Erfahrung – Einleitung

Menschen und Tiere manchen Erfahrungen und lernen aus den Erfahrungen.

Infolge des Gedächtnisses merken wir uns was wir erlebt und erfahren haben.

Wenn wir etwas Neues erleben, das uns an eine frühere Erfahrung erinnert, so erwarten wir infolge der früheren Erfahrung, dass etwas Gleichartiges eintreten wird.

Auf diese Art und Weise gelangen wir zu einer regelmäßigen Erwartung bzw.  einer empirischen Regel. (vgl. mit Kant Zitat 26 und Kant Zitat 12c).

Wir haben also die Erwartung, dass etwas Gleichartiges eintreten wird.

Immanuel Kant spricht davon, dass diese Erwartung infolge der spekulativen Vernunft auftritt- gemäß der wir mit dieser Regelmäßigkeit rechnen (vgl. mit Kant Zitat 2a).

Berücksichtigt man nun die Tatsache, dass manch ein Erkenntnisobjekt uns als Gegenstand schlechthin zur Erkenntnis gegeben ist und wir einen solchen Gegenstand der Erkenntnis, da er uns tatsächlich als reales Objekt gegeben ist „physisch“ bestimmen können (vgl. mit Kant Zitat 7) und dem entgegen ein anderer Erkenntnisgegenstand uns nur als „Gegenstand in der Idee“ gegeben ist, so folgt daraus, dass wir bezüglich der realen Objekte, also bezüglich der „Gegenstände schlechthin“ sichereres Wissen erlangen können, als dies bei mentalen Objekten der Fall ist, die uns nur als Gegenstände in der Idee gegeben sind.

Mit anderen Worten, Erkenntnisse in der Medizin, die auf physischen Objekten beruhen führen zu sichererem Wissen als medizinische Erkenntnisse, die lediglich auf Symptomen und nicht-objektivierbaren Phänomenen (gr. phenomenon = das was erscheint, das Erscheinende) beruhen, die wir nicht objektiv gültig sondern nur subjektiv gültig bestimmen können.

Tatsächlich sind uns nämlich mentale Objekte, wie Symptome und nicht objektivierbare Phänomene nur als die Begriffe (vgl. mit Kant Zitat 7) von bloßen Ideen bzw. nur als systematische Einheit gegeben. (vgl. mit Kant Zitat 8)

So sind uns in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) die einzelnen Merkmale, als psychische Symptome und psychische Phänomene gegeben, die als bloße Ideen im Bewusstsein erscheinen.

Dies ist der Grund warum z.B. in der Psychiatrie weiterhin nach physischen Parametern der „schizophrenen Störungen“ geforscht wird.

Dies ist auch der Grund warum z.B. die phänomenologisch-diagnostische Einheit: „Progressive Paralyse“ zugunsten der körperlich definierten Einheiten: Luetische-Encephalitis und anderer organischer Ursachen – die zum klinischen Erscheinungsbild einer progressiven Paralyse führen können – verlassen worden ist bzw. durch diese ersetzt worden ist.

In gleicher Weise hat man auch in der Medizin z.B. die phänomenologische Einheit „Phthisis“ (Schwindsucht) verlassen, nach dem man den Erreger, die körperliche Ursache der Tuberkulose entdeckt hat, die vielfach zum klinischen Erscheinungsbild einer „Phthisis“ geführt hat.

Während also gewisse Erkenntnisse in der Medizin nach naturgesetzmäßigen Regeln auf der Grundlage von physischen Befunden bzw. „Gegenständen schlechthin“ objektiv festgestellt und in der Wissenschaft studiert werden, ist dies bei anderen gesundheitlichen Störungen (Krankheiten) nicht möglich.

In der Psychiatrie gründen sich alle psychiatrischen Diagnosen auf psychische Phänomene und psychische Symptome und es sind etwa gefundene physische Befunde nur von zusätzlicher Bedeutung, nämlich in dem Sinn, dass eine weitere Spezifizierung der psychischen Störung dadurch unter Umständen möglich ist (etwa dass bei einer depressiven Störung nachträglich entdeckt wird, dass diese im Zusammenhang einem Schilddrüsen-Hormonmangels aufgetreten ist etc.) womit die Entstehung der psychischen Störung unter Umständen dadurch erklärt werden kann. (Weiteres dazu im Beitrag über die Schichtenregel von Karl Jaspers)

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Betrachtet man die Mannigfaltigkeit unserer Erfahrungen und Erlebnisse so findet man, dass in gewissen Fällen die nachfolgenden Ereignisse gemäß einer Regelmäßigkeit bis hin zu einer Gesetzmäßigkeit zu beobachten sind.

Läßt man zum Beispiel eine Kugel über einen schiefen Tisch rollen, so rollt die Kugel unzweifelhaft auch das nächste Mal in die selbe Richtung über den Tisch und stürzt dann zu Boden. Hierbei handelt es sich offensichtlich um eine gesetzmäßig zu beobachtende Erfahrung bzw. ein Naturgesetz.

Beobachtet man im Herbst die Äpfel auf einem Baum, so macht man die Erfahrung, dass die allermeisten Äpfel, wenn sie reif sind von selbst vom Baum fallen. Die Erfahrung lehrt allerdings, dass dies für einige wenige Äpfel nicht zutrifft und diese weiterhin am Baum bis in den Winter hängen bleiben. Es handelt sich hierbei offensichtlich nur um einen Regelfall, dass die Äpfel vom Baum fallen und nicht um ein Naturgesetz. Es gibt Ausnahmen zu dieser Regel.

In der Medizin macht man bei den objektivierbaren medizinischen Diagnosen oftmals die Erfahrung, wie beim Beispiel mit den Äpfeln am Baum. In vielen Fällen kann man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit damit rechnen, dass gewisse weitere Ereignisse eintreten werden – allerdings macht man die Erfahrung, dass es Ausnahmen zu dieser Regel gibt (beispielsweise bezüglich der Medikamentenverträglichkeit).

Auch in der Psychiatrie macht man die Erfahrung, dass gewisse Ereignisse mit einer gewissen Regelmäßigkeit aufeinander folgen – allerdings kann man in der Psychiatrie bei weitem nicht in allen Bereichen mit einer gleich stark ausgebildeten Regelmäßigkeiten rechnen, wie dies in der Medizin der Fall ist, bzw. wie dies im vorgenannten Apfelbeispiel der Fall ist. In der Psychiatrie findet man Regelmäßigkeiten von unterschiedlichem Grade, bis hin zu Sachverhalten wo kaum mehr von einer Regelmäßigkeit ausgegangen werden kann.

Diese unterschiedlichen Grade der Regelmäßigkeit sind in der Psychiatrie bemerkt worden. (vergleiche diesbezüglich die Diagnosen der 1. Schicht gemäß der Schichtenregel von Karl Jaspers mit den Diagnosen der 3. Schicht.)

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(letzte Änderung 21.10.2016, abgelegt unter Diagnostik, Erfahrung, Psychiatrie, Psychologie, Medizin, Wissenschaft)

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