indifferenten Haltung im Hinblick auf den Körper – früher oder später – das Nachlassen der körperlichen Spannung, falls eine solche vorhanden ist.

Insofern es durch den Umstand, dass keine Wahl getroffen wird bzw. der Zustand der Psyche am Punkt der Indifferenz verweilt es zur spontanen Auflösung der Spannung bzw. zur spontanen Abreaktion kommt.

Neuro-biologisch betrachtet kann man sich dies so vorstellen, dass durch das Verweilen am „Punkt“ der Indifferenz zwei gegensätzliche neuronale Muster sich das Gleichgewicht halten – es kann in diesem Zustand also weder das eine noch das andere dominieren bzw. den weiteren Lauf des neuronalen Prozesses bestimmen. Dies bedeutet – es kommt dadurch bedingt – früher oder später zur spontanen Neutralisierung. Man kann auch sagen, weil weder die eine noch die andere neuronale Aktivität sich durchsetzen kann – kommt es zum spontanen Ausgleich der neuronalen Spannung bzw. der neuronalen Aktivität die diese Funktion bewirkt.

Oder in anderen Begriffen formuliert kann man sagen: wegen der Indifferenz kann sich weder die eine noch die andere neuronale Funktion durchsetzen und es kommt dadurch bedingt zur Neutralisierung bzw.  neutralisieren sich die neuronalen Funktionen im Lauf der Zeit gegenseitig. Das heißt früher oder später verebben sie und kann man daher sagen dass es zum spontanen Ausgleich kommt.

Dieser Sachverhalt ist unter anderem für den Yoga und für die Meditation von Bedeutung.

Und er ist auch für das psychischen Phänomene der Abreaktion und für die sogenannte Katharsis von Bedeutung.

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(letzte Änderung 14.01.2024, abgelegt unter: Definition, Erleben, Medizin, Medizin-Psychotherapie-Yoga-Meditation, Natur, Nervensystem, neuronales Muster, Phänomen, Psyche, Psychohygiene, Psychologie, Psychotherapie, Spannung-Entspannung, Therapie, ärztliche Kunst)

zuletzt pos. 1 am 08.11.2023

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