Methodenbewusstsein

Das Methodenbewusstsein ist das Bewusstsein das die Grenzen der Methode beachtet, und die daraus resultierenden Konsequenzen berücksichtigt.

Es bedeutet das Methodenbewusstsein also, sich dessen bewusst zu sein, was die Methode leisten kann und was sie nicht leisten kann.

Eine Person die sich der Grenzen der angewandten Methode bewusst ist, verfügt also über die Methodenbewusstheit, die dies beachtet und berücksichtigt.

Methodenbewusstsein in der Psychiatrie:

In der Psychiatrie ist das Methodenbewusstsein wesentlich. Man sollte in der Psychiatrie beachten dass eine psychische Störung durch die philosophische Methode der Dialektik erkannt wird. Durch was kann ich die psychische Störung in der Diagnostik erkennen und durch was kann ich die psychische Störung verstehen und erklären.

Infolge des Methodenbewusstseins beachtet die Fachperson in der Psychiatrie auf welchem Weg sie die psychische Störung durch die psychiatrische Diagnose erkennt – und andererseits beachtet sie auf welchem Weg sie den Zusammenhang der psychischen Phänomene mit der jeweils zu Grunde liegenden bzw. vermuteten Ursache versteht und erklärt.

Man kann nämlich gewisse psychische Störungen psychologisch begründet verstehen und andere nur biologisch begründet. Das psychologische Verstehen führt zum Erkennen des psychischen Sachverhalts in seinem Zusammenhang. Andererseits führt das biologische Verstehen zur Erklärung warum manch eine psychische Störung infolge einer gewissen – zu Grunde liegend vermuteten (körperlichen) Ursache aufgetreten ist.

In der Psychiatrie hat das Methodenbewusstsein zur Folge, dass man als Psychiater sich dessen bewusst ist, dass der psychische Symptomenkomplex und damit die psychiatrischen Diagnose durch eine Idee erkannt worden ist. Dies hat der Psychiater und Philosoph Karl Jaspers durch die Philosophie von Immanuel Kant erkannt und in seinem Buch: „Allgemeine Psychopathologie“ aufgezeigt. Karl Jaspers hat wiederholt auf die Wichtigkeit des Methodenbewusstseins in der Psychiatrie hingewiesen. Wer dies nicht beachtet und nach der Objektivierung eines psychischen Phänomens bzw. nach der Objektivierung einer psychischen Störung strebt, der bemüht sich vergeblich. Und wie man sich überzeugt ist in der Psychiatrischen Wissenschaft und in der Psychiatrischen Forschung der Gegenwart (Stand 2018) dieses Methodenbewusstsein bei vielen Fachleuten und Forschern (noch) nicht vorhanden.

Man sollte in der Psychiatrie beachteten, dass man in diesem Bereich der Heilkunde die Erkenntnisse auf der Grundlage von psychiatrischen Ideen gewinnt. Dabei sind die in der psychiatrischen Klinik entwickelten psychiatrischen Ideen nützliche psychiatrische Konzepte.

Und es gründen  sich diese psychiatrischen Ideen bzw. diese psychiatrischen Konzepte auf bloße Ideen im Sinne von Immanuel Kant. In der Psychiatrie sollte man also beachten welche Konsequenzen aus der Grundlage des psychiatrischen Wissens resultieren. Das heißt man sollte beachteten welche Konsequenzen die Erkenntnisbasis in der Psychiatrischen Diagnostik zur Folge hat. Dies ist unter anderem für die Forensische Psychiatrie wesentlich, weil dort eine Rechtssache auf der Grundlage der psychiatrischen Diagnose beurteilt und somit auf dieser Basis entschieden wird.

Methodenbewusstsein in der Medizin

In der Medizin bedeutet das Methodenbewusstsein, dass man als Arzt sich dessen bewusst ist, dass gewisse medizinische Befunde objektiv gültig bestimmt werden können und andere – so wie in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) nur subjektiv gültig. Daher gibt es medizinische Diagnosen die allgemein gültig bestimmt werden können und andere, die so, wie die psychiatrischen Diagnosen nur subjektiv gültig bestimmt werden können, weil sie sich auf Symptome und auf nicht objektivierbare Phänomene bzw. auf Symptomenkomplexe gründen.

So wie in der Psychiatrie und in der Medizin gibt es nicht nur in Bezug auf das Erkennen und Diagnostizieren unterschiedliche Methoden, sondern auch in anderer Hinsicht und sollte man jeweils die Möglichkeiten und Grenzen der jeweiligen Methode im jeweiligen Bereich des Wissens kennen und beachten um das erlangte Wissen nicht zu überschätzen.

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(letzte Änderung 16.10.2022, abgelegt unter Definition, Diagnostik, Diagnostizieren, Dialektik, Methode)

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