Hirnorganizität

Der Begriff Hirnorganizität sagt aus, dass die vorliegende gesundheitliche Störung (Krankheit), die unter anderem die Funktion des Gehirns betrifft, durch eine physische oder körperliche Ursache bewirkt wird.

Es bedingt hier also eine physisch erklärbare Ursache die Funktionsstörung des Gehirns, die sich durch ein bestimmtes klinisches Erscheinungsbild manifestiert.

Demgemäß stellt sich der Arzt, falls er die Kausalität der Hirnorganizität ausspricht vor, dass es eine physisch fassbare Ursache gibt, die den vorliegenden Symptomenkomplex bewirkt.

Und es ist daher der Begriff Hirnorganizität ein Konzept, das in der Medizin und hier insbesondere in der Nervenheilkunde, also in den Fachbereichen der Neurologie und Psychiatrie entwickelt worden ist, insofern man in der Klinik bemerkt hat, dass diverse körperliche oder physische Ursachen diese Formen von Funktionsstörungen bewirken.

So können zum Beispiel Stoffwechselstörungen als Folge von Niereninsuffizienz, Leberinsuffizienz, Diabetes mellitus, andere toxische Ursachen oder sonstige körperliche Ursachen: Zustand nach Hirnverletzung, Zustand nach Schlaganfall, Zustand nach Gehirnentzündung (Enzephalitis) Zustand nach Hirnblutung etc. derartige Hirnfunktionsstörungen hervorrufen.

Man kann also das Auftreten von diversen psychischen Störungen durch eine körperliche oder physische Kausalität erklären und dadurch das Auftreten des psychischen Symptomenkomplexes verstehen.

In der Psychiatrie liefert die Theorie der Hirnorganizität die körperliche Erklärung für die Ursache von psychischen Störungen (vgl. mit Jaspers Zitat 8), die in der 1. Schicht, also in der untersten Schicht, nach der Schichtenlehre gemäß Karl Jaspers in der psychiatrischen Diagnostik erfasst werden.

Dies trifft auf die psychischen Störungen vom Typ des organischen Psychosyndroms (OPS) zu.

Dazu zählen etwa die anhaltenden psychischen Störungen, wie sie nach einer schweren Kopfverletzung mit Hirnverletzung (Zustand nach schwerem Schädelhirntrauma (SHT)) zu beobachten sind.

Oder es zählen die psychischen Störungen vom Typ der Alzheimerdemenz (Alzheimerkrankheit) dazu, ebenfalls das organische Psychosyndrom, wie es bei der Vaskulären Demenz und bei anderen Formen einer Demenz zu beobachten ist.

Es sind also diverse psychische Störungen, die unter Umständen das Ausmaß einer Psychose erlangen (Beispiel: Delir nach akuter Intoxikation, oder Delir bei chronischem Alkoholismus, oder bei Leberversagen oder die genannten psychischen Störungen, wie sie insbesondere im höheren Alter infolge von hirnorganischen Abbauvorgängen und Veränderungen eintreten) oder psychische Störungen, wie sie im Rahmen von neurologischen Störungen vorkommen (Beispiel: Multiple Sklerose, Chorea Huntington usf.) durch eine organische Funktionsstörung des Gehirns verursacht.

Auch psychische Störungen vom Typ des Autismus zählen dazu, weil auch hier in vielen Fällen fassbare organische Faktoren für den Symptomenkomplex kausal sind.

Es ist hier nämlich evident, dass eine organische Ursache das klinische Erscheinungsbild bestimmt.

Mit anderen Worten, die Kausalität der psychischen Störung, bei der man von einer Hirnorganizität ausgeht, ist zwar in der Regel eine komplexe Ursache, es spielen hierbei jedoch körperliche Faktoren bzw. physische (organische, biologische Faktoren) eine wesentliche Rolle und es kann daher das Auftreten der psychischen Störung durch das Konzept der Hirnorganizität erklärt werden.

Mit anderen Worten: man kann durch diese biologische Theorie im konkreten Fall das Auftreten der psychischen Störung durch die körperliche oder physische Ursache erklären und verstehen.

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(letzte Änderung 03.08.2019, abgelegt unter: Definition, Begriff, Kausalität, Psyche, Psychiatrie, Neurologie, Diagnostik)

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