geistiges Phänomen

Ein geistiges Phänomen ist ein Phänomen das infolge der Aktivität des Geistes entsteht.

Es gibt unterschiedliche geistige Phänomene:

So etwa geistige Phänomene als Folge des gegenwärtigen Zeitgeistes zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Kultur – oder als Folge des Gruppengeistes in einer gewissen Gruppe – oder als Folge des Gesellschaftsgeistes in einer bestimmten Gesellschaft usf.

Geistige Phänomene beim Menschen:

Im Hinblick auf den Geist eines Menschen bzw. den einer Person, kann man sagen, dass dies ein Phänomen das sich im eigenen Bewusstsein manifestiert.

Es ist hier das geistige Phänomen also eine Erscheinung der Psyche, die als Ergebnis des mentalen Prozesses im Bewusstsein entsteht, und die sich etwa in Form einer bildlichen Vorstellung, oder als ein Gedanke oder als sonstiges Produkt des Geistes manifestiert.

In einem derartigen Fall kann man z. B. sagen, dass als Folge des Denkens und des Nachdenkens sich dieses geistige Phänomen im Bewusstsein der Person manifestiert.

Somit kann man auch sagen, dass das geistige Phänomen als Produkt der Psyche ein psychisches Phänomen ist, das sich entweder im Bewusstsein der Person manifestiert, oder das in ihrem Unbewussten auf eine gewisse Art und Weise wirkt, ohne dass die betroffenen Person sich dessen bewusst ist.

Philosophisch bzw. erkenntnistheoretisch betrachtet kann man sagen, dass ein geistiges Phänomen eine Erscheinung der Psyche (der Person) ist, die in der Form des Begriffs der Idee als die systematische Einheit der Idee (in ihrem Bewusstsein) erscheint, falls sie die Merkmale der Idee durch das Schema der Idee geistig auffasst (vgl. mit Kant Zitat 7 aus: Kritik der reinen Vernunft von Immanuel Kant).

Dabei kann dies ein Produkt des bewussten Denkens oder des unbewussten Denkens sein, insofern der Gedanke entweder durch beabsichtigte Überlegung oder aber spontan – somit ohne bewusste Überlegung – im Bewusstsein der Person entsteht bzw. als Vorstellung in ihrem Bewusstsein erscheint.

Es kann der Gedanke also beabsichtigt oder unbeabsichtigt als Vorstellung aus dem Vorbewussten/Vorbewusstsein oder aus dem Unbewussten kommend im Bewusstsein der Person als Inhalt erscheinen.

Zum Beispiel kann man das Planen als geistiges Phänomen bezeichnen, insofern die Überlegung in Bezug auf den gegebenen Sachverhalt im jeweiligen Individuum zur Entwicklung einer bestimmten Vorstellung geführt hat, die sich in ihrem Geist als Idee bzw. als der Begriff der Idee manifestiert hat oder das unmittelbar zur Handlung geführt hat.

Dabei kann das geistige Phänomen das sich in Form des Begriffs der Idee manifestiert – bzw. die Handlung bestimmt – mehr durch den Verstand und die Vernunft geleitet, entstehen, oder es kann mehr durch die Emotion bedingt sein.

Mit anderen Worten: es kann die vernünftige Überlegung und damit die Ratio die Vorstellung/Handlung bestimmen oder mehr das Gefühl respektive das Gemüt bzw. der Affekt oder eine sonstige Ursache.

In diesem Sinn entsteht das geistige Phänomen in der Form des Begriffs der Idee im Bewusstsein der Person infolge einer mehr oder weniger komplexen Ursache.

Geistiges Phänomen – eine Manifestation der Psyche:

Wie bereits oben stehend erwähnt, kann man auch sagen, dass ein geistiges Phänomen ein psychisches Phänomen ist, weil bekanntlich der Geist als Manifestation der Psyche durch den mentalen Prozess entsteht.

Man kann daher auch sagen, dass das geistige Phänomen als Sonderform eines psychischen Phänomens im Bewusstsein der Person durch die Kultur, die Sprache, die Konvention in dieser Gesellschaft geprägt, also durch die Tradition und sonstige Faktoren beeinflusst entstanden ist bzw. im jeweiligen Fall entsteht.

Andererseits wird die Psyche und damit die psychische Funktion – und in diesem Zusammenhang auch die geistige Funktion und damit das Denken der jeweiligen Person durch diverse geistige Phänomene und sonstige Gegebenheiten bzw. Faktoren fortlaufend mehr oder weniger stark beeinflusst.

Man denke z. B. an das psychopathologische Phänomen des inneren Zwangs der sich zu einer ausgeprägten psychischen Störung steigern kann.  Man spricht demgemäß in der Psychiatrie (Psychologie) in leichten Fällen von Zwanghaftigkeit, etwa vom Kontrollzwang bis hin zur Zwangskrankheit, die das Erleben und damit die Befindlichkeit der betroffenen Person massiv beeinträchtigt.

Geistiges Phänomen – ein Produkt der neuronalen Funktion:

Biologisch betrachtet entsteht ein geistiges Phänomen als Folge der neuronalen Funktion die in einem Teil des Nervensystems entsteht. Man kann auch sagen, das geistige Phänomen entsteht als Folge der neuronalen Aktivität im Gehirn die durch das Denken gesteuert den mentalen Prozess generiert. Auf der Ebene des Nervensystems entstehen nämlich individuelle neuronale Muster die mit den Vorstellungen des Individuums korrelieren. Dabei bestimmt der Sinn infolge des mentalen Prozesses welches neuronale Muster dem nächsten folgt. Es entsteht also durch die Assoziation bedingt die Abfolge der Vorstellungen und damit die Folge der Gedanken bzw. kann man sagen dass dadurch bedingt die eine Idee der nächsten als Inhalt im Bewusstsein folgt.

Auf diese Art und Weise hängen die psychische Funktion und die neuronale Funktion zusammen. Und man kann ebenso sagen, dass auf diese Art und Weise die geistige Funktion und die neuronale Funktion zusammenhängen.

Auf dieser Grundlage können in einfacher Form auch höher entwickelte Tiere auf der Ebene ihrer Psyche einfache Überlegungen anstellen. Jedoch kann nur der Mensch infolge der hohen Differenzierung seines zentralen Nervensystems, höher entwickelte, nämlich typisch menschliche Hirnleistungen hervorzubringen,  insofern nur er durch das Vermögen zur Abstraktion ein Mensch verallgemeinerte Vorstellungen generieren kann und dadurch bedingt eine menschliche Sprache, gegliedert in einzelne Begriffe hervorbringen konnte. Mit anderen Worten: nur der Mensch konnte infolge seiner biologischen Entwicklung und biologischen Differenzierung seines Nervensystems komplexere Gedanken und Handlungen hervorbringen,  wie dies in Bezug  auf das menschliche Wissen in den einzelnen Kulturen bekannt ist.

Nachfolgend werden geistige Phänomene unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet:

In der Psychologie werden geistige Phänomene unter verschiedenen Gesichtspunkten systematisch untersucht. Man studiert hier etwa die Entwicklung des Denkens beim Kind, beim Jugendlichen und  beim Erwachsenen unter normalen Bedingungen und auch solchen der besonderen Belastung.

Oder man kann geistige Phänomene im Zusammenhang von Störungen der Psyche – somit aus Sicht der Psychiatrie – betrachten und in dieser Hinsicht unter dem Aspekt der gestörten Gesundheit bzw. dem der Krankheit systematisch in der psychiatrischen Wissenschaft untersuchen und studieren – wie oben am Beispiel der Zwangsstörung angedeutet.

Aus Sicht der Philosophie kann man sagen, dass ein geistiges Phänomen durch den Begriff der Idee erkannt wird der als systematische Einheit im Bewusstsein erscheint, wenn die erkennende Person die Merkmale der Idee durch das Schema der Idee geistig auffasst (vgl. mit Kant Zitat 7).

Man kann auch sagen: das geistige Phänomen entsteht als Folge des mentalen Prozesses.

Und ebenso kann man sagen: das geistige Phänomen entsteht durch das unbewusste und bewusste Vergleichen und Gewichten der Vorstellungen das zu den Gedanken und sonstigen Kreationen des Geistes führt.

Aus Sicht der Biologie kann man sagen, dass das geistige Phänomen als Folge der Aktivität der Nervenzellen im hoch entwickelten Nervensystem entsteht. Infolge der  neuronalen Funktion kommt es im Gehirn zur höheren Hirnleistung und damit zu geistigen Leistungen die unter anderem auch geistige Phänomene hervorbringen. Dabei kann man sagen, dass gewisse neuronale Netzwerke im zentralen Nervensystem die biologische Voraussetzung für die höhere Hirnfunktion sind. Auf dieser Basis kann ein geistiges Phänomen im Gehirn entstehen und sich in der Psyche als Idee bzw. Vorstellung manifestieren. Dabei entspricht, biologisch betrachtet, ein gewisses geistiges Phänomen einem gewissen individuellen  neuronales Muster bzw. einer gewissen individuellen Sequenz im neuronalen Prozess.

Bekanntlich sind in den verschiedenen Kulturen weltweit – infolge der geistigen Möglichkeiten und Fähigkeiten der Menschen unterschiedliche Populationen mit unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Gesellschaftsformen entstanden – und es wird dabei klar, dass dies nur aufgrund der Elaborate bzw. aufgrund der geistigen Phänomene möglich war.

Nachfolgend werden ausgewählte geistige Phänomene aufgelistet und teils kurz diskutiert:

Das Planen ist eine geistige Tätigkeit – wie oben beschrieben – und damit ein geistiges Phänomen.

Das Urteilen das unter anderem die Wahrnehmung der Realität ermöglicht bzw. die Realitätswahrnehmung leistet, so etwa die Orientierung im Raum, in der Zeit etc. – ist ebenfalls ein geistiges Phänomen – das in gewissem Umfang auch den Tieren zu eigen ist.

Die Fähigkeit des Kritisieren ist ein geistiges Phänomen – das im hier gemeinten Umfang nur vom menschlichen Gehirn geleistet werden kann.

Das Zustimmen beruht auf einem geistigen Vorgang und ist damit ein geistiges Phänomen.

Das Entscheiden das durch die Unterscheidung zur Entscheidung führt bzw. letztlich zum Urteil führt – beruht auf dem geistigen Phänomen des Denkens.

Das Vergessen ist ein Phänomen das den Geist der Person betrifft und somit ein geistiges Phänomen.

Das Assoziieren das durch die Assoziation zur Entstehung von Vorstellungen führt die gedankliche Inhalte oder sonstige Inhalte miteinander verbindet ist ein geistiges Phänomen.

Die Kognition ist ein geistiges Phänomen.

Das Merken ist ein geistiges Phänomen das infolge der Merkfähigkeit die Erinnerung ermöglicht. Ebenso ist das Gedächtnis eine Funktion der Psyche bzw. des Geistes und damit ein geistiges Phänomen.

Das Beobachten, Untersuchen, Studieren und Analysieren in Praxis und Wissenschaft sind ebenfalls geistige Phänomene.

Ebenso das Überlegen wie es vom Hausverstand bzw. vom gesunden Menschenverstand geleistet wird, ist ein geistiges Phänomen.

Die geistige Entwicklung wie sie etwa im Abendland seit der Antike erfolgt ist und ab der Renaissance zur Aufklärung geführt hat, ist ein geistiges Phänomen das der geistigen Leistung von vielen einzelnen Persönlichkeiten geschuldet ist.

Die geistige Zentrierung, wie sie im Yoga und in der Meditation praktiziert wird, ist ebenso ein geistiges Phänomen.

Der Einfluss der Werbung auf das Kaufverhalten der Menschen beruht auf einem geistigen Phänomenen und diversen anderen psychischen Phänomenen.

Die Ansage durch die Mode, wie sie in den Medien verbreitet wird und das Kaufverhalten insbesondere der jungen Menschen stark beeinflusst, beruht auf einem geistigen Phänomen.

Die gezielte – oder man kann auch sagen – die absichtlich selektive Verbreitung von Informationen über die Medien – wie sie weltweit sehr ausgeklügelt praktiziert wird (inklusive Fake News – und bewusstes Weglassen oder regelmäßiges Wiederholen von Information) beruht auf geistigen Phänomenen die die Menschen etwa bei Wahlen und auch sonst in ihrem Denken und Verhalten stark beeinflussen.

Die Begeisterung für einen Sport, einen bestimmten Fußballklub, den bevorzugten Fußballstar oder sonstigen Sportler beruht auf geistigen Phänomenen.

Der Kapitalismus, der Kommunismus, der Sozialismus, der Nationalismus, der Globalismus – alle diese Erscheinungen der Menschheit wie sie von der Menschheitsgeschichte gelehrt werden sind die Folge von geistigen Phänomenen die unter bestimmten Umständen zu einer bestimmten Zeit entstanden sind.

In diesem Sinn wirken geistige Phänomene überall auf Menschen und beeinflussen oder bestimmen geradezu ihr Verhalten und Reagieren. Und infolge der jeweiligen Gegebenheiten und Einflüsse zur gegebenen Zeit entstehen neue geistige Phänomene die ebenfalls wieder ihre Wirkung haben. Man denke etwa an die Social Media die weltweit die Menschen in ihrer Meinungsbildung massiv beeinflussen.

Anmerkung * in diesem Beitrag wurde der Begriff geistiges Phänomen vor allem im Hinblick auf die Tätigkeit des Geistes einer Person betrachtet.

Selbstverständlich kann der Begriff geistiges Phänomen auch unter anderen Gesichtspunkten in Bezug auf diverse Sachverhalte betrachtet werden. Zum Beispiel der Begriff der Triebkraft als geistiges Phänomen.

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(letzte Änderung 04.12.2022, abgelegt unter: Begriff, Definition, Diagnostik, Erkennen, Geist, Gesundheit, Heilkunde, Idee, Phänomen, Philosophie, Psychiatrie, Psychologie, mentales Erkenntnisobjekt)

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