technokratisches Denken

Das technokratische Denken ist ein Denken das die Technik und die technischen Vorgänge zum Vorbild hat um etwas zu beherrschen.

Man kann auch sagen: das technokratischen Denken ist ein Denken das den gegenständlichen Zusammenhang gemäß der Technik versteht und erklärt.

In der Heilkunde ist das technokratische Denken mit dem naturwissenschaftlichen Denken verwandt bzw. teils aus diesem hervorgegangen (vgl. mit Robert Jütte Zitat).

Dabei ist das technokartische Denken mit dem mechanistischen Denken verwandt, weil die Technik in einem großen Bereich aus der Mechanik hervorgegangen ist.

Wegen dem Vergleich mit mechanischen Vorgängen ist in der universitären Medizin und überhaupt im Alltag der westlichen und zunehmend auch in der östlichen Zivilisation das technokratische Denken weit verbreitet, und es entstand dadurch ein auf der Technik basierender Machbarkeitsglaube.

Diesem Ansatz gemäß wird der Mensch – vergleichbar mit einer technischen Apparatur – angesehen, bei der nach Belieben die Teile des „Apparats“ ausgewechselt und durch neue Teile ersetzt werden können, und so entsteht damit verbunden der persönliche Glaube bzw. die Vorstellung der Person im Sinn der mehr oder weniger gefestigten persönlichen Meinung, dass diverse medizinische Probleme dadurch beherrscht werden können.

Dies steht allerdings im Widerspruch zur Natur und daher ist das technokratische Denken in gewisser Hinsicht ein Denken das im Widerspruch zum natürlichen Denken steht.

Der Mensch kann zwar kraft der technischen Errungenschaften die Natur ein Stück weit durch mit Hilfe der technischen Möglichkeiten, etwa durch eine Prothese ersetzten – zu glauben, dass man dadurch jedoch die Natur beherrschen kann ist eine von Größenwahn getragene Verkennung.

Bekanntlich werden die natürlichen Grenzen und die damit gegebenen Beschränkungen offensichtlich, wenn etwa Gelenke durch Gelenkprothesen ersetzt werden, oder wenn  Organe durch transplantierte Organe im Rahmen einer Organtransplantationen ersetzt werden.

Auch können Medikamente/Pharmaka/Impfungen in gewisser Hinsicht nützlich sein und positive Effekte erzielen, aber zu glauben, dass dadurch die  Natur beherrscht werden kann, ist nichts anderes als Größenwahn.

Dabei sei an dieser Stelle festgehalten, dass der Schreiber dieser Zeilen nicht grundsätzlich gegen derartige Mittel und Unternehmungen eingestellt ist, sondern gegen die leichtfertige Vorgehensweise und die allzu schnelle Indikation und den leichtfertigen Einsatz, insbesondere im Hinblick auf die Durchführung von heiklen Operationen – bis ins höchste Lebensalter.

Vielmehr soll in jedem einzelnen Fall kritisch geprüft und abgeschätzt werden was durch die angestrebte Maßnahme erreicht werden kann. Es soll der Patient vom behandelnden Arzt also über die Möglichkeiten, bei gleichzeitiger Berücksichtigung der möglicherweise auftretenden Probleme, nach bestem Wissen und Gewissen beraten werden, sodass der Patient am Schluss sich selbst dafür oder dagegen entscheiden kann.

Es muss also eine realistische Schaden-Nutzenabwägung stattfinden an deren Ende ein eindeutiger Vorteil zu fordern ist. Wie leicht einsehbar wird hier der bloße Glaube an die Machbarkeit nicht vernünftig sein, sondern es muss am Schluss der Patient kraft seinem Hausverstand erkennen und entscheiden können was mit welchen Risiken verbunden ist.

Gänzlich verrückt erscheint das Ansinnen ein menschliches Gehirn verpflanzen zu können.

Derartiges Denken ist in der universitären Medizin (= Schulmedizin)/Psychiatrie und Psychologie völlig fehl am Platz.

Vielmehr ist in diesen Bereichen ein naturgemäßes Denken bzw. ein biologisches Denken gefordert.

Es gilt hier der Spruch von Johann Wolfgang von Goethe:Die Natur versteht keinen Spaß, sie ist immer wahr, immer ernst, immer strenge, sie hat immer recht, und die Fehler und Irrtümer sind immer des Menschen.“

Wenn man den Sachverhalt kritisch betrachtet, dann handelt es sich beim Menschen nur sehr beschränkt um etwas das mit einer technischen Apparatur verglichen werden kann, und es sind demgemäß die Ergebnisse, die etwa mit dem Ersatz der Körperteile verbunden sind oftmals als sehr bescheiden oder gar als enttäuschend zu bezeichnen, insbesondere dann, wenn die Indikation nur fraglich gegeben war. Es bedarf also der kritischen Prüfung, ob und mit welchen Folgen verbunden, etwas machbar ist. Mit anderen Worten: es soll im einzelnen Fall kritisch geprüft und durch vernünftige Überlegung geprüft werden, inwiefern der Defekt oder der Mangel ersetzbar bzw. wie weitgehend er kompensierbar ist und welche Folgen damit verbunden sind.

Das Prinzip Hoffnung und der unkritische Glaube an die Wissenschaft, also der heutzutage stark verbreitete Wissenschaftsglaube und damit verbunden der Machbarkeitsglaube sorgen dafür, dass in der universitären Medizin die Entwicklung weiter in die technokratische Richtung geht und dass das Denken nicht weniger universitärer Lehrer und Studenten – und somit auch das der zukünftigen Ärzte – in Lehre, Praxis und Wissenschaft dadurch massiv prägt ist.

Es führt diese von der Natur entfernte Sichtweise, der Dinge und Zusammenhänge also nur fraglich zu angemessenem ärztlichen Denken und Handeln.

Vielmehr muss derartiges Denken in der Medizin als unkritisches Denken bezeichnet werden das leicht in den Widerspruch zum hypokratischen Eid gerät.

Es werden auf diesem Weg oftmals unkritisch Ziele avisiert und prognostiziert, die so tatsächlich nicht erreichbar sind.

Das unkritische technokratische Denken hat unter anderem zur Folge, dass die Menschen zum großen Teil sehr sorglos mit ihrer Gesundheit umgehen, eben weil man den „Schaden“ oder den „Defekt“ in Zukunft ja – auf Kosten der Allgemeinheit – also zum Nulltarif auf Kosten der allgemeinen Versicherung (Krankenversicherung) repariert bekommt, weil vermeintlich durch die Operation der „Schaden“ behoben werden kann.

Es ist erstaunlich mit welcher Unvernunft – um nicht zu sagen mit welcher Dummheit als Steigerung der Unvernunft – in unserer Gesellschaft und daher auch in der Medizin der Gegenwart diese Erwartung und Vorgehensweise vielfach angetroffen wird, und wie das unkritische Publikum bereitwillig  ist die Dinge an sich vornehmen zu lassen, insbesondere falls die Kosten für die Unternehmungen von der Allgemeinheit oder den privaten Versicherungen getragen werden. Verstehbar führt dies volkswirtschaftlich gesehen an die Grenzen oder über die Grenzen der Finanzierbarkeit, insbesondere dann, wenn die betroffene Person aus politischen Gründen nicht durch einen Selbstbehalt bezüglich der Kosten in die Entscheidung mit eingebunden wird.

Während also das gesamtheitliche vernünftige Überlegen- im Sinne des gesunden Menschenverstandes primär beachtet und berücksichtigt, dass der Mensch eine biologische Einheit ist und darüber hinaus ein denkendes und fühlendes Wesen, dann wird man als Arzt nur sehr beschränkt technokratisch denken.

Man wird als betroffene Person sich angesichts des tatsächlichen und des propagierten Fortschritts der Wissenschaft  also nicht blind an das Prinzip Hoffnung und an den Wissenschaftsglauben klammern, sondern gründlich nachdenken bevor man sich zur Unternehmung mit weitreichenden Folgen entscheidet. Ja, man soll vor allem nachdenken über das woran am meisten gelegen (-> Gracián Zitat).

Und aus der Sicht des Arztes ist es problematisch, wenn man den Leitspruch primum nonnocere durch den blinden Machbarkeitsglauben ersetzt, weil man damit die Vernunft durch die Unvernunft ersetzt.

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(letzte Änderung 29.12.2021, abgelegt unter: Definition, denken, Medizin, Philosophie, Psychiatrie, Definition, diverses, Philosophie, Wissenschaft)

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