psychopathologischer Begriff

Ein psychopathologischer Begriff ist ein Begriff wie in der Psychopathologie beschrieben und definiert worden ist.

Somit ist ein psychopathologischer Begriff der in der klinischen Psychiatrie entstanden ist.

Man kann daher auch sagen, dass ein psychopathologischer Begriff ein psychiatrischer Begriff ist, insofern durch psychopathologische Begriffe die krankheitswertigen Auffälligkeiten der Psyche in der klinischen Psychiatrie erfasst werden.

Mit anderen Worten: in der klinischen Psychiatrie werden die psychopathologisches Phänomene durch psychopathologische Begriffe erfasst und kann man dadurch die psychische Störung in der psychiatrischen Diagnostik bestimmen.

Dabei kann ein psychopathologischer Begriff ein einzelnes Merkmal einer psychischen Störung beschreiben und bestimmen.

Oder man kann dadurch den den ganzen psychischen Symptomenkomplex beschreiben und bestimmen.

Es ist ein psychopathologischer Begriff also ein Begriff, wie er in der Psychopathologie bzw. in der psychiatrischen Phänomenologie von Fachärzten im Hinblick auf die unterschiedlichen psychischen Störungen definiert worden ist, um eine krankheitswertige Erscheinung der Psyche, so etwa ein krankheitswertiges psychisches Symptom oder ein krankheitswertiges psychisches Phänomen – somit ein einzelnes psychopathologisches Phänomen – oder den ganzen psychischen Symptomenkomplex in der psychiatrischen Diagnostik durch diesen Fachbegriff bzw. durch dieses Wort zu bestimmen.

Demgemäß beruht die Diagnostik in der Psychiatrie auf den psychopathologischen Begriffen, insofern durch diese begrifflichen Einheiten die einzelnen psychopathologischen Phänomene und auch die ganzen psychischen Symptomenkomplexe der unterschiedlichen psychischen Störungen erfasst werden.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet erkennt man auf Grundlage der Philosophie von Immanuel Kant, dass der psychopathologische Begriff die systematische Einheit der psychopathologischen Idee ist (vgl. mit Kant Zitat 7) und es ist daher ein solcher Begriff ein regulativer Begriff.

Ferner kann man sagen, dass der psychopathologische Begriff der Begriff einer transzendentalen Idee ist weil er sich auf ein transzendentes Erkenntnisobjekt respektive auf eine transzendente Einheit bezieht.

Es ist ein psychopathologischer Begriff also eine diagnostische Einheit, die in Abstimmung mit den anderen diagnostischen Einheiten des psychiatrisch-diagnostischen Systems definiert worden ist, um dadurch etwa ein einzelnes psychopathologisches Phänomen oder den ganzen psychischen Symptomenkomplex der psychischen Störung durch diese Einheit, die eine systematische Einheit (vgl. mit Kant Zitat 7) ist, geistig zu erfassen.

Dabei wird deutlich, dass die einzelne definierte systematische Einheit zu den anderen definierten systematischen Einheiten des (diagnostischen) Systems dialektisch ist.

Demgemäß werden die psychopathologischen Begriffe in der psychiatrischen Praxis und in der psychiatrischen Wissenschaft in der Diagnostik durch die philosophische Methode der Dialektik erkannt, insofern im konkreten Fall die Fachperson durch das Vergleichen und Gewichten ihrer Ideen erkennt welcher psychopathologische Begriff bzw. welche systematische Einheit des Systems passend ist.

Und es bedeutet dies, dass ein solcher Begriff bzw. das Zutreffen des Begriffs auf den konkreten Fall nicht physisch und damit nicht biologisch (physiologisch, physikalisch, etwa durch eine bildgebende Einheit – wie sie zum Beispiel mit der Methode der Funktionellen Magnetresonanztomgraphie (fMRT) gewonnen werden kann) überprüft werden kann, weil es sich hierbei um den Begriff einer bloßen Idee handelt.

Eine psychiatrische Idee ist nämlich – so wie eine psychologische Idee – eine bloße Idee (vgl. mit Kant Zitat 4).

Es ist also nicht möglich in der Psychiatrie derartige Begriffe und damit etwa die Grenzen der psychiatrischen Diagnosen auf physischer Grundlage zu überprüfen und zu bestimmen.

Daher wird durch das Missverstehen der psychiatrischen Ideen und damit durch das falsche Verständnis in Bezug auf das psychiatrische Wissen, zum Beispiel durch willkürlich definierte psychiatrische Einheiten etwa durch willkürlich definierte psychiatrische Diagnosen – wie dies etwa im Rahmen der letzten Revision der DSM Klassifikation zur DSM-V Klassifikation geschehen ist  – das rational begründete diagnostische System der Psychiatrie zerstört!

In diese ihre Existenz bedrohende Gefahr ist die Psychiatrie als empirische Wissenschaft geraten,  weil seit geraumer Zeit die Basis des psychiatrischen Wissens und damit die Erkenntnisbasis  in der Psychiatrie nicht mehr beachtet wird.

Im Glauben, dass es sich beim psychiatrischen Wissen um ein Wissen handelt, wie in der Medizin, entstand dieses Missverständnis in Bezug auf die psychiatrischen Ideen.

Mit anderen Worten: es fehlt in der Psychiatrie der Gegenwart seit geraumer Zeit das Methodenbewusstsein – wie dieses vom Psychiater und Philosoph Karl Jaspers wiederholt gefordert worden ist – und es resultiert daraus die große Gefahr, dass die Psychiatrie als Wissenschaft ihre rational begründete Struktur verliert.

Weiteres zu den psychopathologischen Begriffen:

Psychopathologische Begriffe sind regulative Begriffe, insofern durch diese Begriffe die Relationen der krankheitswertigen psychischen Erscheinungen untereinander „geregelt“ und dadurch empirisch begründet definiert werden.

Psychopathologische Begriffe sind als diagnostische Einheiten zweckmäßige Einheiten im Sinn von Immanuel Kant.

Man kann auch sagen: psychopathologische Begriffe sind projektierte Einheiten, die auf der Grundlage ihrer klinischen Erfahrung von in der Psychiatrie tätigen Fachleuten durch vernünftige Überlegungen erkannt worden sind.

Wie man sich überzeugt handelt es sich dabei um Überlegungen, die auf Basis der reinen Vernunft entstanden sind.

Weil psychopathologische Begriffe sich auf bloße Ideen gründen, kann das Zutreffen eines solchen Begriffs nicht physisch (biologisch, physiologisch,  bildgebend, biochemisch usf.) überprüft werden.

Mit anderen Worten: die Objektivierung einer solchen diagnostischen Einheit und damit die Überprüfung auf der Ebene der Objekte ist nicht möglich.

Beispiele für psychopathologische Begriffe die einzelne Merkmale oder ganze Symptomenkomplexe von psychischen Störungen erfassen:

kognitive Störung

affektive Störung

formale Denkstörung

inhaltliche Denkstörung

krankheitswertige Angst, Angststörung,

Psychose

Wahn

wahnhafte Gewissheit

Wahneinfall

Paranoia

Neurose

Depression

Schizophrenie

Oligophrenie

geistige Behinderung

Demenz

Alzheimerkrankeit

Vergesslichkeit

Merkfähigkeitsstörung

krankheitswertige Gedächtnisstörung

Kritikstörung

eingeschränktes Denkvermögen

usf.

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(letzte Änderung 30.09.2022, abgelegt unter: Begriff, psychiatrischer Begriff, Definition, Diagnostik, Gutachten, Psychiatrie, psychische Störung, Psychopathologie, Wissenschaft, Forensische Psychiatrie)

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