affektive Störung

Eine affektive Störung ist eine Störung der Psyche, bei der das Gemüt und/oder die Emotion krankheitswertig beeinträchtigt sind.

Es kann bei einer affektiven Störung nämlich die Grundstimmung gestört sein (diese kann depressiv oder manisch gefärbt sein) und/oder kann die Emotion und damit die Affizierbarkeit bzw. der Affekt krankheitswertig beeinträchtigt sein.

Dies bedeutet, dass bei diesem Typ von psychischer Störung die psychische Funktion im Hinblick auf die vorherrschende Grundstimmung und/oder die Modulation/Änderung derselben auffallend abnorm sind.

Man kann auch sagen: bei einer affektiven Störung ist die  Stimmung und / oder die Modulation der Stimmung wesentlich gestört, sodass diese im Sinne einer dynamischen Einheit das Ausmaß einer psychischen Störung erlangt hat. In gewissen Fällen erreicht diese Störung das Ausmaß einer Psychose.

Ebenso kann man sagen, dass bei einer affektiven Störung eine Funktionsstörung der Psyche besteht, die wesentlich das Erleben, das Denken und Handeln der Person beeinträchtigt.

Bei einer affektiven Störung handelt es sich also um ein Merkmal einer psychischen Störung bei der das Gemüt erheblich gestört ist und bei der in vielen Fällen auch die Modulation des Gemüts krankheitswertig beeinträchtigt ist und man spricht daher in gewissen Fällen von einer Affektstörung.

Demgemäß ist eine affektive Störung ein psychopathologisches Phänomen und damit ein herausragendes Merkmal einer psychischen Störung.

Man kennt die Form der affektiven Störung bei der die Grundstimmung niedergedrückt also depressiv ist, weil hier die Grundstimmung unter der Norm gelegen ist und man bezeichnet diese Störung der Psyche als Depression  oder als depressive Störung.

Oder man kennt die gegenteilige Form der affektiven Störung bei der die Grundstimmung krankheitswertig gehoben ist und man bezeichnet diesen Zustand daher als manisch bzw. die Störung der Psyche als Manie.

Schließlich kennt man auch den Begriff der schizoaffektiven Störung und überhaupt die Affektstörungen, wie sie bei der Schizophrenie vorkommen.

Auch im Zusammenhang von sonstigen psychischen Störungen treten affektive Störungen (Affektstörungen) auf etwa beim ADHS, beim Autismus bei diversen Persönlichkeitsstörungen usf.

Ebenso können affektive Störungen bei neurologischen Störungen auftreten. Etwa bei Zustand nach Schädelhirntraum (SHT), überhaupt beim Organischen Psychosyndrom (OPS) bzw. bei einem Hirnorganischen Psychosyndrom. Auch infolge von metabolischen Störungen, wie sie in der Medizin hier insbesondere in der Inneren Medizin, in der Intensivmedizin etwa nach einer Intoxikation diagnostiziert werden, kommt es zu affektiven Störungen.

In der Psychiatrischen Diagnostik ist demgemäß eine affektive Störung häufig das Merkmal einer psychischen Störung und damit ein Kriterium einer psychiatrischen Diagnose.

Und es ist eine affektive Störung auch häufig ein Merkmal wie es im Rahmen einer geistigen Behinderung vorkommt.

Dabei wird in der Diagnostik die affektive Störung (Affektstörung) durch den psychopathologischen Begriff erfasst. Es wird diese Störung der Psyche also psychopathologisch bzw. phänomenologisch begründet erfasst. Und man kann daher sagen, dass die Diagnostik insbesondere die psychiatrische Diagnostik aber auch die Diagnostik in der Psychologie, in der Sonderpädagogik und im Behindertenwesen auf der Phänomenologie bzw. auf der Psychopathologie beruht, insofern die psychischen Auffälligkeiten durch die psychischen Merkmale unter dem Begriff der jeweiligen Idee erfasst werden.

Dabei wird dieser Sachverhalt also durch die entsprechenden psychopathologischen Phänomene mit der philosophischen Methode der Dialektik durch das Gewichten (Ponderieren) der Ideen von der diagnostizierenden Fachperson erkannt.

Auf dieser Basis erkennt etwa ein in der psychiatrischen Klinik tätiger Psychiater auf der Grundlage der Psychopathologie eine affektive Störung falls eine krankheitswertige Störung des Gemüts vorliegend ist.

Demgemäß ist die affektive Störung ein psychopathologisches Phänomen das die psychische Störung charakterisiert.

So ist etwa infolge der affektiven Störung bei der untersuchten Person die Grundstimmung und die Affizierbarkeit beeinträchtigt und man kann daher auch von einer Störung der Emotion und der Emotionalität sprechen.

Eine affektive Störung führt infolge der Ausprägung zur Beeinträchtigung der Kognition und somit kann sie eine kognitive Störung zur Folge haben. Es kann in diesem Zusammenhang die Wahrnehmung der Realität gestört sein.

Es kommt also infolge der affektiven Störung zur verzerrten Realitätswahrnehmung, weil wegen den einseitigen Emotionen und der einseitigen Gestimmtheit entweder die negativen Inhalte bevorzugt beachtet, berücksichtigt und aufgefasst werden – was bei einer Depression von schwererem Grad der Fall ist und schon bei leichter Gemütsstörung zu geringem Selbstvertrauen führt. In schweren Fällen kann es bis hin Wahn (Paranoia) etwa zum Auftreten eines Verarmungswahnes kommen.

Oder es werden, im Gegensatz dazu bei der Manie positive Inhalte bevorzugt wahrgenommen und aufgefasst und es führt dies zur Selbstüberschätzung bis hin zum Größenwahn.

Die affektive Störung bewirkt somit eine Beeinträchtigung der Assoziation bzw. führt sie zu einer Assoziationsstörung.

Als Folge der affektiven Störung kommt es also letztlich zu einer krankheitswertigen psychischen Störung.

Diese psychische Störung führt also primär zu überwertigen Ideen und es kann unter Umständen die Störung in der Realitätswahrnehmung das Ausmaß einer paranoiden Störung, somit das Ausmaß einer Paranoia erlangen. Damit hat die psychische Störung den Schweregrad einer Psychose erreicht (z.B. Verarmungswahn bei einer schweren Depression, Größenwahn bei einer Manie, Verfolgungswahn bei Schizophrenie infolge der affektiven Störung in Verbindung mit der kognitiven Störung etwa die Vorstellung verfolgt zu werden, oder bei einer Demenz infolge der affektiven Störung, der Gedächtnisstörung und der Orientierungsstörung die wahnhafte Gewissheit  bestohlen zu werden).

Das Wort Affekt stammt vom lateinischen Wort affectus Zustand, Verfassung, Gefühl, Gefühlszustand bzw. dem lat. verb afficere anregen bzw. affectum angeregt, gestimmt.

Bei den psychischen Störungen in der Psychiatrie unterscheidet man grundsätzlich eine Störung der Affekte von der Störung der Kognition.

Zum Beispiel ist eine depressive Störung eine affektive Störung bzw. eine Gemütsstörung bei der die gedrückte Gestimmtheit im Vordergrund steht und der psychische Antrieb vermindert ist. Bei dieser Form einer psychischen Störung bewegt sich die Gestimmtheit im negativen Skalenbereich. Im Gegensatz dazu herrscht bei einer manischen Störung eine krankhaft gehobene Stimmung vor und ist gleichzeitig auch der Antrieb dabei krankhaft gesteigert.

Der Affekt kann auch in sonstiger Hinsicht gestört sein. Der Affekt kann labil oder starr sein oder sonst in einer Form beeinträchtigt sein.

Die Reizbarkeit bzw. die Affizierbarkeit kann erhöht sein. Oder es kann die Reizbarkeit vermindert sein.

Störungen des Gemüts kommen bei den verschiedensten psychischen Störungen vor – unter anderem auch bei der Schizophrenie. Wenn sowohl die Gemütsfunktionen, wie auch die Denkfunktionen erheblich gestört sind dann spricht man unter Umständen von einer schizoaffektiven Störung.

Das Hauptmerkmal einer affektiven Störung ist also eine Störung des Gemüts bzw. eine Störung der Gemütserregbarkeit und in zweiter Linie auch  eine Störung der Denkfunktionen, also der Kognition.

Affektive Störungen führen zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Störung im Realitätsbezug bzw. zu einer Störung der Realitätswahrnehmung.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet wird eine affektive Störung durch die philosophische Methode der Dialektik erkannt. Es ist die affektive Störung also das Gegenteil von einer kognitiven Störung, weil hier die Kognition gestört ist bei der affektiven Störung jedoch das Gemüt. Man kann daher auch sagen, dass bei der affektiven Störung eine Störung der Thymopsyche vorliegend ist, wohingegen bei der kognitiven Störung eine Störung der Noopsyche vorliegend ist.

Man spricht daher von einer dialektischen Unterscheidung der psychischen Phänomene bzw. von der dialektischen Unterscheidung der psychopathologischen Phänomene.

Aus diesem Grund kann man berechtigt sagen, dass die psychiatrischen Diagnosen mit der philosophischen Methode der Dialektik auf der Grundlage der unterschiedlichen psychischen Phänomene bzw. auf der Grundlage der Unterschiede respektive der Gegensätze der Ideen durch das Gewichten und Vergleichen der Ideen erkannt und diagnostisch festgestellt werden. Die verschiedenen Formen der psychischen Störungen können demgemäß nach verschiedenen Typen auf der Ebene der Vorstellungen unterschieden werden und man kann die psychischen Störungen auf dieser Grundlage in der Wissenschaft systematisch studieren – wie dies Karl Jaspers erkannt hat. (vgl. mit Jaspers Zitat)

In der Psychiatrie zählen zu den affektiven Störungen die Depression mit ihren verschiedenen Formen und Typen, dazu zählen auch die Dysthymie, sodann die bipolaren affektiven Störungen mit manischen und depressiven Phasen, und die Manie mit ihren Unterformen.

Es werden in dieser Klasse bzw. in diesen einzelnen psychiatrischen Kategorien also alle psychischen Störungen erfasst, die vorwiegend das Gemüt bzw. das Gefühl betreffen.

Man erkennt damit, dass die affektive Störung bei vielen psychischen Störungen in der Psychiatrie ein wesentliches psychopathologisches Phänomen ist und es ist demgemäß dieses psychische Phänomen auch in der Psychologie in vielen Fällen von Relevanz. Desgleichen hat eine affektive Störung auch auf den Körper Auswirkungen und es ist daher dieses psychische Phänomen auch für die Medizin in verschiedener Hinsicht von Bedeutung, etwa im Hinblick auf die Entstehung eines erhöhten Blutdrucks (Hyperstonie) bei verschiedenen Vegetativen Störungen (Magendarmstörungen, Gastritis, Colitis, Colon irritabile usf.). Last but not least sei auch noch auf die Bedeutung der affektiven Störung in der Psychosomatik hingewiesen, wo bekanntlich bei verschiedenen Psychosomatischen Störungen (Anorexie, Bulimie, Eßsucht usf.) der Affekt praktisch regelmäßig gestört ist und so gesehen eine affektive Störung vorherrschend ist.

Biologisch betrachtet ist eine affektive Störung bzw. eine Affektstörung das Ergebnis einer Störung der neuronalen Funktion. Demgemäß kann man im bildgebenden Befund, wie er etwa mit der Methode der Funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) bei einer affektiven Störung erhoben werden kann gewisse Auffälligkeiten in der Aktivität des Gehirns und damit im zentralen Nervensystem sehen.

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Hinweis:

Weiteres zum Begriff affektive Störung in meinem Buch:

Diagnostik, Klassifikation und Systematik in Psychiatrie und Medizin

erschienen im Verlag tredition (April 2019).

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(letzte Änderung 21.10.2022, abgelegt unter: Definition, Emotion, fühlen, Gutachten, Psyche, Psychiatrie, psychische Störung, Psychologie, Definition, Realitätswahrnehmung, psychiatrischer Begriff)

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