Konsequenzen für die Psychiatrie, 6. Teil – das Wesen der Psychiatrie

In den Beiträgen Konsequenzen werden in Bezug auf die Philosophie von Immanuel Kant verschiedene Aspekte diskutiert wie sie sich aus der Erkenntnisbasis ergeben.

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Die Psychiatrie basiert auf psychologischen bzw. psychopathologischen Ideen und der Relation dieser Ideen zueinander – diese Ideen bilden den Aufbau und die Gliederung der Psychiatrie und damit auch die  Systematik und das Wesen der Psychiatrie.

Im Rahmen der psychiatrischen Ausbildung erlangt der werdende Psychiater/Psychiaterin mit dem Erwerb der klinischen Erfahrung auch das Verständnis für die psychiatrischen Ideen und deren Relation zueinander.

Vergegenwärtigt man sich die Entwicklung der Psychiatrie, wie sie in den letzten 2 Jahrzehnten stattgefunden hat, so fällt auf, dass in Bezug auf die psychiatrischen Ideen heutzutage schwerpunktmäßig andere Ideen (Theorien) im Vordergrund stehen als in der Vergangenheit.

Die geisteswissenschaftliche Basis der Psychiatrie ist gegenwärtig nur noch ausnahmsweise im Rahmen der psychiatrischen Aus- und Fortbildung ein Thema. Hingegen dominieren gegenwärtig die biologischen Theorien wie sie in der biologischen Psychiatrie zur Gehirntätigkeit, Psychopharmakologie und Psychopharmakotherapie entwickelt worden sind. Hingegen wird den Grundlagen des psychiatrischen Erkennens in der Lehre, also in der Aus- und Fortbildung in der Psychiatrie kein wirkliches Interesse mehr zu Teil. Vielfach hat man den Eindruck, dass sich die Psychiatrie der Gegenwart bereits als körperliche Disziplin versteht wie die Medizin.

Das heißt die geisteswissenschaftliche Basis der Psychiatrie ist praktisch nicht mehr Gegenstand der Aus- und Fortbildung – obwohl andererseits die ICD-10 Klassifikation und auch die DSM-IV Klassifikation auf psychopathologischen Phänomenen – also auf mentalen Erkenntnisobjekten– aufgebaut sind.

Das heißt der Ursprung der psychiatrischen Erkenntnisse wird nicht mehr reflektiert.

Dadurch entsteht der Eindruck, dass die Psychiatrie – so wie die anderen medizinischen Disziplinen – auf einer biologischen Basis begründet ist, und sich daher ihr Wesen aus dem Verständnis dieser biologischen Zusammenhänge ergibt.

Dies ist zwar richtig insofern die psychischen Erscheinungen – so wohl die normalen wie auch die abnormalen – auf der biologischen Funktion der Nervenzellen zu Stande kommen. Als Instrumentarium zur Erfassung der psychischen und psychiatrischen Erscheinungen dient jedoch nach wie vor dieselbe psychologische bzw. psychopathologische Begrifflichkeit als Grundlage für das psychiatrische Erkennen bzw. Diagnostizieren, wie dies seit und je der Fall war. Das heißt das Wesen der Psychiatrie ist nach wie vor durch die mentale Basis bestimmt und nicht durch eine biologisch Basis bzw. durch biologische Parameter, durch die ein Teil der psychischen Störungen erklärt wird.

In einzelnen Beiträgen dieser website wird in Bezug auf das Gedankengut von Immanuel Kant diskutiert, wie sich diese Verschiebung der Sichtweise – hin auf die biologische Seite – auf die Psychiatrie selbst und auf das Verständnis der Psychiatrie in der Öffentlichkeit auswirkt und welche Konsequenzen daraus resultieren.

In der Link-Liste Konsequenzen sind diverse Beiträge zu diesem Themenkreis aufgelistet.

 

(der Beitrag ist noch in Arbeit, letztes update 7.8.2010)

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