Griesinger Zitat 4 : Symptomatologie Relation Gehirn-Pathologie

„§.7.

Da das Irresein nur ein Symptomenkomplex verschiedener anomaler Gehirnzustände ist, so könnte die Frage entstehen, ob sein von den übrigen Gehirnkrankheiten getrennte und abgesonderte Behandlung überhaupt zu rechtfertigen sei, ob nicht vielmehr die Psychiatrie auch äusserlich ganz in der Gehirn-Pathologie aufzugehen habe? – Allein, wenn auch von einer ferneren Zukunft Solches v  i e l l e i c h t zu erwarten steht, so wäre doch heutzutage jeder Versuch einer derartigen völligen Verschmelzung voreilig und völlig unausführbar. Wenn nur der innere Grundzusammenhang mit der sonstigen Gehirnpathologie stets im Auge behalten, wenn nur hier wie dort eine und dieselbe richtige, möglichst anatomisch-physiologische Methode befolgt wird, so wird die Gehirn Pathologie von der äusserlich abgesonderten, monographischen Bearbeitung solcher symptomatisch gebildeter Krankheiten in ihrer inneren Gliederung nicht gestört, sondern nur gefördert.“

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aus:

Wilhelm Griesinger: “Die Pathologie und Therapie der Psychischen Krankheiten”, 3. Aufl. (1871), Seite 9, Nachdruck Arts & Boeve Verlag, Nijmegen, Niederlande, ISBN 90 75541 30 X

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(letzte Änderung 18.11.2014, abgelegt unter Zitate, Psychiatrie)

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Anmerkung zum Zitat:

Es ist bemerkenswert wie Wilhelm Griesinger sich der unterschiedlichen Methoden bewusst war und eine Verschmelzung – und somit auch eine Gleichstellung der Methoden – vermieden hat, obwohl zu seiner Zeit der Begriff der psychiatrischen Phänomenologie im Gegensatz zur Physiologie noch nicht in diesem Sinn im fachlichen Sprachgebrauch in Verwendung war. Man findet somit bei Wilhelm Griesinger weitgehend die Methodenbewusstheit die Karl Jaspers wiederholt für die Psychiatrie gefordert hat und man kann sagen, dass Wilhelm Griesinger sich dessen bewusst war dass das Irresein derzeit nur phänomenologisch bzw. nur psychopathologisch erfasst werden kann. So wie er es an anderer Stelle geschrieben hat, dass derzeit die psychischen Krankheiten nur auf der Grundlage der psychischen Anomalie und damit nur psychologisch erfasst werden können (vgl. mit Griesinger Zitat).

Wie man sich überzeugt ist es bis zum heutigen Tag so geblieben und können die verschiedenen psychischen Störungen weiterhin nur auf der Grundlage der Psychopathologie bzw. nur auf der Grundlage der Phänomenologie in der Diagnostik erkannt und durch phänomenologische Einheiten in der Form der psychiatrischen Diagnosen innerhalb einer definierten psychiatrischen Klassifikation etwa der psychiatrischen ICD-10 Klassifikation oder der DSM-V Klassifikation subjektiv gültig bestimmt werden.

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