spontan

Spontan ist was ohne erkennbare Ursache entsteht.

Immanuel Kant schreibt daher in Bezug auf den Menschen – was infolge der Freiheit des Willens entsteht (vgl. mit Kant Zitat 24).

Und man kann im Hinblick auf die Psyche der Person sagen: was ohne Absicht entsteht.

Oder im Hinblick auf die Funktion des Nervensystem was ohne äußeren Einfluss entsteht.

Demgemäß ist die Spontaneität ein Geschehen, das ohne erkennbare Kausalität – im Hinblick auf den Menschen und seine Psyche infolge des freien Willens entsteht.

Was sich demgemäß als psychisches Phänomen im Bewusstsein manifestiert, ohne dass die Person sagen könnte wie dieser Gedanke/diese Vorstellung entstanden ist.

In diesem Sinn ist der spontane Vorgang ein eigenständiges Geschehen das im eigenen Inneren auf eine passive Art und Weise – mit Bewusstheit erlebt wird – ohne dass man sagen könnte warum oder wieso es auf diese Art und Weise entstanden ist.

Oder im Hinblick auf den Körper und die körperliche Funktion, ist spontan, was unwillkürlich geschieht. Man denke hier etwa an das Nachlassen der körperlichen Spannung nach vorangehender Anspannung bzw. an die körperliche Entspannung.

Oder man denke im Hinblick auf die Psyche an das Nachlassen der psychischen Spannung, nach dem man zuvor psychisch und körperlich angespannt war. In diesem Sinn bewirkt bekanntlich die spontane psychische Entspannung die Erholung, wie sie etwa im dem erholsamen Schlaf entsteht.

Dabei  kann schon z. B. ein Gedanke oder eine Vorstellung den Entspannungseffekt befördern, der spontan der Person gerade in den Sinn kommt.

Kritisch betrachtet erkennt man, dass die freie Wahl der wesentliche Faktor der hier wirksamen komplexen Ursache ist, da diese den freien Willen und infolge das Handeln  bestimmt.

Infolge des freien Willens entsteht also die Spontaneität, insofern ein jedes Geschehen einen Grund für sein Entstehen hat (vgl. mit Kant Zitat 24).

Hier ist also die spontane freie Wahl, aus dem Unbewussten stammend, der tiefer liegend Grund dieser Kausalität.

Und es ist unser persönliches Wissen über diese Spontaneität und deren Ursache mehr oder weniger beschränkt, insofern wir in der Regel nur einzelne Faktoren kennen, die unsere Wahl und damit den freien Willen und unser Handeln bestimmen.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet ist die Spontanität eine Idee. Dabei wird diese Idee durch den Begriff der Idee erkannt, wenn ich den Sachverhalt durch das Schema der Idee geistig auffasse (vgl. mit Kant Zitat 7).

Womit deutlich wird, dass solches Wissen immer mehr oder weniger beschränktes Wissen (vgl. mit Kant Zitat 3a) ist.

Es handelt sich in den Fällen, bei denen man von einem spontanen Geschehen bzw. von einer spontanen Handlung spricht also immer um beschränktes Wissen in Bezug auf die Kausalität.

Und es gilt hier der Spruch von Karl Jaspers wenn er in Bezug auf die Psyche geschrieben hat, dass ich das Ganze als Idee nicht geradezu erkennen kann, sondern ich mich dem Ganzen als Idee durch das Schema der Idee nur nähern kann (vgl. mit Jaspers Zitat). Daher schreibt Karl Jaspers sinngemäß an anderer Stelle, dass unser Wissen von der eindringenden Art ist und an einer momentanen Grenze endet.

Schließlich gilt hier auch der Ausspruch von Sokrates, der gesagt hat: ich weiß dass ich nichts weiß – eben, weil vieles von dem was wir wissen an einem Nicht-Wissen endet.

Dies gilt in vielen Fällen unseres Wissens.

Es gilt dies in der Astronomie, in der Physik, in der Chemie, in der Biochemie, in der Biologie, in der Medizin, etwa in der Neurologie in vielen Fällen.  Und es gilt dies insbesondere in der Psychiatrie, in der Psychologie und in der Soziologie. Und es gilt dies auch in der Politik, in der Ökonomie und in vielen anderen Bereichen in denen man sowohl in der Praxis wie auch in der Wissenschaft in vielen Fällen nur beschränktes Wissen erlangen kann.

Der Begriff spontan geht zurück auf das lateinische Wort spons (sponte, vgl. spontaneus) „Antrieb, freier Wille“ (-> WikiBeitrag)

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Überlegungen zur Spontanität

Biologisch bzw. neuropsychologisch betrachtet kann man sagen, dass man bei einem spontanen Geschehen im Erleben weder die einzelnen mentalen Prozesse kennt, die im Gehirn ablaufen und dass man daher auch nicht sagen kann warum eine einzelne Aktivität bzw. ein einzelner neuronaler Vorgang und damit ein mentaler Vorgang in Erscheinung tritt. Wie man sich überzeugt hat man diesbezüglich nur sehr beschränktes Wissen. Man hat dazu also kein konkretes Wissen wie zum Beispiel Inhalte aus dem Gedächtnis aktiviert und auf die Ebene des Bewusstsseins gehoben werden, oder wie gewisse sonstige Aktivitäten des Nervensystems in Gang kommen und diese sich entweder auf der Ebene des Körpers oder auf der Ebene der Psyche in der Form des Erlebens manifestieren.

Physiologisch betrachtet kann man sagen, dass die Spontanität ein Vorgang auf der neuronalen Ebene ist, bei dem man keine physischen bzw. keine biologischen Faktoren angeben kann, die das Geschehen bewirken. Ungeachtet dessen muss man sich jedoch eingestehen, dass es letztlich viele mögliche Faktoren gibt, die entweder einzeln oder durch ihr Zusammenwirken einen neuronalen Prozess und somit eine neuronale Funktion auslösen und damit einen gewissen Vorgang bewirken. Es kann also sehr wohl eine einzelne Ursache geben bzw. es kann eine Summe von Faktoren geben, die durch ihr Zusammenwirken letztlich das Geschehen bewirkt – eben, weil man letztlich vieles nicht weiß und kennt was auf der neuronalen Ebene im Sinn der neuronalen Funktion sich abspielt.

Psychologisch betrachtet kann man sagen, dass die Spontaneität eine Erscheinung ist, die unter Umständen ein psychisches Phänomen oder ein psychopathologisches Phänomen im Sinn einer psychischen Störung bewirkt, ohne, dass man einen psychischen oder einen biologischen oder sonstigen Grund angeben kann, der zu dieser psychischen Erscheinung führt.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet ist die Spontaneität eine Einheit, die als systematische Einheit im Bewusstsein der erkennenden Person in der Form des Begriffs der Idee erscheint, wenn die Person keine fassbare Ursache und auch keine Faktoren angeben kann, die das Geschehen bewirken (vgl. mit Kant Zitat 7). Es ist dies also eine projektierte Einheit bzw. eine nur problematisch zum Grund gelegte Einheit von der man denkt, dass es sie gibt (vgl. mit Kant Zitat 8). Philosophisch betrachtet hat Immanuel Kant den Begriff der Spontanität als Folge der Freiheit definiert (vgl. mit Kant Zitat 24), insofern der Mensch infolge seiner Freiheit die Möglichkeit zur freien Wahl im Sinn des freien Willens für eine freie Entscheidung hat.

Man denkt sich also, dass es die nur problematisch zum Grund gelegte Einheit der Spontanität gibt, die dieses Geschehen bewirkt, ohne dass man eine Ursache angeben kann. Dies bedeutet, dass die systematische Einheit der Spontanität gibt, die durch den Begriff der bloßen Idee erkannt wird (vgl. mit Kant Zitat 8).

In diesem Sinn gibt es in den verschiedensten Bereichen Vorgänge bzw. Ereignisse bezüglich denen man glaubt, dass sie spontan auftreten, weil man die jeweilige Ursache und die näheren Zusammenhänge nicht kennt.

So gibt es etwa in der Natur Ereignisse, die spontan auftreten, etwa der Abgang einer Schneelawine im Gebirge, ein Erdbeben, ein Vulkanausbruch, eine Hitze- oder Kälteperiode, die man nicht vorhersehen konnte, und die trotzdem als Phänomen ohne erkennbares Dazutun spontan in Erscheinung tritt.

In der Psychologie, in der Psychiatrie und auch in der Psychotherapie kennt man die verschiedensten Ereignisse bzw. Phänomene bei denen man nicht sagen kann was deren konkrete Ursache ist. Auch in der Medizin gibt es viele Ereignisse, die spontan auftreten, ohne dass man wirklich die Ursache kennt und man dazu nur gewisse Theorien hat, ohne dass man diese beweisen kann. In gleicher Weise gibt es auch in der Technik und in vielen anderen Bereichen Vorkommnisse, die scheinbar spontan auftreten, weil man auch hier die Ursache nicht kennt und diese daher nicht angeben und benennen kann.

Spontaneität im Traum und im Wachbewusstsein

Im Traum erlebt man Dinge, ohne dass diese an der Realität kontrolliert werden. Es unterscheidet sich also der Traum in der Hinsicht vom Wachbewusstsein, dass im Traum die Assoziationen erfolgen, ohne dass diese einer Prüfung an der Realität unterzogen werden. Daher kann man im Traum z.B. fliegen, oder in die Tiefe fallen ohne sich zu verletzten usf. Bezüglich dieser Traumerlebnisse gibt es jedoch genauso eine Ursache wie bezüglich der Einfälle im Zustand des Wachbewusstseins. Der Unterschied zum Wachbewusstsein besteht jedoch darin, dass im Zustand des Wachbewusstseins gewisse Assoziationen wegen der Kontrolle an der Realität ausgeschieden werden und in der weiteren Erlebnisverarbeitung nicht berücksichtigt werden, was im Traum nicht der Fall ist.

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(letztes Änderung 13.11.2023, abgelegt unter: Definition, Philosophie, philosophische Begriffe, psychologischer Begriff, Definition)

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