Ideen in der Medizin und Psychiatrie, 1. Teil

Eine Idee ist eine Vorstellung.

Idee (gr. εἶδος (eidos) / ἰδέα (idea) = Vorstellung, Urbild)

In der Medizin und Psychiatrie gibt es Ideen, die sich auf die Ursachen der gesundheitlichen Störungen beziehen.

In der Medizin kann eine diagnostische Idee, die sich auf eine körperliche Ursache bezieht in vielen Fällen überprüft werden. Es kann geprüft bzw. überprüft werden, ob die Idee zutrifft oder nicht.

In einem solchen Fall kann die sogenannte Verdachtsdiagnose einer Prüfung unterzogen werden und sodann objektiv entschieden werden ob die Diagnose zutrifft oder nicht.

Eine Verdachtsdiagnose, die sich auf eine körperliche Ursache bezieht, kann also in vielen Fällen durch den Nachweis von gewissen körperlichen Zeichen (Merkmalen) bestätigt oder ausgeschlossen werden. Zum Beispiel kann die Verdachtsdiagnose: „Verdacht auf Herzinfarkt“ durch Laboruntersuchungen (durch den Nachweis von erhöhten spezifischen Enzymwerten) bestätigt oder ausgeschlossen werden. Der Verdacht auf einen Knochenbruch kann durch eine Röntgenuntersuchung bestätigt oder ausgeschlossen werden usf.

In der Psychiatrie spricht man eigentlich nicht von Verdachtsdiagnosen, weil man in der Psychiatrie Diagnosen nicht „physisch“ überprüfen kann. Man kann nur bei manchen psychiatrischen Diagnosen das In-Erscheinung-treten der psychischen Störung „physisch“ erklären, wenn man gewisse „physische“ Merkmale findet. Dies ist bei den psychiatrischen Diagnosen der Fall, die der 1. Schicht der Schichtenregel von Karl Jaspers zuzuordnen sind. So kann man beispielsweise bei manch einem Rauschsyndrom Alkohol in der Atemluft oder im Blut nachweisen, und das Rauschsyndrom dadurch erklären.

Psychiatrische Diagnosen gründen sich auf psychologische Ideen. Immanuel Kant hat aufgezeigt, dass psychologische Ideen bloße Ideen sind (vgl. mit Kant Zitat 4). Daher können psychiatrische Ideen nicht „physisch“ validiert bzw. objektiviert werden. Immanuel Kant sagt daher, dass eine solche Idee nicht am Probierstein der Erfahrung geprüft werden kann. (vgl. mit Kant Zitat 10)

Tatsächlich findet man dies in der psychiatrischen Praxis und Wissenschaft bestätigt. Man kann weder in der psychiatrischen Praxis, noch in der psychiatrischen Wissenschaft durch „physische“ Parameter eine psychiatrische Diagnose objektiv überprüfen. Mit anderen Worten: Man kann psychiatrische Diagnosen nicht validieren. Daher sagt Karl Jaspers, dass man psychiatrische Diagnosen nur nach einem Typus feststellen kann. (vgl. mit Jaspers Zitat)

Tatsächlich kann man bei einem psychiatrischen Sachverhalt nur feststellen, ob er dem Ideal – wie dieses durch die psychiatrisch-diagnostische Kategorie definiert worden ist – mehr oder weniger entspricht. Wenn der Fall typisch ist, dann entspricht er diesem Ideal weitgehend, wenn er nicht typisch ist, dann entspricht er dem Ideal nur in geringem Maße. Eine psychiatrische Diagnose ist also eine relative Erkenntnis, und keine absolute Erkenntnis!

Im Gegensatz dazu sind viele Erkenntnisse in der körperlichen Medizin absolute Erkenntnisse, die entweder zutreffen oder nicht zutreffen. Daher hat Karl Jaspers aufgezeigt dass solche Diagnosen gemäß einer Gattung festgestellt werden der sie bestimmt zugeordnet werden können oder nicht zugeordnet werden. (vgl. mit Jaspers Zitat)

Die Prüfung einer psychiatrischen Diagnose kann bekanntlich lediglich auf der Vorstellungsebene vorgenommen werden. Wir gelangen also zu einer psychiatrischen Diagnose, in dem wir auf der Ebene der Vorstellungen durch Überlegung und Vergleich von Vorstellungen „prüfen“, ob die Diagnose zutrifft oder nicht. Eine andere Prüfung ist nicht möglich. Damit wird deutlich warum in der Psychiatrie diagnostische Probleme auftreten, wie sie in der körperlichen Medizin nur am Rande auftreten, nämlich dort wo medizinische Diagnosen, ebenso wie psychiatrische Diagnosen, sich auf bloßen Ideen gründen, nämlich auf die Feststellung von gewissen Symptomen oder Phänomenen.

 

(letztes update 21.11.2010)

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