gesundheitliche Störung

Eine gesundheitliche Störung ist eine krankheitswertige Störung der Gesundheit.

Dabei kann die gesundheitliche Störung vorwiegend den Körper betreffen.

In der Medizin im Sinn der universitären Medizin spricht man dann von einer körperlichen Störung oder von einer körperlichen Krankheit.

In beiden Fällen muss die Störung der Gesundheit krankheitswertig sein.

 

Gesundheitliche Störung – Störung der Funktion:

Oder man spricht bei gewissen Störungen der Gesundheit von einer krankheitswertigen Störung der körperlichen Funktion.

Fallweise spricht man auch von einer krankheitswertigen körperlichen Funktionsstörung.

Oder es kann die Störung der Gesundheit vorwiegend die Psyche betreffen.

In einem solchen Fall wird in der Psychiatrie, falls die Störung der Gesundheit krankheitswertig ist eine psychischen Störung diagnostiziert.

Man kann in einem derartigen Fall auch sagen, dass die psychische Funktion krankheitswertig beeinträchtigt ist.

Demgemäß kennt man im Abendland im Hinblick auf die Störungen der Gesundheit primär die Gliederung in die Medizin im Sinn der universitären Medizin und in die Psychiatrie, weil diese Fachbereiche die Störungen der Gesundheit basierend auf einem System diagnostizieren, klassifizieren und therapieren.

In jüngerer Geschichte des Erforschen und Therapierens von Störungen der Gesundheit ist im Abendland ist die Psychosomatik entstanden, die mit den psychosomatischen Störungen befasst ist.

Daneben gibt es allerdings seit langem alternative andere Wege und Methoden gemäß denen Störungen der Gesundheit behandelt werden und diese werden unter dem Sammelbegriff Alternativmedizin erfasst.

An dieser Stelle sei angemerkt dass die Methoden der Behandlung der Störungen der Gesundheit – wie sie in anderen Kulturen entstanden sind – unter dem Aspekt des Abendlandes zu den alternativen Methoden zählen, weil sie nicht in ein gemeinsames System mit den abendländischen Methoden eingebunden sind bzw. nicht in dieses System eingeordnet werden können.

Man kann daher auch sagen, dass diese (alternativen) Methoden zur Therapie der Störungen der Gesundheit sich außerhalb der Systematik der universitären Medizin und der Psychiatrie befinden, bzw. sie als Methoden der Therapie unabhängig von den systematischen Methoden existieren.

Gliederung der Methoden der Heilkunde in systematische Methoden und in Methoden die außerhalb einer Systematik entstanden sind:

Die Heilkunde kann somit einerseits in die systematischen Methoden der Therapie der Störungen der Gesundheit gegliedert werden, nämlich in die universitären Medizin und in die Psychiatrie, so wie sie im Abendland entstanden sind.

Und andererseits in den Bereich der Heilkunde der die Methoden erfasst, die nicht in diesem System entstanden sind. Dazu zählen die einzelnen Methoden der Alternativmedizin im engeren Sinne und die Methoden die in Kulturen außerhalb des Abendlandes entstanden sind (Beispiel: Traditionelle Chinesische Medizin, Akupunktur, Ayurveda usf.).

Erwähnt sei hier dass die Psychosomatik zwischen der universitären Medizin und der Psychiatrie eine „Zwischenstellung“ einnimmt – jedoch selbst nicht im System der universitären Medizin und der Psychiatrie entstanden ist. Was zur Folge hat dass die Störungen der Gesundheit die durch psychosomatischen Diagnosen erfasst werden, auch unter medizinischen Diagnosen und/oder psychiatrischen Diagnosen erfasst werden können.*

Weil die gesundheitlichen Störungen und Krankheiten des Körpers in der westlichen Medizin nach einem System geordnet diagnostiziert und klassifiziert werden, und andererseits in der Psychiatrie die krankheitswertigen Störungen der Psyche, kam es vor ca. 200 Jahren zur Aufspaltung der vormaligen Medizin in die heutige universitäre Medizin (= Schulmedizin) und in die Psychiatrie.*

Es werden demgemäß in der medizinischen Diagnostik die gesundheitlichen Störungen des Körpers nach einem System geordnet erfasst und in der medizinischen Klassifikation systematisch klassifiziert, und infolge in der medizinischen Wissenschaft systematisch studiert.*

Entsprechend werden in der psychiatrischen Diagnostik die krankheitswertigen Störungen der Psyche nach einem System geordnet erfasst und daher systematisch diagnostiziert, und in der psychiatrischen Klassifikation systematisch klassifiziert, und sodann in der psychiatrischen Wissenschaft systematisch studiert.*

Falls  also die gesundheitliche Störung durch körperliche Merkmale erfasst wird, dann führt dies zur entsprechenden medizinische Diagnose, oder bei krankheitswertiger Störung der Psyche zur psychiatrischen Diagnose.

Während eine andauernd bestehende gesundheitliche Störung in der Regel als Krankheit bezeichnet wird, spricht man bei einer nur zeitweise bzw. nur phasenweise auftretenden Störung der Gesundheit in der Regel nicht von einer Krankheit, sondern eben von einer vorübergehenden (= passageren) gesundheitlichen Störung.

Der Unterschied im Begriff „Krankheit“ zum Begriff „Störung“ gründet sich somit wesentlich auf den Unterschied in der Dauer und auch auf den Unterschied im Verlauf  etwa im Hinblick auf auftretende Krankheitsschübe und dazwischen liegende ruhige Intervalle.

Die Krankheit besteht andauernd (ohne Unterbruch), die Störung besteht vorübergehend, also mehr oder weniger lang – man kann auch sagen: zeitweise –  und es sollte demgemäß im einen Fall der Begriff: Krankheit verwendet werden und im anderen Fall der Begriff: Störung.

Ferner kann im Hinblick auf die Störung der Gesundheit die Funktion beachtet werden und spricht man dann eben von der jeweiligen Funktionsstörung.

Man kann also festhalten, dass man im Hinblick auf die systematisch klassifizierten Störungen der Gesundheit die körperliche Krankheiten bzw. die körperlichen Störungen von den psychischen Krankheiten bzw. von den psychischen Störungen unterscheiden kann.

Demgemäß erfasst man in der universitären Medizin die körperlichen krankheitswertigen gesundheitlichen Störungen (Krankheiten) des Körpers, hingegen in der Psychiatrie die krankheitswertigen Störungen der Psyche, nämlich die psychischen Störungen.

Im konkreten Fall kann die Ursache der gesundheitlichen Störung bekannt sein, weil es sich um eine faktische Ursache handelt, oder sie ist nicht näher bekannt, weil es sich um eine komplexe Ursache handelt. Hier die Störung der Gesundheit im Wesentlichen also nur aufgrund der klinischen Erscheinung bzw. im Wesentlichen nur auf Grundlage des klinischen Erscheinungsbildes diagnostiziert werden kann.

Krankheit als Gegensatz zur Gesundheit – Bestimmung der gesundheitlichen Störung durch Merkmale:

Man kann sagen, dass der Zustand der Krankheit den Gegensatz zum Zustand der Gesundheit darstellt.

Demgemäß kann die Krankheit bzw. die gesundheitliche Störung durch Krankheitszeichen erfasst werden, und dementsprechend wird eine gesundheitliche Störung durch die Merkmale der gesundheitlichen Störung bestimmt.

In der Medizin werden die körperlichen Krankheiten durch körperliche Krankheitszeichen erfasst, hingegen in der Psychiatrie die unterschiedlichen psychischen Störungen durch die psychischen Krankheitszeichen, nämlich durch die krankheitswertigen psychischen Phänomene, die auch als psychopathologische Phänomene bezeichnet werden.

Es betreffen die Merkmale der gesundheitlichen Störung also entweder den Körper oder die Psyche.

Die Trennung in körperliche gesundheitliche Störungen (Krankheiten) und in psychische Störungen ergibt sich aus der Tatsache, dass wir das Ganze des Menschen als Einheit in Körper und Psyche gliedern.*

Demgemäß gibt es die Gruppe der gesundheitlichen Störungen, die primär den Körper betreffen und die in der medizinischen Diagnostik erfasst werden, und andererseits die Gruppe der Störungen der Gesundheit, die primär die Psyche, also das Erleben, teils auch das Reagieren und Verhalten betreffen, und die in der psychiatrischen Diagnostik erfasst werden.

Natürlich betreffen auch körperliche Störungen (Krankheiten) immer auch das Erleben und damit auch die Psyche, und es betreffen umgekehrt auch die Störungen der Psyche respektive die psychischen Störungen immer auch den Körper.

Die psychischen Störungen werden jedoch auf der Grundlage von psychischen Merkmalen, nämlich auf der Grundlage von  psychischen Phänomenen bzw. psychopathologischen Phänomenen diagnostiziert, wohingegen die körperlichen Krankheiten auf der Grundlage von körperlichen Merkmalen, also auf der Grundlage von körperlichen Symptomen, körperlichen Phänomenen und sonstigen Merkmalen diagnostiziert werden.

Da eine Krankheit (gesundheitliche Störung) durch eine Diagnose erfasst wird, unterscheidet man demgemäß eine medizinische Diagnose von einer psychiatrischen Diagnose.

Die sogenannten psychosomatischen Störungen im engeren Sinn, und damit die psychosomatischen Diagnosen im engeren Sinn, nehmen eine Zwischenstellung ein, insofern eine solche Diagnose sowohl psychische Aspekte wie auch körperliche Aspekte berücksichtigt.*

Man findet also, dass eine körperliche Krankheit auf der Grundlage von körperlichen Zeichen diagnostisch erfasst wird, wohingegen eine psychische Störung (psychische Krankheit) auf der Grundlage von psychischen Zeichen, sprich auf der Grundlage von krankheitswertigen psychischen Phänomenen diagnostisch erfasst wird, die man als psychopathologische Phänomene bezeichnet.

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Man sagt: jemand fühlt sich krank oder jemand fühlt sich gesund. Oder man sagt: jemand ist krank oder ist gesund.

Ein Arzt stellt in gewissen Fällen auf der Grundlage von krankheitswertigen Befunden eine Krankheit fest, ohne dass Beschwerden vorhanden sind und ohne dass ein subjektives Krankheitsgefühl vorhanden ist.

Die Feststellung einer Diagnose bzw. die Feststellung einer Krankheit hat mit einem Urteil zu tun und es kann dabei die Befindlichkeit eine Rolle spielen oder unter Umständen ist die Diagnose auf festzustellen ohne dass eine Befindlichkeitsstörung besteht.

Das Urteil ob jemand krank ist kann von der betroffenen Person selbst, also vom Subjekt, oder von einer anderen einer außen stehenden Person gefällt und damit festgestellt werden.

Wenn jemand einen Schnupfen bekommt, so fühlt er sich zuerst noch gesund, irgendwann tritt jedoch bei den meisten Personen das Bewusstsein auf, dass man sich krank fühlt. Sich krank fühlen hat also mit einer subjektiven Bewertung also mit einem subjektiven Urteil zu tun.

Andererseits ist objektiv betrachtet eine Person krank wenn sie z.B. von einem Virus infiziert worden ist und die Virusvermehrung bereits in Gang gekommen ist und die Krankheit bereits ein gewisses Ausmaß erlangt hat. Dabei kann  es allerdings sein dass sich die betroffene Person noch nicht krank fühlt und das Krankheitsbewusstsein erst auftritt wenn sich gewisse Symptome und Phänomene bemerkbar machen, also tritt das Krankheitsbewusstsein erst auf wenn ein gewisser Symptomenkomplex vorliegt und ein gewisses klinisches Erscheinungsbild manifest ist. Subjektiv gesehen fühlt sich die betroffene Person also erst krank wenn sie gewisse Beschwerden hat, wenn also gewisse Symptome und gewisse Phänomene, also gewisse Krankheitszeichen aufgetreten sind, so z.B. bei einem grippalen Infekt etwa Niesen, Husten und die typischen Gliederschmerzen, ein Schwächegefühl usw.

Es wird also unter Umständen etwas aus objektiver Sicht als krank bezeichnet, was aus subjektiver Sicht noch nicht als krank empfunden bzw. bewertet wird und umgekehrt.

Manch eine Person fühlt sich krank und sie ist davon überzeugt nicht mehr arbeiten zu können, wohingegen der Gutachter von der Rentenversicherung im Prüfungsverfahren feststellt, dass ihr gewisse Arbeiten noch möglich und daher zumutbar sind. Man sieht also, dass die Sichtweisen bezüglich des Krankseins divergieren können und dass hinter der Feststellung „gesund“, oder „krank“ eine subjektive Bewertung bzw. ein subjektives Urteil steckt.

Andererseits wenn im Blut bei einer Person gewisse Viren z.B. die Viren, die eine Hepatitis B verursachen, festgestellt werden, dann ist die Person objektiv gesehen also aus der Sicht eines in der Medizin tätigen Arztes krank auch wenn sie sich selbst noch gesund fühlt. In diesem Fall gründet sich die Feststellung der Krankheit bzw. die Feststellung des Infekts auf ein objektives Urteil, nämlich den objektiven Nachweis der Hepatitis B Viren im Blut.

Die Feststellung „gesund oder „krank“ ist also von einem empirischen Urteil abhängig, das ein objektives oder ein subjektives empirisches Urteil sein kann.

Bei den empirischen Urteilen unterscheidet Immanuel Kant Wahrnehmungsurteile von Erfahrungsurteilen. (vgl. mit Kant Zitat 6)

Abschließend kann man also sagen, dass das Erkennen einer Krankheit bzw. einer gesundheitlichen Störung auf der Grundlage von Merkmalen erfolgt, die entweder physisch auf der Ebene der real existenten Objekte erkannt werden – die Immanuel Kant als Gegenstand schlechthin bezeichnet, oder es beruht ein solches Urteil auf Kriterien, die auf der Ebene der Ideen festgestellt werden, die Immanuel Kant als Gegenstand in der Idee bezeichnet. (vgl. mit Kant Zitat 7)

In der Erkenntnisbasis findet man also den Grund warum man einen Teil der Krankheiten bzw. der gesundheitlichen Störungen objektiv gültig bestimmen kann, wohingegen man den anderen Teil der Krankheiten bzw. der gesundheitlichen Störungen nicht objektiv gültig, sondern nur subjektiv gültig erkennen und diagnostisch bestimmen kann.

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Weiteres* zur Aufspaltung der vormaligen Medizin und zur Entstehung der Psychiatrie als eigenständige Wissenschaft in, sowie zur Stellung der Alternativmedizin in der Heilkunde in meinem Buch:

Diagnostik, Klassifikation und Systematik in Psychiatrie und Medizin

erschienen im April 2019 im Verlag tredition

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(letzte Änderung 16.02.2024, abgelegt unter: Definition, Diagnostik, Heilkunde, Krankheit / gesundheitliche Störung, Medizin, Medizinische Diagnostik, Psychiatrie, psychische Störung, Psychosomatik, Wissenschaft)

zuletzt pos 1 am 17.03.203

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