Vernunfteinheit

Eine Vernunfteinheit ist eine Einheit, die durch den hypothetischen Vernunftgebrauch  erkannt worden ist (vgl. mit Kant Zitat 5 und Kant Zitat 25).

Somit ist eine Vernunfteinheit eine Einheit, die durch den Gebrauch des (eigenen) Verstandes und der (eigenen) Vernunft entstanden ist und die sich in der Praxis hinreichend bewährt hat (vgl. mit Kant Zitat 10).

Man kann daher auch sagen, dass eine Vernunfteinheit infolge der Erfahrung und der vernünftigen Überlegung in der Praxis entstanden ist und sie sich hinreichend bewährt hat.

Somit entsteht eine Vernunfteinheit in Übereinstimmung mit dem Hausverstandes.

Es ist eine Vernunfteinheit also eine Einheit von der man denkt, dass es unter Umständen in der Wirklichkeit tatsächlich eine solche abgegrenzte Einheit gibt. Wie man sich überzeugt ist dies jedoch eine projektierte Einheit, somit ist dies die Einheit einer Idee und zwar die Einheit einer bloßen Idee, die nicht auf ein Objekt zurückgeführt und die daher nicht allgemein gültig bestimmt werden kann. Es ist dies also die systematische Einheit einer bloßen Idee, die nicht am Probierstein der Erfahrung überprüft werden kann, wenn gleich sich der Begriff dieser Idee in der Erfahrung und damit in der Praxis hinreichend bewährt hat (vgl. mit Kant Zitat 10).

Es ist dies also eine nur problematisch zum Grund gelegte Einheit, die als der Begriff der bloßen Idee im Bewusstsein der erkennenden Person erscheint (vgl. mit Kant Zitat 8), wenn diese Person die Merkmale der Idee durch die reine Synthesis durch das Schema (vgl. mit Kant Zitat 13) der Idee geistig auffasst (vgl. mit Kant Zitat 7).

Weil eine solche Einheit sich auf eine bloße Idee bezieht bzw. dies der Begriff einer bloßen Idee ist, handelt es sich dabei um eine systematische Einheit, die nicht auf ein Objekt zurückgeführt und die somit nicht auf physischer Grundlage bestimmt werden kann.

Vernunfteinheiten in verschiedenen Bereichen

In der Psychologie ist der Begriff einer psychologischen Idee eine Vernunfteinheit, die durch den Sprachgebrauch in Folge der praktischen Verwendung derartiger Begriffe entstanden sinnhaft entstanden ist und die durch den Bezug zu den anderen derartigen Begriffen, die sämtliche regulative Begriffe sind, in dieser Form und somit in diesem Bedeutungsgehalt definiert worden ist.

In der Psychiatrie ist der Begriff einer psychiatrischen Idee falls sich diese bewährt hat, eine Vernunfteinheit, die auf der Grundlage der klinischen Erfahrung und der vernünftigen Überlegung von in der Psychiatrie tätigen Ärzten (Psychiatern) erkannt und gegenüber anderen derartigen systematischen Einheiten auf der Ebene der Ideen als abgegrenzte Einheit erkannt und durch die denkende Anschauung unter Führung von Ideen (vgl. mit Jaspers Zitat) definiert worden ist.

Dies trifft zum Beispiel auf die Begriffe der einzelnen psychischen Symptome und psychischen Phänomene, somit auf die verschiedenen psychopathologischen Phänomene, wie sie bei den verschiedenen psychischen Störungen vorkommen zu. Und es trifft dies degemäß auch auf die verschiedenen psychiatrischen Diagnosen in einer psychiatrischen Klassifikation zu falls sich diese in der Praxis hinreichend bewährt hat.

Es muss hierbei bei der psychiatrischen Klassifikation allerdings um  um diagnostische Einheiten bzw. um psychiatrische Kategorien handeln, die sich in der psychiatrischen Praxis hinreichend bewährt haben. Es müssen dies also diagnostische Einheiten sein, die durch den Gegensatz der Ideen somit durch die Methode des Pondiererens der Ideen (Immanuel Kant) erkannt werden können. Es sind dies also diagnostische Einheiten in der Psychiatrie, die durch die Methode der Dialektik erkannt werden und die sich in der psychiatrischen Praxis und in der psychiatrischen Wissenschaft hinreichend bewährt haben. Hingegen kann man von willkürlich definierten diagnostischen Einheiten – wie sie etwa im Rahmen der Definition der DSM-V Klassifikation von einem Expertenteam eingeführt worden sind – nicht sagen, dass sich diese diagnostischen Einheiten durch die vernünftige Überlegung respektive auf der Grundlage des hypothetischen Vernünftgebrauchs entstanden sind. Es ist hier also kritisch zu prüfen, ob neue diagnostische Einheiten in der Psychiatrie diesem Erfordernis genügen und sie zu recht die Bezeichnung Vernunfteinheit verdienen, was beispielsweise von den psychiatrischen Einheiten: DepressionSchizophrenie und Demenz zweifelsfrei gesagt werden kann, da sich diese psychiatrischen Diagnosen in der Praxis und auch in der psychiatrischen Wissenschaft hinreichend bewährt haben.

Man wird demgemäß also in der psychiatrischen Forschung und in der psychiatrischen Wissenschaft sich gründlich überlegen müssen, ob es Sinn macht gewisse neue diagnostische Einheiten einzuführen und müssen demgemäß auch die nachteiligen Folgen der Einführung von neuen Einheit bedacht und berücksichtigt werden.

Es kann nämlich nicht als sinnvoll bezeichnet werden wenn für jede psychische Auffälligkeit sogleich eine psychiatrische Diagnose geschaffen wird, die zu weitreichenden Konsequenzen im sozialen Bereich und auch in sonstiger Hinsicht führt.

In diesem Sinn wird eine von der Vernunft geleitete Psychiatrie sich zurückhalten und nicht immer noch mehr diagnostische Einheiten kreieren.

Es kann also zu nachteiligen Konsequenzen führen, wenn man in der Psychiatrie sich der Grundlage des psychiatrischen Wissens nicht bewusst ist und neue psychiatrischen Kategorien definiert und in eine psychiatrische Klassifikation, etwa in die Psychiatrische ICD-10 Klassifikation einführt.

Man erkennt damit, dass eine psychiatrische Einheiten im günstigen Fall eine zweckmäßige Einheit im Sinn von Immanuel Kant ist, wenn sie sich in der Praxis und in der Wissenschaft hinreichend bewährt hat (vgl. mit  Kant Zitat 10), wenngleich es niemals möglich ist eine solche diagnostische Einheit auf der Ebene der Objekte physisch diagnostisch zu bestimmen.

In der Medizin ist zum Beispiel die diagnostische Einheit Migräne eine solche Vernunfteinheit. Oder es sind in der Medizin die diagnostischen Einheiten Fibromyalgie, Somatoforme Schmerzstörung, Vegetative Dystonie usf. solche Vernunfteinheiten, die man nicht physisch diagnostisch bestimmen kann, sondern die man nur durch den Begriffe der Ideen subjektiv gültig erkennen kann. Durch körperlich Befunde kann man unter Umständen eine solche gesundheitliche Störung (Krankheit) und damit die zugehörige medizinische Diagnose besser erklären und besser verstehen, aber bestimmen kann man die gesundheitliche Störung (Krankheit) durch derartige physische Befunde nicht.

In diesem Sinn gibt es auch in anderen Bereichen etwa in der Psychosomatik Begriffe die Vernunfteinheiten sind, etwa die Einheit Anorexie, Bulimie usf.

Im Gutachterwesen gibt es viele Begriffe die Vernunfteinheiten im genannten Sinn sind, etwa in der psychiatrischen Forensik die Begriffe Dispositonsfähigkeit, Diskretionsfähigkeit, Schuldfähigkeit, Arbeitsfähigkeit, Berufsfähigkeit, Berufsunfähigkeit, Leistungskalkül, Minderung der Erwerbsfähigkeit usf. wie sie für die Erstattung eines psychiatrischen Gutachtens von Bedeutung sind.

Auflistung von weiteren Vernunfteinheiten aus verschiedenen Bereichen:

bewährte Vernunfteinheiten in der Psychiatrie:

Psychose

Neurose

die diagnostischen Einheiten wie sie innerhalb einer definierten psychiatrischen Klassifikation entstanden sind, sind Vernunfteinheiten (zum Beispiel die Hauptgruppen bei Wilhelm Griesinger, oder die diagnostischen Einheiten in der psychiatrischen Klassifikation von Emil Kraepelin, und sodann die in der DSM Klassifikation und die in der psychiatrischen ICD Klassifikation) jedoch nur wenn die Einheiten jeweils richtig nämlich relativistisch verwendet werden.

bewährte Vernunfteinheiten in der Umgangssprache:

Zum Beispiel sind die psychologischen Begriffe (fröhlich, traurig, glücklich, unglücklich, klug, dumm usf.) innerhalb einer Sprache Vernunfteinheiten, die als regulative Begriffe durch den Sprachgebrauch (implizit) auf der Grundlage des Hausverstandes der Menschen definiert worden sind.

bewährte Vernunfeinheiten in der Psychologie, Psychosomatik, Psychotherapie, Psychiatrie

Zum Beispiel ist der psychologische Begriff Intelligenz eine Vernunfteinheit, die sich in der Praxis hinreichend bewährt hat, wenn sie kritisch verwendet wird (vgl. mit Kant Zitat 10). Oder der Begriff das Bewusste, das Unbewusste in der (Psychologie, Psychiatrie, Psychotherapie) usf. oder der Begriff Anorexie in der Psychosomatik.

bewährte Vernunfteinheiten in der Medizin:

Zum Beispiel sind in der Medizin die Begriffe der medizinischen Diagnosen: Migräne, Spannungskopfschmerz, vegetative Dystonie, Fibromyalgie usf. Vernunfteinheiten, die auf der Grundlage der klinischen Erfahrung durch die vernünftige Überlegung der Ärzte entstanden sind und die sich in der Praxis des medizinischen Alltags und in der medizinischen Wissenschaft hinreichend bewährt haben (vgl. mit Kant Zitat 10), wenn gleich die einzelne diagnostische Einheit – die hier eine funktionelle Einheit ist – nicht „physisch“ also nicht am Probierstein der Erfahrung überprüft werden kann (vgl. mit Kant Zitat 10).

In diesem Sinn sind also die Begriffe der syndromalen Diagnosen (phänomenologischen Diagnosen) in der Medizin und auch die Begriffe psychiatrischen Diagnosen in der Psychiatrie sämtliche Vernunfteinheiten.

bewährte Vernunfteinheiten in der Rechtsprechung und im Gutachterwesen:

Zum Beispiel sind in der Rechtsprechung die Begriffe: Schuldfähigkeit, Diskretionsfähigkeit, Dispositionsfähigkeit, Geschäftsfähigkeit, Testierfähigkeit, Arbeitsfähigkeit respektive Arbeitsunfähigkeit, Berufsunfähigkeit, Minderung der Erwerbsfähigkeit bewährte Vernunfteinheiten und damit zweckmäßige Einheiten, die sich in der Praxis der Rechtsprechung hinreichend bewährt haben (vgl. mit Kant Zitat 10) und in Bezug auf die im konkreten Fall unter Umständen im Auftrag des Gerichts vom jeweiligen Sachverständigen in seinem Gutachten das Zutreffen der Einheit und der Grad zu beurteilen sind, und die der befasste Richter sodann in der Rechtsprechung verwendet um das beste bzw. das vernünftigste Urteil zu fällen.

In diesem Sinn gibt es in den verschiedensten Bereichen Vernunfteinheiten, die sich (mehr oder weniger) hinreichend bewährt haben – oder erst noch bewähren müssen – wie dies etwa bei den neu eingeführten diagnostischen Einheiten der DSM Klassifikation (die im Rahmen der 5. Revision eingeführt worden sind) der Fall ist.

Es gibt also in den verschiedenen Bereichen Vernunfteinheiten, die auf der Grundlage Erfahrung und der vernünftigen Überlegung entstanden, beschrieben und damit auf der Ebene der Ideen definiert worden sind (vgl. mit Kant Zitat 10).

Es sind dies also die Begriffe von Ideen, die auf der Grundlage der Erfahrung und der vernünftigen Überlegung auf der Ebene der Ideen definiert worden sind. So zum Beispiel auch der Begriff: Finanzblase in der Ökonomie bzw. im Bankenwesen.

Oder der Begriff Kausalität, Validität, Reliabilität, Operationalisierung. Es ist ein solcher Begriff also der Begriff einer aus der Erfahrung abgeleiteten Idee, der nicht auf ein Objekt zurückgeführt und auf dieser Grundlage allgemein gültig bestimmt werden kann. In diesem Sinn gibt es in verschiedensten Bereichen sinnhafte Begriffe, die durch die Vernunft und auf der Grundlage des Verstandes entstanden sind.

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(letzte Änderung am 07.07.2020, abgelegt unter Diagnostik, Vernunft, Einheit, Definition, Philosophie)

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