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systematische Einheit

Die systematische Einheit ist die Einheit der Idee (vgl. mit Kant Zitat 7).

Es ist die systematische Einheit (der Idee) nämlich der Begriff (der Idee), der als Gegenstand in der Idee in meinem Bewusstsein erscheint, wenn ich die Merkmale der Idee vermittelt durch das Schema der Idee geistig auffasse (vgl. mit Kant Zitat 7).

Ich kann auch sagen, dass die systematische Einheit (der Idee) die Einheit eines Systems ist, das aus gleichartigen Begriffen besteht bzw. aus gleichartigen Begriffen definiert ist.

Dabei finde ich, dass die systematische Einheit der Idee entweder der Begriff eines Erkenntnisobjekts ist, das ich physisch – auf der „Ebene der Objekte“ erkennen und daher allgemein gültig bzw. objektiv gültig bestimmen kann (vgl. mit Kant Zitat 7).

Oder die systematische Einheit der Idee ist der Begriff eines Erkenntnisobjekts, das ich nur mental – also nur geistig und daher nur jenseits der physis (= Natur) – somit nur meta-physischerkennen und bestimmen kann (vgl. mit Kant Zitat 7).

Mit anderen Worten kann ich sagen, dass ich ein solches Erkenntnisobjekt nur auf der „Ebene der Ideen“ und daher nur mental – also nur geistig – erkennen kann.

Dies bedeutet, ich kann dieses Wissen nur jenseits der physis (=Natur) – also nur mental bzw. nur geistig und daher nur subjektiv gültig erkennen.

Mit nochmals anderen Worten: ich kann in einem derartigen Fall das erlangte Wissen, das vorerst nur subjektives Wissen ist, nicht allgemein gültig bestimmen.

Dies bedeutet, ich kann den Sachverhalt nicht allgemein gültig beweisen. Es gibt für derartiges Wissen also keinen allgemein gültigen Beweis.

Dies bedeutet ich kann hier die Einheit nur geistig erkennen/“begreifen“/denken/erfassen/definieren usf.

Hingegen kann ich im anderen Fall den Begriff der Idee auf ein Objekt bzw. auf  Fakten und damit auf Tatsachen zurückführen. Deswegen handelt es sich dabei um eine faktische Einheit (vgl. mit Kant Zitat 7 und Kant Zitat 9).

Falls ich die systematische Einheit also nicht auf Tatsachen zurückführen und daher nicht auf der „Ebene der Objekte“ überprüfen kann, dann ist dies die (systematische) Einheit der Idee, die ich nur mental mit anderen gleichartigen (systematischen) Einheiten vergleichen  und gegen diese gewichten kann. In einem derartigen Fall handelt es sich dabei um eine bloße Idee (vgl. mit Kant Zitat 8) im Sinne von Immanuel Kant.

An anderer Stelle spricht Kant bezüglich des Vergleichen und Gewichten der Ideen vom Ponderieren der Ideen, um dadurch die zutreffende bzw. die am besten passende Idee zu finden.

Über bloße Ideen:

Die psychologischen Begriffe einer Sprache bilden zum Beispiel ein System aus gleichartigen bloßen Ideen.

Dabei bilden die Begriffe dieser (bloßen) Ideen die systematischen Einheiten dieses Systems.

Im Fall der Diagnostik sind hier diese systematischen Einheiten die diagnostischen Einheiten – nämlich die (systematischen) Einheiten, die sich auf der „Ebene der Ideen“ durch ihre Relationen gegenseitig definieren (vgl. mit Kant Zitat 4).

Man kann bezüglich einer systematischen Einheit auch sagen, dass dies die Einheit eines Systems ist das den Zusammenhang der gleichartigen Glieder/Einheiten dieses Ganzen auf eine gewisse Art und Weise aufzeigt.  Daher kann man die Position des einzelnen Gliedes im System und die Relation zu den anderen Gliedern durch die jeweilige systematische Einheit erkennen/verstehen/erklären/definieren usf.

Oder es wird durch die systematische Einheit (der Idee) bzw. durch den Begriff (der Idee) der Zusammenhang der einzelnen Argumente und damit der Sinn der Argumentation erkannt.

Oder es wird durch den sinnvollen (sinnhaften) Zusammenhang infolge der systematischen Einheit (der Idee) etwa der Sinn der Theorie erkannt.

Oder es bilden die Glieder der systematischen Einheit (der Idee) durch ihren Zusammenhang ein (neues) Konzept das dem Ganzen z. B. einen erweiterten Sinn gibt.

Oder es wird in Bezug auf einen konkreten Sachverhalt durch die systematische Einheit (der Idee) der Sinn der Kausalitätskette erkannt.

Daher schreibt Karl Jaspers sinngemäß: wir erkennen wie mit einem Schlage – weil wir in diesem Moment den Zusammenhang als (systematische) Einheit und damit als Ganzes erkennen.

Diesbezüglich haben die Griechen den Begriff Heureka geprägt.

εὕρηκα altgriechisch „Ich habe [es] gefunden“.

Man kann daher auch sagen:

Die systematische Einheit der Idee ist also die Einheit, die infolge dieses systematischen Zusammenhangs in der Form des Begriffs der Idee im Bewusstsein der erkennenden Person als Gegenstand in der Idee erscheint (vgl. mit Kant Zitat 7).

Dabei kann man den Zusammenhang auf der „Ebene der Ideen“ durch den Begriff der Idee durch das Schema der Idee aber nur angenähert erkennen (vgl. mit Kant Zitat 7 und mit Jaspers Zitat).

Man erkennt daher die systematische Einheit der Idee – etwa in der Diagnostik – durch die Analyse in Verbindung mit der Synthese – und man kann auf diesem Weg auch die einzelnen Merkmale bestimmen, die das Schema der Idee definieren.

Man kann daher auch sagen, dass das Schema der Idee die Merkmale der Kategorie zeigt, die diese systematische Einheit der Idee charakterisieren.

Und man kann daher etwa in der Diagnostik in der Psychiatrie das Ganze als Einheit, hier etwa den charakteristischen psychischen Symptomenkomplex der psychischen Störung durch die systematische Einheit (der Idee) erkennen, und dadurch die psychiatrische Diagnose zu diesem Typus gehörig subjektiv gültig bestimmen (vgl. mit Jaspers Zitat). Oder man erkennt  in der Diagnostik in der Medizin etwa durch den spezifischen bildgebenden Befund den Knochenbruch im Röntgenbild, und kann dadurch die Zugehörigkeit der medizinische Diagnose zu dieser Gattung (Knochenfraktur) allgemein gültig bzw. objektiv gültig bestimmen. Wohingegen im Fall eines Kopfschmerzes vom Typ der Migräne die medizinische Diagnose durch den Symptomenkomplex nur subjektiv gültig erkannt und bestimmt werden kann (vgl. mit Jaspers Zitat), weil ich hier kein Faktum auf der der „Ebene der Objekte“ demonstrieren kann.

Das Schema der Idee zeigt also die Merkmale der systematischen Einheit der Idee (vgl. mit Kant Zitat 7) und daher die Merkmale der Kategorie, die diese Einheit charakterisieren, falls sie sich auf einen definierten Typus bezieht.

Oder es zeigt in einem anderen Fall das Schema der Idee die Merkmale der Gattung und es wird hier die Zugehörigkeit zu dieser diagnostischen Einheit durch diesen Gegenstand schlechthin erkannt, weil es sich hier um ein Erkenntnisobjekt handelt das dem Verstand und der Vernunft tatsächlich gegeben ist und das man daher durch die spezifischen Merkmale des Objekts objektiv gültig bzw. allgemein gültig bestimmen kann (vgl. mit Kant Zitat 7).

Durch dieses Schema kann also die erkennende Person die charakteristischen oder die spezifischen Merkmale der Idee bzw. die der diagnostischen Einheit geistig erfassen (vgl. mit Kant Zitat 7) und dadurch dieses Erkenntnisobjekt entweder subjektiv gültig oder objektiv gültig erkennen und bestimmen.

Schließlich kann man auch sagen:

Der Begriff der Idee ist die systematische Einheit durch den ich die Merkmale der Idee — in Bezug auf dieses Erkenntnisobjekt – geistig auffassen kann  (vgl. mit Kant Zitat 7).

Weil eine systematische Einheit mit anderen gleichartigen systematischen Einheiten auf der „Ebene der Ideen“ ein definiertes System bildet, hat Immanuel Kant eine solche Einheit, treffend als systematische Einheit bezeichnet, insofern sie nicht auf ein Objekt zurückgeführt und auf dieser Grundlage als Gegenstand schlechthin bestimmt werden kann (vgl. mit Kant Zitat 7).

Es ist der erkennenden Person die systematische Einheit der Idee also nur als Gegenstand in der Idee gegeben (vgl. mit Kant Zitat 7) – und man kann daher auch sagen: sie ist ihr nur als geistiges respektive nur als mentales Erkenntnisobjekt gegeben.

Und es kann daher eine solche Einheit auf Grundlage ihrer Merkmale nur auf der „Ebene der Ideen“ in einem System bestehend aus systematischen Einheiten auf Grundlage der Systematik erkannt und bestimmt werden.

In einem solchen Fall handelt es sich bei der systematischen Einheit um eine ideologische Einheit und es ist in einem solchen Fall die systematische Einheit eine zweckmäßige Einheit (vgl. mit Kant Zitat 3a) im Sinne von Immanuel Kant.

Man kann auch sagen:

In einem solchen Fall ist die systematische Einheit eine projektierte Einheit (vgl. mit Kant Zitat 5).

Schließlich kann man auch sagen: es ist diese Einheit eine Vernunfteinheit.

Es handelt sich in einem solchen Fall also um eine nur problematisch zum Grund gelegte Einheit (vgl. mit Kant Zitat 8), die durch den hypothetischen Vernunftgebrauch erkannt wird (vgl. mit Kant Zitat 5).

Und schließlich kann man in gewissen Fällen auch sagen, dass es sich bei dieser systematischen Einheit um den Begriff einer transzendentalen Idee handelt (vgl. mit Kant Zitat 8a) der sich auf ein transzendentales bzw. ein transzendentes Erkenntnisobjekt bezieht.

Eine systematische Einheit ist also eine ganz andere Einheit als eine vorzeigbare/demonstrierbare Einheit bzw. als eine real existente Einheit, die man als faktische Einheit auf der „Ebene der Objekte“ bzw. auf der Ebene der Fakten objektiv gültig und damit allgemein gültig bestimmen kann. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Durch die Zergliederung der systematischen Einheit gelangt man zu den Merkmalen der Idee.

Die systematische Einheit der Idee und auch deren Schema werden durch die Abstraktion (infolge der Analyse und Synthese) erkannt.

Eine systematische Einheit ist uns in unserem Bewusstsein vorerst immer nur als Gegenstand in der Idee gegeben, wohingegen eine demonstrierbare Einheit uns als Gegenstand schlechthin gegeben ist. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Eine systematische Einheit kann man nur subjektiv evident erkennen, wohingegen eine Einheit, die uns als Gegenstand schlechthin gegeben ist und die uns daher als faktische Einheit gegeben ist objektiv evident erkennen kann.

Wenn man eine systematische Einheit nicht auf ein Objekt zurückführen und auf dieser Grundlage allgemein gültig bestimmen kann, dann muss diese Einheit auf der Ebene der Ideen definiert werden, und es ist daher eine solche Einheit eine systematische Einheit eines Systems bestehend aus gleichartigen systematischen Einheiten.

Man muss also unterscheiden, ob sich eine Idee auf ein Erkenntnisobjekt bezieht das man auf der Ebene der Objekte bestimmen kann (z.B. eine medizinischen Verdachtsdiagnose, die man auf der Ebene der Objekte überprüfen kann, womit man die Idee und damit in diesem Fall die systematische Einheit auf ein Objekt zurückführen und auf dieser Grundlage allgemein gültig bestimmen kann.  (vgl. mit Kant Zitat 7)

Oder es handelt sich bei einer Einheit um eine systematische Einheit, die man nur auf der Ebene der Vorstellungen bzw. nur auf der Ebene der Iden erkennen und bestimmen kann. Dies ist z.B. bei einer psychiatrischen Diagnose und auch bei einer psychiatrischen Verdachtsdiagnose der Fall, weil man eine solche Einheit bzw. eine solche Diagnose nur auf der Ebene der Ideen erkennen und auch nur auf dieser Ebene überprüfen kann. In einem solchen Fall handelt es sich also um eine aus der Erfahrung abgeleitete Idee bzw. eine aus der Erfahrung abgeleitete diagnostische Einheit, die sich möglicherweise zwar hinreichend bewährt hat, die man jedoch nicht am Probierstein der Erfahrung prüfen bzw. überprüfen kann (vgl. mit Kant Zitat 10) und wie man sich überzeugt handelt es sich dabei um eine bloße Idee (vgl. mit Kant Zitat 8).

Dies trifft z.B. für den Begriff einer psychologischen Idee zu (vgl. mit Kant Zitat 4) und es trifft dies auch für den Begriff einer psychiatrischen Idee zu. Es sind dies also lauter systematische Einheiten (vgl. mit Kant Zitat 7). Eine solche systematische Einheit ist eine auf der Ebene der Ideen definierte Einheit. Man kann eine solche systematische Einheit bzw. eine solche Idee nur durch den Vergleich mit anderen Ideen erkennen, und hier etwa in der Diagnostik bestimmen.

So wird zum Beispiel in der Psychologie auf der Ebene der Ideen erkannt, ob eine Person „glücklich“ oder „traurig“ ist. Oder es wird in der Psychiatrie auf der Ebene der Ideen durch den Vergleich von Ideen erkannt, ob eine Person „depressiv“ ist.  Diese Einheiten sind systematische Einheiten, da diese Einheiten in ihrer Gesamtheit mit anderen gleichartigen systematischen Einheiten ein System bilden und die einzelne Einheit in Bezug auf ihr Zutreffen nur innerhalb dieses Systems erkannt werden kann. Dies ist zum Beispiel bei einer psychischen Störung der Fall, die durch die zutreffende psychiatrische Einheit innerhalb einer psychiatrischen Klassifikation erkannt wird. Oder es ist dies bei den psychologischen Begriffen einer Sprache der Fall, wo die einzelnen psychologischen Begriffe im Laufe der Zeit durch ihre situationsbezogene Verwendung und damit durch die gegenseitige „Abstimmung“ implizit definiert worden sind. Dadurch hat sich der Bedeutungsgehalt dieser Begriffe herausgebildet bzw. sind sie dadurch definiert worden. Im Übrigen hat man auch im Rahmen der Operationalisierung der psychiatrischen Klassifikationen, etwa der ICD-Klassifikationen und der DSM Klassifikationen, auf diese Art und Weise die psychiatrischen Einheiten systematisch aufeinander in Bezug auf ihre Grenzen abgestimmt, und es bilden daher solche aufeinander abgestimmte systematische Einheiten eine „operationalisierte Klassifikation„. Es zeigen die psychiatrischen Kategorien der operationalisierten psychiatrischen Klassifikation also die Merkmale der Schemata der psychiatrisch-diagnostischen Ideen dieser Klassifikation. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Viele Begriffe  die wir im Alltag verwenden sind systematische Einheiten. Eine systematische Einheit kann implizit definiert sein, oder sie kann explizit definiert sein. So sind z.B. die Begriffe der psychologischen Ideen: „glücklich“, „traurig“, „fröhlich“, „ängstlich“ usf. implizit durch den täglichen Sprachgebrauch definierte systematische Einheiten. Im Gegensatz dazu ist z.B. die psychiatrische Diagnose „mittelgradig depressiv“ – bzw. „mittelgradige depressive Episode“ F.32.1 eine diagnostische Einheit, die in der psychiatrischen ICD-10 Klassifikation durch eine Expertenkommission in Bezug ihre Grenzen explizit definiert worden ist.

Eine systematischen Einheit ist also eine Einheit, die auf der Ebene der Vorstellungen (implizit oder explizit) definiert ist.

Neben diesen systematischen Einheiten in der Psychologie und Psychiatrie gibt es auch noch viele andere systematische Einheiten.  So beruhen etwa die Rechtsnormen (Gesetze) auf systematischen Einheiten, die ebenfalls gemäß einer Konvention definiert und aufeinander abgestimmt worden sind, damit die rechtskundige Fachperson (Richter/Rechtsanwalt/Notar) den konkreten rechtlichen Sachverhalt/Kasus einem bestimmten Gesetz subsumieren kann, indem sie subjektiv gültig prüft und schließlich feststellt ob die Kriterien dieser Rechtsnorm hinreichend erfüllt werden.

Eine systematische Einheit wird also durch den Begriff der jeweiligen Idee erfasst (vgl. mit Kant Zitat 7) und es ist der Begriff einer bloßen Idee ein regulativer Begriff  falls er sich auf eine projektierte Einheit bezieht.

Der Begriff systematische Einheit aus der Sicht der Biologie betrachtet

Neurobiologisch betrachtet entsteht die systematische Einheit (der Idee) im Bewusstsein des erkennenden Lebewesens durch den individuellen neuronalen Prozess im Nervensystem.

Es entsteht also nicht nur im menschlichen Gehirn eine systematische Einheit, sondern auch im  animalischen Nervensystem infolge der neuronalen Funktion, die etwa das Erkennen eines anderen Tieres des Rudels leistet. Man denke an ein Tier das ein anderes Tier auf Grund des Aussehens oder durch den Geruch erkennt. Demgemäß kann man berechtigt sagen, dass das zentrale Nervensystem dieses Lebewesens zur Analyse und Synthese bzw. zur Integration bis zu einem gewissen Grad fähig ist, und es daher die systematische Einheit (der Idee) durch die in ihm vorhandenen aktiven „Analysatoren“ und „Integratoren“ im Sinne des russischen Physiologen Iwan Petrowitsch Pawlow erkennt (vgl. mit Pawlow Zitat).

Mit anderen Worten kann man sagen, dass infolge der neuronalen Aktivität im zentralen Nervensystems des Tieres durch die Leistung der Analysatoren und Integratoren die entsprechende Vorstellung und so das Tier das andere Tier erkennt.

Weiteres über systematische Einheiten in der Medizin

In der Medizin ist z.B. die diagnostische Einheit: „Migräne“ eine systematische Einheit, wohingegen die diagnostische Einheit: „Herzinfarkt“ eine faktische Einheit ist. Die Einheit bzw. die Diagnose Migräne wird nämlich durch den charakteristischen Symptomenkomplex erkannt, ohne dass man diese diagnostische Einheit auf ein Faktum zurückführen und auf diese Grundlage bestimmen kann. Hingegen wird die Verdachtsdiagnose Verdacht auf Herzinfarkt primär zwar auch durch den Symptomenkomplex (etwa unklare Brustschmerzen, Schwäche, Angst, Kraftlosigkeit etc.) erkannt, letztlich kann die Diagnose aber durch den objektiven Enzymbefund und eventuell auch weitere objektive körperliche Befunde (EKG-Befund etc.) diagnostisch allgemein gültig bestimmt (vgl. mit Kant Zitat 7).

Es gibt in der Medizin also systematische Einheiten, die letztlich in objektive Diagnosen überführt werden können bzw. wird nach der diagnostischen Abklärung die vorläufige Verdachtsdiagnose, die eine systematisch Einheit ist, durch eine objektiv bestimmbare Einheit abgelöst. Daneben gibt es in der Medizin allerdings eine große Anzahl von systematischen Einheiten, die nicht objektiviert werden können, und die daher lediglich in Form der Begriffe der Ideen und daher nur als systematische Einheiten erkannt werden können.

So zum Beispiel neben der genannten Migräne die neurologische Diagnose: Spannungskopfschmerz, oder sind die internistischen Diagnosen: vegetative Dystonie, Fibromyalgie, Somatoforme-Schmerzstörung und sonstige funktionelle Diagnosen Diagnosen die durch systematische Einheiten erkannt werden, insofern diese Diagnosen nicht auf der Ebene der Objekte allgemein gültig überprüft werden können, weil sie sich auf einen nicht objektiverbaren Symptomenkomplex gründen.

Weil eine systematische Einheit auf der Ebene der Vorstellungen definiert ist, kann eine solche Einheit nicht „physisch“ bestimmt werden, sondern man kann sie nur auf der Ebene der Vorstellungen – also nur auf der Ebene der Ideen – durch den Vergleich von Ideen erkennen und auf dieser Grundlage entscheiden, ob eine solche Einheit auf einen Sachverhalt zutrifft. Es kann eine solche systematische Einheit also nicht am Probierstein der Erfahrung geprüft bzw. überprüft werden. (vgl. mit Kant Zitat 10)

Daher ist eine solche Einheit der Begriff einer bloße Idee (vgl. mit Kant Zitat 8) im Sinn von Immanuel Kant und es ist daher der Begriff einer solchen systematischen Einheit ein regulativer Begriff.

Es wird also in der Medizin ein nicht objektivierbarer Symptomenkomplex etwa in den Fachbereichen: Innere Medizin, Neurologie, Gynäkologie, Orthopädie durch eine systematische Einheit erfasst.

 

Weiteres über systematische Einheiten in der Psychiatrie

In der Psychiatrie wird z. B. die diagnostische Einheit Schizophrenie durch den Begriff der Idee erkannt der eine systematische Einheit im Bewusstsein der erkennenden Fachperson erscheint, wenn diese die typischen Merkmale der psychischen Störung durch das (diagnostische) Schema der (diagnostischen) Idee geistig auffasst (vgl. mit Kant Zitat 7). Man kann auch sagen, dass der charakteristische psychische Symptomenkomplex durch die systematische Einheit der diagnostischen Idee erfasst wird. Auf dieser Grundlage hat z. B. der Psychiater Eugen Bleuler diese psychische Störung Schizophrenie erkannt und deren Merkmale beschrieben und dadurch diese diagnostische Einheit definiert. (vgl. mit Bleuler Zitat 2)

In der Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie sind die diagnostischen Einheiten und auch sonstige Einheiten, etwa die Einheiten der psychologischen Phänomene und der psychopathologischen Phänomene ebenfalls systematische Einheiten (vgl. mit Kant Zitat 7 und mit Kant Zitat 8). Bemerkenswert ist, dass z.B. eine psychiatrisch-diagnostische Einheit nicht nur durch Kriterien definiert ist, die aus der persönlichen Untersuchung der betroffenen Person abgeleitet werden, sondern, dass in der Psychiatrie oftmals wesentliche Kriterien für eine psychiatrische Diagnose sich aus den außenanamnestischen Befunden ergeben, also z.B. aus den Angaben der Angehörigen, Pflegepersonen oder sonstigen Personen, die das Verhalten und Reagieren der betroffenen Person beobachtet haben. Es werden in der Psychiatrie z.B. bei der klinischen Beurteilung, ob z.B. eine Demenz vorliegt, oder, ob sonst eine psychische Störung vom Schweregrad einer Psychose vorliegt, diagnostische Kriterien verwendet, die nicht nur aus der klinischen Untersuchung der betroffenen Person sich ergeben, sondern, die aus anderen Quellen stammen und letztlich wesentliche Kriterien dieser systematischen Einheit sind. Dies ist so, weil es sich bei einer psychiatrischen Diagnose um die Einheit einer psychiatrischen Idee handelt, unter der die einzelnen Kriterien durch den Bezug auf das Schema dieser diagnostischen Idee, nämlich durch den Bezug auf die psychiatrische Kategorie erfasst werden, wobei hier das (diagnostische) Schema der (diagnostischen) Idee die Merkmale der Kategorie aufzeigt (vgl. mit Kant Zitat 7 und mit Jaspers Zitat).

Solche systematische Einheiten sind also durch die jeweiligen Ideen definiert und es werden gesundheitliche Störungen unter diesen systematischen Einheiten diagnostisch erfasst, falls der jeweils vorgefundene Symptomenkomplex dem diagnostischen Schema der jeweiligen (diagnostischen) Idee hinreichend genügt.

In der Psychiatrie kann man mit Hilfe dieser systematischen Einheiten die Vielfalt der krankheitswertigen psychischen Erscheinungen systematisch – das heißt nach einem gewissen System – also gemäß einer gewissen Ordnung erfassen. Man kann damit also die Vielfalt der krankheitswertigen Erscheinungen der Psyche auf Grundlage der unterschiedlichen psychischen Phänomene unter verschiedenen Gesichtspunkten erfassen. (vgl. mit Jaspers Zitat 11)

In gleicher Weise kann ein Arzt in der Medizin die systematischen Einheiten, die sich auf Symptome und auf nicht objektivierbare Phänomene beziehen ohne Kenntnis der Ätiologie der jeweiligen gesundheitlichen Störung die diagnostische Einheit respektive die medizinische Diagnose auf dieser Grundlage in der medizinischen Wissenschaft systematisch studieren (z.B. die Diagnosen: Migräne, Spannungskopfschmerz, Fibromyalgie, und sonstige Schmerzsyndrome, sowie auch andere funktionelle Diagnosen).

All diese Einheiten wie sie in der Medizin definiert sind, und wie sie auch in der Alternativmedizin und Komplementärmedizin gemäß den verschiedenen Theorien mit der Hilfe eines Konzepts in der Diagnostik erfasst werden, kann man mit der Hilfe solcher systematischer Einheiten unter gewissen Gesichtspunkten systematisch erfassen und studieren. (vgl. mit Jaspers Zitat 11)

Mit anderen Worten: man kann mit der Hilfe solcher systematischen Einheiten die Vielfalt der Erscheinungen auf der Grundlage der unterschiedlichen Symptomenkomplexe gliedern, und diese sodann systematisch studieren. So kann man z.B. herausfinden welche Therapie bei einem gewissen Symptomenkomplex im Vergleich zu einer anderen Therapie von Vorteil ist.

Die reine Vernunft kann also der Natur durch solche systematischen Einheiten nach allen möglichen Prinzipien der Einheit nachgehen um den Zweck – hier in der Heilkunde – die gesundheitliche Besserung im günstigen Fall die Heilung zu erlangen (vgl. mit Kant Zitat 2a)

Damit wurde es z.B. in der Psychiatrie möglich die krankheitswertigen Erscheinungen der Psyche, und in der Medizin die körperlichen Krankheiten/gesundheitlichen Störungen nach unterschiedlichen phänomenologischen Gesichtspunkten – also auf der Grundlage der Phänomenologie und in der Psychiatrie auf Grundlage der Psychopathologie systematisch zu erfassen und infolge systematisch zu studieren.

Man kann also durch solche systematische Einheiten die Vielfalt der Erscheinungen in verschiedenen Bereichen durch die verschiedenen klinischen Erscheinungsbilder auf der Grundlage der unterschiedlichen Symptomenkomplexe systematisch erfassen, klassifizieren und in der jeweiligen Wissenschaft systematisch studieren.

Auf diese Art und Weise konnte man etwa in der Psychiatrie die Vielfalt der krankheitswertigen psychischen Erscheinungen gemäß den unterschiedlichen psychische Störungen in der Diagnostik erfassen und klassifizieren, und diese auf der Grundlage der Unterschiedlichkeit in der psychischen Anomalie (vgl. mit dem Griesinger Zitat)

Auch in der Medizin konnte man, und kann man gesundheitliche Störungen bzw. verschiedene Krankheitsbilder, die man lediglich auf der Grundlage von klinischen Erscheinungen erfasst in der jeweiligen Wissenschaft systematisch studieren (so etwa auch die unterschiedliche Bilder wie sie in der Histopathologie und in der Zytopathologie im Mikroskop zur Anschauung gelangen).

In diesem Sinn sind diese systematischen Einheiten sehr nützlich auch wenn man gar nichts Näheres über die Ursachen – also nichts näheres über die Ätiologie der jeweiligen gesundheitlichen Störung sagen kann, weil es sich hierbei um eine Krankheitseinheit handelt die man im Hinblick auf die Ätiologie nicht näher bestimmen kann.*

Allerdings konnte man auf der Grundlage der Zusammenhänge wie man sie beobachtet hat verschiedene Theorien bilden, die das Auftreten der jeweiligen gesundheitlichen Störung erklären.

So sind z.B. in der Psychiatrie diverse Theorien entstanden, und es sind auch in der Medizin in den verschiedenen Bereichen diverse Theorien entstanden. In der Psychotherapie sind z.B. die Theorien von Sigmund Freud, oder die Theorien von Alfred Adler und C.G. Jung auf Grundlage der systematischen Einheiten der jeweiligen Ideen/Konzepte entstanden.

In der Psychiatrie konnte man auf der Grundlage der diagnostischen Einheiten – die systematische Einheiten sind – die biologischen Theorien bilden, die den Zusammenhang der psychischen Phänomene mit den biologischen Ursachen erklären und etwa in der biologische Psychiatrie und in den Systemischen Neurowissenschaften näher untersucht werden.

Systematische Einheiten in der Neurologie:

Zum Beispiel kann man die neurologische Störung die man durch den neurologischen Symptomenkomplex: einseitiger Kopfschmerz, Lichtscheuheit, Übelkeit, Erbrechen usf. erfasst nur durch die systematischen Einheit (der diagnostischen Idee)  erkennen, falls man die Merkmale dieser diagnostischen Einheit durch das (diagnostische) Schema (der diagnostischen Idee) geistig auffasst. Analoges gilt für viele andere neurologische Diagnosen.*

Systematische Einheiten in der Alternativmedizin, Komplementärmedizin, Psychosomatik und Psychotherapie:

In der Alternativmedizin, Komplementärmedizin, Psychosomatik und Psychotherapie kann man eine gesundheitliche Störung oder Störung des Psyche und des Verhaltens grundsätzlich nur durch eine systematische Einheit erkennen, weil in diesen Bereichen der Heilkunde und in der Psychotherapie der jeweilige Sachverhalt auf Grundlage einer Theorie jeweils durch ein Konzept bzw. durch eine bloße Idee erfasst wird.

 

Weiteres über systematisch Einheiten in der Psychologie

In der Psychologie wird z. B. der Begriff Intelligenz durch die systematische Einheit der Idee erkannt, die als Gegenstand in der Idee und damit als der Begriff der Idee im eigenen Bewusstsein erscheint. Oder die Einheit das „Unbewusste„, das „Verdrängte“ oder die geistige Einheit „Komplex“ usf. sind sämtliche systematische Einheiten Sinne von Immanuel Kant durch die man gewisse andere Erkenntnisobjekte durch den Bezug auf die jeweilige Idee erkennen bzw. auffassen kann. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Auf Grundlage dieser systematischen Einheiten ist das wissenschaftliche Studium der psychologischen Zusammenhänge durch diese psychologischen Begriffe entstanden.

In der Psychologie ist also die psychologische Wissenschaft auf Grundlage dieser systematischen Einheiten entstanden, und man kann auch von der Psychotherapie als Wissenschaft analoges sagen.

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Über systematische Einheiten in der Rechtsprechung:

In der Rechtsprechung sind viele Begriffe systematische Einheiten und damit auch zweckmäßige Einheiten im Sinne von Immanuel Kant. So etwa die Begriffe: Schuldfähigkeit, Diskretionsfähigkeit, Dispositionsfähigkeit, Diskretionsfähigkeit, Geschäftsfähigkeit, Testierfähigkeit, Verhandlungsfähigkeit,”Arbeitsfähigkeit”, “Minderung der Erwerbsfähigkeit”, “Leistungskalkül” usf.

Systematische Einheiten im Gutachterwesen

Im Gutachterwesen kann ein Sachverständiger nur auf der Ebene seiner Vorstellungen somit nur auf der Ebene der Ideen Sachverhalte geistig durch den Begriff einer Idee geistig auffassen der eine systematische Einheit ist. Man ist also im Gutachterwesen ständig mit systematischen Einheiten befasst durch die man Zusammenhänge erkennt bewertet und beurteilt.

Auf der Ebene seiner Vorstellungen vergleicht der Sachverständige, ob der Sachverhalt etwa im Sinn eines vorgegebenen Kriteriums erfüllt ist. Etwa ob etwa unter Berücksichtigung der gesundheitlichen Einschränkung Arbeitsfähigkeit in einem gewissen Ausmaß gegeben ist. Oder der Gutachter beurteilt auf der Ebene seiner Vorstellungen bzw. auf der Ebene seiner Ideen, ob eine relevante Selbstgefährdung oder eine  relevante Fremdgefährung in Folge einer psychischen Störung im Sinn der Dispositionsfähigkeit und Diskretionsfähigkeit gegeben ist und daher etwa die Behandlung gegen den Willen des Betroffenen unter Umständen in einer Klinik durch zuführen ist. Oder es beurteilt der psychiatrische Gutachter, ob die Geschäftsfähigkeit oder die Testierfähigkeit gegeben ist. Oder eine begutachtende Fachperson beurteilt ob eine relevante Minderung der Erwerbsfähigkeit vorliegend ist. Bei all diesen Begriffen bzw. bei all diesen Schemata dieser gutachterlichen Einheiten handelt es sich um systematische Einheiten, in Bezug auf die vom befassten Gutachter auf der Ebene seiner Vorstellungen subjektiv gültig festgestellt wird, ob die jeweiligen Kriterien hinreichend erfüllt sind. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Systematisch Einheiten in anderen Wissensbereichen

Zum Beispiel in der Justiz ist eine Rechtsnorm (ein Gesetz) eine systematische Einheit, oder sind viele Einheiten bzw. Begriffe in der Soziologie, in der Ökonomie usf. systematische Einheiten, durch die man Sachverhalte durch den Bezug auf diese Ideen erfasst (vgl. mit Kant Zitat 7). All diese systematischen Einheiten sind im Laufe der Zeit im jeweiligen Wissenschaftsbereich entweder explizit definiert worden oder es hat sich durch den Gebrauch der Begriff im Laufe der Zeit im Bedeutungsgehalt entwickelt und er ist damit in Bezug auf seine Definition implizit entstanden. In der Jurisprudenz spricht man von der Subsumption eines Sachverhalts unter die jeweilige Kategorie. Damit handelt es sich also um die Subsumption unter das Schema der jeweiligen Idee. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Evidenz mit der eine systematische Einheit erkannt wird

Eine systematische Einheit kann nur auf der Grundlage von subjektiver Evidenz erkannt werden. Eine systematische Einheit wird also mehr oder weniger einleuchtend evident erkannt wohingegen eine objektiv bestimmbare Einheit augenscheinlich evident erkannt wird. Dieser Sachverhalt sollte in der Wissenschaft beachtet und berücksichtigt werden.

Validität und Reliabilität einer systematischen Einheit

Eine systematische Einheit kann nur beschränkt valide und damit auch nur beschränkt reliabel erkannt werden, weil es sich dabei um den Begriff einer Idee handelt. (vgl. mit Kant Zitat 3a)

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(letzte Änderung 25.08.2023, abgelegt unter: Alternativmedizin, Biologie, Definition, Diagnostik, Diagnostizieren, Einheit, systematische Einheit, Erkennen, Erkenntnis, Evidenz, Gutachten, Heilkunde, Medizin, Neurologie, Philosophie, philosophische Begriffe, Psyche, Psychologie, Psychosomatik, Psychotherapie, Rechtsprechung, Validierung, Wissenschaft)

zuletzt pos. 1 am 07.12.2022

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