Verstehen

Das Verstehen resultiert aus dem Erkennen des Zusammenhang.

Durch das Erkennen des Zusammenhangs kann man nämlich den Sachverhalt verstehen und erklären.

Deswegen kann man auch sagen, dass man durch das Erkennen des Zusammenhangs das richtige Verständnis erwirbt.

Beziehungsweise dass man dadurch den Sachverhalt auf sinnvolle Art und Weise verstehen und erklären kann.

Mit anderen Worten kann man sagen, dass man durch das angemessene Verständnis der Sinn des Ganzen erkennen kann.

Man kann auch sagen, dass man den Sachverhalt durch das richtige Verständnis zutreffend erkennen und daher sinnvoll erklären kann.

Schließlich kann man auch sagen, dass das sinnvolle Verständnis dort endet, wo der Zusammenhang nicht richtig bzw. nicht angemessen erkannt wird, oder dort, wo er grundsätzlich nicht erkennbar ist.

Ebenso kann man sagen: durch den Verstand wird der Zusammenhang erkannt, und demgemäß beruht das Verstehen auf der Kognition (der Person), die den Zusammenhang gemäß ihrem Sinn respektive gemäß ihrem denken erkennt.

Dabei wird der Zusammenhang teils durch die Erfahrung und/oder teils durch die Überlegung erkannt.

Damit wird einsichtig, dass gewisse empirisch begründete Zusammenhänge durch ein Wahrnehmungsurteil erkannt werden, andere hingegen durch ein Erfahrungsurteil – (vgl. mit Kant Zitat 6).

Das Verstehen beruht also auf dem persönlichen Urteil teils infolge der Sinneswahrnehmung und/oder teils infolge der Überlegung, die bei der Suche nach der zutreffenden Entscheidung erkannt wird.

Dabei wird manch ein Sachverhalt durch die vernünftige Überlegung erkannt, andere jedoch allein infolge der Demonstration.

Man kann auch sagen, dass durch das Verstehen der Zusammenhang der einzelnen Glieder der Kausalitätskette erkannt wird und dadurch das Verständnis entsteht.

Durch das Verstehen kann ich den Sinn des Zusammenhangs der Glieder der Kette erkennen.

Auf diesem Weg gelangt man zur persönlichen Sichtweise.

Oder man kann auch sagen, dass man von einem gewissen Gesichtspunkt aus durch das persönliche Urteil zu einer gewissen persönlichen Ansicht gelangt.

Das Verstehen führt also zum Verständnis und es beruht das Erkennen bzw. die Kognition auf dem Verstand der jeweiligen Person.

Falls der Zusammenhang sinnvoll ist, dann kann man ihn auf dieser Grundlage rational begründet verstehen und erklären.

So hängen das Verstehen und das Erklären zusammen.

Falls etwa die Dinge/Erscheinungen/Phänomene/Tatsachen sinnvoll zusammenhängen, dann kann man den Zusammenhang auf diese Art und Weise durch eine passende Theorie rational begründet erklären.

Der Zusammenhang der Argumente bildet also den Kern der Argumentation, durch den man etwa die Kausalitätskette auf vernünftige Art und Weise verstehen und den Sachverhalt auf diese Art und Weise z. B. als Sachverständiger im Rahmen der Erörterung des eigenen Gutachtens bei Gericht plausibel erklären kann.

In der Regel beruht das Verstehen auf der Analyse in Verbindung mit der Synthese durch die der Zusammenhang von mir als Subjekt erkannt und verstanden wird.

Das Verstehen beruht somit dem Begriff der Idee durch den ich den Zusammenhang erkenne.

Ich kann auch sagen, dass das Verstehen auf der systematischen Einheit der Idee beruht, durch die ich den Zusammenhang erkenne bzw. durch die ich diesen sinnvoll erklären kann.

Daher liefert ein Konzept oder eine Theorie eine sinnvolle Erklärung bzw. das sinnvolle Verständnis durch den Begriff der Idee bzw. durch die systematische Einheit der Idee, wenn die Person die Merkmale der Idee vermittelt durch das Schema der Idee geistig auffasst (vgl. mit Kant Zitat 7).

Ich kann daher auch sagen, dass deswegen ein Konzept oder eine Theorie durch die systematische Einheit der Idee das sinnvolle Verständnis bzw. in umgekehrter Richtung die sinnvolle Erklärung liefert.

Man erkennt damit wie das Verstehen und die Erklärung durch die systematische Einheit der Idee zusammenhängen bzw. wie die systematische Einheit der Idee hier die geistige Brücke bildet.

Dabei kann das Verstehen sich auf einen Zusammenhang beziehen, den jede Person gleich versteht, weil der Sachverhalt augenscheinlich evident ist.

Oder es bezieht sich das Verstehen auf einen Sachverhalt, der nicht unbedingt von jeder Person gleich verstanden wird, weil das Verstehen von subjektiven Voraussetzungen abhängig ist, was also von Voraussetzungen abhängt, die im Subjekt gelegen sind. In einem solchen Fall handelt es sich um einleuchtende Evidenz bzw. um scheinbare Evidenz. Man kann auch sagen: es handelt sich hierbei um subjektive Evidenz, hingegen im oben genannten Fall der augenscheinlichen Evidenz um objektive Evidenz.

Wenn man versteht, dann erkennt man den Zusammenhang der verschiedenen Dinge und/oder der Erscheinungen und dieses Verstehen ist im Fall der subjektiven Evidenz subjektives Wissen, hingegen im Fall der objektiven Evidenz objektives Wissen.

Was man verstanden hat, das kann man in der Regel erklären.

Während das Verstehen eine rezeptive Fähigkeit ist, ist das Erklären eine expressive Fähigkeit. Oder man kann auch sagen: das Erklären ist eine Aussage über etwas das auf eine gewisse Art und Weise besteht – oder auf eine gewisse Art und Weise unter einem gewissen Blickwinkel angesehen bzw. betrachtet wird.

Man versteht eine Sache oder einen Sachverhalt, wenn man den Zusammenhang der Dinge erkannt hat.

Das Verstehen ergibt sich somit aus dem Erkennen.

Es kann sich dabei um einen Zusammenhang handeln, den man auf der Ebene der Objekte objektiv evident erkennen kann, oder es kann sich dabei um einen Zusammenhang handeln, den man nur auf der Ebene der Vorstellungen bzw. nur auf der Ebene der Ideen subjektiv evident erkennen kann.

Dies ist etwa beim Erkennen von psychischen Erscheinungen bzw. psychischen Phänomenen der Fall und gilt somit in Bezug auf Sachverhalte betreffend Psyche.

Das Verstehen hängt in diesem Fall von der persönlichen Sichtweise der Person ab, die mit dem Sachverhalt befasst ist. Das bedeutet dass das Verstehen in einem solchen Fall vom Subjekt abhängig ist – und liefert dies die Erklärung warum man in der Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie den Sachverhalt unter Umständen „so“ oder auch „anders“ geistig sehen kann.

Damit wird deutlich dass das Verstehen ein geistiges Phänomen ist.

Man versteht in Folge des Verstandes und findet die beste Erklärung in Folge der vernünftigen Überlegung, somit auf der Grundlage des eigenen Verstandes und der eigenen Vernunft.

Das momentane Verstehen ist die Folge des Verständnisses, das die Person im Laufe ihres Lebens bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt entwickelt hat.

Jemand der viel Erfahrung hat, kann in der Regel schneller und besser und verstehen.

Man versteht was man selbst erfahren bzw. was man selbst erlebt hat.

Was man nicht gut verstehen kann, das kann man nicht gut erklären. Im Gegensatz dazu kann man gut erklären, was man gut verstanden hat.

Wenn man den Sachverhalt versteht, dann erkennt man den Sinn oder einen möglichen Sinn.

Falls einer Person der Sachverhalt gründlich erklärt worden ist, dann kann sie ihn in der Regel angemessen verstehen, und erkennt die Person unter Umständen nicht nur den Zusammenhang, sondern auch den tieferen Sinn.

Das Verstehen ist der Schlüssel zu allem.

Durch eine Theorie kann man einen Sachverhalt unter Umständen verstehen, ohne die man ihn sonst nicht verstehen könnte.

Es gibt ein Verstehen des eigenen Inneren und ein Verstehen von Äußeren Dingen. Demgemäß gibt es ein Verstehen von inneren Zusammenhängen und ein Verstehen von äußeren Zusammenhängen. Das innere Verstehen entwickelt sich auf der Grundlage der persönlichen Erfahrung.

Das Verstehen des eigenen Inneren ist uns von Anbeginn an in einem gewissen Umfang zu eigen. Man kennt in diesem Zusammenhang das psychologische Verstehen.

Das Verstehen entwickelt sich im Laufe der Zeit auf Grundlage der persönlichen Erfahrung und auf der Grundlage der Überlegung.

Die Tiefe des Verstehens hängt also von der Weite des Zusammenhangs ab, den man erkennt/geistig sieht und sie hängt auch von der Tiefe des Verstehens der einzelnen Zusammenhänge ab falls es sich um einen komplexen Sachverhalt handelt.

Vollkommenes Verstehen bedeutet den Zusammenhang in jegliche Richtung, also unter allen möglichen Gesichtspunkten bzw. Aspekten zu verstehen.

Wir verstehen Andere auf der Grundlage des eigenen inneren Verstehens bzw. auf der Grundlage des eigenen Verstandes der sich im Laufe unseres Lebens entwickelt hat.

Durch das Verstehen entsteht bzw. entwickelt sich  der Verstand der Person. Selbst Tiere entwickeln bis zu einem gewissen Grad Verständnis bzw. haben auch sie demgemäß einen gewissen Verstand.

Man kann sagen: man versteht auf der Grundlage des Verstandes.

Das innere, psychologische Verstehen ist mehr von der passiven Art, es geschieht, es wird uns zuteil.

Das Verstehen von äußeren Zusammenhängen kommt oftmals erst durch die Erfahrung bzw. durch Erkundung zustande.

Allerdings ist das Verstehen oftmals die Frucht der Bemühung – insofern man schließlich den zutreffenden Zusammenhang erkennt.

In diesem Sinn gibt es ein absichtliches Lernen und Studieren und auch ein unabsichtliches Lernen, wie es etwa durch das Spielen geschieht.

Was wir einmal verstanden haben, können wir, wenn wir einen solchen Sachverhalt wieder erkennen spontan und damit schlagartig verstehen – auch in abgewandelter Form – weil wir gelernt haben – wie es zu verstehen ist.

Man sagt daher: man versteht intuitiv bzw. handelt es sich dabei um eine intuitive Erkenntnis.

Wenn man eine Sache bis dahin noch nicht verstanden hat, und einem die Sache bzw. der Sachverhalt erfolgreich erklärt worden ist, so sagt man: „Ja, jetzt habe ich es verstanden“. Bei uns in Österreich sagt man: „der Groschen ist gefallen“ (Anmerkung: das Sprichwort müsste nun natürlich auf Cent bzw. € geändert werden).

Nachfolgend wird das Verstehen unter verschiedenen Gesichtspunkten bzw. unter verschiedenen Aspekten noch detaillierter betrachtet:

Entwicklung des Verstehens

Das Verstehen unterliegt der persönlichen Entwicklung. Man kann die Dinge nur gemäß dem Stand der persönlichen Entwicklung verstehen. Es nützt also nichts wenn einem die Dinge erklärt werden, wenn das persönliche Verstehen eine gewisse Reife und damit eine gewisse Tiefe noch nicht erlangt hat. Daher kann man gewisse Dinge erst verstehen, nach dem man zuvor andere Dinge bereits verstanden hat. Man erkennt damit die Grenze des persönlichen Verstehens. Das Verstehen entwickelt sich somit im Laufe der Zeit auf der Grundlage der Erfahrung und auf der Grundlage der Überlegung. Das Verstehen hängt also in gewisser Hinsicht vom persönlichen Lernen ab. Man muss also gewisse Zusammenhänge bereits verstanden haben damit man weitere verstehen kann. Es gibt also eine persönliche Grenze des Verstehens. Daher können sich die Menschen oftmals nur beschränkt und unter Umständen gar nicht verstehen. Und man erkennt, dass die persönliche Grenze des Verstehens sich entwickeln kann und zwar in dem Maß wie die persönliche Sichtweise und die persönliche Erfahrung sich entwickelt.

Dabei macht man allerdings die Erfahrung, dass diese Entwicklung je nach Person und Eigenart mehr oder weniger beschränkt ist bzw. die Menschen oftmals auch nicht bereit sind in dieser Hinsicht sich zu entwickeln, oder weil die notwendigen Voraussetzungen dafür fehlen. Es gibt also Widerstände für die Entwicklung des Verstehens. Dabei können diese der betroffenen Person bewusst sein, oder sie können ihr nicht bewusst sein. Es können also diese Widerstände unter Umständen im Unbewussten der Person gelegen sein und es handelt es sich sodann um psychologische Widerstände im engeren Sinn.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet gründet sich das Verstehen auf das Erkennen. Dabei kommt dieses Erkennen durch die Analyse und Synthese der Zusammenhänge zustande.

Neurobiologisch bzw. neurophysiologisch betrachtet gründet sich das Verstehen auf das Erkennen des Zusammenhangs von  neuronalen Mustern. Dies gilt für Tier und Mensch.

Ein Hund der z. B. in Erwartung des Spaziergangs erkennt dass das Herrchen oder Frauen in der fraglichen Zeit zur Hundleine greift versteht dass es zum Spazieren geht.

In gleicher Weise falls ein Kind oder ein erwachsener Mensch den Zusammenhang erkennt basiert dies neurobiologisch betrachtet auf der sinnhaften/sinnvollen Abfolge von neuronalen Mustern. Auf diese Art und Weise erkennt ein Individuum auf Grundlage des Standes seines persönlichen Wissens was zutreffend ist. Man kann auch sagen dass es durch den neuronalen Prozess zum Abgleich von neuronalen Mustern im Nervensystem kommt und dadurch erkannt wird was zutreffend ist.

Man kann auch sagen, dass das Verstehen auf der neuronalen Funktion besteht, die verschiedene neuronale Muster miteinander vergleicht und dadurch das Individuum erkennt, ob etwas zutreffend ist oder nicht bzw. in welchem Ausmaß es zutreffend ist. Das Verstehen gründet sich also auf die neuronale Aktivität durch die diese Übereinstimmung mehr oder weniger erkannt. Dies diesen Sachverhalt bezüglich des Verstehens kann man durch diese biologische Theorie erklären.

Falls dieser Prozess des Datenabgleichs erfolgreich abgeschlossen ist, dann sagt man: jetzt hab ich „es“ verstanden. Subjektiv erlebt man dieses Verstehen als ein Nachlassen der psychischen Spannung und es tritt ein Gefühl der Erleichterung bzw. der Befriedigung ein. Daher ist man unter Umständen selbst erleichtert auch wenn die Nachricht nicht unbedingt die erfreulichste ist.

Wenn zwei Menschen sich verstehen dann „sehen sie die Sachen ähnlich“ und fühlen sich daher verstanden und in gewisser Hinsicht verbunden. Man spricht in diesem Fall von Sympathie. Wenn uns jemand versteht, dann finden wir in der Regel die Person, die dies sagt sympathisch. Man sagt dann auch die Person „schwingt“ auf der selben Wellenlänge.

Im Englischen sagt man: „agree“, im Französischen: „accord“ – im Deutschen: „einverstanden“.

Es gibt ein grundsätzliches Verstehen, das über das Verstehen einer einzelnen Sache hinausgeht.

Man spricht dann auch davon, dass die Leute von gleicher Wesensart sind.

Das gegenseitige „sich Verstehen“ befördert die gegenseitige Zuneigung.

Leute die sich verstehen finden sich gegenseitig sympathisch. Dem Wort nach heißt Sympathie: „Zusammen-erleiden“ bzw. in Bezug auf zwei Personen die sich sympathisch finden: „sie erleiden Dasselbe zusammen“

In der Therapie in der Medizin, Psychosomatik, Psychiatrie, Psychologie und im besonderen in der Psychotherapie ist das  Verstehen von großer Bedeutung. Ohne gegenseitiges Verstehen fehlt die Basis für eine positive Übertragung.

Bezüglich der Entwicklung des Verstehens ist es neurophysiologisch gesehen wahrscheinlich so, dass die vorhandenen neuronalen Bahnungen durch das wiederholte „Verstehen“ und „Verstanden-Werden“ sich „positiv“ entwickeln. Umgekehrt führt das permanente „Nicht-Verstanden-Werden“ nicht zu dieser Bahnung und kommt es wahrscheinlich auch zum Aufbau einer psychischen Spannung und in weiterer Folge zu einer ungünstigen neuronalen Entwicklung.

Während sich also im positiven Fall vorteilhafte neuronale Muster entwickeln unterbleibt dies im anderen Fall.

Grenze des Verstehen:

Die Grenze des Verstehen endet dort wo der Zusammenhang der Argumente bzw. des persönlichen Wissens endet.

Dort endet das persönliche Verstehen.

Man kann auch sagen, dass die Grenze des Verstehen sich aus der Grenze des persönlichen Erkennen des Zusammenhangs ergibt.

Dabei es kann sein, dass Wissen und damit relevante Argumente fehlen.

Oder es kann die Bereitschaft fehlen gewisse Argumente zu berücksichtigen – weil diese – aus welchen Gründen auch immer – abgelehnt und daher nicht berücksichtigt werden.

Demgemäß ergibt sich die Grenze des persönlichen Verstehen bzw. des Verständnisses der Person aus dem nicht Berücksichtigen des relevanten Zusammenhangs.

Man kann daher auch sagen, dass der Umfang des persönlichen Wissen den Horizont des Verständnisses bildet bzw. die Grenze des persönlichen Verstehen.

Unter einem anderen Blickwinkel betrachtet kann man sagen, dass die Grenze des persönlichen Verstehen durch die eigenen Vorurteile gebildet wird.

Oder unter einem anderen Gesichtspunkt betrachtet kann man sagen, dass die Grenze des persönlichen Verstehen aus der selbst gewählten Offenheit resultiert und oftmals auch aus der beschränkten Erfahrung. die sich auf den Umfang des persönlichen Wissens auswirkt.

Zur Erweiterung des persönlichen Verstehen ist also Offenheit und die Bereitschaft zu Lernen und auch die Bereitschaft sich auf neuen Erfahrungen einzulassen wesentlich.

Das richtige Verstehen ist im Leben enorm wichtig, insbesondere das zwischenmenschliche Verstehen. Daher hat in der Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie das Verstehen einen so hohen Stellenwert.

Über die Tiefe des Verstehen:

Es gibt verschiedene Grade der Tiefe des Verstehen. Es gibt ein oberflächlicheres Verstehen und ein tieferes Verstehen. Man muss zuerst die Zusammenhänge der oberflächlicheren Dinge verstanden haben bevor man fähig ist die tieferen Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen. Auf diese Art und Weise vertieft sich das Verstehen und damit das Erkennen der Zusammenhänge im Laufe der Erfahrung und als Folge der Überlegung, somit im Laufe der Zeit und in Folge des Studiums wenn man sich mit einer Thematik beschäftigt. Daher kommt es etwa vor, dass man beim Lesen eines Buches vorerst gewisse Zusammenhänge noch nicht erkennt und damit den Sinn nicht versteht. Erst wenn man später dieselbe Textstelle wieder liest erkennt man den Zusammenhang von gewissen Dingen, weil man inzwischen andere Dinge verstanden hat und nun auch diesen Zusammenhang verstehen kann. Es geht dann gleichsam ein inneres Licht auf. Bereits die Philosophen im alten Griechen haben dieses Phänomen gekannt und es Heureca bezeichnet. (-> vgl. mit Wikipedia altgriechisch εὕρηκα [hɛːǔ̯rɛːka]) – heißt Ich hab’s gefunden, -> Archimedes von Syrakus)

Weil das Verstehen eine individuelle Sache ist, die sich im Laufe des Lebens in einem Lebewesen entwickelt, kann man das Verstehen nicht als fertiges Produkt etwa in der Form einer Tablette „transportieren“ und dieser Form „übermitteln“, sondern man muss sich das Verstehen eines gewissen Zusammenhangs auf die zuvor genante Art und Weise erwerben oder man kann auch sagen verdienen. Beim Verstehen eines gewissen Zusammenhangs muss die andere Person ihrerseits an den „Punkt“ gelangt sein, wo sie den Zusammenhang erkennt und damit verstehen kann. Daher kann man z. B. ein Buch das einen persönlich sehr angesprochen hat nicht gut empfehlen, weil die andere Person sich an einem anderen „Punkt“ ihrer persönlichen Entwicklung befindet und sie daher den „Punkt“ nicht sieht bzw. den Zusammenhang nicht erkennt. Man kann daher auch sagen, dass sich die persönliche Sichtweise auf diese Art und Weise entwickelt und damit sich auch das Verständnis im Laufe des Lebens entwickelt. Es ist also so, dass die Weite und die Tiefe des Erkennens und des Verstehens der Zusammenhänge sich im Laufe der Zeit infolge des Lernens bei einer Person fortlaufend entwickelt bzw. sich fortlaufend weiter entwickeln kann, inbesondere wenn die Person aktiv und rege bleibt und die von Seiten des Nervensystems dazu erforderliche Funktionalität noch vorhanden ist. Man weiß, dass dies insbesondere im höheren Alter von großer Bedeutung ist – genau genommen natürlich auch im jüngeren Alter – nur fällt hier die Folge der zu geringen Funktionalität bzw. die Folge der eingeschränkten neuronalen Funktion in dieser Hinsicht vielfach nicht auf.

Zusammenfassend kann man über die Tiefe des Verstehens sagen: je tiefer die Zusammenhänge erkannt werden um so tiefer ist das Verstehen. Weil gewisse Dinge und deren Zusammenhänge besonders wichtig sind, solltem man sich daher mit diesen Dingen und Themen besonders intensiv beschäftigen damit man die Früchte dieser Beschäftigung in der Form des tiefen bis hin – soweit möglich – zum vollkommenen Verstehen erkennen kann. (vgl. mit Gracian Zitat, La Bruére Zitat, Kant Zitat 10, Kant Zitat 2a und die anderen Kant Zitate, weiters mit John Locke Zitat und David Hume Zitat) und mit den Yoga bzw. Meditation Zitaten (unter anderem Osho Zitat 1, Osho Zitat 1a, Osho Zitat 6a, Osho Zitat 8, und weiters Nisargadatta Maharaj Zitat 8 usf.)

Voranschreitende Entwicklung des Verstehens

Wie zuvor ausgeführt worden ist gibt es also eine voranschreitende Entwicklung des Verstehens. Es gibt eine voranschreitende Entwicklung des persönlichen Verstehens, wie diese sich in einem Individuum bzw. in einem Lebewesen in Laufe des Lebens entwickelt.

Und es gibt auch die voranschreitende Entwicklung im Verstehen, wie dieses durch die Entwicklung der Gesellschaft, durch die Entwicklung einer Gruppe in der Gesellschaft, oder durch die Entwicklung der Wissenschaft und Forschung entstanden ist.

In letzterer Hinsicht kennt man etwa die Entwicklung des Verstehens in der Geschichte bzw. in der Geschichtsforschung, in der Archäologie, in der Naturwissenschaft, also etwa in der Physik, Chemie, Biochemie, Astronomie, Biologie – und damit auch in der Medizin etwa in der Neurologiein Bezug auf das Nervensystem in der Neurophysiologie, in den Neurowissenschaften usf. In gleicher Weise kennt man auch die Entwicklung des inneren Verstehen wie dies etwa aus der Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie bekannt ist. Oder das Verstehen der Zusammenhänge in der Soziologie. Auf diese Art und Weise hat sich etwa in der Psychiatrie die  psychiatrische Klassifikation stufenweise entwickelt. Oder es hat sich auch die Psychopathologie mit ihren Begriffen stufenweise als Folge des tieferen Verstehens entwickelt. Auch im Bereich der Mediation ist die Entwicklung des Verstehens bekannt, sowohl beim einzelnen Praktizierenden wie auch bei der Materie an sich, wie dies etwa aus den Sutren (-> Wiki Beitrag) des Patanjali erkennbar ist, der diese Zusammenhänge erkannt und in diesen Lehrsprüchen in abstrakter Form formuliert und niedergeschrieben hat. ist. (vgl. mit alle Patanjali Zitate und diesem Wiki Beitrag)

Individuelles Verstehen

Das Verstehen ist grundsätzlich eine individuelle Sache. Wenn sich das Verstehen allerdings auf äußere Dinge bezieht dann verstehen die Menschen gewisse Dinge auf gleiche Art und Weise. So versteht etwa jede gesunde Person dass 2+2 = 4 ist. Wenn es jedoch um das Verstehen von Dingen geht, die nicht im Äußeren demonstriert werden können, sondern das Verstehen auf inneren Vorstellungen also auf Ideen beruht, dann gibt es mehr oder weniger große Unterschiede im persönlichen Verstehen, weil dieses von individuellen Voraussetzungen abhängig ist. Man kennt daher die unterschiedlichen Verstehensweisen je nach Geschmack, Mode, Interesse, Stand der Bildung, je nach Kultur somit je nach individueller Prägung und Entwicklung.

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Hinweis:

Weiteres zum Thema: Verstehen,

Verstehen und Erklären in der Psychiatrie

sowie Verstehen und Erklären in der Medizin

in meinem Buch:

Diagnostik, Klassifikation und Systematik in Psychiatrie und Medizin

erschienen im Verlag tredition, April 2019.

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(letzte Änderung 23.02.2024, abgelegt unter: Verstehen, Definition, Psychologie, Psychiatrie, Psychotherapie, Medizin, Neurologie, Psychosomatik, Philosophie)

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